Chronik.Ereignis1033 Feldzug Khahirios 04

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Grenzgebiet zwischen Khahirios und Kornhammer, 18. Efferd 1033 BF

Autor: Boraccio D'Altea

Kaiserliches Heerlager, Zelt von Marschall Gwain von Harmamund

Es war schon dunkel geworden und das Zelt des kaiserlichen Marschalls wurde nur einigen Kerzen auf seinem Schreibtisch erleuchtet. Gwain von Harmamund war über eine Karte der Gegend gebeugt und versuchte mit seinen alten Augen im schlechten Licht noch etwas zu erkennen. "Hol's doch der ..." fluchte er leise vor sich hin. Er seufzte, früher hatten ihm seine Augen bessere Dienste geleistet.

Vor dem Zelteingang waren Stimmen zu hören, dann betrat seine diensthabende Adjudantin das Zelt. Gwain fragte sich unwillkürlich, ob sie überhaupt schon alt genug für einen Kriegszug wäre und ob sie nicht lieber den Balladen eines heißen Verehrers im Mondenschein lauschen sollte als hier in den Vorgebirgen des Raschtulswall herum zu kraxeln. "Dom Boraccio D'Altea, Junker zu Aracena und ihre Gnaden Domna Antara D'Altea, seine Schwester, bitten um eine Audienz." Der alte Marschall horchte auf. Schon lange wartete er auf Nachricht aus Khahirios. "Sollen reinkommen. Und seid doch bitte so gut und bringt Wein und Gläser für meine Gäste." "Sehr wohl, Eure Excellenz."

Der hochgewachsene Junker mußte sich bücken als er das Zelt betrat. Seine Rüstung wies einige sehr augenfällige Beulen auf und er zog das linke Bein nach, als er vor den Marschall trat. Trotzdem nahm er korrekte militärische Haltung an. "Eure Excellenz, Boraccio D'Altea, ehemals Rittmeister der Ragather Schlachtreiter, meldet sich zur Stelle!" vermeldete er zackig. Über das Gesicht des Harmamunders huschte ein kleines Lächeln ob des Auftretens. Das hier war anscheinend ein Soldat ganz nach seinem Geschmack, kampferprobt aber korrekt. "Streicht das 'ehemals', Dom Boraccio, ab sofort seid Ihr wieder im aktiven Dienst in der kaiserlichen Armee!" Der Aracener wirkte kurz verwirrt. "Jawohl, wie Eure Excellenz wünschen!" Hinter dem Junker war nun eine Frau sichtbar. Wappenrock und schwarze Rüstung wiesen sie unzweifelhaft als Golgaritin aus, aber Ihr liebliches Gesicht wollte so gar nicht zu ihrer restlichen Erscheinung passen. Gwain hatte schon Geweihte der lieblichen Göttin gesehen, die neben dieser Boroni verblassten und wie graue Mauerblümchen wirkten! "Boron zum Gruße!" Der alte Marschall erhob sich aus seinem Stuhl, trat vor seinen Tisch, nahm die Hand der Golgartin und deudete einen vollendeten Handkuß an, wie es sich für einen Caballero der alten Schule ziemte. "Und Ihr müßt zweifelos Domna Antara sein." Die Geweihte lächelte kurz und nickte nur, ganz die schweigsame Dienerin des Herrn Boron. "Aber so setzt Euch doch!" Gwain deutete auf einen Klappstuhl in Boraccios Nähe, während er es sich nicht nehmen lies Doman Antara persönlich einen Stuhl anzubieten.

