Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 06: Unterschied zwischen den Versionen

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Statt seinen Häschern zu entkommen, sah er sich jetzt einer noch größeren Zahl an Bewaffneten gegenüber. Ihm blieb nichts übrig, als auszuharren und zu hoffen, dass das Durcheiander, welches hier herrschte, ausreichend von ihm ablenkte. Sobald diese in Metall gewickelten Hohlköpfe verschwunden waren, stand ihm das Gräberfeld von Elenta offen; eine wahre Fundgrube für jeden Totenbeschwörer! Alte Skelette, vermodernde Leichen, vielleicht sogar ein paar Verbrannte, die nach den Ferkinaüberfällen von den wenigen Verbliebenen nur notdürftig hatten verscharrt werden können. Ja, er musste sich nur in Geduld üben und verborgen bleiben. Selbst wenn es zum Schlimmsten kam, war Erfrieren noch immer besser als das, was ihm die Suprema antun würde. ''Der Tod wartet'', dachte er bei sich, ''So warte auch Du.''
Statt seinen Häschern zu entkommen, sah er sich jetzt einer noch größeren Zahl an Bewaffneten gegenüber. Ihm blieb nichts übrig, als auszuharren und zu hoffen, dass das Durcheiander, welches hier herrschte, ausreichend von ihm ablenkte. Sobald diese in Metall gewickelten Hohlköpfe verschwunden waren, stand ihm das Gräberfeld von Elenta offen; eine wahre Fundgrube für jeden Totenbeschwörer! Alte Skelette, vermodernde Leichen, vielleicht sogar ein paar Verbrannte, die nach den Ferkinaüberfällen von den wenigen Verbliebenen nur notdürftig hatten verscharrt werden können. Ja, er musste sich nur in Geduld üben und verborgen bleiben. Selbst wenn es zum Schlimmsten kam, war Erfrieren noch immer besser als das, was ihm die Suprema antun würde. ''Der Tod wartet'', dachte er bei sich, ''So warte auch Du.''
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
"Halt!", rief Azzato, als er sich vom ersten Schrecken erholt hatte und hob sein Rapier. "Halt, in der Götter und der Vogtin Namen!" Nicht unzufrieden stellte er fest, dass die Reiter ihre Pferde zügelten und vor seiner erhobenen Waffe anhielten. "Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, auf meinem Land ein Weib zu erschießen? Sprecht!"
Statt einer Antwort sprang eine der Reiterinnen aus dem Sattel, stellte einen Fuß auf den Rücken der Erschossenen und riss den Bolzen aus deren Schädel. Etwas war seltsam. Es gab kein Blut. Mit dem Stiefel rollte die Soldatin das spärlich bekleidete Weib auf den Rücken. Es war älter, als Azzato aufgrund des dichten, braunen Haars vermutet hätte: Arme und Gesicht waren eingefallen, ebenso die Augen, die tief in ihren Höhlen lagen und widernatürlich tot wirkten.
"Habt Ihr einen Mann gesehen?", fragte der Anführer der Reiter unvermittelt. "Um die vierzig, hager, schwarzes, langes Haar, dichter Vollbart, schwarzer Mantel, Handschuhe, zu Fuß unterwegs?"
"Wer will das wissen?", fragte Azzato, pikiert, so respektlos behandelt zu werden.
Der Ritter klappte das Visier seines Helmes hoch. "Lucrann da Vanya, Baron zu Schrotenstein. Und?"
"Ihr befindet Euch hier auf dem Land der Reichsvogtin von Elenta, Dom Lucrann, sollte Euch das in Eurer – wie man sagt – ungebührlich langen Abwesenheit entfallen sein. Ihr werdet also zunächst ''mir'' einige Fragen beantworten. Also, was …"
"Wer auch immer ''Ihr'' seid", knurrte der Schrotensteiner und musterte ihn abschätzig. "Wir haben keine Zeit für Spielchen. Habt Ihr oder habt Ihr nicht einen solchen Mann gesehen?"
"Und was, wenn?", fuhr nun Juanito di Dubiana dazwischen.
"Wo ist er?", fragte der Baron, während seine Soldatin wieder aufsaß.
"Oh, das weiß ich nicht", sagte Juanito schulterzuckend und prüfte wie beiläufig die Klinge seines Rapiers.
"Ich bin Azzato von San Owilmar, Herr dieses Dorfes, und ich verlange zu wissen, warum Ihr jenen Mann sucht und was Eure …"
"Er ist ein Totenbeschwörer", erklärte der Schrotensteiner knapp. 
"Was?", entfuhr es Azzato und Juanito wie aus einem Munde, ehe Juanito in höhnisches Gelächter ausbrach und Azzato einen unbehaglichen Blick auf die Tote warf.
"Er hat gefangen gesetzt und unverzüglich nach Ragath an die Suprema überbracht zu werden!", befahl der Baron.
"Wie überaus günstig", erklärte Juanito mit einem abschätzigen Lächeln, "dass der Mann Euch schon vorausgelaufen ist." Er wies grob nach Norden und als die Bewaffneten ihn misstrauisch betrachteten, hob er die Hand, als würde er Offensichtliches darlegen. "Wo soll er wohl anders hinwollen, der Nekromant, als zu dem größten Boronkloster weit und breit, wo seit Jahrhunderten die Leichen Tausender Irrer begraben werden?"
Lucrann da Vanya starrte den Dubianer einen Moment lang an, wechselte dann einen Blick mit der Armbrustschützin, blickte noch einmal zu Azzato und Juanito, mahnend, als seien diese seien Praiostagsschüler. "Wenn Ihr ihn seht: zur Suprema, verstanden? Der Mann ist gefährlich!" Dann klappte er das Visier wieder herunter, trieb sein Pferd an, und die sechs Reiter preschten durch den knietiefen Schnee hinauf zur Straße. Bald waren sie im Dorf verschwunden.
"Das war der Vetter dieser verfluchten Da-Vanya-Hure!", sagte Azzato zähneknirschend. "Ich frage mich …"
"Haha! Was soll's?", grinste Juanito. "Den sind wir los!"
"Was, wenn sie wirklich einen Nekromanten jagen?", fragte Azzato.
"Unfug!" Juanito schüttelte den Kopf. "Wo soll denn hier plötzlich ein Totenbeschwörer herkommen? Was soll der in diesem praiosheiligen Land? Ich sag' Dir: Das ist irgendeine Verschwörung dieser Drecks-da-Vanyas, um deiner Vogtin eins reinzuwürgen!"
"Und die da?" Azzato wies mit der Waffe auf die Leiche.
"Die da?" Juanito trat auf die Tote zu, hob das Bein und ließ den Stiefel mitten in das eingefallene Gesicht krachen, wieder und wieder, bis Knochen splitterten und das zur Unkenntlichkeit entstellte Weib tief im Schnee eingesunken war. "Die da ist tot!"
Azzato atmete tief aus. "Binde sie auf deinem Pferd fest!", befahl er dem Falkner. "Wir reiten nach Albacim. Wird Zeit, der Domna Bericht zu erstatten, soll sie entscheiden, was zu tun und wie mit dem da-Vanya-Pack zu verfahren ist." ''Sie wird nicht glücklich sein'', dachte er bei sich, ''dass wir gleich drei da Vanyas haben laufen lassen!'' Aber ihm würde schon eine passende Ausrede einfallen.




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