Chronik.Ereignis1044 Ein Großer ist ins Licht gegangen 03: Unterschied zwischen den Versionen

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"Sprich nicht so von ihm!", schalt sie ihn. "Ich mache mir Sorgen. Beinahe ein Jahr ist es her, dass er spurlos verschwunden ist! Er ist nicht in Punin, nicht im [[Baronie Taubental|Taubental]], nicht in [[Dâl]]. Dass Domna Gerone nicht gram vor Sorge wird?"
"Sprich nicht so von ihm!", schalt sie ihn. "Ich mache mir Sorgen. Beinahe ein Jahr ist es her, dass er spurlos verschwunden ist! Er ist nicht in Punin, nicht im [[Baronie Taubental|Taubental]], nicht in [[Dâl]]. Dass Domna Gerone nicht gram vor Sorge wird?"


"Das… ist nicht ihre Art", erwiderte Dom Rondrigo zögernd und tätschelte seinem Ross, das nun zum Stehen gekommen war, den Hals. Schließlich fügte er hinzu: "Und ich weiß nicht, ob sie ihn tatsächlich vermisst. Aber um [[Leomar vom Berg y Vivar|Leo]] und [[Avelina vom Berg y Vivar|Avelina]] ist es ihr gewiss arg." Er drehte sich im Sattel um und blickte zu den beiden Grafenkindern, einem Knaben von sechs und einem Mädchen von knapp drei Jahren, die gemeinsam mit ihren jüngeren Basen und Vettern aus den [[Familia Vivar|Familias Vivar]] und [[Familia de Braast|Braast]] in einer offenen Karosse saßen. Leomar Rondrigo vom Berg y Vivar betrachtete stumm und aufmerksam mit seinen dunklen Augen die Reiter, Wimpel und Wappen um sich herum. Avelina Madalena vom Berg y Vivar saß auf dem Schoß ihrer Tante [[Rahiada Dhachmani de Vivar|Rahiada]], Delilahs Schwester, und versuchte mit den kleinen Händen eine von den Perlen, die sich diese ins Haar gesteckt hatte, zu erhaschen. Domna Rahiada wies die Kleine immer wieder sanft, aber bestimmt in die Schranken der [[Cortezia]]. "Wie soll Domna Gerone das Regiment der Grafschaft führen, wenn ihr Gemahl nicht für die Kinder da ist? Weißt du, ich habe mir schon gedacht: Vielleicht ist es das, wovor León davongelaufen ist? Die Aussicht auf eine Zukunft als Trimalchiojünger am Grafenhof von Dâl. Es sieht ihm doch nicht unähnlich, dass er sich nach der Erledigung der gröbsten Pflichten aus der Höhle der Löwin davonstiehlt – und vermutlich in Begleitung eines jungen Schmusekätzchens…"
"Das… ist nicht ihre Art", erwiderte Dom Rondrigo zögernd und tätschelte seinem Ross, das nun zum Stehen gekommen war, den Hals. Schließlich fügte er hinzu: "Und ich weiß nicht, ob sie ihn tatsächlich vermisst. Aber um [[Leomar vom Berg y Vivar|Leo]] und [[Avelina vom Berg y Vivar|Avelina]] ist es ihr gewiss arg." Er drehte sich im Sattel um und blickte zu den beiden Grafenkindern, einem Knaben von sechs und einem Mädchen von knapp drei Jahren, die gemeinsam mit ihren jüngeren Basen und Vettern aus den [[Familia Vivar|Familias Vivar]] und [[Familia de Braast|Braast]] in einer offenen Karosse saßen. [[Leomar vom Berg y Vivar|Leomar Rondrigo vom Berg y Vivar]] betrachtete stumm und aufmerksam mit seinen dunklen Augen die Reiter, Wimpel und Wappen um sich herum. [[Avelina vom Berg y Vivar|Avelina Madalena vom Berg y Vivar]] saß auf dem Schoß ihrer Tante [[Rahiada Dhachmani de Vivar|Rahiada]], Delilahs Schwester, und versuchte mit den kleinen Händen eine von den Perlen, die sich diese ins Haar gesteckt hatte, zu erhaschen. Domna Rahiada wies die Kleine immer wieder sanft, aber bestimmt in die Schranken der [[Cortezia]]. "Wie soll Domna Gerone das Regiment der Grafschaft führen, wenn ihr Gemahl nicht für die Kinder da ist? Weißt du, ich habe mir schon gedacht: Vielleicht ist es das, wovor León davongelaufen ist? Die Aussicht auf eine Zukunft als Trimalchiojünger am Grafenhof von Dâl. Es sieht ihm doch nicht unähnlich, dass er sich nach der Erledigung der gröbsten Pflichten aus der Höhle der Löwin davonstiehlt – und vermutlich in Begleitung eines jungen Schmusekätzchens…"


"Pfui über dich, Rondrigo, dass du so über meinen Bruder und Soberan denkst! Sein Ehebund mag nicht von Rahja gesegnet sein. Doch dann hätte er sich ins Taubental zurückziehen können – wo er beim diesjährigen Fest der [[Santa Catalina]] nicht erschienen ist, sehr zum Bedauern der [[Bonaventura XXVI. Vasari|Äbtissin]]. Oder hierher nach Tiefenbrunn zu Abu, ich meine, zu meinem Vater – der hätte sich über Gesellschaft gefreut. Ich bin mir sicher: León hat sich nicht davongestohlen, sonst hätte er jemanden – hätte er mich eingeweiht." Sie fächelte sich Luft zu. 'Das hätte er gewiss getan', sagte eine Stimme in ihrem Herzen. Die beiden Geschwister hatten sich früher alles anvertraut. 'Ja, aber das war früher', sagte eine andere Stimme in ihrem Kopf.  
"Pfui über dich, Rondrigo, dass du so über meinen Bruder und Soberan denkst! Sein Ehebund mag nicht von Rahja gesegnet sein. Doch dann hätte er sich ins Taubental zurückziehen können – wo er beim diesjährigen Fest der [[Santa Catalina]] nicht erschienen ist, sehr zum Bedauern der [[Bonaventura XXVI. Vasari|Äbtissin]]. Oder hierher nach Tiefenbrunn zu Abu, ich meine, zu meinem Vater – der hätte sich über Gesellschaft gefreut. Ich bin mir sicher: León hat sich nicht davongestohlen, sonst hätte er jemanden – hätte er mich eingeweiht." Sie fächelte sich Luft zu. 'Das hätte er gewiss getan', sagte eine Stimme in ihrem Herzen. Die beiden Geschwister hatten sich früher alles anvertraut. 'Ja, aber das war früher', sagte eine andere Stimme in ihrem Kopf.