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==Baronie Mesch, Travia 1036 BF== | ==Baronie Mesch, Travia 1036 BF== | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]] | ||
Loredoblick lag auf einem wenige Schritt hohen Felsen am Rande eines langgestreckten Sees, der von zwei Bächen gespeist wurde. Der eine Zulauf durchschnitt das Tal in fast gerader Linie, während der andere sich von der Seite in wilden Schleifen seinen Weg durch das hügelige Land suchte, wie ein Band, das man achtlos hingeworfen hatte. Bevor er sich in die ruhigen Wasser am Talgrund ergoss umwand er den Hügel, auf dem die Wehranlage errichtet worden war. Eine schmucke, steinerne Brücke ermöglichte die Überquerung dieses natürlichen Hindernisses. Zwischen Bach und Castillo bildeten einige heruntergekommene Häuser eine kleine Ortschaft. Falls die Verteidiger planten, sich in den Häusern zu verschanzen, würde ihnen dies jedoch nur wenig nutzen: Zu weit waren die einzelnen Gebäude, umgeben von Gärten und geschützt nur von Hecken und niedrigen Mauern, von einander entfernt, um eine nutzbare Verteidgungslinie zu ermöglichen. [[Rahjeïs von Lindholz|Rahjeïs]] hätte daher damit gerechnet, dass an der Brücke Barrikaden errichtet worden waren und so war es auch. Zahlreiche Bewaffnete waren zu sehen und eine saubere Pferdelinie war, in räumlicher Nähe zur Brücke, aufgereiht worden um den Verteidigern einen raschen Rückzug zu ermöglichen. | [[Castillo Loredoblick|Loredoblick]] lag auf einem wenige Schritt hohen Felsen am Rande eines langgestreckten Sees, der von zwei Bächen gespeist wurde. Der eine Zulauf durchschnitt das Tal in fast gerader Linie, während der andere sich von der Seite in wilden Schleifen seinen Weg durch das hügelige Land suchte, wie ein Band, das man achtlos hingeworfen hatte. Bevor er sich in die ruhigen Wasser am Talgrund ergoss, umwand er den Hügel, auf dem die Wehranlage errichtet worden war. Eine schmucke, steinerne Brücke ermöglichte die Überquerung dieses natürlichen Hindernisses. Zwischen Bach und Castillo bildeten einige heruntergekommene Häuser eine kleine Ortschaft. Falls die Verteidiger planten, sich in den Häusern zu verschanzen, würde ihnen dies jedoch nur wenig nutzen: Zu weit waren die einzelnen Gebäude, umgeben von Gärten und geschützt nur von Hecken und niedrigen Mauern, von einander entfernt, um eine nutzbare Verteidgungslinie zu ermöglichen. [[Rahjeïs von Lindholz|Rahjeïs]] hätte daher damit gerechnet, dass an der Brücke Barrikaden errichtet worden waren und so war es auch. Zahlreiche Bewaffnete waren zu sehen und eine saubere Pferdelinie war, in räumlicher Nähe zur Brücke, aufgereiht worden um den Verteidigern einen raschen Rückzug zu ermöglichen. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Sindelsaum|Sindelsaum]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Sindelsaum|Sindelsaum]] | ||
Noch während die letzten Fuhrwerke eintrafen stellten sich die Sindelsaumer und Lindholzer Truppen zum Angriff auf. Zumindest das Dorf sollte heute eingenommen werden. Als geschlossener Block rückten die Truppen vor. Rahjeïs und ihre Fußsoldaten | Noch während die letzten Fuhrwerke eintrafen, stellten sich die Sindelsaumer und Lindholzer Truppen zum Angriff auf. Zumindest das Dorf sollte heute eingenommen werden. Als geschlossener Block rückten die Truppen vor. Rahjeïs und ihre Fußsoldaten zuvorderst, dabei die Bogenschützen voran und die Reiter aus Sindelsaum bildeten den Abschluss. Kaum hatten sie sich in Schussweite genähert, als auch schon die ersten Bolzen heran surrten und ihren Tribut forderten. Rahjeïs Schar verfiel nun in einen Laufschritt und fächerte aus; die Bogenschützen nahmen zu beiden Seiten des Weges Aufstellung und antworteten auf das Feuer der Verteidiger. Derweil rückten die Gleventräger, unter Rahjeïs' persönlicher Führung, auf die Brücke vor. | ||
