Chronik.Ereignis1033 Feldzug Prolog 02

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Im Raschtulswall,10. Praios 1033 BF

Nahe des Lagers der Bâni Khadr


10.Praios, vor Sonnenaufgang

Autor: von Scheffelstein

Aureolus von Elenta warf einen letzten Blick auf die Karte der Grafschaft Ragath, dann rollte er sie zusammen und verstaute sie sorgfältig zwischen seinen anderen Habseligkeiten, die er in einer Spalte nahe des Höhleneingangs versteckt hielt, um sie vor einer zufälligen Entdeckung zu schützen.

Manchmal kamen Krieger des Ferkina-Stammes der Bâni Khadr hier herauf, und er wollte nicht, dass sie von seinem Versteck wussten. Noch war er nicht soweit, den Stamm offen zu beherrschen, noch musste er es heimlich tun, indem er ihrem Häuptling Nasfágul Pascha nachts Befehle einflüsterte.

Dreimal schon hatte der Shâr, wie die Ferkinas ihren Anführer nannten, auf Aureolus' Geheiß hin Krieger ausgeschickt. Einmal hatten sie eine Patrouille der Amazonen aus der Bergfestung Keshal Rondra überfallen und wertvolle Ausrüstung erbeutet, Waffen, Rüstungen und Pferde, die der Stamm brauchen würde, wenn er in Zukunft gegen die Soldaten Almadas bestehen wollte.

Ein weiteres Mal hatte Aureolus die Wilden in das Dorf Carano an der Grenze zwischen den Baronien Selaque und Schrotenstein geschickt, um einen Priester des Sonnengottes Praios zu töten, der allzu neugierige Fragen gestellt hatte über seine, Aureolus', Mutter und ihre Beziehung zu ihrem ehemaligen Nachbarn Rakolus dem Schwarzen – seinem Vater. Eine Beziehung, die, so hatte vor Jahren die Anklage gegen Domna Praiosmin von Elenta gelautet, allzu vertraulicher Natur gewesen sei, schließlich galt sein Vater als Reichsverräter. Man hatte seine Mutter freigesprochen – und ahnte nicht, dass sie gelogen hatte und gar ein Kind von dem gesuchten Schwarzmagier empfangen hatte – ihn, Aureolus. Nun, dieses Geheimnis sollte um seiner Mutter Willen auch in Zukunft Bestand haben, also musste sterben, wer die falschen Fragen stellte.

Bedauerlicherweise hatte der Priester Carano bereits wieder verlassen, als die Wilden seiner habhaft wurden, und so waren es nicht die Hütten von Carano, die sie verheerten, sondern einige Gehöfte, die zum Lehen seiner Mutter gehörten.

Einen dritten Auftrag erfüllten die nichtsahnenden Krieger der Bâni Khadr in Aureolus' Namen, als sie den Rondratempel in Leuendâl in Königlich Kornhammer überfielen, wo die Priester eine Reihe von Bauern in der Kampfeskunst unterwiesen. Auch hier erbeuteten sie wertvolle Waffen und Rüstungen und bannten zugleich die Gefahr, die von den Geweihten der Kriegsgöttin drohte, die sehr wohl immer wieder Überfälle zu verhindern wussten.

Nun aber hatte Aureolus Größeres vor: Er wollte Schrotenstein angreifen, den ehemaligen Lehnssitz seines verbannten und inzwischen verstorbenen Vaters. Hier herrschte ein Vetter einer Vasallin seiner Mutter, die dieser seit Langem ein Dorn im Auge war. Hier aber stand vor allem die wehrhafte Burg Schrotenstein, in der sein Vater geherrscht hatte und in der – das wusste Aureolus – so manche Hinterlassenschaft Rakolus' des Schwarzen darauf wartete, von ihm, Aureolus, in Besitz genommen zu werden.

Eines Tages würde er über die Burg und das Lehen seines Vaters herrschen! Eines Tages würde er den Stamm der Bâni Khadr befehligen und mit seiner Hilfe ganz Schrotenstein erobern – oder mehr. Zunächst einmal hieß es, das Lehen der da Vanyas, die jetzt die dortigen Barone und Junker stellten, zu verwüsten und ihnen so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Der Wiederaufbau und die Verteidigung ihrer Dörfer sollte sie so viel Geld kosten, dass sie hinreichend Ressourcen verlören, um irgendwann dem finalen Schlag nichts mehr entgegensetzen zu können.

'Und wie willst du dann Baron werden?', fragte sich Aureolus. 'Du musst vom Kaiser eingesetzt werden!' Aber darüber würde er sich später den Kopf zerbrechen. Sollten die Grenzlande am Raschtulswall sich erst einmal mit den Wilden herumschlagen. Sollte es sie Kraft und Geld kosten! Er selbst würde schon einen Weg finden, davon zu profitieren.

'Ein geschwächter Feind ist leichter zu besiegen', sagte sich der junge Magier und zog sich lächelnd Robe und Schuhe aus, löschte das Licht an seinem Zauberstab und trat hinaus in die kalte Nacht.

Am Horizont zeigte sich bereits ein grauer Streifen. Er musste sich beeilen, wenn er – unsichtbar! – ins Zelt des Shârs schleichen wollte, um ihm den neuesten Befehl zu überbringen: Schicke so viele Krieger aus, wie du hast, um das Dorf Schrotenstein zu plündern!


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 02