Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 35: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Magier nahm sich aber nicht die Zeit, den Ausgang dieses Schicksalskampfes abzuwarten. Er trieb sein Pferd an, dem Einflussbereich der Schneemasse zu entkommen und hätten ihm nicht die Rufe der Kirchenkrieger und sein Instinkt schon darauf hingewiesen, so bestätigten ihm spätestens seine Augen, dass dieser Zwischenfall kein Werk der grimmigen Laune Firuns war: Dort oben bewegten sich Menschen - nein, keie Menschen - gottloses Gesindel! Was war nur mit den Bewohnern dieser Lande geschehen, das sie nur die Sprache der Faust zu sprechen schienen und darüber gar die Gebote der Zwölfe vergaßen? Amaros konnte später darüber philosophieren! 'Ich werde hier nicht sterben!', schwor er sich und hieb Azucar die Sporen in die Flanken. Mochten sie ihn feige nennen, doch lieber versuchte er, Hilfe zu finden, statt hier in falschem Heldenmut sein Leben zu lassen. Irgendwo in Schrotenstein musste es doch noch rechtgläubige Frauen und Männer geben!
Der Magier nahm sich aber nicht die Zeit, den Ausgang dieses Schicksalskampfes abzuwarten. Er trieb sein Pferd an, dem Einflussbereich der Schneemasse zu entkommen und hätten ihm nicht die Rufe der Kirchenkrieger und sein Instinkt schon darauf hingewiesen, so bestätigten ihm spätestens seine Augen, dass dieser Zwischenfall kein Werk der grimmigen Laune Firuns war: Dort oben bewegten sich Menschen - nein, keie Menschen - gottloses Gesindel! Was war nur mit den Bewohnern dieser Lande geschehen, das sie nur die Sprache der Faust zu sprechen schienen und darüber gar die Gebote der Zwölfe vergaßen? Amaros konnte später darüber philosophieren! 'Ich werde hier nicht sterben!', schwor er sich und hieb Azucar die Sporen in die Flanken. Mochten sie ihn feige nennen, doch lieber versuchte er, Hilfe zu finden, statt hier in falschem Heldenmut sein Leben zu lassen. Irgendwo in Schrotenstein musste es doch noch rechtgläubige Frauen und Männer geben!


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"''Attencion!''", rief der Hofjunker Girolamo von Valposruh, der die Lawine buchstäblich ins Rollen gebracht hatte. "Einer will Reißaus nehmen!" Er deutete auf den entfleuchenden Amaros von Lindholz.
Einer der Hofjunker nahm seinen Bogen vom Rücken, zog einen Pfeil aus dem Köcher und zielte auf den Fliehenden, aber Azzato von San Owilmar fiel ihm in den Arm. "Lasst ihn reiten! Umso besser für uns, denn ich erkenne den Kerl! Er ist ein Zauberer, den meine Herrin wegen Schwarzhexerei eingekerkert hatte. Warum man sie wie eine Gefangene in einen Wagen pfercht, der Zauberer aber frei einen Wagenzug der Suprema anführen darf, weiß nur der Ober-Pfaffe allein..."
"DRAUF!", brüllte Filippo di Lacara, der ihm gar nicht zugehört hatte, weil er seinen Männern voran den Abhang hinunter stürmte. "Schnappt euch das Gold und alles, was euch sonst von Wert erscheint! Keine Gnade mit denen, die euch aufhalten wollen!"
Dom Azzato und Juanito di Dubiana beeilten sich, ihm zu folgen.
"Ein Hinterhalt!", schrie der Kutscher von Domna Praiosmins Kalesche, die - von einer großen Schneekugel getroffen - mit anderthalb Rädern über dem steilen Abgrund hing. Der Kutscher sprang auf der anderen Seite vom Kutschbock herunter, direkt vor die Füße von Azzato und Juanito, die schneller, als ihnen lieb war, den Abhang herab geschlittert kamen. "Was wird das, ihr Briganten-Pack? Ihr wisst wohl nicht, dass ich einen Passagier für den Großinquisitor höchstpersönlich fahre? An eurer Stelle würd ich ganz schnell ..."