[[kos:Erlan von Sindelsaum|Erlan von Sindelsaum]] beobachtete das Geschehen derweil vom Rücken seines Pferdes heraus. Die Bogenschützen aus Artésa forderten trotz der Barrikaden an der Brücke ihren Tribut und die Glevner rückten unaufhörlich vor. An der Brücke befanden sich etwa dreißig Verteidiger, doch diese verteidigten sich mit langsam nachladenden Armbrüsten und konnten so die Angreifer kaum aufhalten. Dennoch fiel so mancher der Lindholzer Kämpfer tot oder verwundet zu Boden. | [[kos:Erlan von Sindelsaum|Erlan von Sindelsaum]] beobachtete das Geschehen derweil vom Rücken seines Pferdes heraus. Die Bogenschützen aus [[Baronie Artésa|Artésa]] forderten trotz der Barrikaden an der Brücke ihren Tribut und die Glevner rückten unaufhörlich vor. An der Brücke befanden sich etwa dreißig Verteidiger, doch diese verteidigten sich mit langsam nachladenden Armbrüsten und konnten so die Angreifer kaum aufhalten. Dennoch fiel so mancher der Lindholzer Kämpfer tot oder verwundet zu Boden. | ||
Erlan wandte derweil sein Pferd zur | Erlan wandte derweil sein Pferd zur Linken und begann den Hügel herunter zu preschen. Der Donner der Hufe der Sindelsaumer Pferde dröhnte über die kleine Ebene, nur um am Flusslauf plötzlich zu stoppen. Erlan sprang vom Rücken seines Pferdes und zwei seiner kräftigsten Waffenknechte begannen sogleich damit den Fluss zu durchwaten. Sie hatten Seile um ihren Brustkorb gebunden, deren Enden die übrigen Kämpfer am Ufer hielten. Als sie am anderen Ufer angekommen waren, zurrten sie das Seil, dass sie um ihre Körper gewickelt hatten, an einem Baum fest. Sogleich machten sich Erlan und der Rest seines Trupps daran, den Fluss zu überqueren. Die Strömung begann sogleich an ihm zu reißen und zu zerren, doch er hatte sich, ebenso wie sein Gefolge, an diesem Tag nur leicht gerüstet und das Seil ermöglichte es ihm sicher den Fluss zu überqueren. Selbst als alle seine Kämpfer den Fluss überquert hatten, war von den feindlichen Truppen nichts zu sehen. Also rückten die Sindelsaumer zügig gegen die Brücke vor, doch die feindlichen Söldner flohen bereits, denn sie hatten erkannt, dass ihre Position jetzt unmöglich zu verteidigen wäre. Noch einmal forderten die Lindholzer Bogenschützen ihren Tribut, doch dann flohen die verbliebenen Söldner auf ihren Pferden. | ||
„Das sind | „Das sind 30, wo ist der Rest?“ sprach [[kos:Barthalm von Rohenforsten|Barthalm]] aus, was Erlan dachte. | ||
Zum Nachdenken blieb jetzt wenig Zeit, denn schon stürmten die Sindelsaumer zu Brücke vor. Dort überkletterten soeben Rahjeïs Trupp die Barrikade. Soeben formierten sich die Sindelsaumer und Lindholzer zum gemeinsamen | Zum Nachdenken blieb jetzt wenig Zeit, denn schon stürmten die Sindelsaumer zu Brücke vor. Dort überkletterten soeben Rahjeïs Trupp die Barrikade. Soeben formierten sich die Sindelsaumer und Lindholzer zum gemeinsamen Vorrücken, als Erlan mehrere Reiter mit Fackeln erblickte. „Was haben die nur vor?“, murmelte er, doch lange musste er nicht raten, denn die beiden warfen ihre Fackeln auf die Dächer von zwei Bauernhäusern. Stichflammen schossen aus den Dächern hervor. „Sie brennen das Dorf nieder!“, rief Barthalm erbost. | ||
"Was tut denn dieser Wahnsinnige?" rief Rahjeïs überrascht. Ein solches Inferno hatte sie bisher noch nicht gesehen. "Gorfar Haro will das Dorf und seine Vorräte nicht in unsere Hände fallen sehen", erläuterte der schlachterfahrene Barthalm von Rohenforsten in nüchternem Tonfall, während sich das Feuer rasch ausbreitete. Nicht nur die Schindeln, sondern auch viele der Häuser bestanden aus Holz, das hier im waldreichen Mesch einfach zu beschaffen war, und der Regen, der die Straße nach Agum aufgeweicht hatte, war dem südlichen Teil der Baronie offenbar fern geblieben. So manch einer versuchte die Brände zu löschen, aber die Söldner hatten sich gut vorbereitet und Teer und Zunder ausgelegt. Das Dorf war nicht zu retten. Unter großem Wehklagen flohen die Menschen. Manche stiegen gar aus Fenstern, wo der Weg durch die Türen versperrt war und viele retteten nur, was sie in höchter Eile hatten greifen konnten. | „Drauf und dran! Die schnappen wir uns!“, stimmte [[kos:Larona von Bardostein|Larona]] mit ein. Ohne weitere Befehle abzuwarten, stürmte sie vorwärts und zahlreiche Kämpfer folgten ihr. Erlan aber blieb stehen, denn er hatte bereits die übrigen Feuer erblickt, die im Dorf aufloderten. [[Gorfar Haro]] hatte nie damit gerechnet, sie an der Brücke schlagen zu können. Er hatte ihnen einige Verluste zugefügt und nun brannte er das Dorf nieder. | ||
