Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 16: Unterschied zwischen den Versionen

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Hernán von Aranjuez nickte schmallippig. Wieder irgendein Alleingang, der ihn eines der kostbaren Rösser beraubt hatte. Wenn er auch nur annähernd dem Befehl des Marschalls nachkommen wollte, musste er mobil bleiben, doch schmolz die Zahl seiner Pferde dahin wie ein Schneeball in der Hitze des Praiosmondes. „Ihr hattet Glück, dass wir Euren Hilferuf gehört haben, Domna Morena“, schnitt er dies leidige Thema dann gar nicht erst an. Ein kurzer Wink, und einer der Mercenarios stieg von seinem Ross und überreichte Domna Morena die Zügel. Augenblicke später kam auch schon die Spitze seines Haufens um den Felsen herum. Mit zufriedenem Lächeln setzte Morena von Harmamund einen Fuß in den Steigbügel. Sie würde also doch noch mit einem angemessenen Gefolge in ihr Castillo einziehen.
Hernán von Aranjuez nickte schmallippig. Wieder irgendein Alleingang, der ihn eines der kostbaren Rösser beraubt hatte. Wenn er auch nur annähernd dem Befehl des Marschalls nachkommen wollte, musste er mobil bleiben, doch schmolz die Zahl seiner Pferde dahin wie ein Schneeball in der Hitze des Praiosmondes. „Ihr hattet Glück, dass wir Euren Hilferuf gehört haben, Domna Morena“, schnitt er dies leidige Thema dann gar nicht erst an. Ein kurzer Wink, und einer der Mercenarios stieg von seinem Ross und überreichte Domna Morena die Zügel. Augenblicke später kam auch schon die Spitze seines Haufens um den Felsen herum. Mit zufriedenem Lächeln setzte Morena von Harmamund einen Fuß in den Steigbügel. Sie würde also doch noch mit einem angemessenen Gefolge in ihr Castillo einziehen.


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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]


Als der Haufen, nun um einen Kopf größer, weiterzog, ziemte es sich nur, dass die demnächst neue Herrin des Tales sich neben den Condottiere an die Spitze des Zuges setzte. Kurz hatte sie noch einige Worte mit Berengar getauscht, der sich dann zurück fallen ließ, und sich bei den Bewachern der Scheffelsteinerin einreihte. Offensichtlich hatte die Harmamund gesehen, welche Feindin ihrer Familia da mit gebundenen Händen ritt.  
Als der Haufen, nun um einen Kopf größer, weiterzog, ziemte es sich nur, dass die demnächst neue Herrin des Tales sich neben den Condottiere an die Spitze des Zuges setzte. Kurz hatte sie noch einige Worte mit Berengar getauscht, der sich dann zurück fallen ließ, und sich bei den Bewachern der Scheffelsteinerin einreihte. Offensichtlich hatte die Harmamund gesehen, welche Feindin ihrer Familia da mit gebundenen Händen ritt.  
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Unten im Dorf dagegen kehrte wieder erhöhte Wachsamkeit ein, denn die Siedlung schien zwar verlassen, doch war der Baron und Junker niemand, der sich gerne überraschen ließ. Wahrscheinlich hätte er es ohnehin bevorzugt, die Häuser und Hütten sicherheitshalber zu durchsuchen, doch könnte solches Tun oben im Castillo missverstanden werden, sodass sich die Mercenarios auf der Hauptstraße – oder was man hier draußen dafür hielt – wachsam in alle Richtungen umblickten.  
Unten im Dorf dagegen kehrte wieder erhöhte Wachsamkeit ein, denn die Siedlung schien zwar verlassen, doch war der Baron und Junker niemand, der sich gerne überraschen ließ. Wahrscheinlich hätte er es ohnehin bevorzugt, die Häuser und Hütten sicherheitshalber zu durchsuchen, doch könnte solches Tun oben im Castillo missverstanden werden, sodass sich die Mercenarios auf der Hauptstraße – oder was man hier draußen dafür hielt – wachsam in alle Richtungen umblickten.  


„Auf ein Wort, Herr Baron.
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Das Castillo da Vanya! Was, beim Namenlosen, hatte der Aranjuez vor? Sie auf der Burg ihrer Ahninnen gefangen setzen? Oder sie in die Hände dieser verfluchten Harmamund geben, der gegenüber er sich offensichtlich eher geneigt sah, sein Handeln zu erklären? Richeza hatte nicht mehr als Wortfetzen von dem verstanden, was die beiden ausgetauscht hatten, doch das, was sie verstanden hatte, entsprach nicht der Wahrheit und nährte ihre Wut.
 
Da spielte sich der Söldnerbaron als Befehlsempfänger des Kaisers auf, aber sie wollte verdammt sein, wenn er nicht seine eigenen Pläne verfolgte! Da jedoch kannte er sie schlecht, wenn er glaubte, dass er der Einzige war, der anderen den Tag versauen konnte! Richeza lächelte dünn.
 