"Ich habe lange auf einen Bericht aus Khahirios gewartet, Dom Boraccio." begann Gwain das Gespräch. "Verzeiht, Eure Excellenz. Wir waren die meiste Zeit im Feld. Erst nach dem wir Aracena entsetzen konnten waren wieder ausreichend Taube verfügbar. Ich nehmen an, meine Nachricht von dort wird Euch in Punin nicht mehr erreicht haben." Der Marschall winkte ab. "Das kommt vor im Krieg. Nun könnt Ihr ja direkt Bericht erstatten. Wie ist die Lage in Kahirios?" "Nachdem ich in Khahios eine Streitmacht versammelt habe sind wir Mitte Praios gen Osten marschiert. Zwar habe ich mein Herr in mehrere Kolonnen aufgeteilt, aber auf ihren struppigen Ponys sind diese Bastarde einfach zu schnell für Fußvolk. Auch hatten sie sich in kleine Gruppen aufgeteilt, um besser plündern zu können. So mancher kleine Weiler und mancher Hof sind ihnen zum Opfer gefallen. Aber so konnte ich sie zumindest wieder Richtung Osten vor mir her treiben, da sie den Kampf mit Bewaffneten in ihren Grüppchen wohl scheuten. Westlich von Aracena haben sie sich schließlich wieder vereint und das war meine Gelegenheit. Ich schickte ein Banner Landwehr vor, wohl wissend, dass die Heiden, nun in größerer Zahl, sie angreifen würden. Wie erwartet wandte sich die Landwehr zur Flucht und die Barbaren in ihrem Blutrausch folgten ihnen, ohne auf die Gegend zu achten. So lockte ich sie also in eine Schlucht, wo ich den Sack dann zu machen konnte. Das eine Ende mit schwerem Fußvolk dicht machen, Schützen an den Flanken und mit der Reiterei in den Rücken fallen ... und wer doch entkommen konnte, wurde zu Tode gehetzt wie ein tollwütiger Hund. Die wenigen Überlebenden knüpfen wir fein säuberlich an der Straße nach Khahirios auf, damit jeder sieht wie wir mit Plünderern und Mördern verfahren. Ihren Schamanen hingegen lies ich auf einen Scheiterhaufen stellen, sicher ist sicher bei schwarzer Magie."

Gwain nickte. "Und Aracena?" "Die meisten Bewohner konnten sich hinter die Mauer der Feste retten. Meine Mutter konnte lange genug aushalten bis ich zu ihr vorstoßen konnte. Es hat sich wohl gelohnt die Befestigungen in den vergangenen Jahren wieder auf Vordermann zu bringen und auszubauen. So konnten die wilden trotz der geringen Anzahl an Wachen nichts ausrichten, sie zogen es wohl vor das Umland zu plündern." Der Marschall grübelte. "Aber warum wohl kommen sie in so großer Zahl aus den Bergen? Die Lust am Plündern alleine kann es wohl nicht sein. Konntet Ihr denn etwas in Erfahrung bringen, Dom Boraccio?" Der Junker schüttelte den Kopf. "Die Heiden waren nicht sehr mitteilsam. Sie gehören zum Stamm der Bân Gassârah, soviel konnte ich ihnen entlocken und suchen nach einem großen Krieger der Flachländer, der von einem Blutgeist bessen ist. Was auch immer das bedeuten soll."

Die Adjudantin erschien wieder im Zelt und brachte den Wein, den sie aus schenkte. Schweigsam nahmen die drei einen Schluck. "Und was bringt Euch in diese Gegend, Dom Boraccio?" fragte der Marschall. "Nach der Befreiung von Aracena zogen wir weiter nach Osten, um die letzten Banditen zu vertreiben und Kornhammer Entsatz zu bringen. Es war wieder das gleich Katz- und Mausspiel, bis sich wieder eine größere Horde zum Kampf stellte, etwa fünfzehn Meilen von hier. Diesmal gingen sie zwar klüger vor und griffen nicht kopflos an, aber ich hätte sie trotzdem geschlagen." Der Junker nahm einen Schluck. "Hätte?" fragte Gwain und zog eine Augenbraue hoch. "Hätte, wenn mir nicht plötzlich eine Horde Menschenfresser in den Rücken gefallen wäre! Ich hatte die Ferkinas schon beinahe geworfen, als einige dieser riesigen Monstren aus den Hügeln kamen. Die Bauern von der Landwehr nahmen die Beine in die Hand und es bleib mir nur noch den allgemeinen Rückzug anzutreten. Kaum dass meine Sturmfalken den Rückzug decken konnten. Mit der Reiterei konnte ich die Oger lange genug verwirren, damit die Infanterie sich absetzen konnte. Zum Glück sind sie ebenso dumm wie dick. Hat mich mein bestes Roß gekostet." Boraccio schnaufte. Gwain deutete fragend auf das Bein des Junkers. Der nickte. "Meinen treuen Rappen hat es unter meinem Hintern erwischt. Ist mit mir umgefallen, auf das Bein. Aber als das Monster sich zu mir runter beugte hab ich ihm noch den Schädel eingeschlagen, um ihm zu zeigen was ich davon halte." Boraccio griff an den Stiel des Rabenschnabels an seiner Seite. "Wird schon wieder, es brauch es mehr als einen Menschenfresser um mich zur Strecke zu bringen."