"Was tut denn dieser Wahnsinnige?", rief Rahjeïs überrascht. Ein solches Inferno hatte sie bisher noch nicht gesehen. | |||
"Gorfar Haro will das Dorf und seine Vorräte nicht in unsere Hände fallen sehen", erläuterte der schlachterfahrene Barthalm von Rohenforsten in nüchternem Tonfall, während sich das Feuer rasch ausbreitete. Nicht nur die Schindeln, sondern auch viele der Häuser bestanden aus Holz, das hier im waldreichen Mesch einfach zu beschaffen war, und der Regen, der die Straße nach Agum aufgeweicht hatte, war dem südlichen Teil der Baronie offenbar fern geblieben. So manch einer versuchte die Brände zu löschen, aber die Söldner hatten sich gut vorbereitet und Teer und Zunder ausgelegt. Das Dorf war nicht zu retten. Unter großem Wehklagen flohen die Menschen. Manche stiegen gar aus Fenstern, wo der Weg durch die Türen versperrt war und viele retteten nur, was sie in höchter Eile hatten greifen konnten. | |||
"Wir müssen diesen armen Leuten helfen!", stieß Rahjeïs von Lindholz aufgebracht hervor. Der schwarzgelockten Caballera traten die Tränen in die Augen: "Dafür, bei Rondra, soll dieser Unmensch bezahlen. Das schwöre ich!" | "Wir müssen diesen armen Leuten helfen!", stieß Rahjeïs von Lindholz aufgebracht hervor. Der schwarzgelockten Caballera traten die Tränen in die Augen: "Dafür, bei Rondra, soll dieser Unmensch bezahlen. Das schwöre ich!" | ||
Bei Erlan kamen dunkle Gedanken an die Schlacht um Angbar im Jahr des Feuers auf, als der Feuervogel Alagrimm fast die gesamte Reichsstadt | Bei Erlan kamen dunkle Gedanken an die [[kos:Schlacht von Angbar|Schlacht um Angbar]] im [[avwik:Jahr des Feuers|Jahr des Feuers]] auf, als der Feuervogel [[kos:Alagrimm|Alagrimm]] fast die gesamte Reichsstadt niedergebrannt hatte. Hastig zog er sich über die Brücke zurück und versuchte dort, so gut es ging, den verschreckten Dörflern zu helfen. An einen weiteren Angriff war heute nicht zu denken, vor allem nicht mit den bald zweihundert Flüchtlingen. „Ein geschickter Boltanzug", murmelte Barthalm an seiner Seite. „Gorfar nimmt uns den Komfort der Hütten, aber vor allem hängt er uns zweihundert hungrige Mäuler ans Bein, während er selbst mit all ihren Vorräten in der Burg sitzt. Schaut nur. Weit und breit ist keine Kuh, kein Schaf, Schwein, oder Huhn zu sehen. Nur ein paar Hunde und Katzen und ein paar zurückgelassene Pferde der Söldner.“ Erlan nickte nur. Das Leid der Dörfler ging ihm nahe. Rahjeïs hatte Recht gehabt. Das würde Gorfar büßen müssen. | ||
Es dauerte bis spät in die Nacht bis sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie hatten ihre Vorräte geteilt, aber lange würde das so nicht gehen können. Erlan selbst hatte die Vorräte geprüft und trotz ihres Trosses würde es für alle nur für eine Woche reichen. Als sich Erlan schließlich in sein Zelt begab und Schlaf suchte fand er ihn nicht, denn das noch immer brennende Dorf und die Sorgen hielten ihn wach. Auf was für ein Abenteuer hatte er sich hier nur eingelassen? | Es dauerte bis spät in die Nacht, bis sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie hatten ihre Vorräte geteilt, aber lange würde das so nicht gehen können. Erlan selbst hatte die Vorräte geprüft und trotz ihres Trosses würde es für alle nur für eine Woche reichen. Als sich Erlan schließlich in sein Zelt begab und Schlaf suchte, fand er ihn nicht, denn das noch immer brennende Dorf und die Sorgen hielten ihn wach. Auf was für ein Abenteuer hatte er sich hier nur eingelassen? | ||
