Chronik.Ereignis1027 Tulamidische Reise 02
Markcapitale Omlad, 21. Phex 1027 BF
In den Straßen der Stadt (1. Ingerimmstunde)
Autor: León de Vivar
Über den Dächern der ehemaligen amhallassidischen Capitale leuchtete die Frühlingssonne. Sie warf ihre Strahlen auf jede Straße und in jede Mauerritze und erweckte die von der regenreichen Tristeza zur Untätigkeit und zum Missmut verdammten Omladim zu neuer Geschäftigkeit. An allen Ecken und Enden wurde gehämmert, gesägt und gemauert. Wände wurden neu gekalkt, junge Baumschösslinge wurden gepflanzt – und auf dem Sklavenmarkt wurde bereits wieder eifrig gefeilscht und gewuchert. Nun freilich nicht mehr um bedauernswerte Sklaven, wie zu Zeiten Bey Kazan al'Mougans, wohl aber um teure almadanische Weine und edle Rösser, elfisches Bauschtuch, aranische Perainäpfel, Marmor aus dem Raschtulswall und andere Kostbarkeiten. Der Friedensschluss mit den Heiden brachte auch teures Porzellan, pfeilschnelle Mehari und das begehrte Weiß des Chichanebi auf den Bazar der Stadt.
Im Stadtpalacio (1. Ingerimmstunde)
Von einem Fenster des Palacios aus betrachtete Cronvogt Gwain von Harmamund das Treiben. Er wusste nicht so recht, ob er mit seinem bisherigen Werk zufrieden sein sollte oder nicht. Ja, in Omlad herrschte Aufbruchsstimmung. Ja, Handwerker von diesseits und jenseits des Väterchens siedelten sich an, große Handelshäuser gründeten Niederlassungen und schafften Geld herbei. Und ja, man hatte verstanden, dass hier durch seine Politik und Administration die Pforte ins Tulamidenland erneut aufgestoßen worden war. Nun wurden alle angelockt und wollten sich einen möglichst großen Anteil des zu erwartenden Reichtums sichern.
Doch leider kamen auch solche, denen er gerne den Zugang verwehrt hätte: Bettler, Zahoris und andere Tagediebe stritten sich mit Kriegsversehrten um das tägliche Brot und mehrten das Elend, Spielhäuser und Bordelle hatten eröffnet und traditionalistische Heißsporne beider Seiten ließen es so manches Mal nicht bei der leeren Drohung bewenden. In den Amtsstuben sammelten sich die Klagen wegen Diebstahls und Plünderung und wöchentlich waren Mordopfer zu beklagen. Von der Korruption hatte zumindest er selbst sich bisher fern halten können. Doch er hatte nur ein dreifaches Dutzend an Stadtgardisten, die er zu weiten Teilen zum Schutze der Türme und Tore und für Patrouillen im Umland einsetzen musste. Wie er es drehte und wendete, er war auf das Angebot des jungen Vivar und dessen Tante, die beide mit tulamidischer Gelassenheit in den bequemen Sesseln seines einstweiligen Bureaus (er hatte es belegt, weil man in San Telo doch recht weit von den Geschehnissen in der Stadt entfernt war) saßen, angewiesen.
„Nun denn“, drehte er sich schließlich zu dem ihn höflich anlächelnden jungen Mann und seiner etwa 40-Jährigen Anverwandten zu, „aufgrund der Tatsache, dass die Stadtgarde – wie Ihr leider treffend bemerktet – für Euren Schutz innerhalb Omlads nicht garantieren kann, sollt Ihr Eure eigene Schutztruppe – zunächst für ein Jahr – in Sold halten dürfen. Für jeden Mercenario, den Ihr unter Waffen haltet, habt Ihr mit Beginn unseres Abkommens 24 Golddukaten an die Administration der Stadt zu entrichten.“ Er hielt inne, um Dom León Zeit zu geben, seine Worte ins Tulamidische zu übersetzen, wie er es schon seit Beginn ihrer Unterredung tat.
