Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 33

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Mark Ragathsquell, 10. Tsa 1036 BF

Castillo Quazzano, am Abend

Autor: SteveT

"Meister Praiolob! Draußen ist eine Reiterin am Tor. Sagt, sie sei eine Streiterin des Fürsten. Sie will zwei Wagen haben, um eine hochgestellte Verletzte hierher bringen zu können - und wohl auch einige Tote zum Begraben ...", berichtete Selanus, der junge Torwächter, dem altgedienten Secretair des Großinquisitors.

Dieser nahm seine Vinsalter Sehgläser ab und legte mit tadelndem Blick seinen Gänsekiel beiseite. Praiolob, der selbst vor über vierzig Jahren die niederen Weihen des Götterfürsten empfangen hatte, schätzte solche unwillkommenen Unterbrechungen und Überraschungen gar nicht. Er arbeitete gerade an einer kalligraphisch anspruchsvollen Abschrift eines Breviers von der Hand der Fürstprima und Sonnengebieterin Praiana höchstselbst - einer direkten Ahnin seines Herrn, weshalb sich dieses kostbare Werk auch in Amando Laconda da Vanyas Privatbesitz befand und für den Sonnentempel zu Ragath dupliziert werden sollte. Gerade gestern hatte sich Hochwürden Tsaya di Lacara vor ihrer Abreise noch nach dem Stand der Abschrift erkundigt, und nun störte der Jüngling wegen solcher Nichtigkeiten.

"Sag Ihr, wir haben hier keine Wagen! Nur die Pferdesänfte seiner Eminenz, mit der der Illuminatus aber gerade in Selaque weilt. Sie soll bei den Bauern in Grioli fragen, die haben sicher irgendwelche Mistkarren. Der Koch soll ihr etwas Suppe geben, wenn sie vorher etwas essen möchte. Und jetzt lass mich weiter arbeiten!" Er nahm den Gänsekiel wieder auf. Als ob diese gräfliche Soldateska, die vor vier Tagen das halbe Schloss auf den Kopf gestellt hatte, nicht genug Unbill gewesen wäre ...

"Äh ... äh ... verzeiht, Euer Gnaden. Aber es handelt sich bei der Blessierten möglicherweise um Domna Belisetha - die Schwester unseres Herrn! Ich habe das nicht so genau verstanden ...", gestand Selanus und starrte schamhaft zu Boden, wo er - wie ein junger Gaul von einem Bein auf das andere tretend - müßig sein Schuhwerk vernutzte.

"Waaas? Und das sagst du erst jetzt, törichter Einfaltspinsel? Die Diener sollen meinen Mantel und mein Maultier bereithalten. Die Reiterin möge mich zu der Verletzten führen. Und vier Knechte sollen uns mit Decken begleiten. Los, los! Hol' sie alle aus den Betten!"


Im Grafenwald

Autoren: Der Sinnreiche Junker

Schwer atmend ließ Condottiere die Zipfel des Umhanges sinken. Sein abgehackter Atem zeigte sich als helle Wolke vor seinem Antlitz im fahlen Licht des Madamals. Glücklicherweise war die alte Dame nicht allzu schwer, doch das nächtliche Stapfen durch den Schnee forderte dennoch seinen Tribut. "Wechsel", keuchte er, und der bei ihm verbliebene Gardist übernahm nun die Rolle des Zugtieres.

"Wie lange kann es wohl dauern zwei Wagen anzuspannen?", murrte der Mann, und der Baron und Junker war geneigt ihm beizupflichten. So langsam sollte wirklich Hilfe vom nahen Quazzano eintreffen, zumindest aber die geschickte Gardistin zurück sein, um selbige wenigstens anzukündigen. Oder war die Reiterin auf der kurzen Wegstrecke womöglich den gleichen Wegelagerern zum Opfer gefallen, wie zuvor die Familia da Vanya samt den sie begleitenden Harmamunder Reisigen? Wobei man seit Menschengedenken nichts mehr von Briganteros in der Mark gehört hatte. Konnte es sich um eine Falle Domna Morenas handeln? Keinen Wimpernschlag glaubte er ihre Geschichte von vorhin, dass sie die da Vanyas längst auf den Weg geschickt hatte, ehe die Taube ihres fürstlichen Onkels eingetroffen war. Andererseits hatte er die Capitana flüchtig gekannt, sodass niemand sagen konnte, man hätte einfach irgendwelche Toten in Harmamunder Waffenröcke gesteckt, um das Ganze wie einen Unfall aussehen zu lassen.

