Chronik.Ereignis1043 Ein Almadaner im Kressenburger Neujahrsstechen 03

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Kressenburg, 4. Praios 1043 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf Burg Kressenburg (vormittags)[Quelltext bearbeiten]

Autor: BBB

Luten Corrhenstein von Hirschenheide musste sich arg am Riemen reißen, um seiner Laune nicht zu gestatten, sich in seinem Mienenspiel auszutoben. ‚Ausgerechnet'‘, dachte er motzig, ‚der Laffe.‘

Als sein Name ausgerufen wurde, zog Algerio Juliando da Selaque von Culming seinen Hut und neigte das Haupt bis auf das Knie, zuerst in Richtung der Tribüne, dann in Richtung aller anderen Zuschauer. Lang war es her, dass er das letzte Mal bei einem Turnier angetreten war – aber dieses Gefühl von einer Menge Menschen angefeuert und bejubelt zu werden, würde er wohl nie vergessen.

Es war ein bisschen wie ein Rausch. Wie, als wenn man zu viel von Rahjas Gaben gekostet hatte, schoss es ihm durch den Kopf.

Artig, aber deutlich steifer verbeugte sich auch Luten und ruckelte hernach an seinem Helm herum, einem neumodischen Teil mit Wangenschutz. Kein Topfhelm und darum Tinnef, wie sein Großvater in unnachahmlich erdender Art befunden hatte, kaum dass er das teure Teil erblickte.

Ein Raunen ging durch die Menge, oder vielmehr: ein Seufzen. Hier und da auch ein Jauchzen. Zuverlässig kam der ursprüngliche Grund für Lutens schlechte Laune zurück und rempelte den Allzeitgrund achtlos zur Seite. ‚Weiber‘, grollte er innerlich. Da konnte man sich noch so ins Zeug legen, noch so geduldig dem bisweilen arg anstrengenden Geplapper lauschen, noch so kreative Komplimente für bestenfalls durchschnittliche Geistesblitze und Waffenfuchteleien ersinnen: kaum tauchte da so ein Schönling auf einem Schimmel auf, war man abgemeldet. Von jetzt auf gleich, dafür aber vollumfänglich.

Dabei sah dieser blöde Almadaner für Lutens Begriffe gar nicht sooo überderisch toll aus. Nicht übel, in Ordnung, aber halt laffig mit diesem seidigen Haar und dem ganzen Gebamsel. Und dennoch taten seine Bekanntschaften gerade so, als habe Weiden sowas noch nie gesehen. Hatten sie den Blauenburger etwa vergessen? Gut, der war alt. Trotzdem: um Längen besser aussehend, weil man ihm eben auch den Krieger ansah. Genau wie seinem eigenen Baron und designierten schönsten Ritter Weidens. Er konnte sich nicht erinnern, dass die Rauhenecksche Sippschaft Lanzelund von Weiden-Harlburg und Streizig ä.H. auch nur halb so angeschmachtet hatte. ‚Vielleicht‘, dachte Luten und äugte hinüber zu diesem Culminger, ‚weil er nur ein halber Almadaner und damit zuviel Weidener ist.‘ Ihn selbst hatten hingegen noch überhaupt niemand angeschmachtet, obgleich es doch hieß, er wäre ein Hübscher, mit seinen hellen Augen und den kastanienroten Haaren. Hatten die vor lauter maulaffenfeil halten wohl noch nicht bemerkt, die blöden Weiber.

„Ich wünsche Euch viel Erfolg und Rondras Segen“, sagte er seinem jungen Gegner, Luten Corrhenstein von Hirschenheide. Dann sank er auf ein Knie und schickte ein kurzes Stoßgebet in Richtung Alveran.

Jetzt wünschte ihm der Laffe auch noch Glück, kniete sich hin und legte damit ein beredtes Zeugnis davon ab, dass er mit dem Kopf eindeutig mehr bei der Sache war. Der Corrhensteiner eilte sich, den Glückwunsch zu erwidern, ebenso das Knie zu beugen und seine Gedanken endlich auf das zu konzentrieren, was nun wichtig war und dann ging es auch schon los.

