Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 04
Baronie Dubios, Anfang Phex 1044 BF
Auf dem Gutshof der Familia de Verlez im Junkergut Mandana,
Autor: de Verlez
Alonso und Yanis de Verlez hatten gerade Ihr morgendliches Gespräch mit den Vorarbeitern beendet und saßen gerade auf um zum Gutshof zurück zu reiten.
"Da sind deine schönen Tage ja bald gezählt." Yanis lachte auf und klopfte seinem Bruder kräftig auf die Schulter. Alonso hielt seinen Hut fest bevor dieser durch die Wucht des Schlages auf dem Boden landete und warf Yanis einen bösen Blick zu. "Du hast gut reden. Bei Isabell und dir waren von Anfang an Gefühle da. Bei Domna Rashida di Vascara und mir ist nichts. Einfach nur ein Zweckbündnis. Bestimmt von den Soberans der Familias." "Darüber machst du dir auf einmal Gedanken, Bruder? Nun ja, auch wenn das jetzt derb klingt, aber du hattest die Möglichkeit dazu das Heft selber in die Hand zu nehmen. Spätestens nach der Sache mit dem Yaquirblick hätte dir klar sein müssen, dass es Tante Marquesa mit einem Traviabund ernst war. Aber du hast dich wieder in die Arbeit gestürzt und die Dinge nahmen halt ihren Lauf. Aber so wie es aussieht, bekommst du eine anständige Frau und Verwalterin an die Seite. Luciana schwärmt in den höchsten Tönen von ihr. Und was die Gefühle angeht….." Yanis schaute seinen Bruder vielsagend an. Alonso zog die Zügel an und das Pferd stoppte. "Genauso wie sie Don Rasdan in die tiefsten Niederhöllen flucht. Ich bin sowieso überrascht, wie man sich nach dem Vorfall mit Luciana wieder angenähert hat." Mit einem leichten Schenkeldruck ließ Yanis sein Pferd wieder in einen leichten Trab fallen und nickte.
"Erinnerst du dich an den Tag als Roxalba aus heiterem Himmel mit dem di Vascara und einer recht illustren Gesellschaft auf unserem Gut erschien und unsere Gastfreundschaft in Anspruch nahm?" "Ich erinnere mich eher an deren Rückkehr, als ich, ohne Möglichkeit einzugreifen, bei einer Audienz von den beiden bei Tante Marquesa verheiratet wurde." Bitterkeit klang in Alonsos Stimme mit. "Umso wichtiger ist es, das du dich jetzt schon nach Tyras begibst um deine eigene Hochzeit zu organisieren, damit Roxalba nicht alles allein entscheidet. Und natürlich sollst du deine Braut besser kennenlernen. Vor allen Dingen entkommst du dem ganzen Trubel wenn die ganzen Hochzeitsgäste bei uns einfallen wie die Heuschrecken, bevor sie nach Tyras weiterreisen. Davor graust es mir schon. Nun komm, man vermisst uns wahrscheinlich schon." Yanis schnalzte und trieb sein Pferd weiter an.
Zur gleichen Zeit im Gutshof
Luciana de Verlez war sehr aufgewühlt. Je mehr sich der Tag der Abreise nach Tyras näherte, umso unwohler fühlte sie sich. Jeden Tag fragte sie sich aufs Neue, wie sie denn nur zustimmen könnte ihren Bruder Alonso vorab als 'Anstandsdame' zu begleiten, anstelle mit der ganzen Gesellschaft unauffällig anzureisen. Sie schloss ihre Reisekiste ab und hielt inne. In ihrem Kopf hörte sie die donnernde Stimme von Rasdan di Vascara mit den Beleidigungen die er ihr an den Kopf geworfen hatte. Dann spürte sie ein leichtes Brennen und führte ihre Handrücken an ihre Wangen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Alles kam wieder hoch. Die Schmerzen. Die Scham. Die Wut. Der Hass. Luciana war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wie jemand ihr Zimmer betrat.
Isabell Alcorta berührte sanft die Schulter ihrer Schwägerin. Luciana zuckte kurz, legte dann aber ihre Hand darauf. "Entschuldige mein Eindringen. Ich habe dein Schluchzen gehört, aber du hast auf mein Klopfen nicht reagiert." Keiner von beiden sprach ein Wort, bis Luciana die Hand Isabells drückte. "Es ist alles gut. Mach dir bitte keine Sorgen." Luciana stand auf, nahm sich ein Tuch und trocknete ihre Tränen. "Möchtest du mir etwas Gesellschaft leisten. Ich habe gerade meine Reisekiste verschlossen und könnte etwas Ablenkung gebrauchen." Die junge Frau hakte sich bei ihrer Schwägerin ein und führte sie zu der Sitzecke in ihrem Zimmer, um ihr gar nicht erst die Möglichkeit zu geben abzulehnen.
