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Hinter vorgehaltener Hand hatte die Gerüchteküche seit Wochen gegärt. Was man in firunwärtigen Teil des Reiches gemeinhin als „ Jahr des Feuers“ bezeichnete, hatte in Almada weniger Spuren hinterlassen – das mysteriöse Ableben des Prinzen [[Eslam von Eslamsbad und Punin|Eslam]] war inzwischen kaum mehr von Interesse für das klatschsüchtige Volk. Da kam die Kunde recht vom Reichskongress in Elenvina, dass ein neuer Kaiser gefunden worden war – und es konnte schließlich nur einen geben: unseren König [[Hal II.|Selindian Hal von Gareth und Almada]]! | Hinter vorgehaltener Hand hatte die Gerüchteküche seit Wochen gegärt. Was man in firunwärtigen Teil des Reiches gemeinhin als „ Jahr des Feuers“ bezeichnete, hatte in Almada weniger Spuren hinterlassen – das mysteriöse Ableben des Prinzen [[Eslam von Eslamsbad und Punin|Eslam]] war inzwischen kaum mehr von Interesse für das klatschsüchtige Volk. Da kam die Kunde recht vom Reichskongress in Elenvina, dass ein neuer Kaiser gefunden worden war – und es konnte schließlich nur einen geben: unseren König [[Hal II.|Selindian Hal von Gareth und Almada]]! | ||
Voreilige Berichte über den Tod der hierzulande stets unbeliebten Königin [[avwik:Rohaja von Gareth|Rohaja]] entsprachen zwar dem weit verbreiteten Wunschdenken der Magnatenschaft, nicht aber der Wahrheit. Manch einer wusste bald vom Zwist zwischen den Kaisererben zu berichten. Vom „Thronraub zu Elenvina“, wie Rohajas Proklamation zur widerrechtlichen „Kaiserin“ yaquirauf, yaquirab bald geheißen wurde. Es war ein Skandal! Wacker hatte sich der junge Infant in der Höhle der | Voreilige Berichte über den Tod der hierzulande stets unbeliebten Königin [[avwik:Rohaja von Gareth|Rohaja]] entsprachen zwar dem weit verbreiteten Wunschdenken der Magnatenschaft, nicht aber der Wahrheit. Manch einer wusste bald vom Zwist zwischen den Kaisererben zu berichten. Vom „Thronraub zu Elenvina“, wie Rohajas Proklamation zur widerrechtlichen „Kaiserin“ yaquirauf, yaquirab bald geheißen wurde. Es war ein Skandal! Wacker hatte sich der junge Infant in der Höhle der Löwin geschlagen – und im Siegeszug war er in seine Heimat Almada zurückgekehrt. | ||
Freilich, es waren nur wenige Getreue, die der Erblinie Rauls folgten. Blind vor Schmerz über die im vergangenen Götterlauf erlittenen Verluste waren fast alle Großen des Reiches gewesen, als sie die Schlange Rohaja zur Krönung geführt hatten. Doch einige leisteten Widerstand. Gleichwohl darf es kaum als glanzvoll gelten, sich aus dem Reich zu verabschieden, wie dies Teile Albernias taten. Das Reich ist keine Loge, deren Mitgliedschaft man nach Belieben ändern kann. Es ist eine Schicksalsgemeinschaft! | Freilich, es waren nur wenige Getreue, die der Erblinie Rauls folgten. Blind vor Schmerz über die im vergangenen Götterlauf erlittenen Verluste waren fast alle Großen des Reiches gewesen, als sie die Schlange Rohaja zur Krönung geführt hatten. Doch einige leisteten Widerstand. Gleichwohl darf es kaum als glanzvoll gelten, sich aus dem Reich zu verabschieden, wie dies Teile Albernias taten. Das Reich ist keine Loge, deren Mitgliedschaft man nach Belieben ändern kann. Es ist eine Schicksalsgemeinschaft! | ||
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„Das Reich wurde einiger seiner Insignien benommen“, sprach Seine Eminenz mit strenger Stimme. „Doch das Charisma des Kaisers entwächst keinem derischen Gut, keinem weltlichen Glanz, keiner vergänglichen Pracht. Es entwächst einzig dem reinen, von den Göttern entsandten Geist. Dieses himmlische Geschenk aber erfährt immer nur ein lebender Mann. Das Symbol Eurer Herrschaft, Selindian Hal von Gareth und Almada, sei daher dieser Reif, neu gefertigt aus den Splittern der kaiserlichen Schatzkammer zu Gareth, geborgen und dem Reich zurück geschenkt von Heroen unserer Zeit. So sei dieser Reif Zeichen des Neuanfangs, der Geburt aus der Asche. So seid denn Ihr, Selindian Hal, das Licht in der Morgendämmerung. Seid das Schwert der göttlichen Wahrheit, der Zorn des wahren Glaubens. Einet und mehret das Reich. Beschützet es und tut Gutes – im Namen des herrlichen Herre PRAios und seiner göttlichen Geschwister, im Namen Eures Reiches, im Namen Eures Volkes. Erhebt Euch, Kaiser Hal der Zweite!