Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 25

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Der Dachs gräbt Schanzen

Wie Dom Halmdahl sich auf die Ankunft Dom Remigius' vorbereitete.


Baronie Taubental, 3. Travia 1033 BF

An der Escarrabrücke (nachmittags)

Autor: Geron

Wind war am Vormittag aufgekommen und hatte hellgraue Wolkentürme vor sich hergeschoben, welche nun die Praiosscheibe verbargen. Auch hatte er die Wärme der vergangenen Tage, schwer und trocken, fort geblasen und eine erfrischende Kühle mitgebracht. Er strich sanft über Zedern, raschelte durch Eichenblätter und zupfte beharrlich an den Goldregenbüschen, um so freundlich, aber bestimmt das Ende eines langen Sommers zu verkünden.

Halmdahl blickte angespannt über die Escarra, die sich gurgelnd durch ihr felsiges Bett wand. Seinen Überlegungen zufolge würde Remigius in nicht allzu ferner Zukunft mit seinem Haufen auf der anderen Seite des Wildbaches auftauchen. Natürlich würde er viel mehr Kämpfer haben als Halmdahl, aber er musste ja auch einen Übergang über die Brücke erzwingen. Trotz aller Logik und Erfahrung machte er sich Sorgen. Wie groß würde die Zahl der Feinde sein und wie zuverlässig waren des Schönen Barons Lanzer?

Im Gebüsch lauerten Halmdahls eigene Leute. Mit Armbrüsten bewehrt, hatte er sie zu beiden Seiten des Weges Deckung suchen lassen. Sollte der Feind doch glauben, dass sie leichtes Spiel haben würden. Ferk und Alara führten das Kommando über je eine Gruppe. Aus dem Dunkel des Waldes heraus würden sie Remigius’ Mannen unter Feuer nehmen, während sie selbst kaum zu sehen, sowie gut geschützt sein würden.

Halmdahl selbst stand mit einigen der blaugewandeten Waffenknechte des Barons an der Brücke und wahrte somit eine sichtbare Präsenz. Der Rest der Bewaffneten ruhte sich für das Bevorstehende aus. Die Rösser waren derweil etwa zweihundert Schritt hinter der Brücke zu zwei sauberen Pferdelinien angepflockt worden. Sättel und Zaumzeug hatten sie jedoch anbehalten. Es konnte ja gut passieren, dass die Truppe fliehen musste.

Während die Kämpfer im Schatten ruhten, schufteten die Hörigen aus Waldhaus an der Brücke. Halmdahl hatte alle arbeitsfähigen Leibeigenen zur Fron an die Brücke beordert, damit sie aus Karren, Holz und Erde eine notdürftige Barrikade errichteten, während die Bewaffneten ihre Kräfte schonten. Zu beiden Seiten der Brücke war eine Verschanzung errichtet worden. Noch war sie recht löchrig, aber mit jeder Stunde warfen die Leibeigenen mehr Erde auf und machten die Schanze so zu einem hervorragenden Schutz vor feindlichem Beschuss und zu einem Hindernis für feindliche Reiter.

Sobald Remigius’ Streitmacht in Sichtweite käme, würde ein mit zahlreichen Holzdielen verstärkter Heuwagen in die Lücke geschoben werden und so die Brücke abriegeln. Sogar ein paar angespitzte Stäbe ragten aus dem Wagen hervor und würden somit den Feind behindern. Halmdahl hatte den Karren und das Holz von seinem eigenen Gut herangeführt und um in der Eile an die Holzdielen zu kommen, hatte er zu Flavias Entsetzen gar einige seiner Möbel und Türen in Stücke schlagen lassen. Dafür waren seine Leute jetzt gut geschützt vor feindlichen Angriffen. Herr Leóns Reisigen würde die Aufgabe zukommen mit ihren Reiterspießen über die Barrikade hinweg auf den Feind einzustechen. Sollte es allzu arg kommen, konnten sie die Brücke immer noch zerstören. Einige tragende Bohlen waren angesägt und über starke Seile konnte somit die ganze Brücke zum Einsturz gebracht werden. Sollten die im Ufergras verborgenen Taue nicht ausreichen, würden sie schlicht und ergreifend einen mächtigen Stein, der auf dem Barrikadenwagen lag, auf die Brücke stürzen lassen. Dann wäre für Remigius’ Leute kein Weiterkommen mehr, denn durchwaten konnte man die Escarra nicht.

Bisher war aber noch kein Feind zu sehen. Stattdessen war, wie versprochen, um die Mittagszeit seine Verlobte mit einigen Hofknechten und -mägden erschienen, und hatte auf ein zwei Mauleseln schwere Körbe und ein Fässchen herangebracht, so dass sich Soldaten und Arbeiter an frischem Stangenbrot aus Weizenmehl, Rauchschinken, Schafskäse, gebratenen Bohnen mit Zwiebeln, gekochten Eiern und dünnem Bier laben konnten. Für Halmdahl, Ferk und Alara hatte es sogar zwei gebratene Hühner und ein Krüglein Rotwein gegeben. Flavia hatte es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit den rauen Gesellen zu speisen und ihrem Zukünftigen die besten Stücke vorzulegen. Anschließend war sie, die Röcke raffend, mit ihrem Hausgefolge wieder von dannen gezogen. Halmdahl hatte ihr nachdenklich hinterher geblickt. Verdiente er ein solches Weib?

Auch suchten immer wieder Rahjapilger die Brücke zu überqueren. Ob der kriegerischen Ansammlung etwas verwirrt, wurden sie nach gründlicher Durchsuchung durchgelassen. Die ein oder andere Waffe wurde beschlagnahmt, aber angesichts der vielen Krieger und der Versicherung, dass von nun an der Weg ungefährlich sei, wagte keiner der Pilger zu protestieren. Einzig drei stolze Patriziersöhne aus Albenhus suchten Halmdahl mit Diskussionen zu überzeugen, aber dieser ließ sich auf kein Gespräch ein und dank der Übermacht gaben auch die drei Streithälse ihre Klingen ab. Immerhin wussten die drei Nordmärker von Söldnern am Pass zu berichten, wenngleich ihre Angaben reichlich vage blieben.

Führte Remigius also auch Truppen aus den Nordmarken heran? Halmdahl wusste es nicht. Wieder einmal wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er über die Pläne des Alstingers eigentlich keinen blassen Schimmer hatte. Es war gar nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt gewesen, dass Remigius ihn nur benutzt hatte. Je mehr Halmdahl darüber nachdachte, desto mehr wurde er sich bewusst, dass der Alstinger seinen Tod als Ablenkung billigend in Kauf genommen hatte. Die Erkenntnis brachte eine persönliche Note an den kommenden Kampf heran und so wandelte sich die Anspannung langsam in Zorn auf den Alstinger. Sollte er sich doch eine blutige Nase holen!