Chronik.Ereignis1033 LSV 118
Ragath, 6. Praios 1033 BF
Im Rittersaal des Castillo Ragath (vormittags)
Autor: León de Vivar
"Ich bin doch hier, teurer Schwager", spricht Dom Brandil ruhig, aber für alle vernehmlich. "Sollte ich abwesend gewirkt haben, dann ist das allein der Tatsache geschuldet, dass ich für einen kleinen Augenblick meine Aufmerksamkeit der Caballera zu Ragath gewidmet habe." Ein liebevolles Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen, als mit der Hand auf seine Jüngste weist, die ihm soeben etwas ins Ohr geflüstert hat.
Dann wird er wieder ernst: "Bei den Zwölfen, die Zeitung, die uns aus Kornhammer erreicht, ist fürwahr keine erfreuliche. Es scheint, als sei eiliges Handeln, rasche Tat gefordert, so mancher" - sein Blick bleibt auf dem leeren Sitz des Araceners hängen - "mag die dröge Abstimmerei unterbrechen, die Ständeversammlung stante pede verlassen wollen, um die kaiserlichen und königlichen Vogteien zu entsetzen - was ehrbar wäre, höchst ehrbar vor der Sturmherrin -, auch mein Herz regt sich in Sorge, doch ich frage Euch, Domnas und Doms, dürfen wir uns in dieser Lage hitzköpfig auf unsere Rösser werfen, ein jeder eile, wie er könne, und wer den ersten Ferkina erblickt, gewinnt ein Ringlein?
Nein, muss die Antwort des besonnenen Nobelmanns, der weisen Edeldame lauten. Wenn die Bedrohung gar so ernst ist, so gilt es, Truppen zu sammeln, Kräfte zu bündeln, derweil man mehr Kunde über die Stärke und die Bewegungen des Feindes gewinnt. Ich bitte Euch daher, Ihr Edlen Almadas, fahret fort in den Abstimmungen, doch treibet sie rasch voran. Ich will einstweilen die Reiter des Rossbanner-Ordens, die in Bosquirien liegen, zu Dom Hesindian entsenden. Sie sind erfahren im Ferkinakampf. Für den morgigen Tag aber will ich gleich nach dem Mittagsmahle einen Rat der Ehrenkomture des Ordens einberufen, um das weitere Vorgehen zu beraten und ein jeder, dem Ragatien am Herze liegt, sei eingeladen, diesem Rate beizuwohnen."
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