24 Dukaten waren weniger, als die Besoldung eines Soldaten verschlang. Dennoch würde die Gewährung des Rechtes auf Selbstschutz zumindest etwas Gold in seine leeren Kassen spülen. „Es ist Euch nicht verboten, die Dienste Eurer Truppe auch anderen Inhabitanten Omlads zu gewähren und dafür Geld zu verlangen. Seid Euch aber bewusst, dass Ihr kein Monopol besitzen werdet.“
„Seid tausendfach bedankt für Eure Gnade, ruhmreicher Herr von Omlad“, erwiderte der junge Caballero mit dankbarem Lächeln und erhob sich. „Meine Tante schätzt sich glücklich, dass Ihr, Huldvoller, an ihrer Sorge um ihre und der Omladim Sicherheit Anteil nehmt.“
„Das ist meine Aufgabe, junger Mann“, brummte Dom Gwain, der nie so recht wusste, wie er mit Dom Leóns überschwänglicher Höflichkeit umgehen sollte.
„Was nun das Haus betrifft…“, setzte dieser nach einem kurzen Blickwechsel mit der in prunkvolle Gewänder gehüllten Yashima saba Dhachmani wieder an.
„– so schuldet Ihr respektive Eure werte Tante mir respektive der Stadt 23.000 Dukaten, so Ihr es erwerben wollt“, sprach der Cronvogt und konnte beobachten, wie das stark geschminkte Gesicht Señora Dhachmanis bei der Übersetzung ihres Neffen an Freundlichkeit verlor und zu einer Maske der Entrüstung wurde.
Eifrig gestikulierend gab sie eine Replik, die Dom León folgendermaßen übersetzte: „Meine ehrenwerte Tante, Yashima saba Dhachmani, meint, dass Ihr, edler Dom Gwain, halten zu Gnaden, ein Sandlurch seid – betrachtet dies bitte als Kompliment an Eure Geistesschärfe – und sie möchte ihr Erstaunen darüber ausdrücken, dass Ihr der Familia Dhachmani dieses leer stehende und obendrein geplünderte Gebäude, dass doch verfallen würde, wenn wir es uns seiner nicht durch den Aufkauf annehmen würden, für einen solch überhöhten Preis andrehen wollt.“
Erstaunt riss der Cronvogt die Brauen hoch und den Mund auf. „Ich will Euch das Haus andrehen? Ihr wollt doch diesen gegenüber des Rastullahhauses situierten Palacio, der einem Fürsten würdig wäre und zudem während der Kampfhandlungen in der Substanz nicht beschädigt wurde –“ Ärgerlich unterbrach er sich selbst. Was tat er da? Feilschen wie ein Jahrmarktkrämer! Er winkte ab. „Das mag Eure geschätzte Tante mit Señor Ordelassio bereden, Dom Leon. Er ist auch des Tulamidischen mächtiger, als ich es bin.“ ‚Soll der sich doch mit dieser verflixten Tulamidin herumschlagen!’, dachte er, ‚ich bin der Cronvogt!’
Vor der Stadt (1. Rahjastunde)
Während Señora Dhachmani und der Secretario des Magistrates nun im Inneren des Palacios aufs Erbittertste und nach allen Regeln der Kunst zu feilschen begannen, machten die beiden Magnaten, begleitet von zwei Gardisten des Vogtes und zwei Khunchomer Söldnern, eine Ausritt. Sie besichtigten den Wiederaufbau der äußeren Ringmauer, der – wie der Stadtherr zugab – nur schleppend von statten ging, da es an Geld und Baumaterial mangelte. Schließlich kamen sie auch vor die Stadt und ritten zwischen den Feldern hindurch, auf denen neu angesiedelte Pfahlbürger und Fellachen gerade die erste Saat nach dem Krieg ausbrachten.
