Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 04

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Edlengut Selkethal, 10. Rahja 1043 BF

Autor: BBB, Jott

Ta'iro! Komm setz dich zu mir!“

Algerio da Selaque von Culming deutete zunächst auf den freien Stuhl zu seiner Rechten, dann auf den reichlich gedeckten Tisch vor sich.

„Etwas Wein?“

Ta'iro grinste. "Direkt nach dem Aufstehen? Ihr Adligen versteht wirklich das Leben zu genießen!"

Algerio musste lachen. “Ich tendiere immernoch zu vergessen, dass für dich… nunja… dass es für dich jetzt erst Zeit zum Aufstehen ist. Während ich selbst das Gefühl habe, der halbe Tag ist schon vorbei, viel zu schnell im übrigen. Magst du etwas zu Essen? Ein… spätes Frühstück?” Er deutete erneut auf den Tisch, wo sich Weintrauben, reichlich Brot, geräucherter Fisch und verschiedene Käse finden ließen.

"Das war kein nein zum Wein… aber Essen klingt auch gut." Ta'iro schlenderte zu dem ihm angeboten Platz, probierte eine Traube und setzte sich.

“Bedien dich. Es ist genug da, und im Haus dürfte noch mehr sein, bei Bedarf.” Algerio schenkte sich und seinem Gast ein, reichte Ta’iro den Becher.

“Auf die Segnungen Rahjas!”, hob er an.

Auch Ta'iro hob seinen Becher: "Mögen sie zahlreich sein und niemals enden!"

Algerio grinste, als sie darauf anstießen. Es sah seinem Freund ähnlich, den Trinkspruch nicht nur einfach zu wiederholen, wie es in Kreisen der Nobleza üblich war, sondern ihn zu… überbieten.

Aber genau das mochte er an ihm.

Zufrieden ließ er seinen Blick schweifen - von seinem Freund und treuen Wegbegleiter über das Land, das er nun zu verwalten hatte.

“Ta’iro… ist es nicht bemerkenswert, wie weit wir gekommen sind? Ich meine, sieh uns nur an. Du, Oberhaupt einer großen Familie… fast könnte man schon sagen einer ganzen Sippe!... und dazu Geweihter einer Gottheit. Und ich, Edler eines eigenen Gutes, der in ein paar Tagen sogar einen… nein zwei Barone hier empfängt. Hättest du dir das träumen lassen, als wir uns begegnet sind?”

Ta'iro blickte über das Tal. "Sagen wir, was meinen Teil angeht, habe ich darauf gehofft." Er grinste "aber dass du mal einen Baron empfangen würdest, damit hätte wohl keiner gerechnet! Und dann auch noch einen Mhanah. Und einen Hazaqi. Und einen Geweihten. Und das alles gleichzeitig!" Er nahm eine weitere Traube und betrachtete sie. "So wie dein Knappe damals geguckt hat, als wir uns zum ersten Mal trafen... wenn er nicht so überrascht gewesen wäre, dann hätte es auch gut sein können, dass nur der Baron zum Rennen hätte kommen können." Er warf sich die Traube in den Mund.

“Er war überrascht? Hilf mir auf die Sprünge, das muss mir entfallen sein…”

"Du erinnerst dich nicht daran? Als ich euch auf dem Weingut die Trauben angeboten habe? Wie ihm vor Entsetzen fast die Augen aus dem Kopf fielen, als ich mir auch welche genommen habe? Und mich dann einfach eurer Besichtigung des Gutes angeschlossenen habe… ich hätte mich krümmen können vor Lachen, als er gar keine Worte fand seinem Unglauben Ausdruck zu verleihen und es dennoch versucht hat. Ein Glück bin ich ein so selbstbeherrschter Mann, dass ich es nicht getan habe. Sonst hätte er womöglich doch noch den Weidener in sich wiedergefunden und sich genötigt gefühlt dem Pöbel Anstand einzuprügeln."

Algerio grinste breit. “Ja… Ja, doch, ich erinnere mich.” Es waren gute Zeiten gewesen. Damals war alles…. nunja… einfacher gewesen. Weniger Verpflichtungen.

