Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 12: Unterschied zwischen den Versionen

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"Brich dir den Hals!", wünschte ihr Rahjada-Mera hinterher.
"Brich dir den Hals!", wünschte ihr Rahjada-Mera hinterher.


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"As-salāmu 'alaikum. Willkommen auf Aranjuez", neigte er freilich nur andeutungsweise das greise Haupt, derweil der Pferdeknecht das Reittier zu den Stallungen führte.  
"As-salāmu 'alaikum. Willkommen auf Aranjuez", neigte er freilich nur andeutungsweise das greise Haupt, derweil der Pferdeknecht das Reittier zu den Stallungen führte.  


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"Ich bin hier", beschied sie ihn mit einer einladenden Geste, ihr in seinem eigenen Hause ausnahmsweise voranzugehen zu dürfen, "um mit Euch über eine gemeinsame Freundin zu sprechen." Sie senkte die Stimme: "Die Elenterin und ihr Drecksbalg, der Rakolus-Bastard." sie fuhr sich mit dem Daumen in einer halbkreisartigen Bewegung über den Hals. "Sie müssen beide sterben!"
"Ich bin hier", beschied sie ihn mit einer einladenden Geste, ihr in seinem eigenen Hause ausnahmsweise voranzugehen zu dürfen, "um mit Euch über eine gemeinsame Freundin zu sprechen." Sie senkte die Stimme: "Die Elenterin und ihr Drecksbalg, der Rakolus-Bastard." sie fuhr sich mit dem Daumen in einer halbkreisartigen Bewegung über den Hals. "Sie müssen beide sterben!"


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Freilich, einen Haken hatte die Sache: "Leider ist Praiosmin von Elenta eine direkte Vasallin der [[:avwik:Rohaja von Gareth|Kaiserin]]. Mein studierter Vetter [[Rafik von Aranjuez|Rafik]] hat nächtelang über diesem ''casus'' gebrütet, doch fiel ihm kein Weg ein, wie man die Reichsvogtin angehen könne, ohne dabei Ihre Majestät anzugreifen. Gewiss muss ich Euch nicht an das Schicksal dieser Tölpel der sogenannten [[L.A.W.|''Loyalistisch'' Almadanischen Wehr]] erinnern..."
Freilich, einen Haken hatte die Sache: "Leider ist Praiosmin von Elenta eine direkte Vasallin der [[:avwik:Rohaja von Gareth|Kaiserin]]. Mein studierter Vetter [[Rafik von Aranjuez|Rafik]] hat nächtelang über diesem ''casus'' gebrütet, doch fiel ihm kein Weg ein, wie man die Reichsvogtin angehen könne, ohne dabei Ihre Majestät anzugreifen. Gewiss muss ich Euch nicht an das Schicksal dieser Tölpel der sogenannten [[L.A.W.|''Loyalistisch'' Almadanischen Wehr]] erinnern..."


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"Und wenn es", fuhr Rifada grinsend fort, "den [[Mercenario|Söldner]] und Condottiere in Euch nicht nur nach Rache, sondern auch nach zählbarer Beute verlangt, so kann ich Euch sagen, dass es mir nur um die Zurückerlangung meines persönlichen Eigentumes geht - alles andere, was Praiosmin und ihr Onkel in den beiden letzten Jahrzehnten an Gold und Schätzen zusammengerafft, aus dem Volk herausgepresst und der Krone aus dem Marmorhandel vorenthalten haben, steht Euch bereit, Euch zu bedienen, sobald deren schmähliches Verschwinden offenkundig wird. Ihr habt mein Wort darauf, solange kein neuer Reichsvogt in Selaque eingesetzt wird - denn ich spekuliere darauf, dieses Amt dann selbst zu besetzen - werde ich Euch alles zuleiten, was nicht unser, sondern der Besitz des [[Familia von Elenta|Hauses Elenta]] war. Und das würde Euch auf einen Schlag so reich wie einen [[Punin]]er Pfeffersack machen!"
