2.008
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Des Condottieres Blick richtete sich mit gefurchter Stirn gen Himmel, wo nun, aufgeschreckt durch ihre Ankunft, deutlich mehr Krähen ihre Kreise zogen. „Wir sollten weiter ziehen, wenn wir nicht das Schicksal der Ordensleute teilen wollen. Ich möchte nur ungern von Ferkinas überrascht werden, schon gar nicht in einer solchen Schlucht...“ | Des Condottieres Blick richtete sich mit gefurchter Stirn gen Himmel, wo nun, aufgeschreckt durch ihre Ankunft, deutlich mehr Krähen ihre Kreise zogen. „Wir sollten weiter ziehen, wenn wir nicht das Schicksal der Ordensleute teilen wollen. Ich möchte nur ungern von Ferkinas überrascht werden, schon gar nicht in einer solchen Schlucht...“ | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Der Baron hat recht!" nickte die Vanyadâlerin. "Sehen wir zu, daß wir von hier fortkommen! Ich werde nachher in Elenta befehlen, daß die Ordensritter borongefällig bestattet werden, sobald sich die | |||
Ferkinas wieder in ihr Gebirge zurückgezogen haben." <br>Sie schwang sich wieder in den Sattel und behielt beim weiteren Ritt durch die Schlucht stets die oberen Enden der Steilwände im Auge, damit | |||
man nicht ähnlich überrascht wurde, wie die bedauernswerten Kämpen des Rossbanner-Ordens. | |||
Nach einer Weile endeten endlich die Felswände zu beiden Seiten des Weges und gaben den Blick frei in eine weite, fast baumlose Ebene von sicher fünfzehn Meilen Durchmesser, durch die sich das schmale | |||
Glitzerband des Baches Selaqua wie eine grünsilberne Schlange wand. Nur hier und da ragte vereinzeltes Wacholder- oder Mastixgestrüpp über der nur mäßig gewellten Landschaft auf, die offenbar | |||
vorrangig als Weideland, nicht aber zu ergiebigem Feldbau genutzt wurde. Im Herzen der Elentinischen Ebene, die die Gruppe bereits vergangene Nacht bei Sturm und Dunkelheit am Rande passiert hatte, | |||
leuchteten die rotbraunen Dächer eines recht großen Dorfes, über dem ein trutziger Wehrturm und die Kuppel eines kleinen Tempels aufragten. | |||
Rifada beschirmte ihre Augen mit der Hand gegen das grellweiße Licht der Praiosstunde und spähte blinzelnd in Richtung des Dorfes, das ihr bis vor wenigen Götterläufen untertänig gewesen war. Täuschte | |||
sie sich oder war der Ringwall aus angespitzten Palisaden, der Elenta seit vielen Generationen umgab, an einigen Stellen eingerissen und niedergestürzt? Sie schnupperte - es lag deutlich der Aschegeruch | |||
eines noch nicht ganz verloschenen Großfeuers über der Ebene. Ja, es gab keinen Zweifel - einige der Palisadenpfähle waren umgerissen und lagen nun wie hölzerne Brücken über dem Graben, der Elenta | |||
als zusätzlicher Schutz vor Reiterangriffen bewahren sollte. Der Brandgeruch kam von einer kaum mehr sichtbaren Rauchsäule, die über dem Ortskern, womöglich direkt über dem Traviatempel am Dorfplatz, | |||
aufstieg. | |||
"Verflucht! Seht Ihr das?" wandte sie sich zu Richeza, ihrem Sohn und Dom Hernan um. "Elenta wurde angegriffen! Der Tempel brennt! Sehen wir zu, ob wir noch jemand retten können! Ihre häßlichen Götzen | |||
seien ihnen gnädig, wenn mir dort noch ein paar Ferkinas über den Weg laufen!" Sie zog ihren Morgenstern aus der Satteltasche und brachte ihren Rappen mit einem Schenkeldruck zum losstürmen, der | |||
schon nach wenigen weit ausholenden Sprüngen in den Galopp überging. | |||
Moritatio nickte Richeza aufmunternd zu und versetzte sein Pferd ebenfalls mit gezogenem Schwert in Bewegung, seiner Mutter in schnellem Trab hinterher eilend. Das ebenso gute wie schlechte an dieser | |||
weitläufigen Ebene ohne größere Blickhindernisse war, daß man jeden angreifenden Feind schon aus vielen Meilen Entfernung sah - genauso früh wurde man aber auch selbst gesehen. | |||
Rifada verschwendete in diesem Augenblick keinen Gedanken daran, daß ihr die dubianischen Söldlinge, die größtenteils zu Fuß unterwegs waren, niemals so schnell würden folgen können. Sie war sich | |||
sicher, daß der Großteil der Ferkinas ohnehin bereits - im wahrsten Sinne des Wortes - "über alle Berge war". Aber wehe ihnen, wenn noch vereinzelte Plünderer zurückgeblieben waren. Sie verzichtete | |||
darauf, die Tragfähigkeit einer der Palisadenbrücken auszuprobieren, die wahrscheinlich ohnehin ins Rollen kommen würden, sondern sie gab stattdessen ihrem Ross mit einem aufmunternden Klaps im vollen | |||
Lauf den Befehl, über den Graben hinweg zu springen, was nicht sonderlich schwer war, wenn der Platz dahinter durch eine anderthalb Schritt breite Lücke im Palisadenwall zur Landung frei war. Tatsächlich sprang | |||
der muskulöse Wallach problemlos über den Graben hinweg und landete am Ortsrand von Elenta, wo eine alte Frau, die weinend versuchte, den Kadaver eines toten Widders von der Straße zu schleifen, | |||
erschrocken zusammenzuckte und zitternd zu ihr aufsah: "Ahhhh! Bei allen Zwölfen - mein Herz! Seid Ihr das...Herrin? Domna Rifada?" | |||
Die Junkerin nickte achselzuckend. "Wen hast Du sonst erwartet? Die bosquirische Jungfer vielleicht?" Sie besah sich mit zusammengepressten Lippen die Zerstörung an den umliegenden Häusern. Fast alle | |||
waren schwer beschädigt, vor einigen Hütten lagen Tote. Die Wilden, die den Rossbanner-Orden ausgemordet hatten, waren in ihrem Blutrausch offenbar hierher weitergezogen und hatten ein sinnloses und | |||
grausames Massaker angerichtet. Die Wahrscheinlichkeit, diesen eigenbrötlerischen Heiler hier anzutreffen, war schon vorher nicht sonderlich groß gewesen - jetzt war sie winzig - wenn er denn überhaupt noch | |||
lebte. | |||
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