Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 22: Unterschied zwischen den Versionen

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"Ich kenne den Inhalt des Briefes meiner Schwester nicht, Euer Eminenz, doch bezweifle ich stark, dass sie Ambitionen hegt, sich an irgendwelchen Intrigen oder handfesten Auseinandersetzungen hier in [[Kaiserlich Selaque|Selaque]] zu beteiligen - einem Landstrich, der so fern von unserer Heimat im Yaquital liegt und den sie meines Wissens nach noch nicht ein einziges Mal in ihrem  Leben auch nur betreten hat", versuchte Amaros von Lindholz seine Position zu verteidigen, "Und auch mein Anliegen richtete sich allein an Euch und hat nichts mit den... Befindlichkeiten der hiesigen Familias zu tun. Domna Rifada war lediglich so gütig, mir ihre Gastfreundschaft auf Castillo da Vanya anzubieten; ein Ausdruck von Freundlichkeit, den ich gerne annahm, denn ich, so muss ich gestehen, hatte die Unbill des Winters unterschätzt. Dieser Vorgang ist jedoch aus meiner Sicht nichts, was man als 'gemeinsame Sache machen' bezeichnen kann", ''wenn ich damals schon gewusst hätte, wie sich die Reichvögtin mir gegenüber aufführen würde, wäre ich entsprechenden Vorschlägen allerdings weniger abgeneigt gewesen'', dachte der junge Zauberer währenddessen bei sich, ''die hat doch nicht mehr alle Füllung in der Madilla''. Er atmete kurz durch und fuhr dann fort: "Solch Verhalten kann einzig und allein als traviagefällig bezeichnet werden und rechtfertigt keinesfalls..."
"Ich kenne den Inhalt des Briefes meiner Schwester nicht, Euer Eminenz, doch bezweifle ich stark, dass sie Ambitionen hegt, sich an irgendwelchen Intrigen oder handfesten Auseinandersetzungen hier in [[Kaiserlich Selaque|Selaque]] zu beteiligen - einem Landstrich, der so fern von unserer Heimat im Yaquital liegt und den sie meines Wissens nach noch nicht ein einziges Mal in ihrem  Leben auch nur betreten hat", versuchte Amaros von Lindholz seine Position zu verteidigen. "Und auch mein Anliegen richtete sich allein an Euch und hat nichts mit den ... Befindlichkeiten der hiesigen Familias zu tun. Domna Rifada war lediglich so gütig, mir ihre Gastfreundschaft auf Castillo da Vanya anzubieten; ein Ausdruck von Freundlichkeit, den ich gerne annahm, denn ich, so muss ich gestehen, hatte die Unbill des Winters unterschätzt. Dieser Vorgang ist jedoch aus meiner Sicht nichts, was man als 'gemeinsame Sache machen' bezeichnen kann", ''wenn ich damals schon gewusst hätte, wie sich die Reichvögtin mir gegenüber aufführen würde, wäre ich entsprechenden Vorschlägen allerdings weniger abgeneigt gewesen'', dachte der junge Zauberer währenddessen bei sich, ''die hat doch nicht mehr alle Füllung in der Madilla''. Er atmete kurz durch und fuhr dann fort: "Solch Verhalten kann einzig und allein als traviagefällig bezeichnet werden und rechtfertigt keinesfalls ..."


Verwundert musterte der Großinquisitor sein Gegenüber, als dieser seinen Redeschwall mitten im Satz unterbrach und folgte dann seinem Blick zur Tür der kleinen Kammer.
Verwundert musterte der Großinquisitor sein Gegenüber, als dieser seinen Redeschwall mitten im Satz unterbrach und folgte dann seinem Blick zur Tür der kleinen Kammer.
"Gibt es noch etwas, Reichsvögtin?", fragte Amando Laconda da Vanya die noch immer dort verharrende Praiosmin von Elenta.
"Gibt es noch etwas, Reichsvögtin?", fragte Amando Laconda da Vanya die noch immer dort verharrende Praiosmin von Elenta.
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Nein, nichts!", schüttelte die Reichsvogtin den Kopf. "Fahrt nur mit Eurer Interrogatio fort - Ihr habt alle Zeit Deres ..."
Mit diesen Worten schloss sie die Tür sacht von Außen, schob wieder den massiven Riegel vor und drehte den Schlüssel zweimal im Schloss herum, den sie danach mit pervalischem Lächeln abzog und in ihr Rahjasfenster plumpsen ließ.
"He, he! Was wird das?", begehrte Gujadanya zu wissen. "Der Gefangene ist doch gefesselt! Schließt sofort die Tür wieder auf!"
Praiosmin nickte ihren beiden Wachen zu: "Packt sie!"
