Chronik.Ereignis1036 Der fürstliche Cronrat 01

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Landstadt Al'Muktur, im Efferd 1036 BF, kurz nach der Rückkehr des fürstlichen Pilgerzugs

Almadinpalast

Autor: lindholz

„Seine Hochwohlgeboren ist nun bereit, Euch zu empfangen, Euer Hochgeboren.“ verkündete die leicht näselnde Stimme der gräflichen Angestellten. Es war die gleiche, die ihn vor zwei Stunden freundlich gebeten hatte, noch einen Augenblick zu warten. Nicetos von Lindholz ließ den Worten eine seinem Stand angemessene, kurze Verzögerung folgen, bevor er den Blick vom Fenster abwandte und sich in einer flüssigen Bewegung erhob. Der yaquirtaler Baron hatte die Zeit genutzt, das Geschehen im Innenhof zu beobachten, während der Schatten des Rashidturms gemächlich über das Drachenmosaik des Innenhofs kroch. Selbst die trivialen Abläufe dort draußen, konnten einen Eindruck von der Führung eines Haushaltes vermitteln, wie er schon häufiger festgestellt hatte. Zwischendurch hatte er von den ihm dargebotenen Trauben gekostet und sich an dem Wein erfrischt, den man ihm bereitgestellt hatte. Er hatte den wohlschmeckenden Roten mit reichlich Wasser gestreckt; es war ein warmer Tag und nichts lag Dom Nicetos ferner, als durch zu viel des verführerischen Rebensaftes in einen derangierten Zustand zu geraten. Aus dem gleichen Grund hatte er auch die Hände von den appetitlichen, prallen Pfirsichen gelassen, die einen ebenso süßen wie klebrigen Eindruck auf ihn machten.

Die livrierte Dienerin führte ihn nicht zu dem oktogonalen Spiegelsaal, sondern weiter in den Westflügel des Almadinpalastes hinein, wie Nicetos von Lindholz erfreut zur Kenntnis nahm. Der große, beeindruckende Audienzsaal war darauf ausgelegt, Besucher und Bittsteller mit Respekt und Ehrfurcht zu erfüllen und schuf eine unerfreulich große Distanz. In einem so offiziellen Umfeld wäre es umso schwerer gewesen, den jungen Grafen für sein Anliegen einzunehmen. Eine Tatsache, die den Hoffnungen des Barons von Artésa nur abträglich hätte sein können.

Schweigend folgte der Adlige durch die von floraler Ornamentik bestimmten Säulengänge, derweil er seine Gedanken auf das kommende Gespräch fokussierte. Schließlich blieb seine Führerin vor einer doppelflügeligen Tür stehen. Nach einem kurzen, über die Schulter geworfenen Blick, klopfte sie an. Dom Nicetos lächelte der jungen Frau zu, während diese die linke Seite des schweren Portals aufstemmte und den Gast mit Namen und Titel ankündigte. Beiläufig fragte er sich, ob wohl ihr Aussehen, ihre Herkunft oder ihre Ausbildung der schwarzhaarigen Schönheit den Zugang in den gräflichen Haushalt eröffnet hatte.

Der Raum, den er betrat, strahlte eine angenehme Leichtigkeit aus. Die Wände waren Eierschalenweiß getüncht; ein Farbton der von den hellen Vorhängen aufgegriffen wurde, die sich wie Segel in der mittäglichen Brise aufblähten. Der warme Braunton der Nussbaumholzmöbel ergänzte sich gut mit dem streitzigschem Hellblau der Sitzbezüge. Alisea hatte einst angemerkt, dass das lichte Azur des Wappens derer von Streitzig viel besser zu ihren Augen passen würde, als das lindholzsche Grün; alleine deshalb sollte der Graf sie zur Frau nehmen. Die Inbrunst, mit der sie diesen Gedanke vorgetragen hatte, ließ ihn immer noch schmunzeln und so fiel es ihm leicht, seinem Lehnsherrn mit einem offenen Lächeln entgegen zu treten. Dieser hatte sich von seinem Schreibtisch erhoben und schritt auf den Eintretenden zu.
„Dom Nicetos, welche Freude, Euch zu sehen. Seid willkommen in Al'Muktur!“
„Ich danke Euch, Euer Hochwohlgeboren, dass Ihr Euch die Zeit nehmt und mir diese Audienz gewährt“, antwortete Nicetos von Lindholz und senkte ehrerbietig das Haupt vor dem Grafen, dessen blonder Bart wie immer perfekt gestutzt war. „Ich weiß, dass Eure Aufgaben ebenso vielfältig wie bedeutsam sind und hoffe, Euch nicht über die Maßen mit meinem Anliegen zu belästigen“, fuhr er fort, „Eure Familia ist wohlauf?“
„Alle erfreuen sich bester Gesundheit“, bestätigte der junge Graf.
„Es ist gut, das zu hören, Euer Hochwohlgeboren. Ich hoffe, man drängt Euch nicht all zu sehr, eine Braut zu finden, nun, da Ihr Graf seid? Ihr habt ganz Recht, hier wohlweißlich abzuwägen. Vor allem, da ihr bereits einen prächtig gediehenen Mundillo vorzuweisen habt." fuhr Dom Nicetos fort. 'Oder ahnt Ihr nur, dass Euer verzogener Bastard die Gefahr, seinen Erbanspruch abtreten zu müssen, womöglich nicht so einfach hinnehmen wird und bereitet Euch darauf vor?' ergänzte der Baron in Gedanken. Das freundliche Nicken des Grafen ließ nicht erkennen, was sich in dessen Gedanken abspielte. Doch Gendahar aus dem älteren Hauses derer von Streitzig war kein Mann, den man unterschätzen sollte. Die Zukunft könnte interessant werden.

