Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 14
Edlengut Selkethal, 29. Ingerimm 1044 BF
Autor: Eliane
Die Reise mit größerem Gefolge war Fabiola entsetzlich langsam und langatmig vorgekommen. Umso mehr, als sie sich zähneknirschend damit hatte abfinden müssen, dass ihre Rolle eine andere als in der Vergangenheit war. Glücklicherweise hatte ihre Schwägerin beschlossen, im Vorfeld die Familie ihrer verstorbenen Mutter und gegenwärtigen Knappin Rondralia zu besuchen, so dass sie ohne Gerede zu verursachen getrennt anreisen konnten. So waren die Geschwister unter sich geblieben und einander, wie Fabiola fand, näher gekommen, als inmitten der täglichen Verpflichtungen zu Hause jemals möglich gewesen wäre.
„Hier, eine Wegmarke. Wir müssen da lang!“, deutete Ordonya erst auf einen kleinen Stein am Rande eines noch vor einer Steinbrücke nach links abzweigenden Wegs. Die etwas verwitterte Innschrift ‚Selke Thal - Gräfliches Edlengut‘ räumte jeden Zweifel aus, dass sie ihrem Ziel nahe waren.
Einige Stunden später erkannte die Gruppe vor sich die Hacienda del Valle, das Herrenhaus des Edlengutes.
„Donya, komm zurück, Schluß mit deinen Erkundingsritten. Tsacceo, reite voraus, melde unsere Ankunft und erkundige dich, wo wir lagern können. Sollte Domna Luciana schon eingetroffen sein, sieh zu, dass ihre Zelte neben den unseren stehen.“
„Ja Domna, sofort Domna.“, überschlug sich der schlacksige junge Mann förmlich. „Noch etwas, Domna?“
„Ja, berichte, wer anwesend ist und wer noch erwartet wird.“ Tsacceo nickte eifrig, doch ließ sein besorgter Ausdruck Zweifel aufkommen, ob er dieser Aufgabe gewachsen sein würde.
„Wenn Ihr keine Einwände habt, begleite ich den Jungen Tsacceo.“, bot Keshlan freundlich an. Je früher er sich mit Umgebung und Anwesenden vertraut machte, desto eher würde er Gelegenheit finden zu tun, warum er gekommen war.
„Gut, sieh nach, ob jemand dabei ist, den ich kenne, meine Aufwartung machen sollte.“
„Ich komme auch mit. Bevor der Platz eine Katastophe ist.“, schloss sich die Halbelfe aus ihrer Bedeckung an. Fabiola nickte zustimmend.
Am späten Nachmittag war alles gerichtet, die Zelte standen, die Pferde erholten sich von der Reise bei Kraftfutter und frischem Gras. Müde ließ sich Fabiola in die Kissen im Schatten ihrer Unterkunft sinken. Das Zelt hatte ihrem Vater gehört, ihm auf zahlreichen Turnieren gute Dienste geleistet. Und war mit dem Wappen und Schmuckelementen, ganz in den Symbolen und Farben der Familia gehalten, eine angemessen repräsentative Unterkunft. Wenn auch viel zu sperrig für Fabiolas Geschmack.
Mit einem leisen Seufzen lehnte sie sich zurück. Lautlos trat Keshlan hinter sie, ging in die Knie und begann geschickt, Rücken und Schultern zu massieren.
„Was hat mich nur geritten, mich anzumelden, Kesh? Ich bin sehne mich nach etwas Ruhe und Erholung, bin im Moment viel zu schnell erschöpft. Wie soll ich bloß drei Rennen überstehen?.“
„Ich habe dir abgeraten, Azîla.“, erwiderte der Aranier leise, während er mit Druck eine Verspannung löste.
„Ich weiß, aber die Gelegenheit ist zu gut. Für die Zucht, für die Kleinen, für Mestera.“ Sie schwieg einen Moment. „Und außerdem kann mein lieber Bruder ein bisschen Konkurrenz vertragen. Will ich ein Bild von Lucianas Umgang gewinnen. Halt die Augen und Ohren offen, Kesh. Bitte.“
„Natürlich, Azîla. Immer.“
Sie schloß einen kurzen Moment die Augen.
„Sag Tsacceo, er soll die Gastgeschenke heraussuchen. Ich will Domna Farfanya und Dom Algerio noch vor dem Abendessen meine Aufwartung machen und mich für die Einladung bedanken.“
Der Aranier nickte und erhob sich. „Ruh dich aus, ich wecke dich, wenn alles bereit ist.“ Kaum dass sie genickt hatte, war Fabiola eingeschlafen.
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