Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 21: Unterschied zwischen den Versionen

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"Lasst sie ein, bringt sie in den kleinen Rittersaal, geh, wecke meinen Ersten Leibkoch, er soll mir eine Valpoqua bereiten, umgehend, und zwar aus dem besten Wein, den der Keller hergibt, serviert mit Pistazien und Mandelflocken, dazu soll er Punipan reichen, das helle, nach Kanzlerart, und einen passenden Wein – lass mich überlegen: einen ''Ragatzo Fino'', mit Honig gesüßt, ja. Ruf' zunächst einen Leibdiener, ich muss mich ankleiden, aber vergiss nicht, den Koch zu wecken, aber ''rapido!'', ich erwarte meinen Gast in einem Halbstundenglas im Rittersaal, und dann soll aufgetischt werden, aber ''subito''!"  
"Lasst sie ein, bringt sie in den kleinen Rittersaal, geh, wecke meinen Ersten Leibkoch, er soll mir eine Valpoqua bereiten, umgehend, und zwar aus dem besten Wein, den der Keller hergibt, serviert mit Pistazien und Mandelflocken, dazu soll er Punipan reichen, das helle, nach Kanzlerart, und einen passenden Wein – lass mich überlegen: einen ''Ragatzo Fino'', mit Honig gesüßt, ja. Ruf' zunächst einen Leibdiener, ich muss mich ankleiden, aber vergiss nicht, den Koch zu wecken, aber ''rapido!'', ich erwarte meinen Gast in einem Halbstundenglas im Rittersaal, und dann soll aufgetischt werden, aber ''subito''!"  
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Wie eine nervöse Berglöwin war [[Rifada da Vanya|Rifada]] im Ragathsqueller Rittersaal auf- und abgeschritten und bedachte die üppigen Schlemmereien, die zwei livrierte Domestiken mit müden Augen mitten in der Nacht anschleppten, mit einem Kopfschütteln. "Spart euch die Mühe, falls ihr das alles zu meinen Ehren auftischt. Ein einfacher Kanten Brot hätte auch genügt! Euer Herr - Dom Talfan! - wo bleibt der? Ich muss ihn wirklich ''dringend'' sprechen!" insistierte sie eindringlich.
Endlich - nach ungehörig langer Wartezeit  - erschien der Hausherr, schrill bunt gekleidet, als wolle er um diese Zeit zu einem Balparé - und Rifada musterte ihn nicht nur deshalb ungläubig von Kopf bis Fuß. Dom Talfan, der Soberan derer von Ragathsquell, war schon immer ein Trunkenbold und Valpojünger gewesen, seit sie ihn kannte, was nunmehr wohl schon über vierzig Jahre der Fall war. Trotz ihrer beider Verschiedenheit war man eigentlich immer ausnehmend gut miteinander ausgekommen - aber jetzt auf seine alten Tage schien ihn neben seinem Schnapsdurst auch noch die Fresslust gepackt zu haben, so einen fetten Ranzen hatte er sich seit ihrer letzten Begegnung vor fünf oder sechs Jahren angefressen, sodass er die Vanyadâlerin unwillkürlich an eine trächtige Mastsau erinnerte. Und mit so jemandem sollte sie in den Krieg gegen die hinterlistige [[Morena Solivai von Harmamund|Morena]] und ihre ganze Hunderasse ziehen?
Rifada schüttelte diese übelmeinenden Gedanken ab und begrüßte Talfan mit einem festen Händedruck und angedeuteten Wangenküssen. "Es ist lange her, mein lieber Talfan, und umso schöner Euch wiederzusehen!" Sie schüttelte leicht den Kopf, als er einladend auf die angerichtete Tafel wies, ließ sich dann aber doch daran nieder, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Und ein paar Bissen Braten oder Ähnliches konnten ihr nicht schaden, wenn es morgen in den Kampf ging.