„Doch sicherlich war weder das Wohlbefinden meiner Familia noch meine Heiratspläne das Anliegen, das Ihr erwähntet, Dom Nicetos.“ merkte der Graf des Yaquirtals an, während er Nicetos von Lindholz einen Platz anbot und selbst hinter dem alten Schreibtisch Platz nahm. Dort hatte wohl schon sein Vater Dokumente mit Unterschrift und Siegel versehen, die so manchem Leben eine neue, in manchen Fällen fatale Wendung gegeben hatte. Der Gedanke daran, ließ Nicetos von Lindholz kurz zögern, doch dann nahm er sich zusammen.
„Durch die bedauerlichen Ereignisse, die hinter uns liegen, hat der Cronrat noch immer nicht zu seiner vollen Stärke zurückgefunden“, erläuterte er seinem in gleichen Jahr geborenem Gegenüber „und ich wollte Euer Hochwohlgeboren anempfehlen, die gute Gelegenheit zu nutzen, um dem Yaquirtal zu der führenden Position zu verhelfen, die unseren gesegneten Landen zusteht.“
„Und vermutlich wollt Ihr mir ebenfalls nahelegen, dem Fürsten Euch als dem geeignete Mann für seinen Rat zu schildern.“ ein mildes Lächeln breitete sich auf den Zügen Dom Gendahars aus.
Nicetos von Lindholz zuckte entschuldigend mit den Schultern und seine Augen leuchteten spitzbübisch auf. Es hatte keinen Sinn, seine Absichten zu verhehlen. Dennoch senkte er bescheiden das Haupt: „Natürlich vertraue ich in dieser Angelegenheit ganz auf Eure Weisheit. Doch sollte es Euer Hochwohlgeboren belieben, mich in Betracht zu ziehen, so will ich nicht leugnen, dass ich bereit bin, mich dieser Herausforderung zu stellen. Und sollte es dem Fürsten gefallen, Eurem Rat zu folgen, so werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dem Fürsten zum Besten unseres Landes und unserer Grafschaft zur Seite zu stehen.“
„Eure Worte sind wohl gewählt, Dom Nicetos. Und ich muss sagen, dass Ihr sicher im Cronrat besser aufgehoben wäret, als an der Spitze des fürstlichen Heeres“, urteilte Gendahar von Streitzig, nachdem er den adligen Bittsteller eine gefühlte Ewigkeit schweigend gemustert hatte, „Doch solltet Ihr tatsächlich einen Platz im fürstlichen Rat erringen, so muss ich auf Eure Loyalität bauen können. Versteht mich nicht falsch, werter Dom Nicetos: Ihr habt mir bisher keinerlei Anlass gegeben, an diesem Umstand zu zweifeln, doch entwickelten sich die Dinge auch immer zu Euren Gunsten. Unter solchen Bedingungen ist es einfach, die Treue eines Mannes zu erringen.“
„Nun, dann sagt mir, wie ich Euch die Rechtschaffenheit meiner Absichten unter Beweis stellen kann! Wenn es mir möglich ist, so will ich Euren Forderungen ohne ein Zaudern nachkommen.“ versicherte der Baron Artésa selbstbewusst.
„Zum einen würde es mich freuen, zu erfahren, dass Ihr und der Baron Nementos den Schwur des Friedens erneuert, den Euer Vater einst Dom Gualdo gab.“
„Das will ich gerne tun, so der Schwur dieses Mal von beiden Seiten und auf Augenhöhe gegeben wird.“ gab Nicetos von Lindholz zurück. Ein friedliches Zusammenleben mit den Familien des westlichen Yaquirtales war auch in seinen Augen erstrebenswert. Zwar ließen sich Machtkämpfe vielleicht nicht vermeiden, doch konnte man diese auch auf andere Arten als mit blitzender Klinge ausfechten.
„Außerdem erwarte ich, dass Ihr an der Seite des Fürsten, hier in Punin, bleibt,“ verkündete der Graf weiterhin, „meine eigenen Angelegenheiten erfordern, dass ich häufig den fürstlichen Hof verlasse. Ich benötige jemanden, der die Camarilla im Auge behält und in meinem Sinne agiert, wenn es nötig wird.“
Diese Forderung ließ den Baron nachdenklich werden. Er brauchte eine fähige Hand, die sich um die Baronie kümmerte. Seine Tochter Alisea war dazu keinesfalls in der Lage und er konnte sie ebenso wenig übergehen und seine Jüngere, Lianna, an ihre Stelle setzen. Seine geliebte Siona mochte er hingegen nicht so weit entfernt wissen, auch wenn seine Frau sicherlich eine weise und durchsetzungsfähige Entscheiderin war. Doch irgendeine Lösung würde sich schon finden – und immerhin mochte es auch sein, dass er niemals in die Capitale berufen wurde.
„Gerne möchte ich Euer Auge und Eure Hand im Rat sein, wenn Pflichten Euch von der Seite des Fürsten rufen.“ antwortete er voll Nachdruck. So wenige Worte, die sein Schicksal enorm verändern konnten. Die Macht war zum Greifen nah.