“Weißt du noch, wie er erst mit dem Begriff ‘Zahori’ nichts anzufangen wusste? Und dann, später, nachdem wir schon ein Jahr oder so gemeinsam unterwegs gewesen und eine richtige Freundschaft entstanden war, wie er bei einem Ball in Garetien behauptet hat, ein Mhanah sei so etwas wie ein Ritter in Almada?”

"Ist er nicht?" Ta'iro lachte und auch Algerio stimmte, kopfschüttelnd, mit ein.. "Wie könnte ich den Abend vergessen! Es war dem Herold so unglaublich unangenehm das nicht zu wissen. Ich frage mich, ob er später noch Ärger deshalb bekommen hat. Falls er danach mal einen Almadaner Caballero gefragt haben sollte, ob er ein Mhanah sei… oder ob er es noch an dem Abend herausgefunden hat und sie sich nur nicht mehr getraut haben mich hinauszuwerfen, weil ich da schon so nett mit den zwei hochadligen Damen... unterhalten hatte." Ta'iro nahm einen Schluck von seinem Wein und hing einen Moment lächelnd seinen Erinnerungen nach. "Was sagt es wohl aus, wenn ein Zahori auf einem solchen Ball als Adliger durchgeht… also außer dass eure Tänze nicht sonderlich anspruchsvoll sind?" Er grinste.

“Wenn du den garethischen Herold fragst, wahrscheinlich, dass sich almadaner Adlige oft nicht von Landstreichern unterschieden lassen.”

Ta'iro lachte schallend. "Jetzt bin ich fast versucht mich dem nächsten anreisenden Rennteilnehmer gegenüber als Edler des Selkethals auszugeben, um herauszufinden, ob er Recht hat."

Algerio zog den Mund schief in einer Geste des Abwägens… “Wenn ich nicht Angst hätte, dass besagter Adliger letztlich fordern würde, dass ich dich für diese Anmaßung bestrafe, wäre das fast eine Überlegung wert…”

Ta'iro zuckte mit den Schultern. "Solange du das Strafmaß bestimmst. Allerdings, wenn ich mich als Edler des Selkethals ausgebe, dann müsstest du wohl die Rolle des Hazaqi übernehmen. Traust du dir das zu?"

“Oh, damit hätte ich kein Problem. Wäre sicher nicht der erste Adlige, der sich im Gewand eines Zahori ein wenig Freiheit erschleicht… und du weißt ja, ich bin ein ganz formidabler Tänzer!” Algerio grinste ob seiner Übertreibung. Er war zwar sicher ein ganz passabler Tänzer, aber eben eher auf Bällen und Banketten zuhause, nicht an den Lagerfeuern der Zahoris. Und auch wenn er schon das eine oder andere mal mit dem fahrenden Volk gefeiert und mit einigen der ihren getanzt hatte, er wusste nur zu gut: hinter den Künsten und Fertigkeiten seines Freundes verblassten seine tänzerischen Fähigkeiten.

Ta'iro musterte ihn belustigt. "Nein, der erste wärst du wohl nicht… Aber ich sehe in dir eher den Rosstäuscher als den Zaubertänzer."

Bei dieser Unterstellung lachte Algerio herzhaft auf: “Wie kommst du denn darauf?”

"Sagen wir ich habe dich tanzen sehen", entgegnete Ta'iro und grinste. "Es war nicht wirklich… magisch. Aber wenn ich Fanya glaube, dann bist du einer der besten Reiter, die sie kennt. Und da dir das Handeln liegt..."

“Das freut mich zu hören… also Fanyas Kompliment meine ich, nicht, dass du meinen Tänzen die Magie absprichst.” Algerio grinste weiterhin. “Aber unterstellst du damit nicht, dass ich mit… sagen wir mit Ware handele, die mehr verspricht, als sie hält?”

"Lass mich mit einer Gegenfrage antworten: hast du mal deine getrockneten Aprikosen probiert?"

Algerio prustete den Wein aus, den er gerade hatte trinken wollen. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder beherrscht hatte.

“Ja… ja, habe ich.” Er rang noch immer nach Luft. “Sagen wir so… es gibt einen Grund, warum ich sie mittlerweile verschenke!” Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: “Apropos, möchtest du welche? Ich hab dahinten noch ein paar… Kisten voll davon.”

