2.008
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„Jaja, Du warst nur kurz draußen um Wasser abzuschlagen. Vor allem kurz. Jetzt troll Dich schon.“ | „Jaja, Du warst nur kurz draußen um Wasser abzuschlagen. Vor allem kurz. Jetzt troll Dich schon.“ | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Als Richeza den großen Speisesaal des Castillos betrat, zu dem sie eine selig lächelnde Küchenmagd geführt hatte, saßen dort bereits mehrere Personen | |||
zum Frühmahl an der langen Tafel versammelt. Auf einem hohen Scherenstuhl am Kopfende der Tafel thronte ein grauhaariger und -bärtiger | |||
Greis im weiß-güldenen Ornat hochrangiger Diener des Götterfürstens. Eine große güldene Sonnenscheibe mit einem leicht erhabenen Greifen- | |||
wappen, die er als Amulett um den Hals trug, fünf goldene Sphärenkugeln an seinem Gürtel und die rote Filzkappe auf seinem Haupt verliehen seinen | |||
geistlichen Würden optischen Ausdruck - doch auch ohne all diesen Schmuck wären seinen Stand und seine Autorität für jedermann in seiner | |||
Umgebung unübersehbar gewesen. Das auffälligste an ihm war fraglos der wache, durchdringende Blick seiner schwarzen Augen, die sich bei ihrem | |||
Eintreten sofort Richeza zuwandten, als ob er ihr geradewegs ins Herz oder in ihre Gedanken schauen könnte. Zwei Schritt hinter seinem Stuhl standen | |||
schweigend zwei weißgewandte Ritter des Bannstrahl-Ordens, ein Mann und eine Frau, die sich mit unbewegten Gesichtern auf ihre Anderthalbhänder | |||
stützten. | |||
Domna Rifada, die zur Linken des Praiosdieners saß, war sichtlich schlechter Stimmung. Mißmutig klatschte sie sich mit Honig gesüßten Mus und Getreidebrei auf den | |||
Teller und füllte danach noch einen zweiten Teller, den sie auf den Platz ihr direkt gegenüber, zur Rechten des Praiotis, schob - offenbar der Platz, der | |||
Richeza zugedacht war. Dom Hernan war noch nirgendwo zu erblicken, obwohl auch für ihn bereits eingedeckt war. Dom Berengar, Rifadas Ehegemahl, saß | |||
fünf Schritt entfernt am anderen Kopfende der Tafel und löffelte ebenfalls schweigend eine Portion Getreidebrei, er nickte Richeza freundlich zu. An einem weiteren, | |||
kleineren Tisch in der Saalecke, der offenbar dem Gesinde zugedacht war, saßen die drei Kriegerinnen, die Rifada gestern Nacht begleitet hatten und ließen sich | |||
dasselbe karge Frühmahl schmecken. | |||
"Aha. Das ist sie wohl!" stellte der Großinquisitor der Heiligen Reichskirche fest. "Zuletzt sah ich sie kurz nach ihrer Geburt. Sie hat die stolze Haltung des alten | |||
Hesindian, aber die schönen und sanften Gesichtszüge ihrer Mutter.". | |||
Rifada hob zweifelnd eine Augenbraue und folgte seinem Blick: "Täuscht Euch nicht in ihr, Oheim. Dies ist tatsächlich Madalenas Tochter - Eure Großnichte. Aber | |||
sie ist lange nicht so zartbesaitet wie ihre Mutter. Ich würde sagen, sie schlägt vom Wesen her eher nach mir..." | |||
Amando Laconda da Vanya legte die Stirn in Falten und hoffte, daß sich diese Bemerkung bei seiner jungen Großnichte nicht ebenfalls auf den Umgang mit | |||
rebellischen Amazonen-Weibern oder auf mangelnden Respekt vor den Weisungen der eigenen, praiosbestimmten Lehnsherrin bezogen. | |||
"Tritt nur näher, mein Kind!" wank er Richeza schließlich an seine Seite und hielt ihr die rechte Hand mit dem dicken Siegelring der Reichskirche zum Kusse | |||
entgegen. | |||
"Es ist schön, Dich nach all den langen Jahren endlich einmal in persona kennenzulernen. Dein Ruf ist Dir vorausgeeilt und manches Mal kamen mir selbst in Ragath | |||
oder auf Reisen Erzählungen über Dich zu Ohren." Seine schwarzen Augen bohrten sich nun in Richeza. "Unter anderem erzählt man sich in neuerer Zeit, Dir sei der | |||
leibliche Sohn des Frevlers Rakolus von Schrotenstein begegnet. Berichte mir alles, was Du über diesen Knaben weisst!" | |||
Obwohl seine Stimme die ganze Zeit freundlich blieb, kam es Richeza so vor, als riete oder befehle ihr eine innere Stimme nachdrücklich, ihrem Großonkel nur die | |||
Wahrheit und nichts als die Wahrheit anzuvertrauen. | |||
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