Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 03: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Gastgeber schenkte Domna Catalin eigenhändig Wein nach und sagte, die edle Stirn von düsteren Gedanken umwölkt: „Wenn es sich um ein harmloses Schoßhündchen handeln würde, hätte ich gewiss keinen Aufruf in einer landesweiten Gazette publizieren lassen, Domnatella. Faraldur ist ein jahrhundertealtes Übel, das mein Lehen plackt und dem keiner mehr 23 Vorgänger als Baron im Taubental Herr geworden ist. Bereits mein Urahn, [[Ramón Azucena]], dem von seiner Schwertmutter, der Fürstin [[Zafira de Aguilon]], alles Land ‚zwischen Rôn und Escarra’ als [[Junkergut Vivar|Landjunkergut Vivar]] verliehen worden war, damit er die wilde Gegend urbar mache, soll mit dem jungen Faraldur zusammengestoßen sein und dabei einige Getreue verloren haben. Das war zu Beginn der Rohalszeit, also vor beinahe sechs Jahrhunderten!  
Der Gastgeber schenkte Domna Catalin eigenhändig Wein nach und sagte, die edle Stirn von düsteren Gedanken umwölkt: „Wenn es sich um ein harmloses Schoßhündchen handeln würde, hätte ich gewiss keinen Aufruf in einer landesweiten Gazette publizieren lassen, Domnatella. Faraldur ist ein jahrhundertealtes Übel, das mein Lehen plackt und dem keiner mehr 23 Vorgänger als Baron im Taubental Herr geworden ist. Bereits mein Urahn, [[Ramón Azucena]], dem von seiner Schwertmutter, der Fürstin [[Zafira de Aguilon]], alles Land ‚zwischen [[Rôn]] und Escarra’ als [[Junkergut Vivar|Landjunkergut Vivar]] verliehen worden war, damit er die wilde Gegend urbar mache, soll mit dem jungen Faraldur zusammengestoßen sein und dabei einige Getreue verloren haben. Das war zu Beginn der Rohalszeit, also vor beinahe sechs Jahrhunderten!  


Seitdem ist die Bestie von Jahr zu Jahr dreister geworden. Die erste Siedlung, die meines Urahns Enkel [[Rondrigo de Vivar y Bracamonte|Rondrigo]], [[Zaya de Vivar y Bracamonte|Zaya]] und [[Rahiada de Vivar y Bracamonte|Rahiada]] am Ufer der Escarra gründeten, ist im Feueratem des Lindwurms vergangen. Auch wenn dieser inzwischen die Anwesenheit von Menschen duldet, so sind armen Leut’, die heute im Dörfchen Trajalés ihr Dasein fristen, wenig mehr als des Schwarzen Lindwurms Sklaven. Er ist ihr Herr und Meister, ihr König und Abgott, der allmonatlich Tribut und alle drei Jahre ein grausames Opfer verlangt – ein frisch erblühtes Mädchen oder ein unverheirateter Jüngling muss ihm dargebracht werden, damit er das Volk von Trajalés auch in den kommenden drei Jahren verschone. Und so wählen die Bewohner des Dorfes seit Jahrhunderten aus ihren Reihen alle drei Jahre eine Unglückliche, um sie von der Bestie verschlingen zu lassen. Stellt Euch den Schmerz und die ohnmächtige Wut vor, die ein jeder Vater, eine jede Mutter empfinden muss, wenn sie tränenumflort ihr liebes Kind mit ihrem besten Gewand ankleidet, mit einem Reif aus Blumen bekränzt und in der schwarzverbrannten Einöde des Lindwurms an jenen unglückseligen Pfahl kettet, an dem jeden Monat Zicklein oder Lämmer auf ihr Schicksal warten!“ León de Vivar selbst erschauderte sichtlich bei dem Gedanken an den Opfergang.
Seitdem ist die Bestie von Jahr zu Jahr dreister geworden. Die erste Siedlung, die meines Urahns Enkel [[Rondrigo de Vivar y Bracamonte|Rondrigo]], [[Zaya de Vivar y Bracamonte|Zaya]] und [[Rahiada de Vivar y Bracamonte|Rahiada]] am Ufer der Escarra gründeten, ist im Feueratem des Lindwurms vergangen. Auch wenn dieser inzwischen die Anwesenheit von Menschen duldet, so sind armen Leut’, die heute im Dörfchen Trajalés ihr Dasein fristen, wenig mehr als des Schwarzen Lindwurms Sklaven. Er ist ihr Herr und Meister, ihr König und Abgott, der allmonatlich Tribut und alle drei Jahre ein grausames Opfer verlangt – ein frisch erblühtes Mädchen oder ein unverheirateter Jüngling muss ihm dargebracht werden, damit er das Volk von Trajalés auch in den kommenden drei Jahren verschone. Und so wählen die Bewohner des Dorfes seit Jahrhunderten aus ihren Reihen alle drei Jahre eine Unglückliche, um sie von der Bestie verschlingen zu lassen. Stellt Euch den Schmerz und die ohnmächtige Wut vor, die ein jeder Vater, eine jede Mutter empfinden muss, wenn sie tränenumflort ihr liebes Kind mit ihrem besten Gewand ankleidet, mit einem Reif aus Blumen bekränzt und in der schwarzverbrannten Einöde des Lindwurms an jenen unglückseligen Pfahl kettet, an dem jeden Monat Zicklein oder Lämmer auf ihr Schicksal warten!“ León de Vivar selbst erschauderte sichtlich bei dem Gedanken an den Opfergang.