15.371
Bearbeitungen
K (Autor gewechselt) |
K (typo, links) |
||
Zeile 18: | Zeile 18: | ||
Wie es auch sei, wenn der Feind auf uns trifft, so wird er brechen. Wir werden ihn jagen, wir werden ihn schlagen und wir werden dem Novadi solch eine Furcht lehren, die nur ein [[:avwik:Lindwurm|Lindwurm]] verbreiten kann. Er soll zittern wenn er an uns denkt, er soll weinen wenn er uns sieht, er soll vergehen wenn unsere Waffen sein Dasein beenden. Wir werden ihm keinen Fuß breit weichen, bis die geraubten Länder wieder unter der Krone von Almada sind und wenn der Novadi zu seinem [[:avwik:Rastullah|Heidengott]] fährt, so soll er Kunde tragen von dem Tag an dem [[Dâl]] von seinem Abschaum befreit wurde! | Wie es auch sei, wenn der Feind auf uns trifft, so wird er brechen. Wir werden ihn jagen, wir werden ihn schlagen und wir werden dem Novadi solch eine Furcht lehren, die nur ein [[:avwik:Lindwurm|Lindwurm]] verbreiten kann. Er soll zittern wenn er an uns denkt, er soll weinen wenn er uns sieht, er soll vergehen wenn unsere Waffen sein Dasein beenden. Wir werden ihm keinen Fuß breit weichen, bis die geraubten Länder wieder unter der Krone von Almada sind und wenn der Novadi zu seinem [[:avwik:Rastullah|Heidengott]] fährt, so soll er Kunde tragen von dem Tag an dem [[Dâl]] von seinem Abschaum befreit wurde! | ||
Seid gewiss, dass ich an eurer Seite streiten werde, mit euch euer Leid teilen werde und mit euch mein Blut vergießen werde - so wahr ich vor euch stehe und mein Name Meeltheuer ist. Das Recht ist unser und bei den Göttern, wir werden es uns nehmen! | |||
Vivat Almada!" | Vivat Almada!" | ||
Zeile 50: | Zeile 50: | ||
Er blickte kurz auf die junge Domna an der Seite von Léon de Vivar um dann wieder seine blauen Augen auf den Reiter zu richten. | Er blickte kurz auf die junge Domna an der Seite von Léon de Vivar um dann wieder seine blauen Augen auf den Reiter zu richten. | ||
"Der Name ist Ferando Hal Meeltheuer von Brigellan und wie Ihr sagtet war ich einer der Hofjunker. Die Marschallin ehrt mich, wenn sie die [[Familia Vivar]] an meiner Flanke aufmaschieren lässt. Ich glaube aber nicht, dass die silbernen Lilien auf dem blauen Grund, welcher wie der Sommerhimmel von Almada ist, sich für die Gänze der Schlacht auf dem Shadif halten werden. Nehmt es mir nicht übel, aber die Mauern von Dâl werden nicht mit einem Pferd erklommen. Die Kürisser werden auf Kurz oder Lang den Staub der Wege mit ihren eigenen Tritten wahrnehmen müssen. Der Heide wird nicht einfach die Tore öffnen." | "Der Name ist Ferando Hal Meeltheuer von Brigellan und wie Ihr sagtet, war ich einer der Hofjunker. Die Marschallin ehrt mich, wenn sie die [[Familia Vivar]] an meiner Flanke aufmaschieren lässt. Ich glaube aber nicht, dass die silbernen Lilien auf dem blauen Grund, welcher wie der Sommerhimmel von Almada ist, sich für die Gänze der Schlacht auf dem Shadif halten werden. Nehmt es mir nicht übel, aber die Mauern von Dâl werden nicht mit einem Pferd erklommen. Die Kürisser werden auf Kurz oder Lang den Staub der Wege mit ihren eigenen Tritten wahrnehmen müssen. Der Heide wird nicht einfach die Tore öffnen." | ||
Er blickte erneut auf die junge Domna, der Gedanke dass solch ein junges Ding eventuell nicht geeignet sei für den zu erwartenden Kampf, bildete sich kurz in seinem Kopf, um bald wieder zu entschwinden und die Augen wanderten zurück zum Baron im [[Baronie Taubental|Taubental]]. | Er blickte erneut auf die junge Domna, der Gedanke dass solch ein junges Ding eventuell nicht geeignet sei für den zu erwartenden Kampf, bildete sich kurz in seinem Kopf, um bald wieder zu entschwinden und die Augen wanderten zurück zum Baron im [[Baronie Taubental|Taubental]]. | ||