Der alte Marschall lächelte. Dieser Boraccio gefiel ihm immer besser. Noch ein Offizier vom alten Schlag, nicht die gelackten Höflinge, die jetzt in Punin um Posten buhlten, immer bemüht pünktlich zu den Mahlzeiten zurück an der gedeckten Tafel zu sein. "Ihr wart damals an der Trollpforte, wie ich hörte?" Der Aracener zeigte auf sein rechtes Auge, das von einer Augenklappe verdeckt wurde und über das eine lange Narbe verlief. "Aye. Keine schöne Sache, damals. Hat mich das hier gekostet. Die kalten Alriks." Er schwieg. Dafür hob seine Schwester die Stimme. "Der endlose Heerwurm verheert weiter die Lande im Osten, Dom Gwain. Ich bete täglich zum Herrn, daß sich das Reich endlich eint und gegen den wahren Feind zieht." Der Marschall brummte. "Wir hoffen alle, dass es bald zu einer Einigung kommt, Eurer Gnaden. Aber einen Krieg nach dem anderen." Gemeinsam schwiegen sie borongefällig eine Weile.

"Und wie seid Ihr nun schließlich hier gelandet?" wollte der Marschall wissen. "Ich versuchte die Menschenfresser zum umgehen und wieder die Ferkinas zu fassen zu kriegen, aber jedes Mal, wenn wir drohten sie zu stellen, tauchten wieder die Oger auf. Ich schwöre bei meinen verbliebenen Augenlicht, diese Teufel aus den Bergen haben einen Weg gefunden die Menschenfresser zu lenken, es kann anders nicht sein! Wir wurden immer weiter abgedrägt und wäre beinahe böse zerrupft wurden, wenn nicht Eure Vorhut plötlich zu uns gestoßen wäre und wir gemeinsam diese riesigen Fleischklöpse wieder nach Norden drängten. Das war heute Morgen und nun sitzen wir hier. Es ist gut, daß endlich die geballte Macht des Reiches ins Feld geführt wird, Eure Excellenz!" Gwain lächelte. "Und es ist gut zu hören, daß Ihr schon ordentlich aufgeräumt habt, Dom Boraccio! Wie viele Köpfe zählt Euer Heer noch?" Boraccio brummte. "Nach den Ogern haben sich viele Bauern der Landwehr sich wieder ihres eigenen Heim und Herdes erinnert, und die Keulen der Menschenfresser haben auch ihren Tribut gefordert. Anderthalb Banner sind wohl noch kampffähig." Gwain stand auf. "Es ist schon spät. Morgen früh halten wir Kriegsrat und überlegen, wie wir den Feind angehen. Ihr kennt Euch hier aus auf euren Landen, Dom Boraccio, es wird Eure Aufgabe sein uns zu erklären, wo wir überhaupt sind!" Er zerknüllte mismutig die Karte, die vor ihm auf dem Tisch lag und warf sie weg. "Aber zunächst wollen wir noch ein wenig schlafen, ganz im Sinne des Herrn Boron." Er zwinkerte in Richtung Domna Antaras. Die lächelte kurz und nickte nur, schweigsam.

Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 04