Es sollte vier Tage dauern bis ein halbwegs geordnetes Lager entstanden war. Erlan hatte darauf bestanden einen Graben auszuheben und mit dem Aushub einen Erdwall aufzuwerfen. Derweil durchstreiften Jagdtrupps die Wälder um die Vorräte des kleinen Heeres aufzustocken und Barthalm von Rohenforsten war mit | Es sollte vier Tage dauern, bis ein halbwegs geordnetes Lager entstanden war. Erlan hatte darauf bestanden, einen Graben auszuheben und mit dem Aushub einen Erdwall aufzuwerfen. Derweil durchstreiften Jagdtrupps die Wälder um die Vorräte des kleinen Heeres aufzustocken und Barthalm von Rohenforsten war mit Erlans Reitern und einigen Wagen aufgebrochen und hatte im Umland Vorräte eingetrieben. Solcherart gab es nun für eine weitere Woche genug zu essen, aber danach würde es ein langer Weg werden, um das Heer und die Dörfler zu versorgen. Solcherart begannen die Beratungen für die eigentliche Belagerung der Burg. Ein schneller Erfolg musste her, aber an einen Sturmangriff war angesichts der zahlreichen Verteidiger und der guten Befestigungsanlagen nicht zu denken. | ||
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"Die Wälder bieten uns ausreichend Wild", konnte der alternde Krieger sie beruhigen, sah sich jedoch daraufhin dem Vorwurf des jungen Delayar ausgesetzt, das empfindliche Gleichgewicht der Wälder nicht ausreichend zu berücksichtigen. | "Die Wälder bieten uns ausreichend Wild", konnte der alternde Krieger sie beruhigen, sah sich jedoch daraufhin dem Vorwurf des jungen Delayar ausgesetzt, das empfindliche Gleichgewicht der Wälder nicht ausreichend zu berücksichtigen. | ||
"Nun wir können auch die Gräfin über unsere Lage informieren. Wenn sie uns Vorräte oder Antwerk zukommen lässt, können wir länger durchhalten oder diese Belagerung vorzeitig beenden | "Nun, wir können auch die Gräfin über unsere Lage informieren. Wenn sie uns Vorräte oder Antwerk zukommen lässt, können wir länger durchhalten oder diese Belagerung vorzeitig beenden", setzte er schließlich hinzu, um den Halbelf zu beruhigen. | ||
Auch Rahjeïs bemühte sich die Wogen zu glätten. "Wir sollten auch berücksichtigen, dass Gorfars Männer berittene Kämpfer sind, die es nicht gewohnt sind, wochenlang in einer Festung festzusitzen", merkte sie an, "Womöglich halten sie gar nicht so lange durch." | Auch Rahjeïs bemühte sich, die Wogen zu glätten. "Wir sollten auch berücksichtigen, dass Gorfars Männer berittene Kämpfer sind, die es nicht gewohnt sind, wochenlang in einer Festung festzusitzen", merkte sie an, "Womöglich halten sie gar nicht so lange durch." | ||
Doch auch bei keinem von ihnen löste die Vorstellung, für eine so lange Zeit hier auszuharren Begeisterung aus. | Doch auch bei keinem von ihnen löste die Vorstellung, für eine so lange Zeit hier auszuharren, Begeisterung aus. | ||
"Gibt es Neuigkeiten aus El | "Gibt es Neuigkeiten aus El Mojal?", erkundigte sich Erlan von Sindelsaum. "Wenn die Fellachen aufgeben, könnten wir die Dörfler dort unterbringen. Das würde sie aus dieser gefährlichen Lage bringen und unsere Versorgung erleichtern." | ||
"Leider nein, Herr. Unser Unterhändler berichtet, dass die Fellachen verlangen, den rechtmäßigen Erben des Obidos von Mesch zu sehen. Angeblich zweifeln sie daran, dass wir die Befugnis haben, in seinem Namen oder im Namen der Gräfin Verhandlungen zu führen ", berichtete Larona, "Aber wenn ihr mich fragt wollen sie uns nur hinhalten, bis feststeht, wer hier bei Loredoblick die Oberhand behält." | "Leider nein, Herr. Unser Unterhändler berichtet, dass die Fellachen verlangen, den rechtmäßigen Erben des [[Obidos von Mesch]] zu sehen. Angeblich zweifeln sie daran, dass wir die Befugnis haben, in seinem Namen oder im Namen der Gräfin Verhandlungen zu führen ", berichtete Larona, "Aber wenn ihr mich fragt wollen sie uns nur hinhalten, bis feststeht, wer hier bei Loredoblick die Oberhand behält." | ||