Zeile 80: | Zeile 80: | ||
Er wandte sich Leonora zu und er verbeugte sich tiefst vor ihr. "Auch Euch bitte ich um Verzeihung, edle Domna, es war nicht meine Absicht den Zorn Eures Knappherren auf Euch zu leiten und ohne Frage sollt auch Ihr zu diesem Umtrunk geladen sein, auf dass wir Eurer Schlachttaufe gebührend Ehre erweisen können und Ihr von Euren ruhmvollen Taten berichten möget." Wieder aufrecht stehend blickte er auf Léon um seine Frage bezüglich des Oheims zu erläutern. "Ich hörte von diesem Geschwätz des Gesindes und ich kann Euch versichern, dass es nicht ein Baum war, auch wenn diese Art in die Hallen von Boron einzufahren an der Brigella durchaus vorkommt. Es war ein Meuchler, tückisch gesandt von den Herren jener, die Almada mit ihrer Anwesenheit beschmutzen und ihren Heidengott dreist mit Tod in unsere Heimat treiben." | Er wandte sich Leonora zu und er verbeugte sich tiefst vor ihr. "Auch Euch bitte ich um Verzeihung, edle Domna, es war nicht meine Absicht den Zorn Eures Knappherren auf Euch zu leiten und ohne Frage sollt auch Ihr zu diesem Umtrunk geladen sein, auf dass wir Eurer Schlachttaufe gebührend Ehre erweisen können und Ihr von Euren ruhmvollen Taten berichten möget." Wieder aufrecht stehend blickte er auf Léon um seine Frage bezüglich des Oheims zu erläutern. "Ich hörte von diesem Geschwätz des Gesindes und ich kann Euch versichern, dass es nicht ein Baum war, auch wenn diese Art in die Hallen von Boron einzufahren an der Brigella durchaus vorkommt. Es war ein Meuchler, tückisch gesandt von den Herren jener, die Almada mit ihrer Anwesenheit beschmutzen und ihren Heidengott dreist mit Tod in unsere Heimat treiben." | ||
Ferando spuckte kurz verächtlich auf den Boden bevor er erneut das Wort ergriff. "Dieser Schlag traf die Familia zutiefst, doch soll er nicht umsonst dahingeschieden sein. Sie werden sich des Namen Meeltheuer noch fürchten." Die Hand, die auf seiner Klinge ruhte, festigte sich kurz um dann wieder leicht zu erschlaffen. "Ich sah etwas weiter zu meiner Linken einen Condottiere seinen Haufen zusammenbrüllen, vielleicht ist es ja der genannte Davos Rakane? Ich bedanke mich bei den Descendientes für den Schutz meiner linken Flanke." Er verbeugte sich erneut vor Léon de Vivar. "So denn Eure Aufgabe des Abschmettern eines Ausfalles ist, so will ich mich bemühen, Euch den Feind vom Tor hinaus zu treiben, damit Ihr und die edle Domna Eurer Intention gerecht werden möget." Er blickte sich kurz um. "Ich selbst warte noch auf eine leichte Verstärkung meiner Schlagkraft, Dom Boraccio D'Altea sagte mir einige seiner Sturmfalken zu damit wir die Heiden vor uns her in den Yaquir treiben mögen." | Ferando spuckte kurz verächtlich auf den Boden, bevor er erneut das Wort ergriff. "Dieser Schlag traf die Familia zutiefst, doch soll er nicht umsonst dahingeschieden sein. Sie werden sich des Namen Meeltheuer noch fürchten." Die Hand, die auf seiner Klinge ruhte, festigte sich kurz um dann wieder leicht zu erschlaffen. "Ich sah etwas weiter zu meiner Linken einen Condottiere seinen Haufen zusammenbrüllen, vielleicht ist es ja der genannte Davos Rakane? Ich bedanke mich bei den Descendientes für den Schutz meiner linken Flanke." Er verbeugte sich erneut vor Léon de Vivar. "So denn Eure Aufgabe des Abschmettern eines Ausfalles ist, so will ich mich bemühen, Euch den Feind vom Tor hinaus zu treiben, damit Ihr und die edle Domna Eurer Intention gerecht werden möget." Er blickte sich kurz um. "Ich selbst warte noch auf eine leichte Verstärkung meiner Schlagkraft, Dom Boraccio D'Altea sagte mir einige seiner Sturmfalken zu damit wir die Heiden vor uns her in den Yaquir treiben mögen." | ||
