YB32 Quo vadis, Südpforte

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 32
Phex 1030 BF (2 Hal II.)


CULMING/REICHSCAPITALE PUNIN. Die Südpforte. Bisher jedem Almadaner bekannt als beschauliche und gemächliche efferdwärtigste Provinz, die an das Liebliche Feld und den Windhag grenzt. Ein Landstrich, in dem alles noch etwas langsamer geht, man seine fiestitas feiert, Holz hackt, Juwelen aus den Bergen gräbt und über den vom Windhag Regen hertreibenden Beleman klagt. Allein, die Südpforte in dieser uns bekannten Form scheint es derzeit nicht mehr zu geben.

Scheinen doch die gütige Mutter TRAvia und die friedfertige TSA dieser Monde ihre Gesichter von der Südpforte abgewandt haben. Scheinbar hat in jeder noch so kleinen Ortschaft der mantikorgleiche KOr die Lust zu Streit und Kampf erwachen lassen. So viele unruhige Zeitungen schwirren durcheinander, dass auch der derzeit einzige Correspondent des Hauses Yaquirblicks vor Ort nicht mehr in der Lage war, über alle den Überblick halten zu können.

Seit jener unglückseligen Schlacht auf benachbartem Boden, deren Ort wir hier besser nicht noch einmal benennen (s. YB 31), scheint in der Mark auf jeden Fall alles außer Rand und Band zu sein. Und sollte auch nur ein Bruchteil der Geschichten stimmen, welche die Meldungen des Hauses Yaquirblick zugetragen bekommen haben, muss man doch mit argen Sorgenfalten auf der Stirn den Blick Richtung Gugella werfen.

Fest steht nur, dass nach besagter Bataille die Nobleza der Südpforte, welche dort wohl den größten Blutzoll zu zahlen hatte, noch auf ihrem schmählichen Rückzug die Schuld für die Niederlage (die, wie wir erinnern möchten, eindeutig auf Seiten der darpatischen Auxiliartruppen lag) meist bei den anderen suchte. So wurde so Einiges an Streit in die Dörfer getragen, was schließlich darin endete, dass man sich untereinander anschwieg und ignorierte. Auch Duellforderungen sollen ausgesprochen worden sein. Dies mag für Almadanis nichts ungewöhnliches sein, doch dieses Mal wurden die Zwistigkeiten so intensiv ausgeführt, dass man sogar eine der wichtigsten almadanischen Prämissen vernachlässigte: Nach außen einig! war plötzlich nichts mehr wert.

So dauerte es auch nicht lange, bis einige subversive Elemente begannen, alte Rechnungen zu begleichen und scheinbar damit auch Erfolg hatten, da jegliche Hilfegesuche der Betroffenen ungehört blieben. Als erstes begannen die Probleme wohl im Norden der Mark. In der Baronie Mesch wurden einige Dörfer von – man höre und staune! – Goblinhorden[1] überfallen. Der Versuch des Barons Obidos von Mesch zum Perainetausch, gegen die Rotpelze für Ruhe zu sorgen soll – auch wegen ausbleibender Hilfe der Nachbarn – in ein Fiasko geendet haben, da die Goblins überraschend organisiert sowie in ungeahnter Anzahl aufgetreten sein soll. Am Ende sprach man von der „roten Flut“, welche letztendlich sogar den Baronssitz Mesch geplündert haben soll. Dom Obidos musste nach Agum flüchten, während besagte rote Flut ihre Finger bereits nach Phexhilf und Teile von Pildek gestreckt haben soll. Auch benachbarte Dörfer in Agum sollen den Goblins schon einiges an Tribut gezahlt haben. Besonders dreist soll ein angebliches Communiqué einer Goblinfrau namens Knu’Zha Knusen oder Knuudze sein, welches einen „Goblinfürst“ Raganishu als neuen Baron von Mesch nennt.

Wer sich nun fragen mag, was die neue Gräfin Shahane Al’Kasim in dieser Situation mit ihren gräflichen Truppen unternimmt, dem sei von einer ungenannt bleiben wollenden Stimme am Kaiserhofe mitgeteilt, dass „die Gräfin derzeit Probleme ganz anderer Art“ hat. So sah S. K. M. Hal II in ihr wohl die Hauptschuldige für das Desaster im Yaquirbruch und strafte die Gräfin bis dato mit absoluter Stille. Die wenigen noch gebliebenen gräflichen Truppen waren lange Zeit damit beschäftigt, die Schäden der Cañocacha in Zaum zu halten. Als die Goblingefahr Domña Shahane zu einem weiteren Hilfegesuch nötigte, erhielt sie überraschend eine Nachricht aus Punin, jedoch sicher nicht die erhoffte. Denn statt Truppen erhielt sie nur den kaiserlichen Befehl, den Lehnseid Kaiserlich Phecadiens sicher zu stellen, einer Domäne, die durch Reichsbehüter Jast Gorsam an den Herzog Cusimo zu Grangor verschenkt wurde und seitdem durch Truppen des liebfeldischen Hauses Streitebeck besetzt und regiert wird. Ein Befehl, dessen Ausführung nahezu unmöglich erscheint, liegt Imdâl, die bedeutendste Ortschaft der Domäne doch am Phecadi. Damit ist die Stadt der Herzog Cusimo gehörenden Markgrafschaft Windhag näher als dem restlichen almadanischen Land, von dem es durch das Phecanowald-Gebirge getrennt wird.