Auf einer kleinen Anhöhe zügelte Dom Gwain sein Ross – die Soldaten hielten respektvollen Abstand – und richtete, den Blick auf den im Licht der Praiosscheibe glitzernden Yaquirstrom und die alte Stadt an seinem Ufer gerichtet, an seinen Begleiter: „Was haltet Ihr von ihr, Dom León?“
Dieser lächelte fein und schwieg eine Zeit, um sich eine Antwort zurechtzulegen. Dann erwiderte er: „Es ist betörend, Euer Hochgeboren, in ihren Armen den Duft der großen weiten Welt zu verspüren. Ja, ein stetiges Abenteuer voller Höhen und Tiefen ist es fürwahr, ihr ständig schwankendes Temperament und ihren Willen im Zaum zu halten und ihr gleichzeitig von ihrer durch ihr Alter gereifte Freiheit und ihre durch ihre neue Blüte gewonnene, überschäumende Lebenslust zu profitieren, die sie so begehrenswert macht.“
Verwirrt runzelte der Cronvogt die Stirn und drohte Dom León mit dem Zeigefinger. „Ich sprach nicht von Eurer neuesten Liebschaft, welche, wie mir zu Ohren kam, eine junge Dichterin mit dem klangvollen Namen ‚Fahdime aus dem Tal des Morgentaus’ sein soll“ – hier bewies der alte Harmamund zu Dom Leóns Erstaunen, dass er exzellent darüber Bescheid wusste, was in seiner Stadt vor sich ging – „und von der Ihr gewiss diesen lyrischen Unfug habt, sondern von Omlad, junger Amigo.“
Der junge Mann lachte. „So tat ich es, Dom Gwain, ebenso tat ich es auch! Auch wenn Señorita Fhadime in diesem Falle tatsächlich meine Muse war, so beantwortete ich doch Eure Frage, o Zitadellenherr. Omlad war einst das novadische Tor in die von Glut erfüllte Khôm und ins liebliche Mhanadistan. Ihr habt das edle Ansinnen, es wieder zu etwas Ähnlichem zu machen – jedenfalls interpretiere ich Eure Zollvergünstigungen und Steuergesetze dahingehend. Nicht zu einem novadischen Tor, sondern zu einer almadanischen Pforte – mit harmamund’schen Torflügeln, wenn die Bemerkung gestattet ist.“
Dom Gwain hüllte sich in Schweigen. Ihm war jedoch klar, dass der Jüngling nur zu gut wusste, dass er Recht hatte.
„Doch die Stadt“, fuhr dieser vergnügt lächelnd fort, „hat ihren eigenen Willen. Sie ist alt und spielte stets eine exponierte Rolle, was ihre vom Gespenst Krieg gebeutelten Inhabitanten stolz und streitsüchtig machte. Wenn ich Euch, der Ihr mich an Alter, Ruhm und Weisheit – experientia docet – bei weitem übertrefft, in jugendlicher Subsidiation einen ehrlichen Rat geben dürfte, Hochgeboren?“
„Nur zu“, nickte der Angesprochene, „ich bin gespannt, was der Dom Juan dem Stadtverwalter zu raten hat.“
„Der Reiter“, hob der junge Caballero an, „sollte sich – mag er auch noch so tollkühn sein –, mit Verlaub, vorsehen, dass er die Zügel nicht zu sehr aus der Hand gibt. Wenn die Stadt glaubt, sich selbst – ohne die lenkende Hand des königlichen Vogtes – beherrschen zu können, dann wird sie es meiner bescheidenen Einschätzung nach auch versuchen – und dabei kläglich zu Grunde gehen. Reicht den Patriziern den kleinen Finger, aber verwehrt ihnen die ganze Hand! Lasst sie partizipieren, aber denkt daran, dass Ihr der Herr seid. Ich hoffe für Euch und Omlad, dass die Zugeständnisse, welche Ihr, Fürstenspross, die Mercenarios betreffend meiner lieben Tante vorhin gemacht habt, noch nicht des Guten zu viel waren.“
Der Cronvogt blickte ihn verwundert an. Wollte er zugeben, dass die getroffenen Vereinbarungen ihm selbst und den Dhachmanis mehr nützten als Omlad?