Einer der Söldner trat an Ferando heran und zeigte ihm ein Banner, welches das Wappen von Almada trug. Er inspizierte es kurz und nickte um sich abermals den Reitern zu widmen. "Dieses Banner wird vom Tor hängen, wenn wir es genommen haben. Es sollte das Zeichen für Euch sein, mit Euren Kürissern in die Stadt zu stürmen, sofern nicht ein Novadi Euch außerhalb der Mauern beschäftigen sollte. Wenn die junge Domna es wünscht und ihr Knappherr es zulässt, so würde ich ein Tuch, sofern sie eines bei sich tragen sollte, an diesem Banner befestigen und ihr somit auch die Ehre der Tornehmung zuteil werden zu lassen." | Einer der Söldner trat an Ferando heran und zeigte ihm ein Banner, welches das Wappen von Almada trug. Er inspizierte es kurz und nickte um sich abermals den Reitern zu widmen. "Dieses Banner wird vom Tor hängen, wenn wir es genommen haben. Es sollte das Zeichen für Euch sein, mit Euren Kürissern in die Stadt zu stürmen, sofern nicht ein Novadi Euch außerhalb der Mauern beschäftigen sollte. Wenn die junge Domna es wünscht und ihr Knappherr es zulässt, so würde ich ein Tuch, sofern sie eines bei sich tragen sollte, an diesem Banner befestigen und ihr somit auch die Ehre der Tornehmung zuteil werden zu lassen." | ||
Zeile 162: | Zeile 162: | ||
"Welcher Daimonid hat Euch geritten, dass Ihr die junge Domna in solche Gefahr bringt, Dom Léon? War nicht Euer Befehl einen Ausfall zu verhindern?" | "Welcher Daimonid hat Euch geritten, dass Ihr die junge Domna in solche Gefahr bringt, Dom Léon? War nicht Euer Befehl einen Ausfall zu verhindern?" | ||
Die Pfeile prasselten immernoch auf Schilde und Streiter und so mancher Söldner fiel um nicht wieder aufzustehen. Verluste würde es geben, Ferando hatte es erwartet, wohlwissentlich hatte er jedem Einzelnen der Angeworbenen Zahlung nach Beendigung der Kämpfe versprochen und nicht zuvor. | Die Pfeile prasselten immernoch auf Schilde und Streiter und so mancher Söldner fiel um nicht wieder aufzustehen. Verluste würde es geben, Ferando hatte es erwartet, wohlwissentlich hatte er jedem Einzelnen der Angeworbenen Zahlung nach Beendigung der Kämpfe versprochen und nicht zuvor. Dass einige starben hatte er einkalkuliert, es würde den Preis verringern. Dass aber Dom Léon nun ebenfalls Held spielen wollte und dabei die Nichte der Marschallin in Gefahr brachte, hatte er nicht bedacht. Zwanzig Schritt, die Mauern waren nah, die Sturmleitern wurde bereitgemacht um den Zugang zu ermöglichen. | ||
---- | ---- | ||
Zeile 211: | Zeile 211: | ||
Die Bogenschützen auf den Mauern erachteten die Reiterin auf Grund ihrer exponierten Lage als das einfachere Ziel und vermuteten durch ihre Erscheinung, eine Adlige, eventuell sogar einen Kommandeur, der, wenn ausgeschaltet, den Sturm vielleicht in Chaos und zum Abbruch zwingen würde. Der Pfeilhagel jedoch kannte solche bevorzugten Ziele nicht, er verrichtete sein Werk ohne Standesdenken und so fielen einige Streiter, bevor die Leitern an den Mauern waren. Novadische Befehle wurden gebrüllt, als die Schützen auf den Mauern, sofern diese nicht in Deckung gezwungen oder tot durch den vorherigen Rotzenbeschuss, beseite traten und ein Kessel an die Zinnen getragen wurde. | Die Bogenschützen auf den Mauern erachteten die Reiterin auf Grund ihrer