Chronik.Ereignis1036 Der fürstliche Cronrat 03
Punin, Ende Phex 1036 BF[Quelltext bearbeiten]
In den Straßen der Stadt[Quelltext bearbeiten]
Autor: Der Sinnreiche Junker
Abrupt hielt die Sänfte an. Lärm, ja gar Tumult war Dom Amando Dhachmani de Vivar in der Capitale ja durchaus gewohnt, aber dass man seine Sänfte einfach so aufhielt, kam nicht allzu oft vor. Meistens wussten die Leute, dass es sich in der Sänfte immerhin um den Stadtkämmerer der Domna handelte, sodass Bittsteller gewiss bessere Momente abzupassen hofften, als diesen in seinem Fortkommen zu behindern. Auch spielten die beiden tulamidischen Leibwächter darüber hinaus eine gewisse Rolle hinsichtlich des störungsfreien Fortkommens ihres Herrn. Nun aber hatte ihnen eine Handvoll Mercenarios den Weg verstellt, wie Dom Amando ärgerlich feststellen musste, nachdem er den Vorhang beiseitegeschoben und nach draußen gesehen hatte.
„Erlaubt, dass ich Euch einige Schritte begleite.“ Die Stimme kam von schräg hinter der Sänfte, sodass der Ratsherr im ersten Moment gar nicht bemerkt hatte, dass jemand nahe an sein Transportmittel heran getreten war. Nur kurz griff sich Hernán von Aranjuez an die Krempe seines Caldabresers, denn immerhin hatte ihm der Mondenkaiser das Privileg verliehen, in Anwesenheit des Kaisers diesen nicht abnehmen zu müssen. Seither neigte der Condottiere dazu, selbst gegenüber Standesgenossen die Kopfbedeckung allenfalls noch andeutungsweise zu lüften. Immerhin machten sich seine Leute auf einen knappen Wink hin unsichtbar, sodass der Weg nun wieder frei war. Fragend sahen seine Diener und Leibwächter den Fernhändler an.
Autor: León de Vivar
"Einem Cronrat Seiner Durchlaucht und Camerarius der Domna mit Mietlingsvolk intra muros auflauern - Ihr müsst entweder tolldreist oder verfolgungswahnsinnig sein, Baron", bemerkte Dom Amando säuerlich. "Was wünscht Ihr und lässt es sich fortschreitenderweise abfertigen? Ich habe weder Zeit noch Muße, auf der Straße herumzulungern."
Autor: Der Sinnreiche Junker
Mit gespielter Verwunderung ließ der Baron und Junker seinen Blick über die Szenerie schweifen. „Wir leben in unruhigen Zeiten, und mir will scheinen, dass Ihr keineswegs mit weniger Getreuen unterwegs seid.“ War ja nicht die Schuld des Condottiere, wenn die meisten von Dom Amaros Begleitern womöglich nicht zu mehr taugten, denn Sänften herum zu tragen.
„Gewiss“, nickte Hernán von Aranjuez, ehe er mit dünnem Lächeln und einem Hauch von Ironie in der Stimme fortfuhr: „Eigentlich wollte ich Euch einen Handel vorschlagen. Aber vielleicht fehlen Euch ja heute Zeit und Muße, und Ihr möchtet die Angelegenheit ein andermal besprechen…?“
Autor: León de Vivar
Dom Amando linste aus seiner Sänfte heraus auf den Sonnenstand, dann sagte er: "In der Tat ist meine Zeit knapp bemessen, Baron. Dem Großen Sternenfuchs gefiele es aber nicht, wenn ein gutes Angebot ungehört in den staubigen Straßen verhallte. Sollte sich Euer Vorschlag also zwischen hier und dem Rathaus besprechen lassen, so steigt ein und sprecht." Er hielt mit der beringten Hand einladend den Vorhang seiner Sänfte auf, in der ihm gegenüber noch eine zweite gepolsterte Sitzbank unbesetzt war.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Hernán von Aranjuez lächelte zufrieden, über die schöne Formulierung, welche Dom Amando dafür gefunden hatte, dass ein Pfeffersack sich niemals ein Geschäft entgehen lassen würde. So oder so ähnlich jedenfalls hätte es wohl der Condottiere eher formuliert.
„Es soll mir ganz recht sein, wenn wir uns überflüssiges Geplänkel sparen, und gleich zur Sache kommen können“, nickte der Baron und Junker, machte aber, vielleicht zur Erleichterung der Träger, keinerlei Anstalten einzusteigen. Stattdessen legte er die Hand auf das Dach der Sänfte, klopfte kurz zweimal und schnalzte mit der Zunge, als Zeichen dafür, dass die Träger sich in Bewegung setzen sollten. „Fortschreitenderweise“, lächelte er, nachdem Dom Amaro wohl oder übel befohlen hatte weiter zu gehen, sodass nun die klingelnden Silbersporen des Barons neben dem geöffneten Vorhang den Tritt ihrer Schritte begleiteten.
