Chronik.Ereignis1036 Pilgerzug Ragath 02
Auf der Reichsstraße II zwischen Ragath und Quirod, 15. Praios 1036 BF
Autor: kanzler
Der Rabe sah hunderte von Pilgern die Stadt verlassen. Junge, Eltern und Greise, Gesunde wie Gebrechliche, Arme und Reiche. Es war ein Zug von bald einer Meile Länge. Zuvorderst die Geweihten und Frommen, in der Mitte herrschaftliche Magnaten um einen alten Mann, den sie voller Respekt doch auch mit Skepsis zu behandeln schienen. Denn er sprach wenig und hörte viel zu. Zu hinterst aber diejenigen, welche den vierwöchigen Zug nach Brig-Lo als das Abenteuer ihres Lebens betrachteten, die Jungen und Draufgängerischen. Fromm war ihr Treiben weniger zu nennen, doch mochte es anderen, auf dieser Pilgerreise weniger zu ehrenden Göttern durchaus gefällig gewesen sein.
„Wohin, Mutter Trondnin, führt uns unsere Reise?“, fragte ein Mädchen munter die Geweihte des Schmiedeeisernen Himmlischen.
„Oh, du wirst viel sehen, meine Kleine. Die erste Nacht werden wir in einem Zeltlager bei den freundlichen Zahori verbringen, dieser Abend wird dir gut gefallen … vielleicht deinen Eltern weniger“, fügte sie mehr zu sich sprechend hinzu. „Dann geht es nach Quirod und weiter vor die Tore Punins. Von hier aus geht es über das Land nach Madasee und Al'Muktur, wo einst unser Fürst gefangen war, musst du wissen. Und unser Kanzler auch… Ein trauriger Ort. Wieder praioswärts ziehen wir dann nach Jassafheim und zur Kaiserpfalz Cumrat, wo die Kaiserin die Pilger traditionell mit Speis und Trank versorgen lassen wird. Hier wird sich dann unser Pilgerzug trennen. Während die hohen Herren und Damen Magnaten mit dem Schiff über Omlad weiter nach Brig-Lo reisen, geht es für uns zu Fuß immer weiter den Yaquir hinab, bis wir schließlich zum großen Viergötterfest am heiligen Feld der Zweiten Dämonenschlacht ankommen werden. Lass mich dir die Geschichte erzählen, wie Ingerimm selbst den Hammer gegen die finsteren Feinde der Menschen geschmiedet hat…“
Und so zogen sie, den ganzen Tag bis nach Sonnenuntergang, bis sie die fackelhelle Wagenstadt der Zahori erreichten. Diese Idee kam augenscheinlich nicht von der Praiotin, doch die übrigen Geweihten schienen sich mit den Kindern sehr auf diesen Abend der Begegnungen zu freuen. Nach einer kurzen Andacht noch vor der Wagenstadt entließen sie die Pilger in den Abend.
„So, und nun üben wir also, Zelte aufzuschlagen?“, bemerkte Rafik spitz, doch Gwain, der sich von niemandem hier „Fürst“ nennen ließ, bot seine Hilfe an, sollte der Herr Kanzler dieser einfachen Tätigkeit nicht gewachsen sein. Wie viele Zelte hatte er auf seinen Feldzügen selbst aufgeschlagen?
„Was tun wir eigentlich hier?“, forderte Rahjada von Ehrenstein-Streitzig ä. H. derweil eine Antwort von ihrem Vater, dem Grafen Brandil. „Bei diesen … Menschen?“
„Wir üben uns in Achtung und Respekt, mein Liebe. Und wir suchen nach Antworten.“ Eine feste, doch wohlmeinende Hand legte sich auf die Schulter der Domnatella. „Antworten auf Fragen, Fragen zur Zukunft unseres Königreiches. Folgt mir.“ Es war Gwain und er führte die Grafenfamilie an ein Lagerfeuer, um das bereits die übrigen Magnaten saßen, die Weinpokale gut gefüllt. Einige setzten an, sich vor dem Fürsten zu erheben, doch der winkte ab.