exponierten Lage als das einfachere Ziel und vermuteten durch ihre Erscheinung, eine Adlige, eventuell sogar einen Kommandeur, der, wenn ausgeschaltet, den Sturm vielleicht in Chaos und zum Abbruch zwingen würde. Der Pfeilhagel jedoch kannte solche bevorzugten Ziele nicht, er verrichtete sein Werk ohne Standesdenken und so fielen einige Streiter, bevor die Leitern an den Mauern waren. Novadische Befehle wurden gebrüllt, als die Schützen auf den Mauern, sofern diese nicht in Deckung gezwungen oder tot durch den vorherigen Rotzenbeschuss, beseite traten und ein Kessel an die Zinnen getragen wurde. | ||
Dom Ferando, welcher eben noch den Vivar obgleich seines Draufgängertums wider die Befehle der Marschallin getadelt hatte und sich anschicken wollte, nach den ersten Mercenarios die Leiter zu erklimmen, weitete seine Augen in Angesicht der Kessel und gab einen lauten | Dom Ferando, welcher eben noch den Vivar obgleich seines Draufgängertums wider die Befehle der Marschallin getadelt hatte und sich anschicken wollte, nach den ersten Mercenarios die Leiter zu erklimmen, weitete seine Augen in Angesicht der Kessel und gab einen lauten, knappen Befehl: "Magier, tut Euer Werk!" | ||
Bei diesen Worten warf ein etwas in Deckung unter Schilden kauernder Mann mit langem Mantel diesen ab und hervor kam die Gewandung eines Zauberwirkers, der nun mit einem Stab hektisch umherfuchtelte, um dann den Stab gen Kessel zu richten, als dieser gerade dabei war, seinen Inhalt über die erklimmenden Almadaner zu entladen. Im Lärm der Schlacht waren nur die Worte "Ignifaxius Flammenstrahl!" zu vernehmen. Die Feuerlanze schlug in den sich gerade senkenden Kessel und ein Feuerball explodierte. Die Luft erfüllte sich mit dem Geschrei von Kämpfern auf der Mauer und dem Gestank von verbranntem Fleisch, als der Zauber seine Wirkung kundtat. | Bei diesen Worten warf ein etwas in Deckung unter Schilden kauernder Mann mit langem Mantel diesen ab und hervor kam die Gewandung eines Zauberwirkers, der nun mit einem Stab hektisch umherfuchtelte, um dann den Stab gen Kessel zu richten, als dieser gerade dabei war, seinen Inhalt über die erklimmenden Almadaner zu entladen. Im Lärm der Schlacht waren nur die Worte "Ignifaxius Flammenstrahl!" zu vernehmen. Die Feuerlanze schlug in den sich gerade senkenden Kessel und ein Feuerball explodierte. Die Luft erfüllte sich mit dem Geschrei von Kämpfern auf der Mauer und dem Gestank von verbranntem Fleisch, als der Zauber seine Wirkung kundtat. | ||
Zeile 240: | Zeile 240: | ||
"Amateure!" | "Amateure!" | ||
Einer der horasischen Söldner sprach aus, was seine Kameraden angesichts des ungestümen Sturmangriffs der Almadanis alle dachten. [[lfwiki:Colmar Luntfeld|Colmar Luntfeld]] verzichtete darauf, den Mann zur Ordnung zu rufen blieb darauf konzentriert, mit einem Teil seiner Söldner den fahrbaren Schildwall auf der Straße zu halten und auf das Stadttor zu zu schieben. Er würde den Almadaner Magnaten schon beweisen, dass seine [[lfwiki:Colmars Cavallieri|Cavallieri]] das viele Gold wert waren, welches Marschallin vom Berg ihm für seine Dienste bezahlte. Sein Vorschlag in der großen Stabsversammlung, sich mittels Laufgräben vor den Pfeilen der Verteidiger geschützt bis vor die Stadtmauer vorzuarbeiten und jene dann mit einer Untertunnelung zum Einsturz zu bringen, ehe gestürmt werden sollte, war von den Almadaner Haupt- und Adelsleuten mit Gelächter aufgenommen worden. Mutlos hatten sie ihn genannt und nur ein sofortiges energisches Machtwort der Marschallin hatte schlimmere Worte zwischen ihren