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Noch war sie mehr als hundert Schritt entfernt, und sie kam nur langsam näher, taumelte, als sei sie benommen, ja, verwundet, denn sie zog das Bein nach, wie nach einer Knieverletzung. Sie hielt nicht auf die Ortschaft zu, sondern auf die Reiter. Ihr Nachthemd – ein solches schien sie zu tragen – flatterte im Wind. Der zunehmende Schneefall verwischte ihre Umrisse und dämpfte jeden ihrer Schritte. | Noch war sie mehr als hundert Schritt entfernt, und sie kam nur langsam näher, taumelte, als sei sie benommen, ja, verwundet, denn sie zog das Bein nach, wie nach einer Knieverletzung. Sie hielt nicht auf die Ortschaft zu, sondern auf die Reiter. Ihr Nachthemd – ein solches schien sie zu tragen – flatterte im Wind. Der zunehmende Schneefall verwischte ihre Umrisse und dämpfte jeden ihrer Schritte. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Ungeachtet der sonderbaren Gestalt, die sich der Szenerie näherte, hatte Rifada nach wie vor nur Augen für den Caballero von San Owilmar und war tunlichst darauf bedacht, zwischen ihm, dem Dubianer und Richeza zu bleiben. | |||
"Pferdediebin! Sie stiehlt mein Pferd!", brüllte Dom Azzatos Compadre. "Darauf steht der Tod! Fangt sie, Azzato! Niemand stiehlt ungestraft mein Ross!" Er zog einen Wurfdolch aus dem Gürtel und schleuderte ihn hinter der fliehenden Richeza her. Rifadas Blick folgte schreckgeweitet dem Flug der Klinge, als könnte sie sie dadurch zu Boden stürzen lassen. Glücklicherweise verfehlte sie Richeza um mehr als anderthalb Schritt. | |||
Dann war der Schönling von San Owilmar mit hasserfülltem Blick an sie heran. Rifada riss ihr Schwert hoch und schlug seinen Degenstich von unten nach oben weg. Wieder klirrten die Waffen, noch ein paar Schläge, und sie würde ihm seine dünne Klinge entzwei hauen, auch wenn anzunehmen war, dass er sich die Dienste eines sehr guten Waffenschmieds leisten konnte, denn wie alle Speichellecker, die ihr folgten, erhielt auch er angeblich ein regelmäßiges Salär von Praiosmin. | |||
"Euer vermeintlicher Grund und Boden, welcher in Wahrheit der meinige ist", zischte sie ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen zu, "interessiert mich einen Dreck! Ich bin auf dem Weg nach Ragatien und Ihr zwei Strauchdiebe haltet mich mit Sicherheit nicht davon ab!" | |||
"Ihr geht nirgendwo hin, Verräterin, außer in den Kerker!", antwortete er und packte ihr mit der freien linken Hand in die Haare und zog daran. Rifada schrie auf und rammte ihm aus kürzester Distanz den Ellenbogen ins schöne Gesicht, sodass sein ganzer Kopf wuchtig nach hinten geschleudert wurde. Dabei riss er ihr ein ganzes Büschel Haare aus. | |||
Rifada fasste sich fluchend an den Kopf - wie sie erwartet hatte, sah sie Blut an ihren Fingern. Sie schlug noch einmal mit dem Schwert nach ihm - aber der Caballero tauchte reflexartig zur Seite weg, wobei er aus dem Sattel in den Schnee stürzte. | |||
Rifada zog ihr Ross herum und ließ es drohend - die Waffe hoch erhoben - drei, vier Schritte auf den näher kommenden Dubianer zustürmen. Dieser brachte sich ebenfalls mit einem beherzten Sprung zur Seite vor den heranstürmenden Hufen in Sicherheit, sodass Rifada nun einfach einen großen Bogen ritt und der bereits achtzig, neunzig Schritt entfernten Richeza nachsetzte. Ihr diesen Vorsprung zu verschaffen, war ja ihre ganze Intention gewesen. Jetzt weg von hier, nordostwärts. Es waren nur noch wenige Meilen bis zur Grenze der Mark Ragathsquell. | |||
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