Ta'iro nickte. "Gern! Avaris würde sich freuen. Die sind eine hervorragende Füllung für Igel. Wobei mir einfällt, du hast doch nichts dagegen, wenn wir ein paar Karnickel wildern, oder? Die machen euch eh nur eure Rennstrecke kaputt."

“Nimm dir so viele von den Aprikosen, wie du magst. Werden ja nicht schlecht und hier verstopfen mir die Kisten nur die Lager. Bin schon am überlegen ein neues bauen zu lassen. Naja, mal sehen. Und was die Wilderei angeht: Du hast hochoffiziell meine Erlaubnis und meinen Segen für deinen Eigenbedarf und den deiner Familie hier Kleinwild zu jagen.”

"Danke! Aber das hochoffiziell lass uns mal unter uns behalten, sonst fühlt es sich für meine Kleinen nur halb so aufregend an die Schlingen zu legen."

“Ganz wie du magst. Achte nur darauf, dass ihr die Schlingen weit genug abseits der Wege auslegt. Es wird schwer einem Baron zu erklären, dass sich sein Erbe ein Bein gebrochen hat, weil er zu blöd war die Hasenschlinge eines Zahoris zu entdecken.”

"Keine Sorge, wir legen sie ja auch nur in der Abenddämmerung aus. Und dann müsste der Herr Erbe dem Baron wohl erstmal erklären was er spät abends in der Nähe des Zahorilagers gemacht hat."

“Oh, ich hätte da eine Vermutung”, lachte Algerio.

Ta'iro grinste. "Kommt denn der Erbe eines Barons?"

“Hm, gute Frage. Seine Hochgeboren Salvestro de Beiras hat sich jedenfalls angemeldet für das Rennen. Mal sehen, ob er dann auch tatsächlich erscheint.”

"Ist der ledig? Dann kann Fanya ihrer Mutter bestimmt so einiges an neuen Kleidern abringen."

Algerio überlegte einen Moment. “Ich muss gestehen, ich weiß es nicht mit Sicherheit. Ich glaube schon, aber wer weiß… hier unten im Tal kriegt man wenig mit von der hohen Politik.” Er grinste.

"Wenn Fanya in neuer Garderobe erscheint, dann weißt du er ist ledig. Oder gibt es sonst noch interessante Kandidaten?"

“Du meinst weitere ledige Männer? Musst du jemanden verkuppeln? Oder spielst du auf… edle Damen an, denen ein gewisser Ruf vorauseilt, dem Auge zu schmeicheln?”

"Nun, einige meiner Töchter sind noch nicht versprochen." Ta'iro grinste. "Nein, eigentlich meinte ich für Farfanya. Ihre Mutter hat sich inzwischen wohl vorgenommen sie ihrem Neffen schmackhaft machen zu wollen."

“Oha… ehrlich gestanden weiß ich gerade nicht, wer von meinen Gästen ledig und auf der Suche ist. Aber das sollte ich definitiv noch in Erfahrung bringen… Usanza ist ja auch noch nicht vergeben.”

“Was ich dir aber sagen kann, ist, dass unsere Rennen schon jetzt ein sehr weit gereistes Publikum ansprechen. Wir werden Besucher aus dem Horasreich haben, aus den Nordmarken und sogar eine erstaunlich große Gruppe aus Weiden.”

"Man muss nicht suchen, um gefunden zu werden. Aber ich glaube nicht, dass Fanya jemals ja zu einem Nichtalmadaner sagen würde. Der müsste wohl schon Herzog sein. Und ein Weidener? Kannst du sie dir in Weiden vorstellen?"

“Nein”, musste Algerio zugeben. “Deren Pferde wären ihr zu… klobig.”

"Und wie sieht es bei den Damen aus?... Ich frage das für einen guten Freund." Ta'iro lächelte schelmisch und provozierte damit ein weiteres Lachen seines Freundes.

“Auch da weiß ich nicht, wer ledig ist. Aber ich habe gehört, die Junkerin Richeza von Scheffelstein sei eine der schönsten Almadanerinnen ihrer Generation.” Er grinste. “Soll ich euch bekannt machen, wenn sie eintrifft?”