Almadaner und | Einer der horasischen Söldner sprach aus, was seine Kameraden angesichts des ungestümen Sturmangriffs der Almadanis alle dachten. [[lfwiki:Colmar Luntfeld|Colmar Luntfeld]] verzichtete darauf, den Mann zur Ordnung zu rufen blieb darauf konzentriert, mit einem Teil seiner Söldner den fahrbaren Schildwall auf der Straße zu halten und auf das Stadttor zu zu schieben. Er würde den Almadaner Magnaten schon beweisen, dass seine [[lfwiki:Colmars Cavallieri|Cavallieri]] das viele Gold wert waren, welches Marschallin vom Berg ihm für seine Dienste bezahlte. Sein Vorschlag in der großen Stabsversammlung, sich mittels Laufgräben vor den Pfeilen der Verteidiger geschützt bis vor die Stadtmauer vorzuarbeiten und jene dann mit einer Untertunnelung zum Einsturz zu bringen, ehe gestürmt werden sollte, war von den Almadaner Haupt- und Adelsleuten mit Gelächter aufgenommen worden. Mutlos hatten sie ihn genannt und nur ein sofortiges energisches Machtwort der Marschallin hatte schlimmere Worte zwischen ihren Almadaner und horasischen Kommandanten mit unvermeidbaren Duellforderungen gerade noch verhindert. | ||
Der Mann, der dem Fürsten Almadas vor fünf Monden in [[Brig-Lo]] das Leben gerettet hatte, hatte daraufhin nur stoisch mit den Schultern gezuckt. Es waren | Der Mann, der dem Fürsten Almadas vor fünf Monden in [[Brig-Lo]] das Leben gerettet hatte, hatte daraufhin nur stoisch mit den Schultern gezuckt. Es waren schließlich nicht seine Männer und Frauen, die auf den Leitern und vor den Stadtmauern bluten würden… Seine Cavallieri würden das schwer befestigte rahjawärtige Brindâler Tor angreifen. | ||
Und so bot sich den Verteidigern auf den Zinnen eine merkwürdige Szene. Auf der Nordostseite Dâls rannten mehrere Dutzend Almadaner als formlose Horde mit Leitern und viel Geschrei auf die Stadtmauer zu, während die Horasier vor dem Brindâler Tor gerade einmal in Kompaniestärke vorrückten, während drei weitere Kompanien außer Bogenschussweite stehengeblieben waren. | Und so bot sich den Verteidigern auf den Zinnen eine merkwürdige Szene. Auf der Nordostseite Dâls rannten mehrere Dutzend Almadaner als formlose Horde mit Leitern und viel Geschrei auf die Stadtmauer zu, während die Horasier vor dem Brindâler Tor gerade einmal in Kompaniestärke vorrückten, während drei weitere Kompanien außer Bogenschussweite stehengeblieben waren. | ||
Zeile 248: | Zeile 248: | ||
Schweigend und in geschlossener Formation schoben zwanzig von ihnen die Straße entlang eine Schutzkonstruktion mit einer Bohlenwand auf Rädern auf das Tor zu, in der sämtliche Pfeile und Bolzen der Verteidiger steckenblieben ohne Schaden zu verursachen. Die restlichen drei Dutzend der horasischen Söldner waren Armbrustschützen, die sich in Dreiergruppen aufgeteilt hatten und gezielt die Zinnen unter Beobachtung und unter Feuer nahmen: Einer schoss, einer lud seine Armbrust nach und der Dritte deckte seine beiden Kameraden, jederzeit bereit seinen Bolzen auf den nächsten Kopf los zu lassen, der sich auf den Zinnen sehen ließ. | Schweigend und in geschlossener Formation schoben zwanzig von ihnen die Straße entlang eine Schutzkonstruktion mit einer Bohlenwand auf Rädern auf das Tor zu, in der sämtliche Pfeile und Bolzen der Verteidiger steckenblieben ohne Schaden zu verursachen. Die restlichen drei Dutzend der horasischen Söldner waren Armbrustschützen, die sich in Dreiergruppen aufgeteilt hatten und gezielt die Zinnen unter Beobachtung und unter Feuer nahmen: Einer schoss, einer lud seine Armbrust nach und der Dritte deckte seine beiden Kameraden, jederzeit bereit seinen Bolzen auf den nächsten Kopf los zu lassen, der sich auf den Zinnen sehen ließ. | ||