„Behaltet Platz, Freunde, Magnaten, Streiter Almadas. Ich bin erfreut, Euch hier auf diesem Pilgerzug zu sehen. Und hoffe, andere werden noch nachkommen. Denn im Glauben wollen wir uns besinnen auf das, was Almada war und wieder sein soll. Auf das, was wir in den dunklen Jahren, die vergangen sind, verloren haben. Auf das, was wir wollen, anstreben und fordern müssen. Auf uns.“ Er blickte in die Runde, auf teils nachdenkliche, teils amüsierte Gesichter. Sollte dies eine Landständeversammlung in rustikaler Atmosphäre sein? Vielleicht, denn schließlich forderte Gwain den Rat der Versammelten ein: „Sagt mir, was ist für Euch Almada? WO seht ihr Almada im vereinten Mittelreich? Und WIE sollen wir hierfür wirken? Sprecht frank und frei heraus, denn wir sind hier nicht auf einer Landständeversammlung, nicht im Cronrat und nicht bei Hofe. Wir stehen unter dem Schutz der Götter – und das möge uns Offenheit erlauben, die wir lange nicht mehr in diesem Kreis vernehmen durften. Wir wollen die Zeit bis Brig-Lo nutzen, um mit Euch Rat zu halten. Heute Nacht interessiert mich zu forderst, welches Bild ihr von Almada habt – und haben wollt. Nun?“
Autor: ehrenstein
Graf Brandil sah in die Runde und erhob sich. Er deutete eine leichte Verbeugung in Richtung Dom Gwains an und räusperte sich:
»Mein Fürst, verehrte Magnaten,« er nickte in die Runde und sah wieder zu dem Harmamund. »Mein Fürst, Ihr wollt wissen, was Almada für mich ist?! Es ist mir eine geschätzte Heimat, eine Herzensangelegenheit, ja ein Mutterschoß. Ich sah hier im schönen Ragatischen meine Töchter aufwachsen, in ihnen eine Verbundenheit zu Almada, die ich nie in dieser Vehemenz mein Eigen würde nennen können. Das Land ist für mich in unseren Kindern. Ich lebe für Almada, für Ragath, für meine Familia und ich würde, wenn nötig, auch für sie sterben.«
Er machte ein Pause und blickte zu seinen beiden Töchtern, ihnen ein liebevolles Lächeln schenkend. »Der falsche Kaiser hat das alles in Frage gestellt. Er hatte es verstanden, nicht nur das Reich, sondern vorallem Almada zu spalten. Es ist jetzt an uns, diese Trennung zu überwinden. Innerhalb und außerhalb unserer Provinz. Wir alle haben Federn gelassen, uns allen wurden wertvolle Menschen entrissen. Teilweise unschuldig, teilweise rechtens. Wir dürfen uns nicht dazu hinreißen lassen, ganze Familias für die Taten Einzelner leiden zu lassen. Altes Blut muss erhalten werden. Das geht am besten über Heirat. Ich selbst gebe die Hand meiner jüngsten Tochter dem Sohn eines der damals verblendeten Gefolgsmänner des Schlächters. Denn auch mein eigener Schwiegervater war lange verblendet und es hat ihn das Leben gekostet.« Jetzt glitt sein Blick zu dem jungen Dom Antorio von Jurios. Er mochte den Knaben. Er hatte eine Baronie, war gut erzogen, von altem Blut und er hatte ohne zu Klagen den Knebelehevertrag unterschrieben. Was wollte man mehr? Er strich sich über den Wams. »Daher rege ich an, hier auf der Pilgerreise weitere Ehen zu stiften, auf das unser Almada wieder zusammenwachse und unter einem Dach gedeihe.« Es folgte eine kurze rethorische Pause. »Ich danke den hier Versammelten für die ungeteilte Aufmerksamkeit.« Er deutete wiederum eine Verbeugung an und setzte sich.
Autor: D'Altea
Nachdem der Graf seine Ansprache beendet hatte, erhob sich sich Boraccio D'Altea, um zum neuen Fürsten zu sprechen.