Gujadanya zog ihren Säbel. Eine Falle! Wie sie es von Anfang geahnt hatte - weg mit der Gutgläubigkeit ihres Soberans, der überall auf seine Aura und Autorität vertraute - aber dieses Weib war ein leibhaftiger Dämon in Menschengestalt!
Sie spürte, wie sie die zwei Arme des Gardisten umklammerten, der hinter ihr stand. Sofort beugte Gujadanya ihren Oberkörper, soweit wie es ging, nach vorne und ließ ihn dann in einer ruckartigen Bewegung zurückschnellen.
Ihr Hinterkopf prallte knallhart in das Gesicht des hinter ihr stehenden Mannes, so hart, dass sie selbst kurz Sterne sah und vorwärts taumelte. Aber der Mann hatte sie zumindest losgelassen und hielt sich fluchend und stöhnend die Hände vors Gesicht. Die Amazone riss benommen ihren Säbel nach oben und lingierte so gerade noch das Schwert des anderen Büttels, der ihr offenbar seine Klinge an die Kehle hatte setzen wollen. Während sie beide ihre Waffen in Über-Kopf-Höhe gegeneinander pressten und der Selaquiner Gardist mit einem Blick auf die hervortretenden Muskeln an den Armen der jungen Frau feststellte, dass er sie selbst beidhändig nicht so einfach würde niederpressen können, verpasste ihm Gujadanya mit der Linken einen Kinnhaken unter den Waffen hindurch, der sich gewaschen hatte.
Mit einem wütenden Schrei griff sie nun wieder der andere Gardist an, aber sein Stich war so vorhersehbar wie der eines Dorfjungens, sodass ihm Gujadanya auswich, anstatt ihn zu parieren und dem Angreifer selbst einen Säbelhieb in die Flanke verpasste. Sie wollte sofort nachsetzen und dem Mistkerl mit einem gezielten Hieb den Garaus machen, aber sie kam nicht dazu, denn ein plötzlicher stechender Schmerz im Rücken ließ sie innehalten und sich langsam herumdrehen. Hinter ihr stand der gutaussehende junge Stenz, der vorhin so unbeholfen in das Gespräch ihres Großonkels mit der Elenterin geplatzt war. Er grinste sie hämisch mit gebleckten Zähnen an - er hatte ihr feige in den Rücken gestochen und die Länge, auf der sein Rapierschaft blutbesudelt war - mit ihrem Blut! -.  machte ihr sofort klar, dass es ein ziemlich tiefer Einstich gewesen sein musste, auch wenn sie bislang keinen allzu großen Schmerzen verspürte. 
Gujadanya ging entschlossen auf ihn zu, trieb ihn mit drei schnell hintereinander folgenden Hieben ins Dunkel des Korridors, die er nur mit äußerster Müh und Not parieren konnte.
"Azzato!", schrie Praiosmin angsterfüllt. Ihr Geliebter sah zwar blendend aus und war im Schlafgemach durchaus zu etwas zu gebrauchen - aber sie hatte schon öfters vermutet, dass seine theatralischen Schwertübungen, die er jeden Morgen im Burghof zelebrierte, eher dem Beeindrucken junger Mägde diente, als dass er tatsächlich ein fähiger Fechter  war. Dieser Da-Vanya-Furie war er nicht lange gewachsen. Praiosmin griff sich eine schwere gusseiserne Zange von einem Regalbrett vor der Zellentüre, mit der bei der hochnotpeinlichen Befragung Delinquenten die Fußzehen oder andere Gliedmaßen zerquetscht wurden, und eilte den beiden Kämpfenden ins Dunkel des Ganges hinterher, gefolgt von ihren beiden Bütteln, die stöhnten und sie zur Vorsicht gemahnten.
Praiosmin sah die beiden Kämpfenden im Halbdunkel nur als huschende Schatten, aber der näher zu ihr stehende Schatten war kleiner, und so holte sie mit der Eisenzange aus und schlug so fest zu, wie sie nur konnte. 
Es gab einen dumpfen Schlag, und mit einem Ächzen ging einer der zwei Schatten unsanft zu Boden.
"Die Fackel! Holt die Fackel hierher!", blaffte Praiosmin ihre Büttel an, die gehorchten und kurz danach die ganze Szenerie in rötliches Licht tauchten.  Azzato von San Owilmar stand schweratmend an der Wand. Von seinem einstmals schrittlangen Rapier hielt er nur noch einen abgebrochenen kümmerlichen Klingenstumpf in der Hand. "Das war im letzten Augenblick - habt Dank, Herrin!", nickte er Praiosmin dankbar zu und drehte den am Boden liegenden Leib Gujadanyas mit einem rüden Fußtritt auf den Rücken. Unter ihr breitete sich eine Pfütze von Blut aus.