Allerdings ließen sich nur wenige Verteidiger blicken und es flogen auch nur wenige Pfeile. Da der anmarschierende Gegner weder einen Rammbock noch eine Leiter mit sich führte, befand sich der | Allerdings ließen sich nur wenige Verteidiger blicken und es flogen auch nur wenige Pfeile. Da der anmarschierende Gegner weder einen Rammbock noch eine Leiter mit sich führte, befand sich der Großteil der Verteidiger auf der Nordmauer um die Sturmleitern der Almadaner zurückzuschlagen. | ||
Fünf bis sechs Schritt vor dem Tor – | Fünf bis sechs Schritt vor dem Tor – außer Reichweite von jedem über die Zinnen gekippten Stein oder siedender Flüssigkeit – kam die horasische Formation zum Stehen und Sturmschilde wurden über die Köpfe gehalten, während sich die Stimmung hinter dem Schutzwall von disziplinierter Konzentration plötzlich zu Angespanntheit wandelte. Colmar wandte sich einem seiner Begleiter zu, der im Gegensatz zu seinen mit Platte, Kürass und Sturmhauben gerüsteten Mitstreitern nur eine einfache thorwalsche Krötenhaut trug: | ||
"Dein Auftritt, mein Freund!" | "Dein Auftritt, mein Freund!" | ||
Zeile 268: | Zeile 268: | ||
Romina schnaufte gut hörbar, parierte einen auf sie eindringenden Wüstenkrieger und blockierte sein Krummschwert, derweil ihre Knappin an ihr vorbei nach der Leiste des Mannes stach. Dieser schrie auf und sank auf ein Knie. "Ich bin die Drittgeborene und die Tugenden des Parlierens und Verführens wurden frühzeitig von meinen Schwestern besetzt." Sie trat dem Mann vor sich die Waffe aus der Hand. | Romina schnaufte gut hörbar, parierte einen auf sie eindringenden Wüstenkrieger und blockierte sein Krummschwert, derweil ihre Knappin an ihr vorbei nach der Leiste des Mannes stach. Dieser schrie auf und sank auf ein Knie. "Ich bin die Drittgeborene und die Tugenden des Parlierens und Verführens wurden frühzeitig von meinen Schwestern besetzt." Sie trat dem Mann vor sich die Waffe aus der Hand. | ||
"Mir blieb nur die Nadel oder das Schwert." Der Novad fluchte gotteslästerlich, spuckte sie an und zog einen Dolch. "Verzeiht, dass ich Euch enttäuscht habe, indem ich letzteres wählte." Wütend schlug sie auf den Knienden ein. »Bestimmt wäre ich im Katzenwald mit einer Sticknadel noch erfolgreicher gewesen.« | "Mir blieb nur die Nadel oder das Schwert." Der Novad fluchte gotteslästerlich, spuckte sie an und zog einen Dolch. "Verzeiht, dass ich Euch enttäuscht habe, indem ich letzteres wählte." Wütend schlug sie auf den Knienden ein. »Bestimmt wäre ich im [[Katzenwald]] mit einer Sticknadel noch erfolgreicher gewesen.« | ||
---- | ---- | ||
Zeile 326: | Zeile 326: | ||
Die [[Sturmfalken]] des Cronvogts [[Boraccio D'Altea]] und die [[Almadaner Hakenspieße]] hingegen folgten den verbliebenen drei Bannern der 'Cavallieri' Colmar Luntfelds, die in geordneter Formation gegen das nun gezwungene Brindâler Tor vorrückten. Die Reiterei, von geringem Nutzen innerhalb der Stadtmauern, blieb vorerst auf den Flanken der Aufstellung. | Die [[Sturmfalken]] des Cronvogts [[Boraccio D'Altea]] und die [[Almadaner Hakenspieße]] hingegen folgten den verbliebenen drei Bannern der 'Cavallieri' Colmar Luntfelds, die in geordneter Formation gegen das nun gezwungene Brindâler Tor vorrückten. Die Reiterei, von geringem Nutzen innerhalb der Stadtmauern, blieb vorerst auf den Flanken der Aufstellung. | ||