Als das Zeichen des Rondrageweihten den Kampf eröffnete, machte er zunächst einen Schritt zurück, aus der Reichweite der Waffe seines Gegenübers. Dann hob er seinen Säbel und zog, zur Überraschung seines Gegenübers, den breiten Parierdolch.

Der typisch almadanische Stil sorgte für eine laut hörbare Reaktion auf der Tribüne. Den tänzelnden, sehr flüssigen Stil des Südens hatte man hier wahrscheinlich noch nicht oft zu gesicht bekommen.

Dann preschte Algerio vor, zu auf seinen Gegner, der mit offenem Mund und gerunzelter Stirn ganz so aussah, als wolle er die Sache mit dem Parierdolch hinterfragen. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Phex“, hatte man ihm einst gesagt. Vielleicht war jetzt ein guter Moment, diesen Ratschlag auf die Probe zu stellen.

Algerio drängte den jungen Herrn von Hirschenheide zunächst vor sich her, Schlag folgte auf Schlag, doch der Weidener hatte seine Empörung schnell überwunden und sich in den Kampf geworfen. Er hatte sein Handwerk gelernt und es gelang ihm, seiner unschierigen Waffe, einer Streitaxt, zum Trotz, den schnellen Takt aufzunehmen.

Nur mit Mühe gelang es dem Almadaner erste Treffer zu platzieren – zum Preis, dass auch Luten einen Treffer nach dem anderen landete. Kürass und Kettenhemd dämpften zwar die Wucht der Hiebe, doch der Schmerz zeigte trotzdem Wirkung. Der kraftvolle Schwung und die Geradlinigkeit der Angriffe erinnerten Algerio unverkennbar an seinen ehemaligen Weidener Knappen.

„Ganz wie früher“, ging es ihm durch den Kopf. „Wenn ich hier nicht schnell ein Ende finde, wird er mich schneller zermürben, als mir lieb sein kann.“

‚Rondra, noch eins‘, ächzte Luten in Gedanken und drehte sich schnell um die eigene Achse. Er war heilfroh, dass er auf einen Schild verzichtet hatte. Und heilfroh um den etwas verlängerten Schaft seiner Kriegsaxt. Er erleichterte das Parieren, wenngleich dem Corrhensteiner gar nicht wohl dabei war, so in die Defensive gedrängt zu werden. Sein Gegner ging mit einer Bissigkeit zu Werke, die den jungen Weidener befremdete und zunehmend einschüchterte. Hatte der Geck etwas gegen ihn?

Letzte Kraft aus dem Jubel des Publikums schöpfend, in welchem ein erstaunlich großer Anteil weiblicher Stimmen auszumachen war, entschloss sich der Almadaner zu einem gewagten Manöver. Nach einer Finte zum vorderen Bein seines Kontrahenten, riss er den Säbel wieder nach oben, um den Konter Lutens abgleiten zu lassen. Ein schneller Schritt nach vorn brachte ihn dicht an seinen Gegner heran.

So nahe, dass weder Säbel noch die Streiaxt seines Gegners effektiv genutzt werden konnten. So nahe, dass er Luten die Klinge seines Paradedolches auf die Brust setzen konnte.

Algerio atmete schwer, als der Rondrageweihte unter dem Jubel des Publikums seinen Sieg verkündete. Auch sein Gegner atmete schwer, vor allem aber blickte er reichlich verdattert drein. Mit einem solchen Manöver hatte er augenscheinlich nicht gerechnet.

„Ihr habt sehr gut gekämpft, Edler von Hirschenheide!“ Er trat einen halben Schritt zurück, nahm den Säbel in die Linke und streckte die Rechte aus, um seinem Kontrahenten zu gratulieren.

„Weiden kann stolz sein einen Ritter wie Euch seinen Sohn zu nennen.“

„Ähm, danke“, kam es wenig eloquent von dem so Gelobten, „Ihr wart besser“, schob Luten eilig hinterher, „schneller“, ergänzte er ‚mit dem Dolch‘, hallte es ungläubig in seinen Gedanken nach. „Euer Sieg ist verdient, Hoher Herr.“ Luten neigte das Haupt, derweil er schon ganz genau wusste, was sein Großvater dazu sagen würde, dass ausgerechnet ein Almadaner ihn mit einem Dolch bezwungen hatte. In der ersten Runde. Schon wieder. ‚Blöder Mist aber auch!‘