"Es ist Schreckliches geschehen!", kam sie sofort unumwunden zur Sache, wie es ihre Art war. "Ich komme gerade von Burg Harmamund her! Die miese Natter Morena hält unsere alte [[Belisetha da Vanya|Belisetha]] gefangen und hat meine Nichte [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza von Scheffelstein]] - das Einzige, was mir von meiner Schwester [[Madalena da Vanya|Madalena]] geblieben war! - vor meinen Augen mit einem Strick um den Hals vom Torturm gestürzt!"
Sie wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, denn die Erinnerung hatte ihr doch tatsächlich ganz kurz lächerliche Tränen in die Augen getrieben. Sie wusste nicht, ob Talfan Richeza kannte - aber mit Belisetha war er noch weitaus enger befreundet als mit ihr. Überhaupt musste ihm als Magnat vom alten Schlag klar sein, welche logische Konsequenz eine solche brutale und ehrlose Mordtat nach sich zog. "Das heißt natürlich Blutrache! Blutsfeindschaft bis zur siebten Generation! Und jetzt, wo einer von dem Drecksgesindel Fürst ist, kann ich diese nicht ohne Eure Unterstützung führen, auch wenn unsere Getreuen natürlich alle hinter uns stehen werden! Wenn wir gemeinsam kämpfen - von Ragathsquell und Da Vanya vereint wie in alten Tagen - dann gibt es niemanden in Ragatia und Bosquiria, der es mit uns und unseren Getreuen aufnehmen kann - schon gar nicht die Harmamund-Speichellecker!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Talfan von Ragathsquell lauschte der Rede seiner Besucherin mit zunehmender Besorgnis, und je mehr er die Stirn in Falten legte, desto größer wurden die Bissen, die er von dem Punipan nahm, und schließlich begnügte er sich nicht mehr damit, den zierlichen Silberlöffel in die Valpoqua zu tauchen, sondern riss ein Stück von dem traditionellen Salzbrot ab, das – wohl zum Bedauern seines Gastes – das einzig Herzhafte war, das er hatte auftragen lassen, und tunkte es in die Weincreme.
Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sein Koch trotz der nächtlichen Stunde vorzügliche Arbeit geleistet hatte, aber das Taktgefühl verbot ihm, seine Besucherin nach ihrer Meinung zu der erlesenen Speise zu fragen, auch wenn ihr Urteil nicht zuletzt Grund gewesen war für die nächtliche Zubereitung der Mahlzeit.
Schließlich legte Talfan mit leisem Seufzen den Löffel beiseite und wischte sich mit einem Leinentuch den rosa umrahmten Mund ab.
"Ich kann kaum glauben, was Ihr da sagt", bemerkte er. "Die junge Harmamund soll Eure Nichte gehenkt haben? Am Torturm? Aber wieso denn das? Was man so hört, soll die Scheffelstein ja noch immer ein ansehnliches Wei... eine ansehnliche Dame sein. War's Eifersucht, die die Harmamund dazu trieb? Auch diese ist wohl noch unvermählt, wie ich hörte."
Er strich sich mit fleischigen Fingern durch den grauen Bart. Eine Fehde kam ihm gänzlich ungelegen. Zumal jetzt vor dem kaiserlichen Hoftag, auf dem er seinen Namen unsterblich zu machen gedachte. Andererseits war man seit Jahr und Tag mit dem Haus da Vanya befreundet, und er hatte nicht vor, dies zu ändern, schon allein aus Bequemlichkeit nicht, denn er wusste, wie ungemütlich es für jene werden konnte, die sich mit der streitbaren Vanyadâlerin anlegten.
"Und die geschätzte Domna Belisetha wird gefangen gehalten? Das wiederum ergibt für mich noch weniger Sinn. Was, wenn ich fragen darf, ist bereits zwischen Euch und der jungen Harmamund vorgefallen, dass sie, so scheint mir, den alten Zwist wieder aufleben lässt und sogar eine so ehrbare und hochgeschätzte Domna wie Eurer Mutter Schwester als Geisel hält?"


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