Sie fürchtete den Tod nicht. Was wohl geschähe, wenn sie auf diesem Marsch ums Leben käme, gar beim Einzug in ihrer Tante Castillo? Es gab genug Zeugen für ihre Gefangennahme und auch dafür, wie sie behandelt worden war. Noch immer war keiner der Söldner auf die Idee gekommen, ihr etwas zu Trinken zu geben, der Mittagshitze zum Trotz. Und sie gefangen zu setzen, ohne ein Wort der Erklärung, das widersprach nicht nur der Etikette, das konnte, gerade angesichts der allseits bekannten Verbrüderung des Condottieres mit den Harmamunds, als Geiselname ausgelegt werden. Man brauchte nur einen gelehrten Advokaten – und sowohl ihr Großvater als auch die da Vanyas hatten genügend rechtsgelehrte Freunde ...
 
Und selbst, wenn man den Aranjuez nicht richtete, so würde er zumindest keine Lorbeeren ernten! Denn wenn sie, Richeza, starb, dann würde es keinen Frieden geben in Selaque, soviel war gewiss!
 
Ob ihre Tante sie vermissen würde? Ihr Großvater gewiss, es fiel ihr nicht schwer, sich seinen Kummer vorzustellen, und der Gedanke versetzte ihr einen Stich im Herzen. Was würde ihre Tante denken? Würde sie ihren Opfertod als Heldentat ansehen oder wenigstens als Grund, ihre Feinde in Grund und Boden zu stampfen? Oder würde sie Richeza eine Närrin heißen? Würde sie .... um sie trauern? Richeza konnte sich nicht vorstellen, dass Rifada da Vanya um irgendjemanden trauern konnte. Andererseits hatte sie auch gedacht, dass ihre Tante für niemanden Liebe empfand, und jene Szene im Mondlicht vor der Höhle in der vorgestrigen Nacht hatte sie eines Anderen belehrt.
 
Nein, wenn sie ihrer Familie nützte, dann frei und nicht ...
 
"...tot."
 
Irritiert wandte sich Richeza zu der Mercenaria um, die scheinbar ihre Gedanken aufgegriffen hatte.
 
"Was soll's? Ein Esser weniger und einer, auf den man achtgeben muss", zuckte ein Söldner mit den Schultern.
 
Redeten die über sie?, fragte sich Richeza, wurde aber abgelenkt durch Tsacharias Krähenfreund, der sich mit grimmiger Miene an ihrem Pferd vorbei nach vorne zu Hernán von Aranjuez durchdrängte.
 
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]], [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
"Auf ein Wort, Herr Baron."
Hernán von Aranjuez wandte sein Haupt, und sah Tsacharias Krähenfuß – oder wie auch immer er heißen mochte -, der von dem Verwundeten weiter hinten zu ihm nach vorne geschritten war. Wohl der Höflichkeit halber stieg der Condottiere mit klappernder Rüstung von seinem Ross, griff dessen Zügel, und sah den Heiler fragend an. "Ihr wünscht?"
 
Tsacharias Krähenfreund musterte Hérnan aus braungrünen Augen. "Es ist nicht mein Wunsch, der mich zu Euch führt", erwiderte er. "Denn meine Wünsche sind so bedeutungslos wie die Euren. Ich bin hier, um Euch daran zu erinnern, dass Ihr Euch gegen das Leben versündigt und wider die Gebote der Ewigjungen. Zu leicht verlieren wir in unserem Streben nach Glück und weltlichem Verlangen das Glück der anderen aus den Augen – aus Unwissenheit. Der Unwissenheit, dass wir durch die Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse und das blinde Befolgen von Befehlen anderen Leid zufügen."
 
Ein Pfauenauge ließ sich im weißen, zerzausten Haar des alten Mannes nieder, der leicht gebeugt in zerschlissener Toga vor ihm stand. Einst war sein Gewand wohl farbenfroh gewesen, doch Staub und Schmutz hatten einen graugelben Schleier darüber gelegt.
 
"Kehrt um, mein Sohn, bevor es zu spät ist und Euer Ehrgeiz weitere Opfer fordert! Erinnert Euch des Segens, den Ihr bei Eurer Geburt erhieltet: Dass Ihr in Freiheit und Frieden leben möchtet, dass Ihr glücklich sein und nicht leiden möchtet. Diesen Segen, den Ihr erhieltet, teilt Ihr mit allen Menschen, die Ihr in dieses Tal führtet, auch jenen, denen Ihr Gewalt antatet. Lasset die Knospe des Mitgefühls in Eurem Herzen aufgehen und Ihr werdet belohnt werden mit einem Reichtum, der unendlich und unvergänglich ist."
 
Er war alt, der Mann, alt und gebeugt, seine ledrige Haut faltig wie sein zerschlissenes Gewand, seine altersfleckigen Arme aber waren sehnig, und aus seiner Haltung sprachen weder Demut noch Furcht. Sein Blick war streng – und doch freundlich.   
 
 
 


Hernán von Aranjuez wandte sein Haupt, und sah Tsacharias Krähenfuß, der von dem Verwundeten weiter hinten zu ihm nach vorne geschritten war. Wohl der Höflichkeit halber stieg der Condottiere mit klappernder Rüstung von seinem Ross, griff dessen Zügel, und sah den Heiler fragend an. „Ihr wünscht?“




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