"Und wenn es", fuhr Rifada grinsend fort, "den [[Mercenario|Söldner]] und Condottiere in Euch nicht nur nach Rache, sondern auch nach zählbarer Beute verlangt, so kann ich Euch sagen, dass es mir nur um die Zurückerlangung meines persönlichen Eigentumes geht - alles andere, was Praiosmin und ihr Onkel in den beiden letzten Jahrzehnten an Gold und Schätzen zusammengerafft, aus dem Volk herausgepresst und der Krone aus dem Marmorhandel vorenthalten haben, steht Euch bereit, Euch zu bedienen, sobald deren schmähliches Verschwinden offenkundig wird. Ihr habt mein Wort darauf, solange kein neuer Reichsvogt in Selaque eingesetzt wird - denn ich spekuliere darauf, dieses Amt dann selbst zu besetzen - werde ich Euch alles zuleiten, was nicht unser, sondern der Besitz des [[Familia von Elenta|Hauses Elenta]] war. Und das würde Euch auf einen Schlag so reich wie einen [[Punin]]er Pfeffersack machen!"


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So hob er schließlich, die düsteren Gedanken vertreibend, abwehrend die Hände: "Die Elenterin hat Euch bestohlen. Mir scheint es da nur recht und billig, dass Ihr Euch nun mit Zins und Zinseszins zurückholt, was Euch gehört. Wie gesagt, ich stehe seit jenem Tag im Burghof in Eurer Schuld, und so soll mir meine Vergeltung Lohn genug sein." Gold sah man seinen früheren Besitzer nicht an, für alles übrige Hab und Gut Praiosmin von Elentas mochte das freilich nicht zwingend gelten. Sollte Rifada da Vanya tatsächlich die Nachfolge der Reichsvogtin antreten, so war es recht einfach zu erklären, wie sie an derlei Besitztümer gelangt war, sollte sich in der Abgeschiedenheit Selaques überhaupt jemand dafür interessieren. Mitten in der [[Mark Ragathsquell]] oder in [[Baronie Dubios|Dubios]] aber würde man womöglich in arge Erklärungsnöte geraten. So fiel es wahrscheinlich leicht, in dieser Sache bescheiden zu sein.  
So hob er schließlich, die düsteren Gedanken vertreibend, abwehrend die Hände: "Die Elenterin hat Euch bestohlen. Mir scheint es da nur recht und billig, dass Ihr Euch nun mit Zins und Zinseszins zurückholt, was Euch gehört. Wie gesagt, ich stehe seit jenem Tag im Burghof in Eurer Schuld, und so soll mir meine Vergeltung Lohn genug sein." Gold sah man seinen früheren Besitzer nicht an, für alles übrige Hab und Gut Praiosmin von Elentas mochte das freilich nicht zwingend gelten. Sollte Rifada da Vanya tatsächlich die Nachfolge der Reichsvogtin antreten, so war es recht einfach zu erklären, wie sie an derlei Besitztümer gelangt war, sollte sich in der Abgeschiedenheit Selaques überhaupt jemand dafür interessieren. Mitten in der [[Mark Ragathsquell]] oder in [[Baronie Dubios|Dubios]] aber würde man womöglich in arge Erklärungsnöte geraten. So fiel es wahrscheinlich leicht, in dieser Sache bescheiden zu sein.  


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"Wir müssen nichts überstürzen," hob sie beschwichtigend wie entschuldigend die Hand, "die fette Wachtel fliegt uns ja nicht weg! Aber es freut mich, dass ich auf Euch zählen kann, wenn wir unserer gemeinsamen Feindin einen ungebetenen Besuch innerhalb ihres eigenen Gemäuers abstatten. Ich weiss, dass Ihr vorher noch anderes zu erledigen habt - heiratet erst in aller Ruhe Eure kleine Tobrierin, die Tochter von diesem Auswärtigen, der glaubt, unser rechtmäßiger Graf zu sein. Ich hatte gerade schon das Pech ... äh ich will sagen ... verzeiht, ich meine: die Guten Götter haben es so gefügt, dass sich gerade schon unsere Wege auf der Landstraße hierher gekreuzt haben. Wirklich ein ganz bezauberndes junges Ding!" So wie Rifada "bezaubernd" sagte, konnte ihr Gesicht den Eindruck erwecken, sie spräche über eine hochansteckende Pferdeseuche. Aber ihr war klar, dass es sich hier um eine rein politisch-dynastische Verbindung handeln musste - auch wenn es der Tochter des Tobriers ob ihrer unbestreitbar großen Schönheit gewiss nicht an Verehreren gemangelt hatte. "Ich selbst habe vorher auch noch einige Dinge in die rechten Wege zu leiten", fuhr sie fort. "Es geht um Richeza, die ...",  sie zögerte und dachte einen Moment nach, "... die uns dieses Mal wohl leider nicht wird begleiten können. Ich schlage also vor, dass Ihr in etwa einem Mond mit etwa zehn Bewaffneten, denen Ihr eng vertraut, zu mir ins Vanyadâl kommt. Von dort aus werden wir dann nach Selaque ziehen - da wir uns der Stadt nicht unbedingt über die Serpentinenstraße nähern sollten - es sei denn, wir hätten eine wirklich gute Tarnung - werden wir den Berg, auf dem die Stadt liegt, von der Rückseite aus besteigen. Das heißt: Für ein kurzes Stück des Weges werden wir das Reichsgebiet verlassen müssen und uns durchs Wildenland bewegen. Aber keine Sorge, die Blutsäufer haben vor drei Jahren einen hohen Blutzoll zahlen müssen und sind seither deutlich ruhiger geworden. Ich hatte in der ganzen Zeit seither nur ein einziges Gefecht mit einem Rudel von ihnen. Da war ich sonst immer ganz anderes gewohnt."
