Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 11

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Baronie Brigellan, 16. Boron 1036 BF

Im Castillo Brigellawacht (nach Sonnenuntergang)

Autor: Meeltheuer

Der Pfeil flog gezielt und traf. Dann ging es schnell: Während Firiel in aller Ruhe den nächsten wieder auflegte, eilten die Männer und Frauen unter Ferandos Befehl lautlos zur Mauer, wo eben noch ein Wachposten gestanden hatte und nun mit einem Geschoss in der Kehle sich gen Boron röchelte. Kletterhaken wurden geworfen und festgezurrt, dann erklommen sie die Mauern. Es war schon dunkel geworden, als der Angriff begann. So wie das Madamal aufstieg, so erhoben sich die ersten Kämpfer über die Zinnen. Eine kurze Pause verharrend und lauschend, kein Geräusch außer dem seine letzten Züge aushauchenden Bauerntölpel der erhofft hatte, seine Träume würden nicht vom gerechten Zorn von Praios’ Ordnung niedergeschmettert werden. Dann ging es weiter, langsam und bedächtig, nicht wie in Dâl, wo man mit Kriegsgeschrei das Tor von den Heiden abgerungen hatte; viel mehr wie eine Maus schlichen die in Leder Gekleideten als erstes dahin. Kurze Zeit später folgten diejenigen, die ihren Körper mit Metall zu schützen gedachten.

Unweit hinter Bäumen verborgen wartete Shahîm Al'Shirasgan, seinen Männern noch einmal einen kurzen Blick zuwendend, bevor er sich in ein kurzes Gebet an Rastullah versenkte. Fahl war das Licht des Madamals, welches auf die silbernen Panzer der Männer des Barons fiel und so wie ihr Herr sich seinem Gott zuwandte, so taten sie es ihm gleich, erbittend, dass sie Ruhm erringen, dass sie Heim und Familie wieder sehen, dass sie vor Rastullahs allsehenden Augen bestehen und sich ihren Platz in seinem Garten verdienen mochten.

Etwas abseits warteten, hoch zu Ross, die Blauröcke aus dem Taubental, prüften den Sitz ihrer Säbel in den Scheiden, zogen Gurte nach und verlagerten das Gewicht von links nach rechts, um ihre Rösser still zu halten. Pandolfo blickte immer wieder nervös zu den Mauern empor.

Ein weiterer Pfeil traf; ein meisterlicher Schuss, der selbst von der Halbelfe mit Überraschung wahrgenommen wurde. Fast bewegungslos verharrte der Getroffene für Augenblicke, wo er war, dann stürzte er hintüber. Der Pfeil hatte sich durch das Auge in sein Gehirn gebohrt. Eigentlich hatte sie erneut einen Hals treffen wollen, aber ein Windhauch hatte ihn anders als gedacht gelenkt. Nun waren die leicht Gewappneten am Torhaus; immer noch unbemerkt und für den Schlag bereit, mit dem sie das Tor gewinnen wollten.

Im Raum mit der Winde selbst spielten sie Boltan. Auch wenn sie klare Anweisungen hatten auf jede Bewegung zu achten, so waren es dennoch Bauern, keine ausgebildeten Krieger und die Verlockung, die Langeweile mit etwas Kartenspiel zu verdrängen, schien ihnen recht.

Ferando war mittlerweile zu den Vordersten aufgeschlossen. Die Kartenspieler hielten kurz inne, ob nicht da etwa ein Geräusch wäre. Ein Nicken des Meeltheuers genügte und die Seinigen stürmten das Torhaus. Überrascht versuchten die Wachen sich ihrer Haut zu erwehren, doch nach wenigen Augenblicken lagen sie tot am Boden und die Sieger begannen das Tor zu öffnen.

"Auf zum Zweiten, bevor sie merken was geschieht! Gebt den Heiden das Signal." Mit diesen Worten wandte sich Ferando um und verließ den Raum.

Shahîm sah die Fackel, dann gab er den Befehl zum Angriff. Mit einem "Rastullah!" auf den Lippen zerrissen die Stimmen die Ruhe der Nacht. „Taubental!“ und „Vivar!“ erscholl es hinter ihnen. Die geordneten Silberschilde stürmten aus dem Dickicht auf das Tor, welches sich vor ihnen auftat. Völlig überrumpelt begann die zaghafte Gegenwehr, als im ersten Hof des Castillo die Kämpfer Stronzos sich ihrer Haut erwehrten. Eine stämmige Kämpferin, vielleicht mochte sie eine Fuhrfrau gewesen sein, streckte mit einem gewaltigen Schlag den ersten Angreifer nieder, dann einen zweiten, bevor sie schlussendlich von der Masse an Eindringlingen überwältigt wurde. Shahîm blickte sich um. Die Kürisser aus dem Tosch Mur waren seinen Silberschilden auf dem Fuße gefolgt und machten mit ihren blitzenden Säbeln nieder, was sich nach der ersten Welle noch regte. Der Baron von Brigellan hatte Wort gehalten, das erste Tor war offen, nun galt es auch das zweite zu öffnen, denn schon sah er mit finstrer Miene wie Bogenschützen sich auf der inneren Mauer des zweiten Tores aufstellten.