Die Stimmung unter den Anwesenden war auf einem Tiefpunkt angekommen. Just in diesem Augenblick machte sich eine der Wachen vor dem Zelt bemerkbar und trat ein. | Die Stimmung unter den Anwesenden war auf einem Tiefpunkt angekommen. Just in diesem Augenblick machte sich eine der Wachen vor dem Zelt bemerkbar und trat ein. | ||
"Verzeiht, Euer Hochgeboren, eine Gesandschaft der Dorfbewohner erbittet, mit Euch sprechen zu dürfen. Sie behaupten, eine Schwäche in der | "Verzeiht, Euer Hochgeboren, eine Gesandschaft der Dorfbewohner erbittet, mit Euch sprechen zu dürfen. Sie behaupten, eine Schwäche in der Verteidigung der Burg zu kennen." | ||
Die vier Adligen zögerten angesichts ihrer Lage nicht lange. | Die vier Adligen zögerten angesichts ihrer Lage nicht lange. | ||
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"Euer Hochgeboren, im Namen der Bewohner von Loredoblick, möchte ich Euch danken, dass Ihr uns in Eurer Gnade mit Nahrung versorgt und aufgenommen habt." | "Euer Hochgeboren, im Namen der Bewohner von Loredoblick, möchte ich Euch danken, dass Ihr uns in Eurer Gnade mit Nahrung versorgt und aufgenommen habt." | ||
"Die gütige Travia gebot es und ich folgte ihrem Ruf, wie jeder aufrechte Streiter es getan hätte | "Die gütige Travia gebot es und ich folgte ihrem Ruf, wie jeder aufrechte Streiter es getan hätte", erwiderte der Baron gnädig und musterte den Alten, dessen Umgangsformen für einen einfachen Mann erstaunlich gut waren. | ||
"Ich fürchte, wir sind solche Achtbarkeit hier schon lange nicht mehr gewohnt", merkte der Alte verbittert an, "Die ganze Gegend wird aufatmen, wenn Ihr | "Ich fürchte, wir sind solche Achtbarkeit hier schon lange nicht mehr gewohnt", merkte der Alte verbittert an, "Die ganze Gegend wird aufatmen, wenn Ihr diesen Tyrannen Gorfar Harro seiner gerechten Strafe zugeführt habt." | ||
"Wie konnte er Castillo Loredoblick überhaupt einnehmen? Mit seinen Reitern wird er es kaum im Sturm genommen haben", mischte sich Rahjeïs von Lindholz ein, "Gibt es einen Geheimgang, durch den sie in das Innere gelangt sind?" | "Wie konnte er Castillo Loredoblick überhaupt einnehmen? Mit seinen Reitern wird er es kaum im Sturm genommen haben", mischte sich Rahjeïs von Lindholz ein, "Gibt es einen Geheimgang, durch den sie in das Innere gelangt sind?" | ||
"Heimtücke und Niedertracht öffneten ihm die Tore, edle Dame", erwiderte der Mann, "Seine Wohlgeboren suchte sein Land zu schützen, als sich Kriegsherren überall in der Südpforte mit Macht nahmen, was ihnen die praiosgefällige Ordnung zuvor verwehrte, und aus den Wäldern die Goblins vordrangen. Gorfar | "Heimtücke und Niedertracht öffneten ihm die Tore, edle Dame", erwiderte der Mann, "Seine Wohlgeboren suchte sein Land zu schützen, als sich Kriegsherren überall in der Südpforte mit Macht nahmen, was ihnen die praiosgefällige Ordnung zuvor verwehrte, und aus den Wäldern die Goblins vordrangen. Gorfar Haro diente sich ihm an, doch schon als sich die Praiosscheibe das erste Mal dem Horizont entgegen senkte, stieß er unserem rechtmäßigen Herren den Dolch des Verrats in den Rücken. Es war eine blutige Nacht, die nur ein paar einfache Knechte und Mäge überlebten. Selbst den Koch ließ er hinrichten." | ||
"Ihr scheint viel von dem zu wissen, was auf der Burg vor sich ging", merkte Ritter Barthalm an. | "Ihr scheint viel von dem zu wissen, was auf der Burg vor sich ging", merkte Ritter Barthalm an. | ||