"Wir müssen nichts überstürzen," hob sie beschwichtigend wie entschuldigend die Hand, "die fette Wachtel fliegt uns ja nicht weg! Aber es freut mich, dass ich auf Euch zählen kann, wenn wir unserer gemeinsamen Feindin einen ungebetenen Besuch innerhalb ihres eigenen Gemäuers abstatten. Ich weiss, dass Ihr vorher noch anderes zu erledigen habt - heiratet erst in aller Ruhe Eure kleine Tobrierin, die Tochter von diesem Auswärtigen, der glaubt, unser rechtmäßiger Graf zu sein. Ich hatte gerade schon das Pech ... äh ich will sagen ... verzeiht, ich meine: die Guten Götter haben es so gefügt, dass sich gerade schon unsere Wege auf der Landstraße hierher gekreuzt haben. Wirklich ein ganz bezauberndes junges Ding!" So wie Rifada "bezaubernd" sagte, konnte ihr Gesicht den Eindruck erwecken, sie spräche über eine hochansteckende Pferdeseuche. Aber ihr war klar, dass es sich hier um eine rein politisch-dynastische Verbindung handeln musste - auch wenn es der Tochter des Tobriers ob ihrer unbestreitbar großen Schönheit gewiss nicht an Verehreren gemangelt hatte. "Ich selbst habe vorher auch noch einige Dinge in die rechten Wege zu leiten", fuhr sie fort. "Es geht um Richeza, die ...",  sie zögerte und dachte einen Moment nach, "... die uns dieses Mal wohl leider nicht wird begleiten können. Ich schlage also vor, dass Ihr in etwa einem Mond mit etwa zehn Bewaffneten, denen Ihr eng vertraut, zu mir ins Vanyadâl kommt. Von dort aus werden wir dann nach Selaque ziehen - da wir uns der Stadt nicht unbedingt über die Serpentinenstraße nähern sollten - es sei denn, wir hätten eine wirklich gute Tarnung - werden wir den Berg, auf dem die Stadt liegt, von der Rückseite aus besteigen. Das heißt: Für ein kurzes Stück des Weges werden wir das Reichsgebiet verlassen müssen und uns durchs Wildenland bewegen. Aber keine Sorge, die Blutsäufer haben vor drei Jahren einen hohen Blutzoll zahlen müssen und sind seither deutlich ruhiger geworden. Ich hatte in der ganzen Zeit seither nur ein einziges Gefecht mit einem Rudel von ihnen. Da war ich sonst immer ganz anderes gewohnt."


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Als der Name ihrer Nichte fiel, zeichneten sich kurz die arbeitenden Kiefer unter den bärtigen Wangen ab, so als bisse er sich auf die Zähne. Offensichtlich hegte er in diesem Zusammenhang noch immer einen Groll, und nickte so nur andeutungsweise. "In einem Mond hat die Kaiserin zum [[:avwik:Reichskongress|Reichskongress]] nach Ragath geladen", drehte er nachdenklich den Stil seines Kelches. "Wir sollten warten, bis sich die Aasgeier wieder verzogen haben. Also eher sechs Wochen...?" Fragend hob er den Blick. Natürlich bestand auch die vage Möglichkeit, dass sich die Reichsvogtin zu dieser Gelegenheit als direkte kaiserliche Vasallin tatsächlich einmal aus dem Schutz ihres Castillos begab. Doch waren sie gewillt den auch für An- und Abreise geltenden ''Kaiserfrieden'' zu brechen?  