"Eine der schönsten Almadanerinnen? Na, das klingt doch wirklich vielversprechend! Vielleicht habe ich ja Glück und sie ist der nächste Teilnehmer, der anreist… sie wäre wohl sehr verwundert, wenn der Rosstäuscher sie mit dem Edlen bekannt macht." Er lachte und Algerio stimmte mit ein.

“Das wäre sie bestimmt!”

“Bei Rosstäuscher fällt mir ein”, fügte Dom Algerio einen Augenblick später hinzu: “Geht es dir nur um Adlige? Ich weiß ja nicht, wie so die Vorlieben deines Freundes sind.” Er grinste. “Wenn nicht, wir werden auch Teilnehmer haben, die nicht von Stand sind. Aus den Nordmarken reist beispielsweise eine Rahjageweihte an, Rahjalind vom Traurigen Stein, und eine der Teilnehmerinnen klingt dem Namen nach… aranisch, würde ich tippen? Nihal Monzon.”

"Wäre es nicht Aufgabe einer Rahjageweihten den Stein glücklich zu machen?", feixte Ta'iro.

“Wahrscheinlich schon”, stimmte Algerio mit ein. “Und wenn ich so darüber nachdenke… ich glaube sie ist doch von Stand. Nur eben nicht in der Erbfolge. Naja.” Er zuckte mit den Schultern.

“Und wo wir gerade von Teilnehmern reden, die nicht vom Stand sind… Du nimmst doch auch an den Rennen Teil, oder?”

"Damit du beim Bankett deiner Tischdame gegenüber sagen kannst 'Ja, er sieht aus wie ein junger Gott und tanzt wie Rahja selbst, aber ich war besser bei der Langstrecke!'? Was ist es dir wert, mich ausstechen zu können?"

“Wie wäre es mit drei Kreuzern Nachlass auf die Startgebühr? Und wenn du wirklich brav alle Rennen verlierst, bekommst du als Trostpreis noch eine Kiste getrockneter Aprikosen obendrauf!”

"Verlockend! Wo sonst kann man sich so günstig blamieren?"

“Eben, du sagst es! Und dann auch noch vor so schöner Kulisse und mit einem so wohlwollenden Publikum.”

"Oh ja, sich vor Publikum blamieren war schon immer mein Ding!"

“Sehr gut. Dann betrachte ich es als abgemacht und nehme dich in die Liste der Teilnehmer auf. Alle drei Disziplinen, nehme ich an? Wäre ja sonst langweilig!”

Ta'iro wurde ernst. "Lass mich drüber nachdenken. Ich weiß für euch alle ist es keine große Sache, aber von dem Geld leben meine Leute eine ganze Weile."

Auch Algerio wurde ernster. “Du vergisst, wo ich herkomme. Auch ich stand mal auf einer Landstraße irgendwo zwischen Ragath und Punin und hatte außer der Hose am Leib nichts. Ich verstehe das sehr gut.”

"Einige meiner interessantesten Nächte endeten so!", lachte Ta'iro, doch war eine Spur Wehmut in ihm. Er schaute auf den Becher vor sich. Ja, Algerio kannte wahrscheinlich wirklich das Gefühl nichts zu besitzen. Aber das war etwas anderes, wenn man allein war und leben konnte, als gäbe es kein Morgen. Wie oft hatte Ta'iro in seinem Leben nur die Kleider gehabt, die er am Leibe trug. Heute hätte er sogar genug um teilzunehmen ohne sich eine reiche Gönnerin zu suchen. Aber inzwischen war es anders. Er blickte in Richtung des Wäldchens, hinter dem seine Sippe Ihr Lager aufgeschlagen hatte. Damals war vieles leichter gewesen.

Ta'iro schenkte Wein nach und erhob seinen Becher erneut. "Auf die gute alte Zeit! Möge Rahja geben, dass wir uns auch in Zukunft noch oft nur mit einer Hose plötzlich irgendwo auf einer Straße wiederfinden."

“Lieber nicht”, lachte Algerio. Und stieß mit an.