Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ragath 06

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Ragath, 2. Rondra 1033 BF, am späten Vormittag

Auf dem Castillo Ragath


Autor: Romina Alba

Graf Brandil von Ehrenstein saß nun schon seit den frühen Morgenstunden über den Papieren, die ansonsten sein Castellan bearbeitete. Er hatte sich seit Jahren nicht mehr so intensiv um die Verwaltung seiner Grafschaft gekümmert. Momentan musste er sich ablenken, und nur harte Fakten vertrieben die Bilder, die sich immer wieder in seinen Kopf stahlen.

Seine kleine Romina. Wütend und hilflos zwang er sich weiterzulesen. Die Baronie Falado, sein Blick wanderte zu der Karte der Grafschaft an der Wand, er rief sich in Erinnerung, was er davon wusste und besah sich wieder die Zahlen.

Ein Lakai trat leise ein, und dankbar für jede Ablenkung sah Dom Brandil auf. Der Lakai verbeugte sich tief und kündigte den Kommandanten der gräflichen Leibwache an. Der Graf ließ bitten, und Hauptmann Frankward von Kündoch trat einige Schritte in den Raum und nahm Haltung an. Der Lakai zog sich zurück.

Brandil betrachtet seinen Hauptmann, sah die Nachricht von einer Brieftaube in dessen Händen und überschlug kurz die Zeit. Seine Familie war von zwei Tagen zur kaiserlichen Hochzeit vorgereist. Sie mussten gestern Abend angekommen sein.

"Sind meine edle Gemahlin samt Concabella und Rahjada gut in Punin eingetroffen?" Seine Stimme schien ebenso gelangweilt wie spannungsgeladen. Diese Hochzeit traf ihn aus privaten Gründen nicht so hart wie die meisten anderen Magnaten. War er doch froh, dass die ehrgeizigen Pläne seines Schwiegervaters nicht aufgegangen waren. Doch was half es? - Romina war jetzt in weitaus schlimmeren Händen.

Frankward von Kündoch ging die letzten Schritte bis zum Schreibtisch des Grafen und legte die Nachricht vor ihn hin. "Verzeiht, mein Graf, ich habe keine Ahnung, ob Eure Gemahlin und die gräflichen Töchter gut angekommen sind. Bestimmt kommt die Brieftaube aus Punin heute auch noch hier an. Doch diese Nachricht ist von Dom Rondrigo. Romina Alba ist in Sicherheit und bestimmt schon auf den Weg hierher."

Ruhig sprach der hochgewachsen Mittvierziger die Worte, wohl wissend, was sie für seinen Grafen bedeuteten. Dieser griff nach dem Stück Stoff und sprang auf. Er las die paar Worte und sank zurück in den hohen Sessel.

"Ist es wahr, Frankward oder liege ich in Borons Armen und träume noch?" Er wischte sich über die Augen.

Der Hauptmann lächelte. "Es ist wahr, mein Graf. Die Taube ist dieselbe, die wir Dom Rondrigo mitgegeben hatten, und die Worte waren abgesprochen. Eure Tochter scheint nicht verletzt. Sie und euer Schwager sind fähig zu reiten, und wie besprochen wird der Castellan über Burg Albacim reisen. Ich habe einen Boten bereit, der sofort nach Punin aufbrechen kann, um der Gräfin Nachricht zu geben. Und mein Neffe Ardan wartet darauf, Eurer Tochter Romina entgegenzureiten."

Brandil von Ehrenstein blinzelte und sah mit glitzernden Augen zu dem Ritter hoch, der ihn schon so viele Jahre begleitete. "Mein Augenstern lebt und ist wohlauf. Ich brauche etwas zu Trinken."

Er stand auf, während der Hauptmann zu einem Tischchen trat und eine Karaffe mit rotem Wein hochhob. Als er sich anschickte, einen gläsernen Pokal umzudrehen, schüttelte Dom Brandil den Kopf.

"Nein, keinen Wein, einen Kirschschnaps - oder wie hieß das Zeugs aus dem Feld? Das, was dieser dürre Botschafter letztes Jahr anschleppte?"

Frankward stellte den Wein wieder ab, dachte kurz nach und zog am Klingelzug. "Coverniac", erinnerte er sich schmunzelnd, "ein Brand aus der Nähe von Methumis, für den sie die Trauben extra züchten." Er drehte sich zu dem Lakaien, der hereinkam. "Eine Flasche von dem Coverniac für den Grafen, Joachim." Dieser nickte und verschwand wieder.

Als von Kündoch sich wieder umwandte, stand sein Graf neben ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.

"Frankward, alter Freund, die Götter alleine wissen, wie schwer es mir fällt, nicht auf Romina warten zu können. Wie ich dich kenne, hast du die Kutsche schon herrichten lassen. Wir müssen nach Punin, auf diese götterverfluchte Hochzeit." Der tobrische Ritter runzelte die Stirn, doch Brandil hob die Hand. "Ich weiß, ich weiß, ich darf so etwas nicht einmal denken und für meine Familie tue ich es auch nicht. Ich bin praiosfroh, dass die Braut wenigstens konvertiert ist und werde, wie so viele, gute Miene zum bösen Spiel machen."

Joachim trat ein, ein Tablett mit einer Flasche und zwei eigenartig bauchigen Glaspokalen gekonnt balancierend.

Von Kündoch nahm dem Lakaien Flasche und Gläser ab und schenkte selbst ein. "Der Botschafter sagte damals auch, man solle das Zeugs aus diesen Gläsern trinken." Er reichte eines davon dem Grafen und nahm sich das andere. "Sie schmiegen sich in die Hand, man muss sie schwenken und erst daran riechen, bevor man trinkt." Er tat es und schloss die Augen beim ersten Schluck.

Dom Brandil sah ihm amüsiert zu und machte es ihm nach. "Du weißt eine Menge über das feldsche Gesöff, Frankward." Er roch nochmal an dem dunkelgoldenen Getränk.

Der Kämpe öffnete wieder die Augen und sah seinen Herrn verschmitzt an. "Ihr habt mir damals einige Flaschen geschenkt, mein Graf, wenn Ihr Euch erinnert."

Graf Brandil musste lachen und zum ersten Mal seit Wochen gelang es ihm wieder. "Ich habe dir damals alle Flaschen geschenkt, wenn ich mich recht erinnere!"

Von Kündoch verbeugte sich galant. "Was mein ist, ist auch Euer, mein Graf." Er prostete ihm zu und beide Männer tranken lachend aus.


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 06