Als der Name ihrer Nichte fiel, zeichneten sich kurz die arbeitenden Kiefer unter den bärtigen Wangen ab, so als bisse er sich auf die Zähne. Offensichtlich hegte er in diesem Zusammenhang noch immer einen Groll, und nickte so nur andeutungsweise. "In einem Mond hat die Kaiserin zum [[:avwik:Reichskongress|Reichskongress]] nach Ragath geladen", drehte er nachdenklich den Stil seines Kelches. "Wir sollten warten, bis sich die Aasgeier wieder verzogen haben. Also eher sechs Wochen...?" Fragend hob er den Blick. Natürlich bestand auch die vage Möglichkeit, dass sich die Reichsvogtin zu dieser Gelegenheit als direkte kaiserliche Vasallin tatsächlich einmal aus dem Schutz ihres Castillos begab. Doch waren sie gewillt den auch für An- und Abreise geltenden ''Kaiserfrieden'' zu brechen?  
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Oh, erst im Rahjamond?", rief Rifada verdutzt. "Wenn das so ist, so habe ich den Tag wohl vor dem Abend gelobt, und die Wilden haben sich Euren Boten geholt, denn es ist nie eine Einladung auf meinem Castillo eingetroffen." Sie sagte das so lapidar, als würde dergleichen im Bosquirtal andauernd geschehen. "Aber sei's drum - ich komme natürlich zu Eurer Hochzeit und fühle mich sehr geehrt!" Nun war es ihr Gastgeber, der verdutzt dreinschaute, aber Rifada fuhr sogleich fort: "Das verschafft mir die Gelegenheit, einmal ein klares Wort zu Eurem Schwiegervater in spe zu sprechen. Natürlich soll er die Hochzeit seiner Tochter noch genießen können, aber danach muss ihm deutlich gemacht werden, dass es besser für alle wäre, wenn er unser schönes Land wieder verließe,
denn er könnte niemals rechtmäßig einen Thron besetzen, der seit Alters her zum Erbe meiner Familia zählt."
"Was den Reichskongress betrifft ..." Sie machte eine läppische, wegwerfende Handbewegung. "Auch von diesem höre ich jetzt gerade durch Euch zum allerersten Mal. Mir scheint es langsam, als sei Selaque unter den Kaisergütern in Vergessenheit geraten oder in Ungnade gefallen - was Wunder bei dieser Herrin? -, denn der letzte dorthin entsandte kaiserliche Beamte, den ich gesehen habe, war der Trottel, mit dem ich aus unerfreulichen Gründen verheiratet war! Selbst als Ihr vor einem Jahr meine Brücke über die Selaqua zum Einsturz gebracht habt …" Sie hob beschwichtigend die Hand und lächelte pervalisch.
"Ja, ja, streitet es nicht ab - das wart Ihr, aber Ihr konntet nicht wissen, dass die Brücke zu meiner Junkerschaft gehörte ... übrigens eine sehr gute Idee, auf die ich auch selbst hätte
kommen können! Praiosmin blieb dadurch fast ein Jahr auf ihren Marmorquadern sitzen, bis kürzlich eine neue ausreichend stabile Brücke errichtet worden ist. Aber zurück zum Reichskongress - in meinen Augen treffen sich dort nur unwichtige Leute zum salbadern. Unsere frisch bestallten neuadligen Nachbarn beratschlagen dort mit Lakaien der Kaiserin, was man tun ''könnte'' oder was sie gerne in ihren Wunschträumen ''täten'' - aber  am Ende laufen die Dinge dann hierzulande doch so, wie die alten Familias es wollen, während diese Speichellecker und Wendehälse kommen und gehen. Die wirklich wichtigen Dinge werden in privaten Unterredungen wie unserer hier entschieden - nicht auf dem ''Reichskongress''. Wenn es Euch also nicht unbedingt zu dieser Posse und Zeitverschwendung zieht, könnten wir von mir aus auch während dieser Zeit zuschlagen. Denn soweit ich weiß, ist unsere Feindin seit ihrem mysteriösen Verschwinden auf einer Landständeversammlung durch das Wirken ihres Hexer-Geliebten Rakolus zu Landtagen und dergleichen nie mehr geladen worden. Wenn also alle Welt an diesen Tagen auf Ragath blickt, hätten wir in Selaque freie Hand um zuzuschlagen. Nun was sagt Ihr?"