"Marscha...mein Fürst!", begann er. "Stets war unser geliebtes Almada fürderste Provinz des Reiches. Unsere Könige waren auch die Kaiser des Raulschen Reiches. Doch die unselige Zeit, die nun hinter uns liegt, hat Almada dem Reich entfremdet. Unsere Schwestern und Brüder aus dem Norden schauen mit Argwohn an den Yaquir und wer wollte ihnen dies verdenken ob der harschen Worte, die in den letzten Jahren von hier zu vernehmen waren? Es ist nun an uns dafür zu sorgen, dass aus Misstrauen wieder Vertrauen wird."
Er legte eine kurze Pause ein, bevor er fort fuhr: "Und Vertrauen gewinnt man nur durch Taten! Vertrauen gewinnt nur der, der sich bewährt. Und die Zeit zur Bewährung wird schon bald kommen, hat doch niemand anderes als Helme Haffax, größter Verräter am Reich, allen Zwölfgöttergläubigen den Fehdehandschuh hingeworfen! Reihen wir uns also ein die Reihen der tapferen Verteidiger des Reiches! So wie Dom Ludovigo einst Gareth vor dem Ork gerettet hat gilt es nun das Reich vor den finsteren Horden zu retten!"
Nach einem kurzen Räuspern fügte er noch leise hinzu: "Und wie Ihr wisst, ist eine gute Vorbereitung der halbe Sieg."
Autor: lindholz
Der Baron von Artésa nutzte die sich ihm bietende Gelegenheit, um sein Anliegen vorzubringen und erhob sich. Mit einer eleganten Verbeugung leitete er seine Rede ein: "Mein Fürst, ich stimme Dom Boraccio zu. Doch wenn wir uns als Stütze des Reiches erweisen wollen, müssen wir auch über die nötige Stärke verfügen. Unsere Grenzen müssen sicher und unser Glaube unerschütterlich sein. Bevor wir uns einer fernen Gefahr zuwenden und sei sie auch noch so finster, müssen wir die Schatten der Vergangenheit hinter uns lassen, sonst werden sie uns zum Verhängnis werden. Wenn uns dies gelingt, liegt eine ehrenvolle und stolze Zukunft vor unseren Landen und unser Wille wie unsere Schwerter werden jede Bedrohung zerschlagen."
Nicetos von Lindholz atmete durch. Zweifellos waren seine Worte von Leidenschaft getragen gewesen, doch vielleicht war sein Ton zu fordernd. So schloss er seine Rede ein wenig gemäßigter: "Dies zumindest ist meine feste Überzeugung und es würde mir eine schwere Last vom Herzen nehmen, wenn dieser Gedanke Eingang in Eure Erwägungen finden würde."
Autor: dalias
Nach langem beklemmend wirkenden Schweigen erhebt sich – nach dem Fürsten, dem Grafen und den Baronen – eine Caballera. Yppolita di Dalias y las Dardas, die Mundilla des Barons von Nemento, spricht mit vor Aufregung bebender Stimme:
"Eure Durchlaucht, mein großmächtiger gnädiger Fürst und Dom, hochwohl-, hoch- und wohlgeborene Domnas und Doms. Meinem hochgeborenen Vorredner Dom Nicetos will ich mich anschließen: Ja, die Grenzen des Königreichs Almada müssen nach außen stark und sicher sein; ja, die Untertanen des Königreichs Almada müssen fest in ihrem religiösen Glauben stehen – und... und im Inneren des Königreiches müssen Friede und Recht herrschen. Denn nur so können der Handel anwachsen, die Städte und Märkte prosperieren, die Lande gedeihen.
"Unsere Stärke nach außen, unsere Festigkeit im Glauben, unsere Sicherheit im Inneren und das Erblühen unseres Commercios sind unentwirrbar miteinander verknüpft und sie sind das Fundament unseres Königreiches unter Eurer Durchlaucht gnädiger Regentschaft. Die Garanten eines zukünftig starken Königreichs Almada können – neben Eurer Durchlaucht und ihrer segensreichen Herrschaft – nur die Landstände des Königreichs sein."