„Im Cronrat, welchem Ihr bekanntlich angehört, sind noch Plätze unbesetzt. Zumindest wenn man ihn beispielsweise bis hinauf zur göttergefälligen Zahl von zwölf Sitzen besetzte. Einer meiner Vasallen, Dom Rasdan di Vascara, strebt einen solchen Sitz an. Vielleicht habt Ihr ja schon einmal von seinem Junkergut Tyras gehört, gutes Land mit einer bedeutenden Rinderzucht.“
Einige Augenblicke ließ er das Gesagte wirken, dann fuhr er mit aufgesetzter Leidensmiene fort: „Bedauerlicherweise ist er ein wenig knapp bei Kasse, und nun, da Ihre Majestät, unsere geliebte Kaiserin, sich endlich entschlossen hat ihren höchstnoblen Vasallen, den Markgrafen von Perricum zu ehelichen, wird er wohl Schwierigkeiten haben das immense Brautgeld aufzutreiben. Vielleicht könntet ja Ihr ihm bei dieser Angelegenheit behilflich sein? Was nun wiederum die Sache mit dem Cronrat betrifft…nun ja…ich als Laie in solchen Dingen stelle es mir recht… praktisch vor, wenn man das Land eines anderen Cronrates in Form eines Schuldscheines in Händen hält.“
Autor: León de Vivar
"Mir ist freilich nicht entgangen, dass in den vergangenen Jahren der Marktwert von Zuchtstieren in Almada rapide gesunken ist." Dom Amando lächelte dünn. "Von Eurem Vasallen in der ragatischen Provinz, diesem Vascara, und seinem Junkergut habe ich allerdings, San Gilborn sei mein Zeuge, noch nie vernommen. Weshalb schickt dieser Niemand sich an, Seine Durchlaucht beraten zu wollen? Was befähigt ihn dazu, über mehr als über seine Rinder zu sprechen? Ist er aus guter Familia? Erzählt mir doch mehr von Eurem Clienten, Dom Hernán."
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Mag sein“, zuckte der Baron und Junker mit den Schultern. „Ich fürchte, Viehzucht und der damit einhergehende Handel sind nicht gerade Themen, zu welchen ich mich fundiert äußern könnte. Mir will jedoch scheinen, dass womöglich schleppendere Geschäfte nur dann ein Nachteil wären, würde ich hier tatsächlich schlicht um Kredit ersuchen. Vielmehr könnte dieser Umstand dem Gläubiger im Gegenteil zupass kommen, wenn er beabsichtigt Zins und Zinseszins nicht alleine in schnödem Gold zu berechnen.“
Offenbar war es Amando Dhachmani de Vivar gelungen, die Vorzeichen des Gespräches umzukehren, denn nun war es am Ratsherrn zu Lächeln, und der Condottiere war es, der finster drein blickte, als er sichtbar die Lippen aufeinander presste. „Ihr werdet es nicht erleben, Dom Amando, dass ich einen Junker aus altehrwürdigem Hause anpreise wie ein Marktschreier sein Sortiment. Nehmt an, oder lasst es bleiben“, knirschte er schließlich, beinahe so wie die Steinchen unter seinen Stiefeln.
Autor: León de Vivar
"Aber Dom Hernán! Nicht so ungestüm!", schmunzelte Dom Amando und wackelte mit dem Finger. "Unter Ehrenmännern ist es Marktgeschrei nicht vonnöten. Wenn Ihr sagt, dass Euer Vasall kreditwürdig ist, so betrachtet die Angelegenheit mit dem Brautgeld als abgemacht. Euer Vasall möge im Palacio Vivar vorstellig werden, so wird ihm das Handelshaus Dhachmani die nötigen Dukaten zur Verfügung stellen." Er wedelte mit der Hand, um dem Condottiere zu bedeuten, dass darüber nicht weiter gesprochen werden müsse.
"Nun zu der anderen Gefälligkeit, um die Ihr mich bittet: die Fürsprache für Dom Rasdan di Vascara im Cronrat. Ich bin, wie Euch möglicherweise bewusst ist, als Puniner Bürger kein intimer Kenner ragatischer Stierzüchtergeschlechter und wenig geneigt, den Abkömmling eines solchen im Sacke zu kaufen - schließlich muss bei der Zusammensetzung des fürstlichen Cronrats das Gemeinwohl Almadas im Blick behalten werden. Wenn ich Seiner fürstlichen Durchlaucht also vorschlagen sollte, diesen Vascara in Erwägung zu ziehen, muss ich freilich mit einigen Argumenten aufwarten können. Nur so kann ich zeigen, dass Euer Junker für dieses würdevolle Amt geeigneter ist als beispielsweise der Baron von Artésa, den - wie man munkelt - Graf Gendahar als seinen Nachplapperer mit in den Rat bringen möchte. Diese Argumente - zu denen weder zählt, dass dieser ragatische Unbekannte mein Schuldner, noch, dass er Euer Vasall und Sprachrohr wäre - könnt Ihr mich doch sicher nennen, Baron?"
