YB42 Eklat im Cronrat
Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 42
Travia 1037 BF
Eklat im Cronrat!Bearbeiten
PUNIN. Sogleich nach seiner Rückkehr von der kaiserlichen Hochzeit (s. Artikel in dieser Ausgabe) berief S. Durchlaucht Fürst Gwain seinen Cronrat ein. Gewichtige Zeitung gab es zu beraten: Das Reich ist im Krieg mit dem Verräter Helme Haffax, Seine Durchlaucht zum Reichsbannerherrn erhoben und Almada darf nicht zurückstehen, um sein Scherflein zum Sieg über den Dämonenbuhler beizutragen!
Doch ehe es dazu kam, Pläne für den Kampf gegen die verderbten Borbaradjünger zu schmieden, bewegte eine andere Front sichtlich die Gemüter der Cronräte. Dom Brandil war es, der schließlich aussprach, was viele dachten: „Durchlaucht, wie soll Almada Krieg im Osten des Reiches führen, wenn seine Flanke wund und offen ist?“ So kam die Rede auf die Grafschaft Südpforte, in welche erneut der Novadi eingefallen war und die seit dem Feuertode der Gräfin Shahane herrenlos war.
Der derzeitige Aufenthaltsort ihres Mundillos, Dom Gujadal Al'Kasim, nach seinem gescheiterten Angriff auf Culming war unbekannt, doch als IKH Tulameth von Omlad seinen Namen vorbrachte, war es um die Ruhe am Ratstisch geschehen. Dom Stordan von Culming, Banus der Grafschaft Südpforte, schrie: „Wieder ein Al’Kasim als Graf von der Südpforte? Nimmermehr! Das duldet Culming nicht!“ Und er führte aus, wie Dom Gujadal in Zeiten höchster Not und Bedrohung für Almada eine blutige Fehde mit dem Hause Culming vom Zaune gebrochen, die defensio der Südpforte mutwillig gespalten und damit erst den jüngsten Einfall Khorim Uchakbars nach Inostal ermöglicht habe. Ein Mann von solch verbrecherischer Eigensucht und niederem Charakter, dessen Ahnen sich den Novadis nicht gestellt, sondern vor ihnen geflohen seien, führte er aus, könne seinen Aftervasallen niemals ein guter Graf sein.
Dom Rafik, der des Culmingers Ambitionen erahnte, wechselte einen stummen Blick mit dem Fürsten und sprach dann lächelnd: „Welche Eigenschaften müsste der neue Graf von der Südpforte denn Eurer geschätzten Ansicht nach besitzen, werter Dom Stordan?“ Nun war dieser in seinem Element! Von altem Geblüt müsse ein Graf zuvörderst sein, riet er, am besten alt wie das Reich oder älter, damit seine Vasallen zu ihm aufblickten, sodann bräuchte er eine starke Hausmacht, um den Frieden zu wahren, er müsse von rondrianischer Tapferkeit und militärisch erfahren sein – um ein zweites Morte Folnor abzuwenden und mit Rondras Schwertarm die launische Südpforte vereinen. Der Eigengüter solle er genügend haben, um seinen Vasallen nicht auf der Tasche zu liegen. Klug in den öffentlichen Angelegenheiten, sparsam in den Finanzen und dem Protz abhold, um den Unmut des kriegsgebeutelten Volkes nicht zu mehren. Zu alt dürfe er nicht sein oder bereits mit Kindern gesegnet, um Erbstreit und Vakanzen zu vermeiden.
Immer mehr Blicke der Anwesenden waren zu Dom Stordan gewandert und an ihm hängengeblieben, mancher bang, mancher hoffnungsfroh. Der Culminger, ein Mann im besten Alter, war aus einem sehr alten Haus, verfügte über die Culminger Liga, war in kriegerischer Tradition erzogen worden und hatte stets Domna Shahane die Schuld an der Niederlage von Morte Folnor gegeben. Sein Haus herrschte über mehr als eine Baronie in der Südpforte. Er war ein gewandter Politiker und seine Sparsamkeit war weitbekannt.
Seine Durchlaucht aber erhob sich und sprach: „Wir danken Euch für Euren treuen Rat, Dom Stordan, der Uns die Augen für die geeignete Person geöffnet hat. Seid versichert, dass Uns die Bedeutung des Hauses Culming für die Zukunft der Südpforte nur allzu bewusst ist. Allein, am reisenden Hofe IKM blickt man nicht nur in die Zukunft, sondern schaut auch auf Eure Vergangenheit, Dom Stordan, insbesondere auf Eure Taten und Worte während der Usurpation des Bruders IKM. Wen also können wir an die Spitze der Grafschaft Südpforte stellen?“ Er wandte sich ab und blickte auf eine ganz andere Person, die bisher stumm am Tisch gesessen hatte.“ Eine Person aus einem Geschlecht, das im Anbeginn des Reiches war, eine große Kriegerin vor der Herrin Rondra, die sich um die Südpforte verdient gemacht hat wie keine Zweite, und eine Frau, die wenn mich mein Auge nicht täuschet, bereits in tsagefälligen Umständen ist: Tretet vor, Gerone vom Berg und von Brig-Lo!“
Da diese sich erhob (und tatsächlich den Ansatz eines kleinen Bäuchleins präsentierte), wurde Stordan von Culming blass. Dann wurde er rot und stürmte wutentbrannt aus dem Saal. Binnen Stunden reiste er ab. Am selben Abend noch legte Gerone vom Berg ihren Lehnseid als Gräfin von der Südpforte ab, dem Fürsten Rat & Tat versprechend, und dieser gelobte ihr feierlich seinen Schutz & Trutz.
Sieht man einmal vom unglückseligen Dom Pelayo vom Berg ab, der sich in den Kaiserlosen Zeiten aus eigenem Recht zum Kaiser und Almadanerkönig erhob, ist Domna Gerone damit die erste Hochwohlgeborene in der über 1000-jährigen Historie ihrer Familia, deren Mitglieder sich stets mit dem Wahlspruch schmückten: "Bin weder Graf noch Fürst, noch Kaiser noch König, ich bin der Herr vom Berg."