Feron Galandi
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Dom Feron Galandi ist das derzeitige Oberhaupt der weitverzweigten und einflussreichen Puniner Tuchweberdynastie Galandi, seit seine Mutter, die uralte Familienmatriarchin Borondina Galandi, im stolzen Alter von 103 Jahren verstarb, die bis zuletzt über alle geschäftlichen wie familiären Belangen des Hauses entschieden hatte. Er ist Mitglied des Hohen Rats und des Decimo Criminale.
Curriculum Vitae
Weitaus länger noch als die Großkaufleute, Fernhändler und Bankiers spielen die Textilproduzenten die erste Geige im Stadtlehen Punin.
Seit 1029 BF führt Feron die bedeutsamste Sippe unter ihnen und damit auch die im Famlienbesitz befindlche Groß- und Hofweberei Galandi - die größte Tuch-Manufaktur des Landes, die über 300 Galandisti in Lohn und Brot hält (überwiegend Frauen und Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten).
Als zweitgeborener Sohn war Feron von seiner rigoros über alles herrschenden Mutter Borondina lange Zeit dafür ausersehen worden, die Leitung der Kusliker Filiale des Famlienunternehmens zu übernehmen, wo ein Großteil des Rohmaterials für die kostbaren Brokat- und Seidenstoffe aufgekauft und umgeschlagen wird. Dann aber setzte sein älterer Bruder Donato aufs falsche Pferd und schloß sich dem korrupten Ratsmeister Rachan Sfurcha (dem Amtsvorgänger Abdul Assirefs) an. Zusammen mit diesem und einigen anderen Regierungsmitgliedern wurde er wegen Machtmißbrauch, perfider Parteimachenschaften und Ämterrekrutierung für 40 Jahre aus der Stadt exiliert.
Nun selbst Mundillo, fügte sich Feron oftmals nur widerwillig und zähneknirschend den Vorgaben seiner Mutter, die man in Punin nicht umsonst die "Patronin der Patrone" nannte. Er heiratete Baldovina, die einzige Tochter des konkurrierenden Färbermeisters Contigudi, ohne sie jemals zu lieben, so daß deren Werkstatt, Wissen und Vermögen mit dem Tod des alten Contigudi in der hoch über allen Tuchmachern Punins strahlenden Dynastie Galandi aufging. Aus denselben dynatischen Gründen waren auch schon seine beiden jüngeren Schwestern Marinetta und Birella mit dem Konkurrenten Vespasiano Figliazzi und dem um ein vielfaches älteren Hofschneider Ramwald Knabenschuh vermählt worden.
Angelernt von den besten Tuchmachern, Scheidern und Nähern der elterlichen Manufaktur, ist Ferons handwerkliches Können in seinem Metier über jeden Zweifel erhaben und heute in der Stadt gefragter denn je. Selbst die Mitglieder des kaiserlichen Hofstaates kaufen die erlesenen Luxus-Stoffe für ihre Roben, Kniebundhosen, Schärpen und Umhänge fast ausnahmslos bei Galandi, der sie in enger Zusammenarbeit mit seinem Schwager Knabenschuh in Mode allerhöchster Finesse und Qualität zu komponieren versteht. Dabei sind beide nicht eben glücklich mit den "seltsamen Anwandlungen" des jungen Kaisers, sich fast nur noch von Kopf bis Fuß in Schwarz zu kleiden, was mittlerweile nicht nur sämtlichen Mitgliedern des Hofes, sondern auch von einer zunehmenden Anzahl von Provinzadligen oder sogar reichen Stadtbürgern imitiert wird. Zwar fanden Ferons Tuchmacher auch aus diesem Dilemma einen eleganten Ausweg, indem sie inzwischen 18 verschiedene Schwarztöne in unterschiedlichen Abstufungen färben können, aber wohl ist ihnen nicht dabei, daß die "klassischen" und vielgeliebten Almadanerfarben Blau-Weiß-Rot bei der Gewandung zunehmend ins Hintertreffen geraten.
Trotz gegenseitig mangelnder Zuneigung zwischen ihm und seiner auferlegten Ehegemahlin kam Feron seiner Verpflichtung nach, für den Fortbestand der Familia zu sorgen und zeugte mit Baldovina fünf Kinder, denen er stets ein treusorgender Vater war und (zumeist vergeblich) vor der Vereinnahmung durch die Familienmatriarchin Borondina zu schützen versuchte. Die grauenhafte III. Dämonenschlacht raubte ihm seinen Lieblingssohn Nazir und seine älteste Tochter Viboria, die sich aus freien Stücken dem Almadaner Aufgebot gegen den Dämonenkaiser angeschlossen hatten, und Feron vergrub sich nach Eintreffen der Todesnachricht 3 volle Mondevor Trauer im Palacio der Familia auf dem Goldacker. Er haderte öffentlich mit den Zwölfen, denen er mangelnde Fürsorge für die Sterblichen, die zu ihnen beten und opfern, vorwarf und traf in diesem Zustand auf Agdul Al'Tergaui, den Gesandten des Kalifats und Emirates Amhallassih in Punin, der ihm vorschlug, ihn einmal ins Bethaus des All-Einen zu begleiten. Bald schon besuchte Feron das Bethaus wöchentlich und konventierte schließlich ganz offiziell zum Kult des Rastullah, was ihm - bei aller freigeistigen Haltung, derer man sich in Punin gerne rühmt - viel Ärger und Ablehnung eintrug. Ist die familieninterne Geschlossenheit normalerweise der Grundstein des almadanischen Familarismus und des Ansehens einer Sippe, stellten sich nun sein eigenes Blut gegen Feron: Sein Mundillo Gonazgo, von Klein auf ein leuintreuer Kriegsmann und Soldat, wandte sich ganz von ihm ab - auch seine zweitjüngste Tochter Madalena, die als rahjagesegnete Schönheit zu einer der höchsten Dienerinnen der Schönen Göttin aufgestiegen war, überschüttete ihn mit Kritik, von seiner Gemahlin und eigenen Mutter ganz zu schweigen.
Mehr aus Trotz gegenüber den desinteressierten Zwölfen, denn aus tatsächlicher inbrüstiger Frömmigkeit blieb Feron seinem neugewählten Glauben aber bis heute treu und spendete dem Puniner Rastullahtempel als einer der reichsten Aramyas des Landes ansehnliche Summen. Damit machte er sich insbesondere den amtierenden Ratsmeister Bodar Sfandini zum Feind, der als Novadihasser und heimlicher Pamphletist gegen die Heiden zwischenzeitlich das Bethaus hatte schließen lassen. Sfandini wollte es sogar komplett niederreißen lassen, was Feron mit einer Bittschrift an den Kaiser bzw. an dessen ungeliebte Novadibraut Tulameth verhindern konnte. Seitdem steht Feron im Hohen Rat weitestgehend allein und er muß auf der Hut sein, daß ihm das riesige Netz aus Clientes, das die Galandis im Laufe ungezählter Generationen in Punin gewoben haben, nicht aus den Händen genommen wird.