Der Alte nickte: "Mein Name ist Gonzalo Halcalde und ich diente seiner Wohlgeboren als Schreiber. Seine Wohlgeboren und ich waren Freunde seit Jugendtagen und schon damals waren seine Augen nicht die besten. In den letzten Jahren erledigte ich seine gesamte Korrespondenz. Häufig habe ich mich beklagt, dass ich jeden Tag zur Festung empor zu gehen hatte und abends wieder ins Dorf zurückkehren musste, nur weil das Castillo so beengt war. Doch nun frage ich mich, ob es nicht dieser Umstand war, der mir das Leben rettete." | Der Alte nickte: "Mein Name ist [[Gonzalo Halcalde]] und ich diente seiner Wohlgeboren als Schreiber. Seine Wohlgeboren und ich waren Freunde seit Jugendtagen und schon damals waren seine Augen nicht die besten. In den letzten Jahren erledigte ich seine gesamte Korrespondenz. Häufig habe ich mich beklagt, dass ich jeden Tag zur Festung empor zu gehen hatte und abends wieder ins Dorf zurückkehren musste, nur weil das Castillo so beengt war. Doch nun frage ich mich, ob es nicht dieser Umstand war, der mir das Leben rettete." | ||
"Was geschah mit den sterblichen Überresten des Junkers?", erkundigte sich Rahjeïs von Lindholz mit belegter Stimme. | "Was geschah mit den sterblichen Überresten des Junkers?", erkundigte sich Rahjeïs von Lindholz mit belegter Stimme. | ||
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Schließlich brach Erlan von Sindelsaum mit ruhiger Stimme das Schweigen: "Auch wenn es keinen Geheimgang gibt: Uns wurde zugetragen, dass ihr einen Weg in die Festung kennt." | Schließlich brach Erlan von Sindelsaum mit ruhiger Stimme das Schweigen: "Auch wenn es keinen Geheimgang gibt: Uns wurde zugetragen, dass ihr einen Weg in die Festung kennt." | ||
Die drei Dörfler sahen sich etwas verunsichert an, dann sprach erneut ihr Anführer: "Nun, es nicht direkt ein Weg... allerdings plante seine Wohlgeboren schon seit Jahren, die Seeseite des Castillos zu erneuern. Efferds Element hat das Gestein unterhalb der Mauern zunehmend weggespült. 'Wenn ich das Bollwerk nicht bald verstärke, habe ich bald nur noch ein Rollwerk | Die drei Dörfler sahen sich etwas verunsichert an, dann sprach erneut ihr Anführer: "Nun, es nicht direkt ein Weg... allerdings plante seine Wohlgeboren schon seit Jahren, die Seeseite des Castillos zu erneuern. Efferds Element hat das Gestein unterhalb der Mauern zunehmend weggespült. 'Wenn ich das Bollwerk nicht bald verstärke, habe ich bald nur noch ein Rollwerk', pflegte seine Wohlgeboren zu sagen." Das Lächeln einer Erinnerung huschte über das Gesicht des Mannes, "Allein ihm fehlten die Mittel, einen Bauherren und Handwerker her zu bestellen." | ||
"Phex sei Dank fehlen uns hingegen nicht die Mittel, dem Wirken des Sees etwas nachzuhelfen: Ich habe einige Sappeure der 'Wühlschrate' in meinen Reihen. Wenn jemand diese Mauern zum Einsturz bringen kann, dann sie", verkündete Erlan von Sindelsaum voller Überzeugung. | "Phex sei Dank fehlen uns hingegen nicht die Mittel, dem Wirken des Sees etwas nachzuhelfen: Ich habe einige Sappeure der '[[kos:Wühlschrate|Wühlschrate]]' in meinen Reihen. Wenn jemand diese Mauern zum Einsturz bringen kann, dann sie", verkündete Erlan von Sindelsaum voller Überzeugung. | ||
"Jedoch wird das Wasser des Sees auch ihre Arbeit behindern. Und wenn man brennendes Öl herunterschüttet, wird es sich auf dem Gewässer ausbreiten. Kein Schild wird ihnen Schutz bieten können!", wand Rahjeïs ein. | "Jedoch wird das Wasser des Sees auch ihre Arbeit behindern. Und wenn man brennendes Öl herunterschüttet, wird es sich auf dem Gewässer ausbreiten. Kein Schild wird ihnen Schutz bieten können!", wand Rahjeïs ein. | ||
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"Und ich weiß, wie wir noch einen weiteren Vorteil aus diesem Umstand ziehen können", ergänzte Larona und ein übermütiges Grinsen zog sich über ihr Gesicht, "Wie wäre es mit einem nächtlichen Ausflug ins Dorf, Domnatella Rahjeïs?" | "Und ich weiß, wie wir noch einen weiteren Vorteil aus diesem Umstand ziehen können", ergänzte Larona und ein übermütiges Grinsen zog sich über ihr Gesicht, "Wie wäre es mit einem nächtlichen Ausflug ins Dorf, Domnatella Rahjeïs?" | ||
Die Südländerin ließ sich nicht lange | |||
Die Südländerin ließ sich nicht lange bitten. | |||
