Chronik.Ereignis1044 Über den Dächern 01

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Punin, im Peraine 1044 BF

auf den Dächern der Capitale, spät in der Nacht

Autor: BBB

Die Nacht war schon lang über die Stadt gekommen. Die ehrbaren Bürger der Capitale schliefen in Boron gefälliger Ruhe.

Nur ein Spatz hüpfte einsam über die Dächer, auf der Suche nach Beute.

“Es ist gar nicht leicht, dich ausfindig zu machen, kleiner Spatz”, erklang anerkennend ein leises Flüstern hinter Ayla. Erschrocken drehte sie sich um.
Im Schatten eines Vorsprungs, den sie gerade passiert hatte, unmöglich vorzeitig zu bemerken, stand eine hochgewachsene, schlanke Gestalt. Ein weiter grauer Mantel mit heller darauf abgesetzten Symbolen des Fuchsgottes verhüllte den Mann, eine weite Kapuze legte das meiste seines Gesichts in Schatten. Einzig eine im schwachen Licht der Sterne glänzende silberne Fuchsmaske vor seinem Gesicht war deutlich zu erkennen.

Schnell sah Ayla sich unauffällig um. Es boten sich ihr zahlreiche Fluchtmöglichkeiten und der Mann war offenbar allein. Seine Haltung - entspannt gegen die Wand gelehnt, die Arme offenbar hinter dem Rücken verschränkt - wirkte ebenfalls nicht sonderlich bedrohlich. Nein, wenn dieser Mann ihr Übles wollte, hätte er einen anderen Ort gewählt.

“Ich habe lange nach dir gesucht”, erklärte der Mann leise, ohne seine Position zu verändern.

Gesucht? Nach ihr?
Steckte sie doch in Schwierigkeiten?
“Weshalb?”, fragte sie misstrauisch, nach wie vor bereit jederzeit das Weite zu suchen.

“Um dir ein Angebot zu machen”, erwiderte der Fremde ruhig. “Ein Spatz, der auf den höchsten Dächern verkehrt, Zugang hat zu den von Culming, den von Taladur, den Al’Morsqueta - an einem einzigen Tag.” Er machte eine kurze Pause, ließ die Anerkennung, die bei seinen Worten mitschwang, wirken.
Aber- woher wusste der Fremde das?
Wie konnte er davon erfahren haben?

Ayla machte vorsichtig einen Schritt zurück.

“Wenn du dein Wissen teilen willst - über diese Familien und auch sonst - komm zu mir. Du findest mich am Hafen. Die meinen werden dich gut entlohnen und für dich sorgen, wann immer du uns brauchst. Hiermit…”, und bei diesen Worte holte er langsam und bedächtig eine silberne Münze unter seinem Mantel hervor, “wird man dich vorlassen. Jederzeit. Frag einfach… nach dem Silberfuchs.”
Mit diesem Wort schnipste er die Münze in Richtung des jungen Spatzes.

Ayla fing den Silbertaler aus der Luft, warf einen kurzen Blick darauf. Der Mann… der Silberfuchs hatte ein Zeichen Phexens in das Silber geschlagen, direkt auf das Gesicht des Fürsten.

“Und wer sagt mir, dass das keine Falle ist?”, fragte Ayla, schaute wieder auf.

Der Fremde war verschwunden.
Sie war wieder allein.