Chronik.Ereignis1044 Ein Großer ist ins Licht gegangen 02

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Punin, Peraine 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Vor der Gilbornshalle (kurz vor der Mittagsstunde)[Quelltext bearbeiten]

Autorin: Eliane

Unauffällig musterte Fabiola die Menge, welche die Straßenränder zur Gilbornshalle säumte. Es war die richtige Entscheidung gewesen, zum letzten Geleit Amando Laconda da Vanyas nach Punin zu kommen. Eine hervorragende Gelegenheit, einen Blick auf die versammelte Nobleza zu werfen, mit viel Glück alte Kontakte wiederzubeleben und vielleicht sogar neue zu knüpfen. Ihr Vater hatte die Anwesenheit der Familia bei größeren öffentlichen Anlässen wie so vieles andere viel zu stark vernachlässigt. Auch wenn sie seine Meinung in Bezug auf dieses Ereignis ebenso teilte wie seine fehlende Begeisterung für solches Schaulaufen. Aber es ging um das Wohlergehen der Al'Morsqueta. Um der Familia Willen würde sie versuchen, das Beste daraus zu machen.

Der Leichenzug bewegte sich für ihren Geschmack viel zu langsam. Es war lange her, dass sie sich in einer solchen Menschenmenge hier in der Capitale befunden hatte. Die Erinnerungen daran waren nicht die besten. Energisch konzentrierte sie sich auf mögliche bekannte Gesichter und ihre Begleiter. Wie vieles sich in den letzten Jahren verändert hatte.

Endlich passierte die Prozession die Türen des Tempels und es kam Bewegung in die Menge. Fabiola setzte ihren Caldabreser auf auf die dunklen, nur im direkten Licht der Praiosscheibe rötlich glühenden, locker hochgesteckten Locken. Sie hatte die breiten Krempen und die wippenden Federn der heimatlichen Kopfbedeckung in der Fremde tatsächlich vermisst. Die aufkommenden Gedanken an ihre überhastete Abreise vor über einer Dekade beiseite schiebend wandte sie sich leise an ihre Begleiter: „Und, was muss ich wissen? Wer von gesellschaftlicher oder sonstiger Relevanz ist anwesend? Neben den offensichtlichen wie Gwain von Harmamund?“

Der junge Mann zu ihrer Rechten lächelte leicht und antwortete kaum hörbar: „Wo soll ich da anfangen, Azîla? Ich hatte kaum Zeit, mich umzuhören.“

„Als ob du in einer Stadt wie dieser dafür mehr als ein paar Tage brauchst. Und hast du mir nicht kürzlich vorgeschwärmt, wie ergiebig das Klatschblatt ist, das meine Schwägerin hortet? Um dann zu jammern, dass du vor Langeweile jede Ausgabe mehrfach gelesen hast?“

„Du meinst die souveräne Journaille, in der dein Vater seine Nachfolgerin bekannt gab?“

„Komm zur Sache, bevor ich eine sich bietende Gelegenheit verpasse“, erwiderte Fabiola gespielt ungehalten. „Natürlich, wie könnte ich der erlauchten Sahiba einen Wunsch abschlagen…“ Der neckende Spott zwang die Junkerin, ein Schmunzeln zu unterdrücken. „Nun, beginnend von der linken Seite des Tempelportal aus siehst du…“ Name um Name fiel, beinahe jeder mit einem kurzen erläuternden Kommentar. Um sie herum drängte Menschen zurück zu ihren Alltagsgeschäften oder gen Gilbornshalle, um ihre Aufwartung zu machen. „Der Blonde mit der Augenklappe da, der gerade den Jungen abhält, in den Tempel zu gehen. Algerio Juliando da Selaque von Culming, Edler von Selkethal in Gräflich Taladur. Hat dort letztes Jahr ein Pferderennen veranstaltet, zusammen mit Farfanya Merita von Taladur ä. H. Er hat zwei Schwestern, eine ältere, Madalena, Junkerin von Blumenau. Usanza, die jüngere, sucht dem Klatschblatt zufolge ziemlich verzweifelt einen Ehemann.“

„Ach sieh an. Erzähl nachher, was du sonst über sie erfahren konntest.“

Fabiola musterte den Edlen eingehender. Er war ziemlich groß, musste in etwa in ihrem Alter sein und wirkte, als wisse er sich seiner Haut zu erwehren. Einen Moment schien es ihr, als sehe er in ihre Richtung. Unbewusst strich sie ihr Kleid glatt. Es fühlte sich ungewohnt an. Der Schnitt war für den Anlass beinahe etwas gewagt, aber es war in der Eile das einzige in den Farben der Familia gewesen, das sie hatte anpassen lassen können.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung, während Keshlans Beschwerde zu ihr durchdrang. „Du hörst mir nicht zu, Azîla.“

„Stimmt, ich war abgelenkt. Was sagtest du?“ Ihre Linke schoss zur Seite und schloss sich eisern um das Handgelenk eines unglücklichen Taschendiebes. Der quietschte auf, als Fabiola ihm den Arm auf den Rücken drehte und ihn auf die Knie zwang.