„Versteht mich nicht falsch, Eroberer der Stadt. Señora Dhachmani wird ausschließlich zum Wohle der Familia Dhachmani handeln. Sollte das Wohl Omlads damit kompatibel sein, ist es gut. Solltet Ihr, Dom Gwain, Euch aber den Dhachmanis in den Weg stellen, so werden sie eine innerstädtische Opposition gegen Euch aufbauen, oder – noch schlimmer – alsbald die Stadt verlassen. In beiden Fällen hättet Ihr einen der kräftigsten Investoren verloren, derer Ihr habhaft werden könnt. Glaubt mir, ich kenne die Macht, die vom Geld meiner Verwandten ausgeht. Deshalb empfehle ich Euch, meine Tante und auch das Omlader Stadtpatriziat nicht zu unterschätzen.“
Sich über die Offenheit der Worte wundernd, konnte der Cronvogt nicht umhin, den jungen Mann an seiner Seite im Stillen zu bewundern. Seit seinem kläglichen Auftritt vor dem Hofgericht schien er um einiges gereift zu sein. Er war kein bloßer Schürzen jagender Springinsfeld mehr, sondern war in der Lage, aktiv Politik zu betreiben. Ein ernstzunehmender Partner – oder Gegner. Das wollte er sich merken. Laut sagte er: „Habt vielen Dank für Euren offenen Rat, Dom León. Ich werde ihn mir zu Herzen nehmen. Doch verratet mir eines, was ich der Zeit, die wir uns nun schon kennen, nicht herausgefunden habe. Welcher Strömung im Königreich soll ich Euch zuordnen? Seid Ihr ein Königinnentreuer? Ein Parteigänger des Taladurers? Was ist Eure politische Einstellung?“
Der junge Caballero blickte ihn an und lächelte offen. „Ich habe keine“, sagte er schlicht.
Mit Erstaunen sah ihn der Ältere von der Seite an. „Ihr habt keine? Bitte um Verzeihung, aber das kann ich mir nur schwer vorstellen! Weshalb habt Ihr mir dann gerade diesen – wie Ihr zugeben müsst, recht ungewöhnlichen – Rat gegeben? Warum habt Ihr mir damals von den Machenschaften der Hüter berichtet, Dom León? Wie erklärt Ihr Eure Rede vor der Königin?“
„Den Rat habe ich Euch gegeben, damit Ihr nicht in die Gefahr geratet, ungerecht handeln zu müssen. Mein Handeln war niemals politisch motiviert, Dom Gwain“, sprach der Vivar und zeigte dabei ein Lächeln, als ob er sich dafür entschuldigen müsse, keine Hintergedanken gehabt zu haben. „Ich sah, dass das Vorhaben der Almadinhüter nicht gerecht im Sinne der Zwölfe sein konnte – und in jenem Moment erschient Ihr, o Stadcommandant, mir als der rechte Mann, um zu intervenieren. Denn ich allein wäre nicht mächtig genug gewesen, um dergleichen zu bewältigen.“
„Für einen Mann ohne politische Einstellung denkt ihr erstaunlich politisch.“ Noch immer von dem Junker gleichermaßen fasziniert wie entsetzt, der – augenscheinlich ohne politische Hintergedanken – mit der Stabilität des Königreiches und dem Leben und der Ehre eines halben Dutzends der hochrangigsten Magnaten des Königreiches gespielt hatte, fragte der erfahrene Stratege und Politiker erneut: „Angenommen, dass Euer Handeln nicht politisch motiviert war, Dom León. Wovon war es dann bewegt? Ihr verzeiht gewiss die Vermutung – wir sind schließlich unter uns –, doch nehme ich an, dass es schlichte Geltungssucht war? Wir sehnen uns schließlich alle nach Ruhm und Ehre. Oder Reichtum. Hätte es Euch Schätze eingebracht, wenn wir den Prozess gewonnen hätten? Hass auf die Almadinhüter? Wolltet Ihr Euch die Liebe irgendeines Menschen verdienen? Was trieb Euch dazu, Dom León?“
Ruhig sah Leon de Vivar dem Cronvogt in die Augen. „Nichts von alledem“, sprach er, „ließ mich diese Verwirrung stiften. Ich hegte keine Gefühle, welcher Art auch immer, gegenüber den Hütern des Almadin. Den einzigen, den ich hätte hassen können ob seiner Abscheulichkeit, den alten di Lacara, hat Gevatter Boron schon bei sich aufgenommen. Nach Gold und Geld strebe ich nicht. Und was soll ich mit Ruhm? Der ist vergänglich. Liebe verspüre ich seit langem nicht mehr. Nein, einzig mein Gewissen, das mich stets dann, wenn ich drohe, etwas Falsches zu tun, warnt, am Tage des Verhörs in San Telo und beim Gericht der Königin aber schwieg, veranlasste mich, so zu handeln, wie ich es tat.“
Der ältere Mann wandte den Kopf mit leichtem Schauder ab. Menschen ohne Gier machten ihm, dem großen Menschenführer, dem ehemaligen Rebellen, dem Erstürmer Omlads, Angst. Wortlos ließ er seinen Hengst wieder in Richtung der alten Capitale traben.