Yppolita nimmt wieder Platz.
Autor: beiras
Dom Franco nickte leicht bei den Worten Yppolitas, dann erhob er sich langsam und blickte sich in der Runde der Anwesenden um. Das flackernde Licht des Lagerfeuers mit seinen züngelnden Schatten intensivierte sein wölfisches Lächeln, auch, wenn es jetzt fast beschwichtigend wirkte. Er räusperte sich leicht und setze mit seiner warmen, freundlichen Stimme - ein Gegensatz zu seinem Äußeren - an, seinem Fürst eine Antwort auf seine Frage zu geben. "Almada... was Almada für mich ist? Das Land, welches bereits meine Ahnen bewohnten, welches sie liebten und für welches sie sterben wollten, um es zu erhalten. Das Land, welches ich liebe und welches ich mit meinem Besitz und meinem Leben verteidigen will. Das Land, welches auch die Heimat und die Zukunft meiner Kinder und deren Kinder ist." Er legte seiner Gemahlin, die mit den gemeinsamen Kindern zu seiner Seite saß, die Hand auf die Schulter.
"Ich stimme meinen Vorrednern zu. Einerlei, wie gespalten unser Land in der jüngsten Vergangenheit war, wir müssen zu einer neuen Einigkeit zurückfinden, um unser Almada in eine goldene Zukunft zu führen, mein Fürst. Das Wohl Almadas muss unser vorderster Wunsch sein. Wir alle sind stolz auf unsere Familias, aber der Stolz auf unser Land darf nicht zurückstehen. Und für die Zukunft dieses Landes müssen wir an einem Strang ziehen." Sein Blick traf den Gawains für einen Moment, dann setzte er sich wieder, um den anderen Anwesenden die Gelegenheit zu geben, ebenfalls ihre Meinung zu äußern.
Autor: cres
Der Herr von Cres wendet sich an Dom Boraccio D'Altea und flüstert: "Mag es sein, dass der Fürst sich in die Arme Borons begeben hat? Nicht dass ich ihn daran hindern wollte - in contrario! - , doch ich meine, ein leichtes und gleichmäßiges Pfeifen von ihm zu hören."
Bevor Dom Dom Boraccio Zeit für eine Antwort findet, wendet sich Dom Danilo auch schon wieder von ihm ab. Unzufrieden blickt er von links nach rechts - ein wenig an einen Habicht erinnernd - und murmelt dabei: "Ich höre doch ein deutliches Schna..."
Unvermittelt verpasst er einem der Umstehenden einen leichten Klapps in den Nacken. "Bube, wirst du wohl augenblicklich aufhören zu schna..."
Der Angegriffene wendet sich zu ihm um. Es ist niemand anders als Dom Savertin von Culming! Der Edelmann aus dem fernen Westen wird nun Zeuge eines Vorgangs, den kaum ein Sterblicher zuvor je sah: Der Baron von Cres errötet und sieht dabei peinlich berührt aus. "Entschuldigt vielmals, Dom Savertin! Ich hielt Euch doch fürwahr für einen der Mercenarios von Dom Franco! Es war wirklich nicht meine Absicht, Euch zu schaden! Zwar kann ich dieses unseligen Schlag nicht zurücknehmen, aber vielleicht findet Ihr ein wenig Trost in einem alten Sprichwort aus der Weidenei: Klopft der Elf an deine Tür, folgt das Glück bald hinterhür?" Einige schweigsame Augenblicke vergehen, bis sich Dom Danilo an seine Begleiter wendet, den Medikus und den Unter-anderem-auch-Gehstockschnitzer. Leise spricht er zu ihnen: "Haltet euch bereit! Jetzt gillt's ... womöglich gleich!" Dann hebt er die Hand zum Gruß: "Dom Ansvin!". Enttäuscht läßt er sie wieder sinken. "Doch nicht!" Ehrlich besorgt murmelt er: "Hoffentlich hat nicht wieder ein frecher Bube sein Gehgestell versteckt."
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