Während Rifadas Monolog war draußen Hufgetrappel und Stimmengewirr aufgekommen. Vermutlich hatte nun auch die im Schnee steckengebliebene Braut des Aranjuezers den Weg in ihr zukünftiges zweites Heim gefunden.




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Ein kurzer Seitenblick seinerseits verriet, dass auch er den Lärm von draußen vernommen hatte. Anmerken ließ sich Hernán von Aranjuez die zweifellos beunruhigende Situation allerdings nicht. Noch nicht.  
Ein kurzer Seitenblick seinerseits verriet, dass auch er den Lärm von draußen vernommen hatte. Anmerken ließ sich Hernán von Aranjuez die zweifellos beunruhigende Situation allerdings nicht. Noch nicht.  


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Rifada kräuselte die Stirne, als der Hausherr seine Ansichten zum Reichskongress geäußert hatte. „Ich kann verstehen, dass Ihr Euer Erscheinen dort dann unter diesen Umständen für unumgänglich erachtet - aber für mich ist es nichts als Zeitvergeudung, dort mit dahergelaufenen [[Haferyaquirien|Haferyaquirern]] über unsere guten althergebrachten Rechte streiten zu müssen, die diese Auswärtigen einen Dreck angehen! Wie ich schon sagte - die wirklich wichtigen Dinge regeln wir sowieso untereinander - so wie jetzt in diesem Fall wider die bosquirische Jungfer. Nur feige Laffen, die zeit ihres Lebens beim Fechtunterricht immer gefehlt haben, wenden sich an die Krone, wenn ihnen jemand ein Unrecht antut.“
Sie schnaubte verächtlich. „Da zahlt man es derjenigen einfach doppelt und dreifach zurück, so dass sich erst ihre Kindeskinder wieder vom Gegenschlag erholen - so schafft man klare Verhältnisse und nicht, indem man sich am Rockschoß der Kaiserin ausheult.“
Die Tür des Zimmers ging auf, der Majordomus Mahmud trat wieder ein, dicht gefolgt von einer sehr schönen, luxuriös gekleideten jungen Frau, der wiederum zwei junge Frauen - offenbar Mägde oder Zofen - mit einem respektvollen Abstand hinterher folgten. „Ich bitte um Vergebung für die ungebührliche Störung“ stammelte der tulamidische Haushofmeister sichtlich verlegen und zuckte mit den Achseln, „aber Eure werte….äh...zukünftige Ehegemahlin bestand darauf, sofort zu Euch vorgelassen zu werd-!“
„Ja, ja, schon gut, Er kann sich zurückziehen!“ wank ihn Rahjada-Mera von Ehrenstein-Streitzig schnippisch beiseite. „Schaut nur mein Liebling, welche Auswahl an wunderbaren Stoffen und Schnittmustern ich vom besten Schneider Ragaths mitgebracht habe, damit Ihr rechtzeitig drei oder vier Kleider für mich für unser beider Hochzeit in Auftrag geben könnt.“ Sie wies mit großer Geste auf die Pakete, die die ihr nachfolgenden Zofen behutsam in den Händen trugen. Dann erstarrte sie aber, da sie erst jetzt richtig wahrnahm, mit wem ihr Anverlobter bei Tisch saß.
„Was macht DIE hier???“ frug sie entsetzt und deutete angewidert auf Rifada. Das grobe unverschämte Weib saß hier doch tatsächlich barfuß und so abgerissen, wie sie sie selbst getroffen hatte, an der Tafel ihres zukünftigen Zweitwohnsitzes und schien vertrauensvoll bekannt mit ihrem Gemahl in spe zu sein.