"Es ist mutig von dir, wieder an diesen Ort zu reisen.", bemerkte Isabell. Luciana stellte zwei Tonbecher auf einen kleinen Tisch und füllte diese mit Arangensaft. Danach setzte sie sich ihrer Schwägerin gegenüber. "Alonso hat mich doch darum gebeten." "Aber er hätte auch mich fragen können." "Damit Dom Rasdan mir das als Schwäche auslegen kann? Bestimmt nicht." Ein Zittern lief durch den Körper der Halbelfe und ihre Stimme war zunehmend lauter geworden. Sie atmete tief durch und redete dann ruhig und entspannt weiter. "Oder kannst du dir Roxalba als Anstandsdame vorstellen? Wohl kaum. Nein, nein...ich schaffe das schon. Und ich freue mich auch Domna Rashida wiederzusehen. Vielleicht habe ich auch die Zeit um meine Freunde aus dem Elfendorf zu besuchen." Beide tranken einen Schluck Saft. "Es werden wohl auch einige junge Männer bei den Hochzeitsfeierlichkeiten zugegen sein….." Isabell grinste zweideutig. "....in der Hoffnung eine gute Partie zu machen." Luciana lachte. "Du hörst dich schon an wie Tante Marquesa. Aber ich denke gar nicht daran irgendeine Liebelei einzugehen. Und selbst wenn es eines Tages soweit sein sollte, werde ich diese Baronie auf keinen Fall verlassen. Dazu hänge ich zu sehr an euch allen hier und auch an den Wäldern." Sie dachte auch an ihre Aufgabe als Wächterin der Feentore, dem großen Geheimnis der Familia. "Aber irgendwann…." Sie blickte verträumt umher. ".....Vielleicht. Wer weiss…." Isabell nahm Lucianas Hände in ihre eigenen und schaute sie ernst an. "Dann sei auf der Hut. Bei der Audienz von dem di Vascara und deiner Tante warst auch du ein Thema und besonders Roxalba war sehr erpicht darauf, dich zum Wohle der Baronie und der Stärke der dubioser Familias ins Gespräch zu bringen. Ich vermute das man dies als Gerücht bei der Hochzeit streuen wird. Wie ich erfahren habe, werden auch die di Dubianas anreisen und mit Dom Juanito ist auf jeden Fall ein Junggeseselle dabei." "Und das kann dieser auch gerne bleiben. Ich bin doch keine Figur bei Rote und weiße Kamele. Da mache mir eher darüber Gedanken, warum sich Roxalba auf einmal so in die Angelegenheiten der Familia einmischt. Verschwindet über viele Götterläufe, lässt sich nach ihrer Rückkehr in die tiefste Provinz versetzen um ja nichts mit uns zu tun zu haben und auf einmal macht sie einen auf politische Heiratsvermittlerin und setzt unserer Soberana Flausen in den Kopf. Da steckt doch Methode hinter. Was hat sie davon?" Wieder nahmen beide einen Schluck. Falten erschienen auf Isabells Stirn und sie wirkte nachdenklich. "Es erschließt sich mir auch nicht so ganz. Wenn sie später einmal Soberana werden würde, könnte man annehmen das sie ihre Position stärken will. Aber Rohalijo steht an erster Stelle. Er ist zwar auf dem politischen Parkett nicht so bewandert, hat aber mit seiner Frau Issime jemanden an der Seite, der dieses wieder wett macht." "Aber sie hasst ihren Bruder....", warf Luciana ein ohne den Gedanken zu Ende zu bringen, denn sie sah wie Isabell den Kopf schüttelte. "Du hast recht. Soweit wird sie bestimmt nicht gehen, obwohl sie eine jähzornige, aggressive und unberechenbare Hexe ist. Ich werde Roxalba auf jeden Fall im Auge behalten, jedem Verehrer aus dem Weg gehen und Dom Rasdan ignorieren. Ich bin die Anstandsdame von Alonso de Verlez. Nicht mehr und nicht weniger. Zumindestens nach außen. Möchtest du noch etwas Saft?"
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