“ | „Das Reich wurde einiger seiner Insignien benommen“, sprach Seine Eminenz mit strenger Stimme. „Doch das Charisma des Kaisers entwächst keinem derischen Gut, keinem weltlichen Glanz, keiner vergänglichen Pracht. Es entwächst einzig dem reinen, von den Göttern entsandten Geist. Dieses himmlische Geschenk aber erfährt immer nur ein lebender Mann. Das Symbol Eurer Herrschaft, Selindian Hal von Gareth und Almada, sei daher dieser Reif, neu gefertigt aus den Splittern der kaiserlichen Schatzkammer zu Gareth, geborgen und dem Reich zurück geschenkt von Heroen unserer Zeit. So sei dieser Reif Zeichen des Neuanfangs, der Geburt aus der Asche. So seid denn Ihr, Selindian Hal, das Licht in der Morgendämmerung. Seid das Schwert der göttlichen Wahrheit, der Zorn des wahren Glaubens. Einet und mehret das Reich. Beschützet es und tut Gutes – im Namen des herrlichen Herre PRAios und seiner göttlichen Geschwister, im Namen Eures Reiches, im Namen Eures Volkes. Erhebt Euch, Kaiser Hal der Zweite!“ | ||
Stiller war es in Punin nie gewesen. Gebannt blickten alle auf das Haupt des jugendlichen Kaisers, in dessen Locken nun der schlichte Kronreif gebettet war. Der Kaiser aber erhob sich nicht. Er schien im innigen Gebet verharrt zu sein, und er zitterte. Irritation huschte über die Stirn des Praioten, als der Rabe bereits seine Hände auf das Haupt des Jünglings gelegt hatte. Lautlos murmelte er vergessene Verse, und in diesem Moment schien es, als wenn eine dunkle Wolke sich auf ansonsten wolkenlosem Himmel kurz vor die Sonne geschoben habe. Die Zeit stand still. Nach endlosem Augenblick erhob sich schließlich der Kaiser – und das Licht des Götterfürsten durchstieß die bernsteinfarbenen Fenster auf das goldene Sonnenrad in der Mitte des Tempels. Kaiser Hal II. drehte sich um ins Licht. In voller Pracht erstrahlte er eingetaucht in den Schein der Sonne, als der Chor zum „Gloria in excelsis deo“ ansetzte, begleitet von Gong und Fanfaren. Unter den Klängen des | Stiller war es in Punin nie gewesen. Gebannt blickten alle auf das Haupt des jugendlichen Kaisers, in dessen Locken nun der schlichte Kronreif gebettet war. Der Kaiser aber erhob sich nicht. Er schien im innigen Gebet verharrt zu sein, und er zitterte. Irritation huschte über die Stirn des Praioten, als der Rabe bereits seine Hände auf das Haupt des Jünglings gelegt hatte. Lautlos murmelte er vergessene Verse, und in diesem Moment schien es, als wenn eine dunkle Wolke sich auf ansonsten wolkenlosem Himmel kurz vor die Sonne geschoben habe. Die Zeit stand still. Nach endlosem Augenblick erhob sich schließlich der Kaiser – und das Licht des Götterfürsten durchstieß die bernsteinfarbenen Fenster auf das goldene Sonnenrad in der Mitte des Tempels. Kaiser Hal II. drehte sich um ins Licht. In voller Pracht erstrahlte er eingetaucht in den Schein der Sonne, als der Chor zum „Gloria in excelsis deo“ ansetzte, begleitet von Gong und Fanfaren. Unter den Klängen des Jubelgesangs schritt unser junger Kaiser hinaus, im Gefolge die Geweihtenschaft und die Würdenträger. | ||
Der Tag hatte einen neuen Kaiser. Doch sein Volk muss er erst gewinnen, sein Reich neu errichten. Almada aber, das zu Recht als Herz des Reiches bezeichnet wird, steht geeint hinter seinem Kaiser und jubelt ihm zu: „Vivat Hal II.! Vivat Almada! Vivat das Reich!“ | Der Tag hatte einen neuen Kaiser. Doch sein Volk muss er erst gewinnen, sein Reich neu errichten. Almada aber, das zu Recht als Herz des Reiches bezeichnet wird, steht geeint hinter seinem Kaiser und jubelt ihm zu: „Vivat Hal II.! Vivat Almada! Vivat das Reich!“ | ||
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