Chronik.Ereignis1032 Nach dem Reichskongress (Kornhammer) 01: Unterschied zwischen den Versionen

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Noch als die Kutsche schon längst das untere Tor passiert haben musste, stand Dom Hesindian auf dem Hof der Burg und blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Für einen Moment war es ganz still. Scheffelstein stirbt, dachte der Vogt bekümmert. Das Personal wurde immer älter, und er selbst ging auf die Achtzig zu. Sein Körper verweigerte ihm immer öfter den Dienst. Da nützten alle Leibesübungen nur wenig. Die Zeit lief ihm davon. Hatte er sich richtig entschieden, Lerondo zu seinem Erben zu erwählen? Aber was sollte er sonst tun? [[Obidos Marcello von Scheffelstein|Marcello]] hatte keine Kinder, von denen er wusste. [[Ilmica von Scheffelstein-Weißenstein|Ilmica]] war lange tot. Und [[Rahjana Sforigan zu Ragath|Rahjana]], die ihm Enkel und Urenkel geschenkt hatte, hatte ihm noch immer nicht verziehen. Keines ihrer Kinder trug noch seinen Namen. Nur Shahane, die sich mit ihm schmückte wie mit ihren Liebhabern. Und ausgerechnet Shahane war die einzige, die keine Kinder hatte. Den Vogt fröstelte. Er zog die Schultern hoch und schritt auf das Haupthaus zu, stieg die Wendeltreppe zur Halle hinauf und blieb vor dem Gemälde seiner verstorbenen Frau stehen.
Noch als die Kutsche schon längst das untere Tor passiert haben musste, stand Dom Hesindian auf dem Hof der Burg und blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Für einen Moment war es ganz still. Scheffelstein stirbt, dachte der Vogt bekümmert. Das Personal wurde immer älter, und er selbst ging auf die Achtzig zu. Sein Körper verweigerte ihm immer öfter den Dienst. Da nützten alle Leibesübungen nur wenig. Die Zeit lief ihm davon. Hatte er sich richtig entschieden, Lerondo zu seinem Erben zu erwählen? Aber was sollte er sonst tun? [[Obidos Marcello von Scheffelstein|Marcello]] hatte keine Kinder, von denen er wusste. [[Ilmica von Scheffelstein-Weißenstein|Ilmica]] war lange tot. Und [[Rahjana Sforigan zu Ragath|Rahjana]], die ihm Enkel und Urenkel geschenkt hatte, hatte ihm noch immer nicht verziehen. Keines ihrer Kinder trug noch seinen Namen. Nur Shahane, die sich mit ihm schmückte wie mit ihren Liebhabern. Und ausgerechnet Shahane war die einzige, die keine Kinder hatte. Den Vogt fröstelte. Er zog die Schultern hoch und schritt auf das Haupthaus zu, stieg die Wendeltreppe zur Halle hinauf und blieb vor dem Gemälde seiner verstorbenen Frau stehen.


[[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza]]. Und seine geschätzte Enkelin? Sein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an sie, die er wie eine Tochter liebte. Seine Liebe hatte ihn lange genug seine Pflichten vergessen lassen. Sie hatte ihn blind gemacht. Er durfte sich nicht länger der Hoffnung hingeben, dass sie ihm jemals einen Erben schenkte. Sie machte nicht einmal Anstalten, sich endlich um ihr [[Landedlengut Eslamsstolz|Landgut]] zu kümmern, geschweige denn für irgendetwas oder irgendjemanden als sich selbst Verantwortung zu übernehmen. – Aber halt: Tat er ihr nicht Umrecht? Sorgte sie nicht seit Jahren für [[Ramiro Alcorta von Schelak|Ramiros]] Sohn, als sei es ihr eigener? Mehr als es [[Praiodor von Culming-Alcorta|Praiodors]] eigene [[Fenia von Culming|Mutter]] tat, die der Schwermut verfallen war. Vielleicht war er zu ungeduldig. Aber er konnte doch nicht einen kranken Knaben zu seinem Erben machen, dessen eigene Baronie ihm entrissen zu werden drohte! Wieso konnte Richeza nicht für einen anderen Mann so empfinden, wie sie offenbar für ihren Onkel empfunden hatte? Wieso konnte sie nicht für einen eigenen Sohn sorgen, statt sich um den eines Toten zu kümmern?
[[Richeza Caldivan von Scheffelstein|Richeza]]. Und seine geschätzte [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Enkelin]]? Sein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an sie, die er wie eine Tochter liebte. Seine Liebe hatte ihn lange genug seine Pflichten vergessen lassen. Sie hatte ihn blind gemacht. Er durfte sich nicht länger der Hoffnung hingeben, dass sie ihm jemals einen Erben schenkte. Sie machte nicht einmal Anstalten, sich endlich um ihr [[Landedlengut Eslamsstolz|Landgut]] zu kümmern, geschweige denn für irgendetwas oder irgendjemanden als sich selbst Verantwortung zu übernehmen. – Aber halt: Tat er ihr nicht Umrecht? Sorgte sie nicht seit Jahren für [[Ramiro Alcorta von Schelak|Ramiros]] Sohn, als sei es ihr eigener? Mehr als es [[Praiodor von Culming-Alcorta|Praiodors]] eigene [[Fenia von Culming|Mutter]] tat, die der Schwermut verfallen war. Vielleicht war er zu ungeduldig. Aber er konnte doch nicht einen kranken Knaben zu seinem Erben machen, dessen eigene Baronie ihm entrissen zu werden drohte! Wieso konnte Richeza nicht für einen anderen Mann so empfinden, wie sie offenbar für ihren Onkel empfunden hatte? Wieso konnte sie nicht für einen eigenen Sohn sorgen, statt sich um den eines Toten zu kümmern?


Nein, das war vorbei! Dom Hesindian schüttelte die düsteren Gedanken ab und warf seiner Frau ein trauriges Lächeln zu. Lerondo würde alles erben. So hatte er es beschlossen.
Nein, das war vorbei! Dom Hesindian schüttelte die düsteren Gedanken ab und warf seiner Frau ein trauriges Lächeln zu. Lerondo würde alles erben. So hatte er es beschlossen.
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