Der Morgen des übernächsten Tages graute schon, als die von den beiden jungen Ritterinnen geführte Schar den Mühlendamm erreichte. Die Gebäude schien verlassen dazuliegen, dennoch ging man mit Bedacht vor, als man die Räumlichkeiten, vom feuchten Keller bis zum windschiefen Dach, durchsuchte. | Der Morgen des übernächsten Tages graute schon, als die von den beiden jungen Ritterinnen geführte Schar den Mühlendamm erreichte. Die Gebäude schien verlassen dazuliegen, dennoch ging man mit Bedacht vor, als man die Räumlichkeiten, vom feuchten Keller bis zum windschiefen Dach, durchsuchte. | ||
"Die Mühle ist in keinem guten Zustand, doch die ebenerdigen Räume sind trocken und die Wände sind stabil. Selbst das Mahlwerk scheint noch intakt zu sein." berichtete Rahjeïs als sie wieder nach draußen trat, während man im Inneren ein provisorisches Lager errichtete. | "Die Mühle ist in keinem guten Zustand, doch die ebenerdigen Räume sind trocken und die Wände sind stabil. Selbst das Mahlwerk scheint noch intakt zu sein." berichtete Rahjeïs, als sie wieder nach draußen trat, während man im Inneren ein provisorisches Lager errichtete. | ||
"Hoffen wir, dass eines Tages hier ein guter Müller wieder sein Korn malen wird", erwiderte Larona, die oben auf der Dammkrone stand, und dabei half, das Wehr zu öffnen. Es brauchte einiges an Kraft, doch schließlich gab der altersschwache Mechanismus nach und sprudelnd ergoss sich das aufgestaute Nass in das Tosbecken. Larona lachte triumphierend und winkte die Fischer heran. Diese verteilten sich am Rande des Unterwassers und machten die Netze bereit, die die beiden Ritterinnen des Nächtens aus dem Dorf stibitzt hatten. Bald würden Hechte, Aale, Neunaugen, Karpfen und Barsche die rasch schwindenden Vorräte auffüllen! | "Hoffen wir, dass eines Tages hier ein guter Müller wieder sein Korn malen wird", erwiderte Larona, die oben auf der Dammkrone stand, und dabei half, das Wehr zu öffnen. Es brauchte einiges an Kraft, doch schließlich gab der altersschwache Mechanismus nach und sprudelnd ergoss sich das aufgestaute Nass in das Tosbecken. Larona lachte triumphierend und winkte die Fischer heran. Diese verteilten sich am Rande des Unterwassers und machten die Netze bereit, die die beiden Ritterinnen des Nächtens aus dem Dorf stibitzt hatten. Bald würden Hechte, Aale, Neunaugen, Karpfen und Barsche die rasch schwindenden Vorräte auffüllen! | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Sindelsaum|Sindelsaum]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Sindelsaum|Sindelsaum]] | ||
Erlan beobachtete vom anderen Ufer mit Wohlgefallen wie die Wassermassen abflossen und den Weg für seine Leute freimachten. Lana, Ferling, Fredo, Anghard, Lindwin, Alborn, Eckbart und Alfwin standen alle neben ihm. Von seinen Kämpfern waren sie diejenigen die Teil der Wühlschrate gewesen waren. Alfwin war mit seinen 43 Götterläufen der Älteste und Erfahrenste der Gruppe und hatte das Kommando übernommen. Im Verlauf der letzten beiden Tage waren unter seiner Anleitung mehrere rollende Schutztunnel entstanden. Ganz ähnlich wie das Schutzdach für einen Rammbock konstruiert würden sie die Sappeure vor feindlichem Beschuss schützen. | Erlan beobachtete vom anderen Ufer mit Wohlgefallen, wie die Wassermassen abflossen und den Weg für seine Leute freimachten. Lana, Ferling, Fredo, Anghard, Lindwin, Alborn, Eckbart und Alfwin standen alle neben ihm. Von seinen Kämpfern waren sie diejenigen, die Teil der Wühlschrate gewesen waren. Alfwin war mit seinen 43 Götterläufen der Älteste und Erfahrenste der Gruppe und hatte das Kommando übernommen. Im Verlauf der letzten beiden Tage waren unter seiner Anleitung mehrere rollende Schutztunnel entstanden. Ganz ähnlich wie das Schutzdach für einen Rammbock konstruiert würden sie die Sappeure vor feindlichem Beschuss schützen. | ||
