Grafenturnier zu Ragath
Das Grafenturnier zu Ragath, aufgrund der Ursprünge hin und wieder auch schlicht Ragather Djosta genannt, ist das heute bedeutendste Turnier des Königreichs. Nachdem es in den Jahrzwölften zuvor des öfteren ausgefallen war, findet es seit der Krönung Dom Gwain von Harmamunds zum Fürsten Almadas im Jahre 1034 BF wieder jährlich an drei Tagen zum Ende des Efferdmondes hin in Ragath statt.
Geschichte
Die Ursprünge der Ragather Djosta reichen weit zurück, jedoch erhielt das Turnier seine heutige Form bis auf kleine Änderungen im Jahre 602 BF, als sich die Grafen von Ragath anlässlich der Vereinigung Caldaias mit der Grafschaft Ragath des Turnieres annahmen.
Seither findet das Turnier zumeist jährlich statt, wobei sich der genaue Termin im Jahreslauf mehrfach änderte. Gerade in den letzten Jahrzwölften fiel das Turnier allerdings häufiger äußeren Umständen zum Opfer, beispielsweise dem Verschwinden Graf Julka Tilma von Harmamunds im Khomkrieg, der Rückkehr des Bethaniers, der Schlacht von Morte Folnor oder der Terrorherrschaft Kaiser Selindian Hals.
Dennoch hat das Grafenturnier dem nicht minder traditionsreichen Turnier zu Sorobán längst den Rang abgelaufen - insbesondere ein Verdienst des Grafen Brandil von Ehrenstein ä. H.. Nicht nur zog seine Schirmherrschaft über die weitläufige Verwandtschaft der beiden Häuser Ehrenstein und Streitzig zahlreiche auswärtige Ritter und Großen des Reiches an; auch die Siegerpreise fielen seither besonders großzügig aus. Neben den üblichen Festivitäten stiftete die gräfliche Familia darüber hinaus auch in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Peraine-Tempel die Speisung aller Besucher mit Wein, Brot und Suppe an allen drei Tagen.
Beim Grafenturnier von 1024 wurden parallel die zwölf Streiter Almadas für die Zweite Schlacht der Zwölfe auf rondragefälligem Wege bestimmt. Hierfür wurden die Zugangsvoraussetzungen (siehe unten) für den Tjost ausnahmsweise gelockert. Dies erlaubte dem seinerzeit noch als Answinisten verfehmten Gwain von Harmamund incognito die Teilnahme als Weißer Ritter.
Während der wenigen Gelegenheiten unter der Herrschaft des Mondenkaisers gab es Bestrebungen, scharfe Waffen zuzulassen. In jenen Jahren nämlich war es üblich, dass die Streiter Almadas und Garetiens insbesondere auf Ragather und Eslamsgrunder Turnieren aufeinander trafen, wo dann mitunter die Ritterlichkeit zugunsten der Politik in den Hintergrund trat. Auf mancher Veranstaltung erfuhr daher das Turnier nach Perval'schen Regeln eine beklagenswerte Wiederauferstehung. Solcherlei Barbarei wusste Graf Brandil freilich zu verhindern, bzw. verzichtete schließlich wie oben erwähnt vorerst auf eine weitere Ausrichtung.
Zu Ehren des Sieges Fürst Gwains, damals noch Marschall im Dienste des Mondenkaisers, in der Ogerschlacht in Caldaia Ende Efferd 1033 findet das Turnier seit 1035 immer in den letzten Tagen des Efferdmondes statt.
Disziplinen
Ritterliche Disziplinen: Als solche kennt man Tjost, Buhurt und die Kämpfe mit (selbstverständlich stumpfen) Leichten und Schweren Handwaffen. Tjost und Buhurt sind ausnahmslos Standespersonen vorbehalten, während für den Wettstreit mit Leichten und Schweren Handwaffen ein Kriegerbrief und eine zuvor beim Turniermarschall zu hinterlegende Empfehlung eines adligen Leumunds ausreichen.
