Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 14
Im Raschtulswall, 4. Rondra 1033 BF
Im Lager der Bâni Khadr am Fuße des Djer Kalkarif
4. Rondra, nachmittags
Autor: von Scheffelstein
Nasfágul Pascha schritt zornig in seinem Zelt auf und ab. Djershar war tot. Er selbst und seine Krieger hatten auch keine Spur von den entflohenen Sklavinnen gefunden, und die Beute, die sie gemacht hatten, als sie die Flachländer überrascht hatten, war nicht nennenswert: Ein paar Waffen und Metallkleider und ein paar Silber- und Kupferscheiben, aus denen die Weiber Schmuck herstellten. Auch das eine Weib, das sie gefangen hatten, war wertlos gewesen: Als sie sich dem Lager genähert hatten, hatte es versucht, davonzulaufen. Dabei war es gestürzt und in eine Schlucht gefallen und hatte den jungen Halif mit in den Tod gerissen.
Und nun war Kungaan zurückgekehrt, Kungaan, in den er seine Hoffnungen gesetzt hatte. Aber auch er und die die Sayadim Zhul hatten die Frauen nicht gefunden. Sie waren bis weit in den Süden geritten und hatten ein paar Kriegerinnen vom Stamm der Achmad'Sunni getötet, denen sie begegnet waren. Deren glänzende Krummschwerter und Pferde waren gute Beute, aber das war auch das Einzige, was Nasfáguls Laune ein wenig aufhellte.
Er musste den verheißenen Sohn des Sonnenstiers zeugen! Mit einer Flachländerin – und nicht mit irgendeiner! Ghazal, dieser nutzlose alte Esel, beteuerte noch immer, das hellhaarige Weib sei die Auserwählte, aber die Sklavin war fort, und wo der Nuranshâr sich herumtrieb, war noch eine ganz andere Frage, denn seit zwei Tagen hatte ihn niemand im Lager gesehen. Und der Junge mit den goldenen Augen und dem goldenen Haar war auch nicht wieder aufgetaucht.
Nasfágul selbst hatte die Geister angerufen, aber er war kein Nuranshâr und wusste die Träume nicht zu deuten, die ihm das Geisterkraut beschert hatte. Seither aber war er von einer inneren Unruhe erfasst, die immer drängender wurde. Die Zeit lief ihm davon, soviel wusste er sicher! Einige Krieger waren aus dem Norden zurückgekehrt und hatten berichtet, die Bân Gassârah hätten weite Teile der an die Berge angrenzenden Flachlande besetzt. Der Nuranshâr der Bân Gassârah hätte ebenfalls Träume gehabt, Träume, die seinem Stamm eine große Zukunft voraussagten. Was, wenn die verfeindeten Krieger die Auserwählte einfingen, was, wenn einer der ihren den Sohn des Sonnenstiers zeugte? Das durfte er nicht zulassen!
"Schickt Krieger aus zu allen Stämmen von hier bis zum Siq al-Khorasan im Osten, zum Djer Sarim im Norden und den Ushûn Zhul im Süden. Sie sollen sich den Bâni Khadr anschließen. Ehe Al'Mada sein Gesicht verbirgt, werden wir in die Flachlande reiten und uns holen, was unser ist. Wer mir folgt, dessen Stamm werden wir verschonen, wer mir die Weiber bringt, die ich suche, den werde ich belohnen. Die aber, die sich weigern, werden wir in ihrem Blut ertränken. Und die, die den Bân Gassârah folgen, werden wir vernichten bis auf das letzte Weib, das letzte Kind und die letzte Ziege, und ihr Name wird für immer in Vergessenheit geraten!"
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