Ferando hechtete voran. Hier auf dem Wehrgang gab es kaum Widerstand, doch sobald die Heiden ihren Götzen lauthals angerufen hatten, war das Castillo zum Leben erwacht. Er wich einem Schlag aus und gab dem Gegenüber einen gleichen zurück, dieser taumelte getroffen und wurde von einem nachsetzenden Kämpfer Ferandos niedergehackt. Das zweite Torhaus innerhalb des Castillo wurde vehementer verteidigt als noch das erste und so vergingen wichtige Momente, bis die Tür aufgebrochen war und ein Fuß in den Torraum gesetzt werden konnte, wo der Kampf weiterging. Die Bogenschützen auf der anderen Seite des Torhauses begannen nun ihre Geschosse auf die Kämpfer im Hof abzugeben, welche sich mit erhobenen Schilden vor dem tödlichen Gruß zu schützen suchten.

Stronzo von Vorwaldstetten war außer sich. Wie bei den Niederhöllen konnte dies geschehen? Wer hatte auf der Wache geschlafen, wer seine ihm aufgetragene Pflicht vernachlässigt? Hastig rückte er noch seinen Waffengurt fester und schon eilte er zum Kampflärm, dabei jeden, den er auf dem Weg fand mit Tritten und Schlägen mit sich reißend.

"Auf ihr Lumpen, los doch! Bei den Göttern in Alveran, eure Gefährten hauen drein und ihr drückt euch wie feige Goblins! Los doch, hab ich gesagt!"

Endlich erreichte er das Kampfgeschehen und sah, was geschehen war. Gerade eben war das zweite Torhaus gefallen und langsam öffnete sich das Tor, um eine Schar von silbernen Speerträgern zu Fuß und säbelrasselnden Reitern freizugeben. Auf den Zinnen wurde gekämpft! Im Hof warfen sich die Seinigen den Kämpfern entgegen, als aus der Menge ein Streiter mit einem mächtigen Satz durch die Reihe brach und mit zwei gut gezielten Streichen zwei ihm entgegen kommende Söldlinge niederstreckte. Neben Stronzo fiel schreiend ein Bauer von den Zinnen und brach sich den Hals; erneut fiel einer seiner Leute unter einem behänden Hieb des flinken Kämpfers.

Shahîm blickte sich um, die letzten drei Gegner hatte er mit Leichtigkeit überwunden. Ihnen fehlte die Übung oder die Leichtfüßigkeit, wie sie ihm inne wohnte. Ein weiter Sprung und er wich einem Holzspeer aus, welcher auf seine Brust gezielt hatte, ein weiter Schlag und der Bauer lag schwer blutend am Boden. Er sah einen Mann, der wie im Wahn auf seine Männer eindrosch; ein Getreideflegel sauste nieder und zerschmetterte einem von Shahîms Kämpfern das Gesicht. Bald folgte ein zweiter.

"Bei Rastullah, dein Wirken will ich beenden", dachte er und schnellte auf ihn zu.

Er duckte sich unter einem Schlag weg, der auf seinen Kopf gezielt hatte, dann wandte er sich zur Seite, schnellte herum und entging erneut dem Flegel. Der Bauer schien sehr gut mit diesem umgehen zu können. Noch ein Schlag, der durch beherztes Zurückweichen von Shahîm auf dem Boden knallte; nun war sein Moment. Ein flinker Satz nach vorn, ein Stoß, ein Aufschrei, dann sackte der Gegner zu Boden. Hinter ihm fiel einer von Shahîms Männern. Der Ansturm hatte doch mehr Widerstand erfahren als erwartet und die Bogenschützen hatten schmerzlich Ernte gehalten, bis sie endlich verdrängt wurden. An seiner Wange schrammte ein Wurfmesser vorbei und ein feiner Faden aus Blut rann ihr herab. Er blickte sich um und sah eine Söldnerin mit einem Kurzschwert auf ihn zukommen, als sie von der Seite mit einem Hieb getroffen wegsackte.

Stronzo blickte sich um. Es sah nicht gut für ihn aus. Die Zinnen waren gefallen, der erste Hof in Feindeshand und auch der zweite drohte ihm aus den Händen zu gleiten. Er musste einen Ausweg finden! Er sah wie seine Männer und Frauen zurückgedrängt wurden. „Bei Hesinde, das ist es!“ Die kleine Baroness würde ihm den Ausweg geben! Fluchend zog er sich zurück. Vielleicht konnte er verhandeln. Er hoffte, dass keiner seiner Männer Hand an sie gelegt hatte.

Ferando kam die Stufen herab und blickte auf Shahîm, als seine Männer und Frauen weiter voran drangen und die Verteidiger sich mehr und mehr zurückzogen. "Wie mir scheint, haben wir die Tore genommen und das Pack aufgescheucht. Eure Männer hielten sich gut, auch wenn sie einiges einstecken mussten. Wenn unser Vorstoß weiterhin so günstig verläuft, so könnten wir bei Praiosscheibenaufgang das Castillo in unserer Hand haben. "

Der Baron von Khabosa nickte nur leicht und schritt weiter.