„Keine Sorge, Täubchen!“ knurrte Rifada. „Ich wollte gerade wieder gehen! Ein solcher Firlefanz“ - sie deutete auf die Pakete der jungen Frauen, die ebenso verächtlich wie ihre Herrin bei ihrem Anblick die Nase gerümpft hatten - „muss natürlich Vorrang haben vor der Planung eines Kriegszuges - zumindest bei Frischverliebten!“ 
Sie blinzelte Dom Hernán verschwörerisch zu und ging zur Tür, die ihr der Haushofmeister sofort höflich öffnete. „In sechs Wochen also!“ erinnerte sie den Hausherrn noch einmal. „Kommt Ihr dann zu mir ins Vanyadal, am besten nur mit einer kleinen Gefolgschaft von Euch treu ergebenen, vertrauenswürdigen Kämpen und ich bringe uns dann auf alten Schmugglersteigen ungesehen bis an den Fuß des Euch bekannten Berges! Bis dahin - gebt auf Euch acht!“ Sie schaute dabei vielsagend zur jungen Braut des Aranjuezers, als stelle sie die gefährlichste Bedrohung für dessen weiteres Leben dar.
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
"Gewiss", nickte der Condottiere zustimmend, auch wenn er es sicherlich bevorzugte, dass sich nicht einmal mehr die Kindeskinder von einem seiner Schläge erholen würden. Die di Alinas konnten ein Lied davon singen, begleitet vom Pfeifen des Windes über der Wüstenei, welche dereinst ihr Junkergut gewesen war. Einen Moment grübelte er über die Familienverhältnisse der Elenterin nach. Hatte nicht die [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Scheffelsteinerin]] Stein und Bein geschworen, dass die Reichsvogtin einen Bastard vom [[Rakolus von Schrotenstein|Schwarzen Rakolus]] hatte?
Die sich öffnende Türe riss ihn aus seinen Gedanken. Mit der Rechten machte er eine kleine, beruhigende Geste gegenüber dem bedauernswerten Mahmud. Es war schließlich nicht zu erwarten gewesen, dass der greise Haushofmeister der forschen Grafentochter allzu lange würde Widerstand leisten können. Sein zweiter Blick galt den Augen seiner zukünftigen Gemahlin, um diese dann mit nachdrücklichem Nicken auf das benutzte Geschirr auf dem Tisch zu lenken. Diese kleine Erinnerung an die guten Sitten und Gebräuche des Gastrechtes sah er wohl als notwendig an, ehe er ansetzen wollte, um sie und ihre Stoffe auf später zu vertrösten. Doch nahm ihm Rifada dies ab, als sie ihrerseits das Heft des Handels in die Hand nahm und Anstalten zum Aufbruch machte. Nicht ohne seiner Verlobten zuvor noch haarklein auseinanderzusetzen, welcher Natur ihr Treffen war. Nicht, dass er gedachte seiner Zukünftigen dergleichen zu verheimlichen, doch wäre es dem Hausfrieden heute gewiss dienlicher gewesen, wenn er dies zum rechten Zeitpunkt mit den rechten Worten hätte tun können.
So blieb ihm wenig anderes übrig, als kurz verdrießlich die Lippen zu verziehen, und sich seinerseits zu erheben. "Selbstverständlich steht Euch mein Haus zur Verfügung, solltet Ihr Euch noch von den Reisestrapazen erholen wollen." Das mochten die guten Götter verhüten, Rifada da Vanya und Rahjada von Ehrenstein-Streitzig länger als unbedingt notwendig unter einem Dach. "Mahmud wird Euch mit der Garderobe behilflich sein, und, so Ihr es wünscht, den Weg zur Rüstkammer zeigen."
Der alte Aramya riss die Augen auf. Vom Regen in die Traufe sozusagen. Einerseits froh, dass er den launischen Fängen Domna Rahjadas einstweilen entronnen war, schien es nicht, dass er Domna Rifada als wesentlich umgänglichere Alternative erachtete. "Gewiss hat Domna [[Elea von Aranjuez|Elea]] noch einige...", setzte er ein wenig voreilig an, und täuschte dann einen fürchterlichen Hustanfall vor, als ihm die Bemerkung der Vanyadalerin hinsichtlich des 'Firlefanz' einfiel, den Rahjada von Ehrenstein-Streitzig angeschleppt hatte. Mal davon abgesehen, dass die Statur ihres Gastes nun wirklich nicht recht zur rahjagefälligen Mode der aranjuezer Hofdame passte.