Erwartungsvoll hatte sich der Handelsherr vorgebeugt.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Sichtbar arbeiteten die Zahnreihen des Aranjuezers aufeinander. Unwahrscheinlich, dass Dom Rasdan im Palacio Vivar vorstellig würde, sollten sie sich hier nicht handelseinig werden. Wucherer gab es schließlich genug. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, zwang er sich zu einem freilich recht gequälten Lächeln: „Vielleicht sollten wir zu allererst einmal davon ausgehen, dass ich Euch nicht um eine Gefälligkeit bitte, sondern Euch einen Handel vorschlage, von dem Ihr ebenfalls profitieren würdet. Davon abgesehen wird es Graf Brandil sein, der Dom Rasdan vorschlägt. Euer Part wäre, im Fall der Fälle diesen Vorschlag zu unterstützen.“
Die Neuigkeit, dass auch der Baron von Artésa nach einem Sitz im Cronrat strebe, ließ ihn freilich aufhorchen. „Nichts gegen Dom Nicetos, aber gerade wenn Ihr das Gemeinwohl des Landes so betont, Dom Amaro, so sollten vielleicht auch alle Regionen des Königreiches angemessen im Cronrat vertreten sein. Mit seinem Grafen, Domna Gerone und Dom Shahîm scheint mir das Yaquirtal bereits ausreichend bedacht worden zu sein. Demgegenüber steht mit Dom Brandil lediglich eine Stimme Ragatiens. Weitere Yaquirtaler dürften also zuvörderst den Interessen der Yaquirtaler dienen, und nicht denen aller Almadaner. Darüber hinaus ist der Landadel unterhalb der Baronsebene bislang in keinster Weise vertreten. Gewiss möchte Seine Durchlaucht nicht nur die Meinung des Hochadels hören, wenn es um das Wohl und Wehe des Königreiches geht…“
Autor: León de Vivar
"Folgte man dieser Logik, Dom Hernán, wäre es aber gerade so gut, statt Eures ragatischen Junkers einen Südpforter Edlen in den Cronrat zu berufen, oder besser noch einen Caldaier Caballero, denn Caldaias Stimme wird dort überhaupt nicht gehört." Um den hörbar atmenden Aranjuezer zu beruhigen, fügte er eilig hinzu: "Seid beruhigt, Baron. Ich bin durchaus geneigt, Euch in diesem Unterfangen die Hand zu reichen, nicht jedoch auf offener Straße und nicht, ohne vorher Eurem Vasallen in persona begegnet zu sein. Hier in Punin haben die Mauern Ohren und die Fenster Augen, und nicht selten sind sie von Yaquirtaler Art. Man kennt meine Sänfte und man kennt Euch und Eure Mercenarios. Es wäre weder Euch noch mir zuträglich, wenn die Stadt allzu viel von Eurem 'Überfall' erführe."
Er überlegte einen Moment. "Erst im kommenden Efferd soll der Cronrat über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden. Ich gedenke, im Praiosmond zur Sommerfrische meine Schwester Rahiada und ihren Gemahl im Caldaïschen aufzusuchen. Gewiss ließe sich zuvor ein Aufenthalt im Dubiosen, das auf dem Weg liegt, einrichten, bei dem wir die Angelegenheit noch einmal besprechen könnten?"
Autor: Der Sinnreiche Junker
Nun war es wiederum am Condottiere zu lächeln: „Inwiefern Caldaia im Cronrat ohne Stimme ist, könnt Ihr ja gerne beizeiten einmal mit Graf Brandil besprechen. Doch ansonsten gebe ich Euch Recht…“, neigte er andeutungsweise das Haupt. „Mit gleichem Recht kann die Südpforte weitere Sitze beanspruchen. Einem Ansinnen, dem ich mich nicht entgegen stellen würde, sondern es, hätte ich Kenntnis davon, über Dom Stordan mithin sogar für förderungswert halten würde. Wie gesagt: gedenkt man den Cronrat auf die göttergefällige Zahl Zwölf zu vergrößern, bliebe genug Raum für die Südpforte und Ragatien. Sogar für Caldaia, solltet Ihr das Thema im Beisein Graf Brandils anschneiden wollen…“
Sodann blickte er nach links und rechts, und zuckte abermals mit den Schultern. Wie den meisten Landadligen fehlte ihm wohl der gesunde Respekt vor den Schlichen und Tücken der Stadt. „Ganz wie Ihr meint, Dom Amando. Seid im Praios mein Gast in Heldor. Und ansonsten mögt Ihr gerne zu Protokoll geben, ich hätte Euch wegen einem Kredit für Ihrer Kaiserlichen Majestät Brautgeld behelligt. Das wäre ja nicht einmal gänzlich gelogen“, schmunzelte der Baron und Junker, und griff sich zum Abschied wiederum an die Krempe des Caldabresers.
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