Nachdenklich strich er sich über das unrasierte Kinn, wie er es gerne tat, wenn er nachdachte. Unwillkürlich stellte er fest, dass seine Rechte sich ganz automatisch an den Griff des Degens gelegt hatte. Mierda, wo war er da nur wieder hinein geraten? Vielleicht hatte Rondrigo vom Eisenwalde recht, und man sollte diese Angelegenheit wirklich ein für alle mal klären. Sein Blick fiel auf die in Umhänge gewickelte Domna Belisetha, die noch immer ohne Bewusstsein war, und lediglich ab und an, wenn doch durch die Schneedecke einmal ein Schlagloch oder eine Baumwurzel zu spüren war, ein leises Stöhnen von sich gab.

Er wusste nicht einmal was er sich wünschen sollte. Er hob den Kopf und blickte einen Moment ans Firmament, so als hoffte er, dass die Götter ihm ein Zeichen geben würden. Doch hatten schon frommere Menschen als Hernán von Aranjuez vergeblich auf einen Fingerzeig aus Alveran gehofft. Da ertönte plötzlich das Wiehern eines Rosses in nicht allzu weiter Ferne. Der Schnee musste den Hufschlag gedämpft haben...



Autor: Steve T


"Ich hoffe, Ihr führt uns nicht in die Irre, junge Frau" ermahnte Meister Praiolob die junge fürstliche Gardereiterin, die ihm und seinem Grautier vorausritt. "Mit solchen Dingen spasst man nicht! Ich habe ein wichtiges Buch für die Heilige Kirche abzuschreiben, auf das man bereits in höheren Weihegraden wartet und außerdem gehe ich zur Nachtzeit nie in den Wald! Es ist gefährlich! Bei dieser Witterung kommen hungrige Bären und Berglöwen aus dem Gebirge herab, um sich im Flachland Nahrung zu suchen - von menschlichem Räubergesindel gar nicht zu sprechen!"

"Räuber? Bären? Berglöwen?" wiederholte einer der 4 Diener flüsternd zu seinen Kameraden, die dem alten Secretair des Illuminatus nur widerwillig gefolgt waren, der sie aus den Betten hatte holen lassen. "Ich sage, wir sollten besser umkehren, so lange wir noch können! Nur Narren gehen nachts im Winter in den Wald!"

"Dom Hernan von Aranjuez, der uns anführt, trug mir auf, Hilfe herbeizuholen, um eine verletzte alte Edeldame und die Gefallenen eines Kampfes zu bergen, die wir hier im Wald vorgefunden haben. Ich hätte eigentlich zwei Wagen herbei holen sollen...." rechtfertigte sich die Gardereiterin.

"Wie ich schon sagte, meine Tochjter - wir habven auf dem Schloß keine Wagen, denn wir sind ja keine Bauern, die ihre Ernte einholen müssen oder dergleichen. Seine Eminenz bevorzugt das Reisen in einer Pferdesänfte, manchmal reitet er sogar noch ein Stückchen selbst. Im Dorfe Grioli hättet ihr vielleicht Wagen bekommen - aber der Ort untrersteht nicht uns, sondern teils dem Hause Ragathsquell. teils den Harmamunds. Wo ist denn nun Euer Anführer, der Euch zu uns geschickt hat?"

Er verstummte, als die junge Reiterin die Hand hob. Auch die marrschierenden Diener hinter ihm blieben stehen und hielten den Atem an. Da kam ihnen jemand in der Dunkelheit entgegen!

"Dom Hernan? Seit Ihr es, Commandant?" rief die Reiterin vorsichtig, eine Hand an ihrem Säbel. Auch Meister Praiolob tastete nach dem langen Messer, dass er zur Sicherheit, versteckt unter seinem Mantel, mitgenommen hatte.