Im neuen Palacio Dhachmani (2. Praiosstunde)
Als sie wieder ins Emeraldviertel kamen, verabschiedete sich der Vivar höflich vor dem Bethaus des Rastullah. Eine Einladung nach San Telo für den morgigen Tag nahm er an. Dann schwang er sich von seiner Shadifstute und betrat zusammen mit den beiden Mercenarios aus Khunchom den prächtigen, unterhalb der Zitadelle liegenden Palacio, der vor allem durch seine vier mit Bronze beschlagenen Zwiebeltürme auffiel. Durch einen gänzlich von Möbeln befreiten Vorraum, in dem er die novadischen Kalligraphien bewunderte und mit Mühe als Segensformeln für den Eintretenden entziffern konnte, erreichte er einen schmucken Innenhof. Dessen Zentrum bildete ein kleiner Garten voller niedriger Zierpflanzen. Darum zog sich ein vierseitiger Arkadengang. Hier wandelte – wie er es erwartet hatte – seine Tante Yashima Seite an Seite mit seiner bezaubernden Schwester über die blanken (und offensichtlich frisch geputzten) Platten aus Eternenmarmor. Beide Frauen waren in ein intensives Gespräch vertieft und bedachten ihn mit einem strafenden Blick, als er sich zu ihnen gesellte und dabei mit seinen verdreckten Stiefeln eine Spur hinterließ. Er scherte sich jedoch nicht weiter darum, sondern blickte sich um. „Reizend, bei Nandus’ Augenmaß, wirklich reizend“, lächelte er, „was hast du denn nun dafür bezahlen müssen, liebste Yashima? Oh, bitte, kein Lamento, meine Zuckersüße! Sag’ es mir einfach, ja?“
„Mein lieber Neffe“, zwitscherte die ‚Zuckersüße’ und lächelte ihn voll Zuneigung an. Welch reizende Kinder Djerid doch hatte! „Mein lieber Neffe, deine Neugier wird dich noch einmal Aves-weiß-wohin bringen! Der hakennasige Schmutzfink von Sekretär forderte erst unverschämterweise 24.000, da sagte ich ihm, dass er der Sohn eines räudigen Kamelkastrierers sei und dass ich ihm höchstens 13.000 für seine verwanzte Ruine geben würde, woraufhin er sich unglaublich echauffierte und sagte –“
„Allerliebstes Tantchen!“, unterbrach der gute Neffe den Redeschwall und sah Hilfe suchend zu seiner spöttisch dreinblickenden Schwester, „willst Du mir nicht schlichtweg sagen, auf welchen Preis deine vom Bey der Nebel gesegnete Zunge ihn schließlich zwang?“
Statt einer Antwort drückte Señora Dhachmani ihm einen Kuss auf das Kinn (denn seine Stirn erreichte sie nicht). Dann ergriff sie ein goldenes Amulett, das um ihren Hals hing und zwei spielende Füchse zeigte, und sprach mit hörbarem Triumph: „Durch des Sternenherrschers Hilfe gelang es mir, dieses Prachtstück von einem Palast für lumpige 19.237 Dukaten zu erwerben – zuzüglich eines neuen Rosses für den hässlichen Raffzahn.“ Der junge Mann an ihrer Seite nickte anerkennend.
Nun schaltete sich seine Schwester ein und sagte mit ihrer wohl tönenden Stimme: „Wollen wir uns an die Möblierung wagen?“
Eifrig nickte Yashima saba Dhachmani und rieb sich die beringten Finger: „Ja, Kinder, das wollen wir! Ich habe schon nach meiner Bagage zu Alrigo schicken lassen. Und morgen werden wir eine Einweihungsfeier geben, die sich sehen lassen kann! Schließlich sind wir keine armen Leute, sondern Dhachmanis!“
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