"Halt's Maul!", unterbrach ihn Azzato und rammte dem gurgelnd rückwärts taumelnden Mann seinen Linkhand bis zum Heft in den Hals. Dummerweise prallte der dumme Tropf dabei gegen die Kutsche, die sich noch weiter über den Abhang neigte. Die beiden vorgespannten großen Kaltblut-Rösser wieherten panisch, eines stieg auf die Hinterbeine.
"Hau die Geschirrseile der Pferde durch!", rief Juanito di Dubiana seinem Cumpadre zu, der den grässlich verletzten Kutscher grob am Wams von dem Wagen wegzerrte und ihm mit einem Rapierstich den Rest gab.
"Schützt die Wagen!", brüllte der Ordensritter Ucurio von Ragath, der für gewöhnlich die Leibgarde Seiner Eminenz Amando Laconda da Vanyas befehligte.
Dummerweise war er hier an diesem Ort der einzige Ritter des Bannstrahlordens. Die anderen Wachen waren lediglich ungeweihte Laien-Waffenknechte der Suprema oder sogar nur Büttel von Burg Albacim, die der Großinquisitor zur Bewachung des Zuges abkommandiert hatte. Entsprechend dumm stellten sie sich auch im Kampfe an, während die Angreifer trotz ihrer langen Haare und Bärte und ihres zerlumpten Äußeren allesamt erfahrene Fechter zu sein schienen.
"Holla, ihr da! Zu mir!", rief Dom Azzato drei jungen Maiden und Burschen im grünen Waffenrock Selaques am Ende des Wagenzuges zu. "Helft mir, Eure Herrin zu erretten!"
"Dom Azzato?", rief eine von ihnen erleichtert, froh im Kampfgetümmel ein vertrautes Gesicht zu entdecken. Vielleicht mussten sie hier doch nicht alle sterben, sondern es gab irgendwie einen Ausweg.
"Kämpft! Verteidigt die Wagen, ihr Elenden!", brüllte Ucurio von Ragath mit der ''Stimme, die befiehlt'', der sich hoch zu Ross von zwei Seiten durch Filippo di Lacara und einen weiteren Hofjunker bedrängt sah. Ein anderer warf ihm ganz unritterlich aus kürzester Entfernung einen Ball aus Schnee, Eis und Stein ins Gesicht, und der kurze Moment der Unachtsamkeit genügte Filippo di Lacara, um dem Gerüsteten sein Rapier durch die ungepanzerte Armbeuge in den Leib zu stechen.
Gierig riss er die Tür der zweiten Chaise auf, während seine Gefolgsleute auf den vom Pferd stürzenden Ordensritter einstachen, bis er sich nicht mehr rührte und den Schnee um sich herum blutrot färbte. Im Inneren der Chaise fand Filippo mehrere Truhen und kleinere Schatullen vor. Vorfreudig grinsend riss er die erste davon auf - aber was war das? Sie enthielt Bücher, nichts als zehn oder zwölf ledergebundene Bücher in einer Sprache, die er nicht kannte. Er öffnete wütend die nächste Truhe - darin war zumindest ein güldenes Weihrauchpendel und ein Gürtel in der gleichen Farbe mit diesen Sphärenkugeln daran, wie sie die Praiospfaffen trugen. Vielleicht von Wert - aber wie sollte er so etwas in einem der Dörfer der Umgebung zu Geld machen?
Filippo di Lacara konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. "Orksch! Was ist das für ein wertloser Scheißdreck, den die transportieren, als wären es die Kleinodien des Almadanerkönigs?" Der dritte Wagen enthielt nur Möbelstücke und zwei große Gemälde, die eine Gruppe dummglotzender Personen zeigte, die ihm völlig unbekannt waren - vermutlich war dies diese unselige Da-Vanya-Sippe, von denen Juanitos Cumpadre gesprochen hatte. Wütend stach er mit dem Rapier ein paar Mal in die Gesichter der abgebildeten Personen - wenn sie für ihn keine verwertbaren Schätze zu bieten hatten, dann sollten sie selbst an ihrem Plunder auch keine Freude mehr haben.