Die ritterlichen Disziplinen finden traditionell auf dem Platz ohne Gnade statt, jenem Platz, auf dem die Erste Ragatisch-Yaquirtaler Blutfehde im Jahre 80 zwischen den Häusern Eschgeier und Ragathsquell ihren Anfang nahm. Dies erscheint für Auswärtige recht befremdlich, ist der Platz doch für ein ordentliches Gestech eigentlich viel zu klein, was insbesondere auf den dann errichteten Zuschauerrängen zu beengten Verhältnissen führt. Alle Versuche aber, die Wettkämpfe aufs freie Feld zu verlegen, scheiterten bislang am Widerstand der Ragather.
Gemeine Disziplinen: Die Freien Almadas messen sich in Bogen- und Armbrustschießen, sowie im Ringkampf. Hierfür trifft man sich vor den Toren der Stadt. Häufig finden darüber hinaus inoffizielle Wettkämpfe in Disziplinen wie Stabkampf, Wurfwaffen oder Handwaffen statt.
Modi
Tjost oder Djosta: Der Wettstreit mit der Lanze findet zunächst in zwölf Gruppen statt, denen der Volksmund gerne den jeweiligen Götternamen zuordnet. Alle Teilnehmer werden per Los möglichst gleichmäßig auf die zwölf Gruppen verteilt, sodass die Zahl der Streiter in den verschiedenen Gruppen um höchstens Eins variieren kann. Je nach Gesamtteilnehmerzahl kann die Zahl der Streiter pro Gruppe allerdings von Jahr zu Jahr höchst unterschiedlich ausfallen.
Am ersten Turniertag treten alle Streiter innerhalb einer Gruppe gegeneinander in bis zu drei Lanzengängen an. Gewonnen hat derjenige Streiter, der an seinem Gegner mehr 'Lanzen bricht' oder aber diesen aus dem Sattel hebt. Aus Zeitgründen und um die Kräfte der Streiter zu schonen, sind hier durchaus Unentschieden möglich, dann gewertet als ½ Siege.
Die Zwölf besten Erst- und Zweitplatzierten erreichen die nächste Runde am zweiten Turniertag. Darüber hinaus qualifizieren sich auch die acht besten Drittplatzierten. Häufig kommen mehr als acht Drittplatzierte in Frage, weil nicht selten die niedrigstnötige Siegzahl von mehreren Streitern erreicht wurde. Diese müssen zu Beginn des neuen Tages in einer unheilvollen dreizehnten Gruppe gegeneinander antreten. Noch nie konnte ein Streiter aus jener Gruppe den Turniersieg davon tragen. Dies ist freilich weniger dem Wirken übernatürlicher Kräfte geschuldet, sondern hauptsächlich der Tatsache, dass jenen Streitern mehr Lanzengänge in den Knochen stecken, denn denjenigen Streitern, die sich direkt qualifizieren konnten. In gewisser Weise gilt dies auch als Ausgleich für den Umstand, dass Streiter in Gruppen mit einem Teilnehmer mehr auf mehr Siege kommen können, und somit hinsichtlich der Ermittlung der besten acht Drittplatzierten im Vorteil sind.
Sind so die letzten 32 Streiter ermittelt, werden per Los 16 Paarungen ermittelt. Gewonnen hat wiederum der Streiter, der in drei Lanzengängen nach obigen Regeln triumphiert. Kann in drei Lanzengängen kein Sieger ermittelt werden, wird der Kampf zu Fuß mit Handwaffen fortgesetzt. Gewonnen hat, wer zuerst fünf Treffer beim Gegner anbringen kann. Am zweiten Turniertag finden neben jenem Sechzehntelfinale noch Achtel- und Viertelfinale statt, wobei jeweils das Los über die Paarungen entscheidet. Halbfinale, der Kampf um den ebenfalls mit einem Preis belohnten dritten Rang und natürlich das Finale sind dem dritten Turniertag vorbehalten.