Was will S. K. M. mit einer solch harten Entscheidung wohl bezwecken? Es steht zu vermuten, dass dies über die Abstrafung der Gräfin hinaus vor allem ein politischer Schachzug ist, der das Augenmerk auf den zweiten Militärbund der Südpforte lenkt: die Culminger Liga. Die Landwehr unter Führung von Baron Stordan von Culming wird jedoch wohl leider nicht so einfach für diese neue Aufgabe rekrutiert werden können, denn letztendlich kam auch aus dem Süden eine alarmierende Nachricht, genauer aus Brindâl.

So soll dort der Novadi in die Stadt Dâl eingerückt sein, angeblich ohne dass es dabei zu Kämpfen kam. Wen wundert’s? Ist doch der Baron von Brindâl, Dom Chabun ben Nafiref selbst ein Aramya. Er wird seinen Glaubensbrüdern Tor und Tür geöffnet haben und nur durch seinen Verrat lässt sich das unglaublichste aller Gerüchte erklären: dass Neu-Süderwacht, der (einst?) unbesiegte Stolz der almadanischen Kordillere, in die Hände der Heiden gefallen sein soll! Somit haben die Heiden nun einen Brückenkopf am cisyaquirischen Ufer und laut einigen Berichterstattern, deren Vertrauenswürdigkeit allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben ist, soll sich seitdem Floß an Floß reihen, um blutdürstige Wüstenkrieger nach Almada zu bringen. Novadische Krieger, welche einer einfachen Landwehr wie Stordan von Culming sie befehligt, eigentlich überlegen sein sollten. Sollten diese erschreckenden Zeitungen wahr sein, so zeigt sich wieder einmal: ein Aramya, dem Herrschaftsmacht verliehen wurde, kann diese nur zum Reichsverrat missbrauchen. Memento Uchakbari!

Mit besonderer Hilfe anderer Domänen ist scheinbar nicht zu rechnen. In der Baronie Haffith wurden bei einem Grubenunglück sowohl der Baron als auch die Vogtin verschüttet; eine Interimsadministration hat sich zwar gebildet (s. S 15), ist jedoch vollauf mit der Verhinderung von weiterem Chaos beschäftigt. Im Osten hat Gendahar von Streizig ä. H. zumindest einige Truppen die Brigella sichern lassen, bewegt sich aber keinen Fuß über die Grenze zwischen Yaquirtal und Südpforte. Mehr noch scheint durch diese Not die Zeit für Günstlinge gekommen ist, welche eine Söldnereinheit ihr eigen nennen können. Besonders hervor tut sich dabei Gerone vom Berg, allein, da das Haus vom Berg und Culming aufs Ärgste verfeindet sind, wird auch diese angebotene Hilfe sicher nicht in dem Maße eingesetzt werden, wie man es erhoffen müsste.

Fest steht, dass durch all diese chaotischen Nachrichten kaum etwas nach Punin gelangt, das unserem Hause als gesicherte Wahrheit zur Drucklegung gegeben werden kann. Zum Einen, weil niemand bereit ist, für Nachrichten aus der Nachbarbaronie einen Boten zu entsenden, zum Anderen auch, weil – wie uns vom Eslamidenhofe mitgeteilt wurde – das Interesse S. K. M., derlei Nachrichten aus dem efferdwärtigen Teil des Königreichs in den Meldungen aus dem Hause Yaquirblick zu lesen, derzeit „nicht mehr und nicht weniger als gering“ sei. Wir brauchen daher kaum zu erwähnen, dass schon all diese Informationen nur sehr schwerlich der Redaktion unseres Hauses zugetragen werden konnten. Für die nächste Ausgabe versuchen wir aber Licht in dieses Wirrnis zu bringen und haben entsprechend schon unser eigenes kleines „Heer“ in die Südpforte geschickt, um unseren Correspondenten zu unterstützen. Wir hoffen bei TRAvia, dass ihre Berichte uns sagen können, dass die wilden Gerüchte allesamt Übertreibungen sind.

Danilo Maxinari di Minni



  1. Anmerkung der Redaktion: Jenen unserer Yaquirtaler und ragatischen Leser, die den Göttern sei Dank noch nie mit den widerwärtigen Goblins in Kontakt kamen, diene folgender Auszug aus dem Bestiarium von Belhanka der hesindegefälligen Information: „Kleiner noch als die Orken sind die Goblins: kleine, affengleiche Wesen mit rotem, struppigen, schütterem Fell, über das sie gerne allerlei Lumpen hängen. Wie die Ratten leben sie in Höhlen und Kellern und fressen alles, was ihnen vor die Klauenfinger kommt. Sie sind ein mäßig intelligentes Volk, das aber groß an Zahl ist. Sie sind sich ständig uneins und streiten und hadern oft. Wenn sie einem großen Wesen wie einem Menschen oder Elfen begegnen, dann sind sie feige und hinterhältig.“