Auch die novadischen Reiter waren in ihrer Kavalkade von Luntfelds Mercenarios auf brutale und - nach Ansicht des Vivar - höchst ehrlose Weise | Auch die novadischen Reiter waren in ihrer Kavalkade von Luntfelds Mercenarios auf brutale und - nach Ansicht des Vivar - höchst ehrlose Weise vorerst angehalten worden. Dennoch hatten einige ihrer Dschadras ihr Ziel gefunden und staken nun aus horasischen Leibern. Um ihren Sturmritt gebracht, hatten die Reiter ihre Krummsäbel gezückt und sich in erbitterte Gefechte Frau-gegen-Mann mit den Mercenarios gestürzt. Noch war das Brindâler Tor nicht gesichert. | ||
Dom León wandte den Blick und wies auf heranrückenden Truppen vor der Stadt. "Sieh, Leonora, dort kommt der Reichsedle [[Angrond von Freiwald]] herangeritten, der die Waffenknechte des Grafen von Yaquirtal anführt! Wer ist der Graf von Yaquirtal?" | Dom León wandte den Blick und wies auf heranrückenden Truppen vor der Stadt. "Sieh, Leonora, dort kommt der Reichsedle [[Angrond von Freiwald]] herangeritten, der die Waffenknechte des Grafen von Yaquirtal anführt! Wer ist der Graf von Yaquirtal?" | ||
Zeile 332: | Zeile 332: | ||
Leonora verzog unwillig das Gesicht. Selbst mitten in einer Schlacht musste sie die Familienverhältnisse Almadas lernen? "Der Graf von Yaquirtal ist Dom Gendahar aus dem älteren Hause derer von Streitzig. Er ist der Sohn des verstorbenen Grafen [[Praiodar von Streitzig ä. H.|Praiodar]] und der Vater von Domnito [[Valdemoro von Streitzig-Madjani]]", gab sie wieder, was sie von [[Ugolino Gualdini]], dem alten Castellan auf [[Castillo Chellara]], gelernt hatte. | Leonora verzog unwillig das Gesicht. Selbst mitten in einer Schlacht musste sie die Familienverhältnisse Almadas lernen? "Der Graf von Yaquirtal ist Dom Gendahar aus dem älteren Hause derer von Streitzig. Er ist der Sohn des verstorbenen Grafen [[Praiodar von Streitzig ä. H.|Praiodar]] und der Vater von Domnito [[Valdemoro von Streitzig-Madjani]]", gab sie wieder, was sie von [[Ugolino Gualdini]], dem alten Castellan auf [[Castillo Chellara]], gelernt hatte. | ||
"Ganz richtig, Leonora, und dazu ist er der Oheim unserer hochverehrten Comtessa", erwiderte der Vivar mit einem Seitenblick auf Domna Romina. "Dom Angrond wiederum ist der Administrador seiner Ländereien im Thangolforst. Offensichtlich hat der Graf ihm seinen Verrat vor vielen Jahren verziehen und den Zwist mit ihm begraben. Vielleicht konnte er auch nicht anders, weil Dom Angrond für seine Rohajatreue heldenhaft in Al'Muktur gedarbt hat." | "Ganz richtig, Leonora, und dazu ist er der Oheim unserer hochverehrten Comtessa", erwiderte der Vivar mit einem Seitenblick auf Domna Romina. "Dom Angrond wiederum ist der Administrador seiner Ländereien im Thangolforst. Offensichtlich hat der Graf ihm seinen Verrat vor vielen Jahren verziehen und den Zwist mit ihm begraben. Vielleicht konnte er auch nicht anders, weil Dom Angrond für seine Rohajatreue heldenhaft in [[Kerker von Al'Muktur|Al'Muktur]] gedarbt hat." | ||
Der Vivar drehte sich zu Dom Ferando und zu Domna Romina um und sagte: "Gewiss bringt uns Dom Angrond neue Befehle von der Marschallin. Wollen wir hinabsteigen und ihn begrüßen? Gebt Acht, die Stufen sind noch glitschig!" Er verneigte sich leicht und hob die Hand, um sie Domna Romina galant als Stütze anzubieten. | Der Vivar drehte sich zu Dom Ferando und zu Domna Romina um und sagte: "Gewiss bringt uns Dom Angrond neue Befehle von der Marschallin. Wollen wir hinabsteigen und ihn begrüßen? Gebt Acht, die Stufen sind noch glitschig!" Er verneigte sich leicht und hob die Hand, um sie Domna Romina galant als Stütze anzubieten. |