Chronik.Ereignis1044 Die Heimkehr 01

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Reichsstraße II, Boron 1044 BF

Vor einem Gasthaus zwischen Then und Cumrat

„Der Wirt behauptet, es sei alles voll. Sieht allerdings nicht so aus, bis auf eine Gruppe Schwerbewaffneter und eine Schaar Diener. Wir könnten mit den Tieren in der Scheune übernachten. Im hinteren Teil. Wagen müssen draußen bleiben.“ Tamir trat kopfschüttelnd zu seinem Herren.

Die Tür zur Gaststube öffnete sich. Der Lärm, der herausdrang, bestätigte seine Worte: Es klang nach Gästen, wenn auch nicht übermäßig vielen. Drei Personen traten heraus, zwei davon die Gesichter halb verborgen von ausladenden Caldabresern. Alle trugen genug Getränke für eine kleine Armee und einige wenige Speisen auf dem Arm. Ein sommersprossiger Mann ohne Hut sah zu der Gruppe um den hochgewachsenen blonden Mann mit der Augenklappe. „Ah, ihr seid zu spät. Irgendwelche unglaublich wichtigen Herrschaften, oder zumindest welche mit ausreichend klingender Münze und bewaffneter Vorhut, haben den Wirt überzeugt, das ganze Haus zu reservieren. Wir sind gerade rausgeflogen. Konnten aber statt der bezahlten Betten wenigstens freie Getränke, eine Nacht im Heu und ein bisschen was zu Essen raushandeln.“ Er nickte grinsend auf seine vollen Arme. „Wenn ihr wollt, teilen wir mit euch.“

Wenig später hatten sich die beiden Gruppen, zusammen mit drei anderen, in der Scheune verteilt, jeder in seinem Eckchen. Man traf sich in der Mitte, Getränke und Speisen machten die Runde, ergänzt durch Proviant, der sich noch in Taschen und auf Wagen gefunden hatte. Die Stimmung wurde zusehend ausgelassener. Jemand holte eine Flöte und Trommeln hervor. Bald fielen die ersten bereits angeheiterten Stimmen in die bekannten Stücke mit ein.

Die Frau aus der Gruppe des Sommersprossigen, noch immer den Caldabreser auf dem Kopf, betrachtete die Szene, gedankenverloren gegen einen Pfeiler gelehnt, gelegentlich einen tiefen Schluck Wein nehmend. Als es ruhiger wurde, griff sie nach einer Vihuela neben sich und stimmte eine tragende, melancholische Weise an. Nachdem sie geendet hatte, herrschte einen Moment Stille.

„Und ich dachte, Almadaner seien lebenslustig und feierwütig. Das passte eher zu einem Begräbnis. Ist das alles, was du kannst, Azîla?“, rief ihr der andere Hutträger von vorhin spottend zu.

Die Antwort bestand aus einer ziemlich obszönen Geste. Dann strich sie eine Locke aus ihrem Gesicht und setzte zu einer bekannten, fröhlichen Zahorimelodie an. Jubel brandete auf. Die Vihuelaspielerin lächelte, änderte ihr Spiel, variierte die Melodie, fügte einen treibenden Rythmus hinzu. Die Trommel fiel ein, die Vihuela kehrte zurück zu den Melodieläufen. Im Halbdunkel des Raumes nahm eine Frau mit offensichtlich elfischem Blut die Melodie mit ihrer Flöte auf. Wenig später war die Stimmung erneut ausgelassen, es wurde getanzt, gelacht, gesungen und getrunken.

Erst spät in der Nacht wurde es ruhiger. „Geh schlafen, Azîla. Miri ist bei den Pferden, die passt schon auf. Hat sich einen der Aranier mitgenommen. Ich übernehme von ihr.“ „In Ordnung. Ich versuch mein Glück auf dem Heuboden.“ „Tu das. Der einäugige Blonde und ein paar andere hatten die gleiche Idee.“ „Ich find schon ein Plätzchen. Bis morgen.“

Die Vihuelaspielerin kletterte die Leiter hinauf. Der junge Answin sah ihr seufzend hinterher. Sie hatte seine Avancen früher am Abend ins Leere laufen lassen, obwohl er sicher war, Tai‘ros Tricks beherzigt zu haben. Einen Moment überlegte er, ihr zu folgen, einen weiteren Anlauf zu wagen. Aber sein Herr war da oben, kein Zeuge, den er im Falle einer erneuten Rückweisung wollte. Also begnügte er sich damit, den Anblick zu genießen, der sich ihm bot.

Das Ziel seines Interesses erreichte derweil den Heuboden und wandte sich zu der Seite, von der kein Kichern und unterdrücktes Stöhnen erklang. Im letzten Moment bemerkte sie ein Paar lange Beine im Heu und stieg darüber hinweg. Etwas angetrunken wie sie war blieb ihr Fuß hängen. Der Schläfer richtete sich halb auf. „Entschuldigung, ich wollte dich nicht stören. Ist doch die ruhigere Ecke hier.“ Sie ließ sich in seiner Nähe ins Heu fallen. Den Dolch griffbereit zog sie ihren Mantel über sich, den Hut ins Gesicht und wartete darauf, in Borons Arme zu sinken.