"Die ist hin!", stellte er lakonisch fest. "Der habt Ihr mit einem sauberen Hieb den Schädel eingeschlagen!"  Plötzlich aber wurde ihm sichtlich die Gesamtsituation bewusst, was sich in seinen ratlos wirkenden Gesichtszügen widerspiegelte.
"Äh, Herrin? Der alte Mann dort in der Zelle ... war das nicht ... ist das nicht der Großinquisitor der Suprema?"
"Nein!", schüttelte Praiosmin kühl den Kopf. "Dieser alte Mann ist der Soberan unserer Feinde!" Sie packte Azzato an beiden Armen, wie eine Mutter, die ihrem begriffsstutzigen Jungen einen komplizierten Sachverhalt erklärt: "Amando Laconda ist alt ... uralt! In seinem Alter sollte man nicht mehr solche langen fährnisvollen Reisen unternehmen - mitten im Winter, bei Eis, Glätte und Schnee, bis hinauf auf den Gipfel eines wolkenverhangenen hohen Berges. Da sind schon sehr viele Junge verunglückt, und wie leicht kann das einem so alten Mann widerfahren? Es ist ein Jammer, dass er nie hier oben angekommen ist und ausgerechnet auf dem Weg zu uns verunglückt ist. Im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, wird man einige Ausrüstungsteile seiner Begleiter finden, vielleicht mit ein paar von wilden Tieren zernagten Knochen. Ob sie abgestürzt sind, von einem Firunschlag verschüttet wurden oder den Wilden in die Hände fielen - wer kann das im Nachhinein wissen?"
Azzato begann zu grinsen. "Hehe - ich verstehe!"
"Gut!", tätschelte ihn Praiosmin. "Dann lauf jetzt in mein Schreibzimmer. In der Schublade meines Pultes findest Du eine Phiole mit einer wasserklaren Flüssigkeit. Drunten im Gesindehaus sitzen drei Ritter des Bannstrahl-Ordens. Kipp die komplette Phiole in einen Weinkrug und lass ihn den Dreien zusammen mit etwas Brot, Schinken und Käse kredenzen. Sie werden nach dem Wein sehr gut schlafen können. Lass ihnen dann ihre Rüstungen und Wappenröcke ausziehen und dann dort hinein mit ihnen!"
Die Reichsvogtin deutete auf die Tür einer anderen Zelle, die der des Großinquisitors und des Magiers schräg gegenüber lag.
"Und lasse meinen Sohn wissen, dass ich ihn dringend hier unten brauche! Der Magus trägt zwar immer noch die Praioskrause, und ich alleine habe den Schlüssel, um sie zu lösen. Aber ich will nicht, dass er die Tür aufhext, sofern der Großinquisitor so etwas überhaupt in seiner Gegenwart zulässt. Ich verstehe nichts von Zauberei - aber mein Sohn wird wissen, wie wir diesen Jahrmarktzauberer dort drinnen halten."
Azzato wollte schon loslaufen, um das auszuführen, was ihm aufgetragen wurde. Plötzlich blieb er aber doch stehen und drehte sie noch einmal zu seiner Gönnerin um. Er war kalkweiß: "Verzeiht die Frage, Herrin - aber Ihr wollt doch nicht, dass ''ich'' den den Großinquisitor und seine Mannen ..." Er fuhr sich mit einem Finger über den Hals. "Ich meine, so ein kleines Miststück hier kalt zu machen, ist eine Sache ... aber das sind ''Geweihte''! Ich ... ich fürchte, Herrin, wir werden dafür in die Niederhöllen kommen und von Dämonen zerrissen werden."
"Tz, tz ... nicht doch!", beschwichtigte ihn Praiosmin. "Sie bleiben einfach nur in ihrer Zelle, die Tür bleibt die ganze Zeit zu, und nach drei vier Tagen ohne Wasser und Brot hat sich die Sache ohnehin von alleine erledigt. Wir krümmen ihnen kein Haar und begraben ihre Leiber dann einfach auf dem Anger der Gehenkten, wo auch der Schlehener liegt. Nur ihre Gewandung heben wir auf, damit sie im Frühjahr gefunden werden kann.  Wenn es stimmt, dass Morena von Harmamund die Scheffelsteinerin und die Schwester des Alten in ihrer Gewalt hat, dann sind nur noch die zwölfmal verfluchte Rifada und der Herumtreiber Lucrann auf freiem Fuß, der meinem Sohn sein rechtmäßiges Land vorenthält. Unser endgültiger Sieg in dieser Fehde ist nun zum Greifen nah! Und die guten Götter wollen ihn, Praios voran - ansonsten hätte sich der alte Narr nicht aus freien Stücken in meine Gefangenschaft begeben."


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