Handwaffen: Die beiden Wettkämpfe in Leichten und Schweren Handwaffen finden nach einem ähnlichen Modus wie die Tjost statt. Um der hohen Belastung durch den gerüsteten Kampf zu Fuß Rechnung zu tragen, finden die Gruppenkämpfe an den ersten beiden Turniertagen statt, für den dritten Tag qualifizieren sich nur die 12 Gruppensieger sowie die vier besten Zweitplatzierten, die im Fall der Fälle nach obigem Modus ermittelt werden. Die Finalkämpfe finden dann komplett am dritten Turniertag statt.
Buhurt: Zum Abschluss des Turniers treffen hier am dritten Tage zwei berittene Parteiungen aufeinander. Gekämpft wird mit Handwaffen bis zur Aufgabe oder Kampfunfähigkeit. Die Streiter treten hierbei kaum in den schweren Gestechrüstungen der Tjost an: erstens wegen der deutlich eingeschränkten Beweglichkeit, und zweitens steht dem Sieger hernach die Rüstung (oder vielmehr deren Gegenwert) des Unterlegenen zu. Dies führt zwar zu deutlich mehr Verletzten oder gar Toten, jedoch mag kaum ein Streiter das Risiko eingehen, mit einer benachteiligenden Rüstung anzutreten, die zudem auch noch einen höheren auszulösendenen Wert besitzt. Das Fordern des Rosses des Unterlegenen (respektive dessen Gegenwertes) wie anderenorts üblich ist freilich in Almada tabu.
So mancher scheut daher den gesundheitlich wie finanziell riskanten Buhurt, sodass sich hier vor allem junge Edelleute finden, die sich noch einen Namen zu machen haben, oder aber besonders rauflustige Heißsporne. Darüber hinaus wirken sich allerdings auch die im Lande allgegenwärtigen Fehden und Querellas aus. Nicht selten fühlt man sich bemüßigt, sich gleichfalls für den Buhurt zu melden, weil ein persönlicher Feind oder Angehöriger eines verfeindeten Geschlechts antritt. Nicht nur bietet sich hier die Gelegenheit jenem eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen, sondern häufig gebietet es schlicht die Ehre dann nicht zurück zu stehen. Entsprechend sind in manchem Jahr wahre Kettenreaktionen zu beobachten, wenn plötzlich aufgrund solcher Angelegenheiten der persönlichen oder familiären Ehre Meldung auf Meldung erfolgt.
Weiters ist es Usus, dass Ragatier und Yaquirtaler nicht in derselben Parteiung antreten, sodass sich normalerweise Waldwachter, Südpfortler und auswärtige Teilnehmer jeweils um jene gruppieren.
Preise
Sieger & Ergebnislisten
Rahjagefälliges
Selbstverständlich gehört in einem Land, in dem Rahja hoch in Ehren gehalten wird, die Wahl des Königs der Liebe bzw. der Königin der Liebe zu. Dieses Privileg steht jeweils dem Sieger in der Tjost zu, und den geflochtenen Rosenkranz von dessen Lanzenspitze entgegen zu nehmen gilt almadaweit als begehrte Auszeichnung. Entsprechend ist freilich auch schon so manche Feindschaft entstanden, weil der Sieger oder die Siegerin den falschen Jüngling oder die falschen Maid gewählt hatte...
Bisherige Könige und Königinnen
Sonstiges
Turniergericht
Das Turniergericht entscheidet in strittigen Fällen, insbesondere aber in Fragen der Ehre. Gerade im unübersichtlichen Buhurt kommt es mitunter zu unehrenhaftem Verhalten, dessen Ahndung den Richtern obliegt. Die hier ausgesprochenen Strafen können bis hin zum ewigen Ausschluss vom Grafenturnier reichen. Dem Gericht gehören an:
- der Graf von Ragath als Ausrichter
- der/die König/in der Liebe des letzten Turniers
- der Turniermarschall
- ein vom Grafen berufener Rondrageweihter
Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Geweihten den Ausschlag.