Zwei Tage später nachdem das Wasser abgelassen worden war, gab Alfwin das Zeichen und die erste der Schutzkonstruktionen wurde vorwärts geschoben. Kräftige Dörfler packten ebenso mit an wie Erlans Waffenknechte. Derweil hatten sich die Lindholzer Kämpfer zum Kampf aufgestellt für den Fall, dass Haro einen Ausfall wagen sollte. Doch abgesehen von ein paar Bolzenschüssen blieb es ruhig. Die Söldner hatten wohl erkannt, dass sie gegen die Schutztunnel wenig ausrichten konnten. Es sollte den ganzen Tag dauern, bis die Konstruktionen durch den bloßgelegten Seegrund bewegt worden waren und hintereinander aufgestellt worden waren. Auf diese Weise hoffte Erlan zu verhindern, dass es während der Minierungsarbeiten zu Verlusten unter seinen Leuten kommen würde, denn die Mannschaften die gruben, mussten regelmäßig abgelöst werden und das Erdreich musste weggeschafft und Stützbalken und anderes Material herangeschafft werden. | |||
Die nächsten Tage beobachtete Erlan die Arbeiten, mal aus der Nähe, doch meist aus der Ferne. Einmal packte er sogar persönlich mit an. Während die Grabarbeiten weitergingen, hatte er auch einen weiteren Erdwall mit Graben aufwerfen lassen. Dieser Graben, knapp außerhalb von Armbrustschussweite gelegen, blockierte das Burgtor und würde so einen Ausfall der Besatzung in ein Blutbad verwandeln. Während die Sindelsaumer gruben, hielten stets zwei Dutzend Lindholzer Wache am Graben. Es war schließlich nicht auszuschließen, dass Gorfar und seine Leute sich entschließen würden, sich den Weg aus der Burg frei zu hacken. | |||
Es war der vierte Tag der Grabearbeiten und Erlan saß gerade beim Frühstück vor seinem Zelt und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Tages, als er Rufe hörte. Er blickte zur Burg hinüber und tatsächlich tat sich dort was. Bisher waren immer nur einzelne Posten zu sehen gewesen, aber nun war ein Dutzend Gestalten zu sehen, die sich am Wehrgang mit etwas abmühten. Es dauerte eine Weile, bis sie damit begannen, einen gewaltigen Klotz von Stein, es sah fast aus wie ein Altarstein, auf die Zinnen zu hieven. 'Sie wollen das Schutzdach zerschlagen, und alle die darunter zu Gange sind' ging es Erlan auf. 'Die müssen da sofort raus!' Hastig sprang Erlan auf und eilte Richtung Laufgraben, doch als er den halben Weg zurück gelegt hatte, war es den Verteidigern gelungen, den Klotz über die Zinnen zu stoßen. Mit einem ohrenbetäubenden donnern barst der Koloss durch das Schutzdach und zerstörte die gesamte Konstruktion. Auch der Tunnel selbst musste getroffen worden sein, denn es kam zu einem kleinen Erdrutsch, welcher den Tunneleingang und einen Teil des Schutzdaches verschüttete. Jubel war von der Burg zu hören und ein besonders dreister Verteidiger präsentierte den ohnmächtigen Belagerern sein entblößtes Hinterteil. | |||
Als Erlan schließlich beim Eingang des Schutzdaches ankam, hatte sich dort ein Menschenauflauf gebildet. Viele verdreckte Gestalten mit geweiteten Augen waren zu sehen. „War noch jemand im Tunnel? Gab es Tote? Verletzte?“, verlangte Erlan zu wissen, doch niemand konnte ihm antworten. Erst als er Alfwins verdrecktes Gesicht erblickte, bekam er seine Antworten. | |||
„Ich war der letzte der aus dem Tunnel rauskam. Hinter mir war niemand. Wir hatten Glück im Unglück. Wäre der Stein nicht derart groß und unhandlich gewesen, hätten wir keine Warnzeit gehabt und ich wäre jetzt bei Boron.“ | |||
Erlan atmete erleichtert auf. Es war tatsächlich ein Glücksfall gewesen. | |||
„Um den Tunnel ist es aber geschehen“, sagte Alfwin. „Wir müssen uns einen anderen Weg in die Burg suchen. Erlan nickte abwesend. Er stand noch zu sehr unter dem Schreck des Geschehenen um sich Sorgen über den Verlauf der weiteren Belagerung zu machen. Noch einmal ließ er den Blick über das Feld ihrer Niederlage schweifen, als ihm ein seltsamer Schatten im schlammigen Grund des trockengelegten Mühlenteiches auffiel. Ohne Aufmerksamkeit zu erregen, schlenderte der Baron näher an die Vertiefung und warf einen Blick hinein. Überrascht weiteten sich seine Augen: Vielleicht konnte sie dieser Rückschlag doch noch zum Sieg führen! | |||
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