Chronik.Ereignis1032 Willkommen in Almada 04
Sherbeth, Anfang Ingerimm 1032 BF
In einem Gasthof am San-Valpo-Platz
Autor: Dom Gualdo
"Nun", der Castellan von Sherbeth schüttelte lächelnd sein Haupt, "für die Schönheit und Lieblichkeit Sherbeths kann ich nichts. Manch kunstsinniger Herr von Rebenthal und manch Mäzenin aus derselben Familia haben dazu vielmehr getan als ich. Nach besten Kräften versuche ich aber nun seit mehr als fünf Götterläufen mein Möglichstes um die Schönheit und die Merkwürdigkeiten des Ortes zu bewahren. Nehmt den Palacio Migelo als Beispiel: Vor neun Götterläufen wurde er geplündert und in manchen Kabinetten hat die rasende Soldateska sogar Feuer gemacht, um dort Fleisch braten und schmausen zu können. Um an das dafür nötige Holz zu gelangen, haben sie kostbare Möbel zerstört. Und Deckengemälde, die zuvor Nymphen und Dryaden, Götter und Heilige, die Natur in all ihrer Herrlichkeit zeigten, waren schwarz vor Ruß. Welche Sünde gegen Hesinde und Rahja!
Mittlerweile aber erstrahlen die Gemälde wieder in altem Glanz. Wenn Euch Eure Reise noch etwas Zeit lässt und Euch keine dringenden Geschäfte antreiben, würde ich mich freuen, Euch den Palacio zeigen zu dürfen. So sehen Eure Kinder dann auch, Wohlgeboren, dass auch Oberyaquirien von den Göttinnen der schönen und leichten Künste geküsst wurde. Und wenn Ihr dafür Zeit haben solltet, dann müsst Ihr Eure Schritte auch in den San Valpo-Tempel lenken, wenn Euch Eure Füße denn nicht ganz alleine - gleichsam wie unter einem Zauberbann - dort hin tragen. Wenn dieser Tempel in Punin stünde, würde sich sogar die Königsstadt damit brüsten - denn schließlich wurde der Tempel auch von einem König erbaut." Charmant lächelte der Castellan von Sherbeth und strich sich mit der ihm verbliebenen linken Hand über das Kinn. Caneya von Gurnabán - irritiert von der Freundlichkeit ihres geliebten Cousins und der Belanglosigkeit seines Geplauders - wollte sich gerade dazu herablassen, Domna Siona mit einem artigen Kompliment bezüglich ihres blauen Kleides zu bedenken, als der Schankbursche unter artiger Verbeugung an den Tisch herantrat und zwei Schälchen mit Obst auf den Tisch stellte. Caballera Caneya brachte das Herantreten des Burschen dazu, den Entschluss zu überdenken, und die nachfolgenden Worte des Castellans machten ihr angedachtes Kompliment ohnehin obsolet:
"Domna Siona, Euer Kleid ist bezaubernd, ein sehr schöner Anblick. Bei Gelegenheit müsst Ihr mir im Vertrauen sagen, welcher Schneider es Euch fertigte, damit ich meine liebe Cousine mit einem solch schönen bedenken kann." Lächelnd blickte er kurz zur eisern schweigenden Caballera Caneya, bevor er sich an Dom Nicetos wandte: "Wohlgeboren, Eure Töchter sind sehr wohlerzogen und über alle Maßen von den Göttinnen gesegnet. Die Zahl der Verehrer ist mit Sicherheit unüberschaubar. Mit welch schönen und begabten Kindern Tsa Euch segnete!"
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