"Colonello!", rief ihn Radamel di Siguenza zu sich, der sich den vierten und letzten Wagen vorgenommen hatte. "Seht Euch das an!" Er schleppte eine güldene Monstranz, das Bildnis eines hockenden Greifens, so groß, dass der Großteil von Radamels Oberkörper dahinter verschwand. Und das alles offenbar aus purem Gold! Filippo di Lacara pfiff anerkennend durch die Zähne: "Nicht gerade unauffällig das Ding. Aber von dem Gold allein könnten wir alle ein Jahr lang in den besten Gasthäusern des Horasreichs leben! Jemand soll dir tragen helfen, das Vieh nehmen wir auf alle Fälle mit!"
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Etwa eine Meile weiter östlich näherte sich eine geschwinde Reiterin auf dem Briesacher Höhenweg, die aus der entgegengesetzten Richtung kam, aus der des namensgebenden Dorfes in Schrotenstein. Rifada da Vanya mühte sich, ihre Fassung wiederzufinden, die ihr mit der Nachricht vom Tod ihrer Tochter und Erbin abhanden gekommen war. Aber es gelang ihr nicht.
Trotz ihres aufgewühlten Zustandes war sie allerdings nicht benebelt genug, um nicht zu bemerken, dass sie verfolgt wurde. Irgendwer folgte schon kurz nach ihrem Aufbruch aus Norderwacht ihrer Spur mit einem Abstand von ein bis zwei Meilen. Wann immer sich der Höhenweg auf einen der namensgebenden Hügel von teilweise beträchtlicher Höhe hinauf schwang, konnte sie von oben auf der Hügelkuppe ihren Verfolger oder ihre Verfolgerin im schneeweißen Talgrund sehen. Ob es ein von den Harmamunds gedungener Mörder war? Es war ihr im Moment einerlei - sie gehörte rondraseidank nicht zu den Hänflingen, denen schon ein einzelner Gegner Sorge bereiten musste. Erst musste sie Praiosmin in die Finger kriegen! Sie hoffte, dass sie Amandos Nachricht an Lucrann richtig deutete und dass man sie auf diesem Weg zum Hoftag gen Ragath schaffte.
''"Nur das Blut kann sühnen, was das Blut verbrach!"'', rezitierte sie im Geist die uralte Losung, die sie wie jede gute Almadanerin schon mit der Muttermilch aufgesogen hatte.
Es war zwar schon ein paar Jahre her, seit sie diesen Weg das letzte Mal genutzt hatte, aber wenn sie ihr Orientierungssinn nicht betrog, dann war sie bereits wieder im heimatlichen Selaque. Mit einem Male bemerkte sie, dass sie nicht nur verfolgt wurde, es kam ihr auch ein einsamer Reiter entgegen, der dafür, dass der kurvenreiche Pfad vereist und rutschig war und oftmals an steilen Abhängen entlangführte, viel zu schnell unterwegs war. Rifada zog ihr Bastardschwert und verstellte ihm mit ihrem Pferd den Weg. Umso näher er kam, umso mehr kam ihr etwas an ihm bekannt vor. War das nicht ... ja, das war doch dieser Yaquirtaler Magus von Stand, der mit einer Nachricht für Richeza auf ihrem Castillo aufgetaucht war, als diese ganze neuerliche Malaise ihren Anfang genommen hatte. "Ihr, Dom ...?" Sein Name war ihr entfallen, da sie damals nicht damit gerechnet hatte, ihn noch ein weiteres Mal zu treffen. "Was sucht Ihr noch immer hier in unserem Landstrich? Und vor allem: Habt Ihr sonst noch jemanden gesichtet? Vielleicht einen größeren Zug auf dem Weg vom Markt Selaque hierher?"


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