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======Rondrigo, Hernán, Richeza und Gendahar====== | ======Rondrigo, Hernán, Richeza, Praiodor und Gendahar====== | ||
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"Zu Befehl", nickte Berengar dem Baron von Dubios zu. Es wurde auch Zeit, dass jemand in diesem Sauhaufen den Befehl erhielt, das hatte der Marschall offenbar sogar von Punin aus erkannt. Dom Hernán war da sicher nicht die schlechteste Wahl. Berengar hatte ganz und gar nichts dagegen, den schwächsten Gaul zu reiten, denn dann konnte ihn niemand schelten, sich nicht als Erster in die Reihen des Feindes zu werfen. Wenn es hart auf hart kam - und dafür war er eigentlich schon zu alt - bevorzugte er ohnehin den Kampf zu Fuß. Für einen Almadaner ungewöhnlich, aber den beflissenen, meist adligen Reitern den Vorzug zu lassen, hatte ihn schon ein ums andere Mal die Haut gerettet. | "Zu Befehl", nickte Berengar dem Baron von Dubios zu. Es wurde auch Zeit, dass jemand in diesem Sauhaufen den Befehl erhielt, das hatte der Marschall offenbar sogar von Punin aus erkannt. Dom Hernán war da sicher nicht die schlechteste Wahl. Berengar hatte ganz und gar nichts dagegen, den schwächsten Gaul zu reiten, denn dann konnte ihn niemand schelten, sich nicht als Erster in die Reihen des Feindes zu werfen. Wenn es hart auf hart kam - und dafür war er eigentlich schon zu alt - bevorzugte er ohnehin den Kampf zu Fuß. Für einen Almadaner ungewöhnlich, aber den beflissenen, meist adligen Reitern den Vorzug zu lassen, hatte ihn schon ein ums andere Mal die Haut gerettet. | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Lasst mich los!", rief Richeza, während zwei der Söldnerinnen ihr grob die Hände auf den Rücken banden. "Nehmt Eure Finger weg!", rief sie erneut, als ein dritter Mercenario sie, nicht weniger derb, auf eines der kleinen Steinbrecherhäuser zustieß. Sie sah noch, wie die Söldnerinnen Landolo und Gilano in ein anderes Gebäude führten, dann gab der Mercenario ihr einen Stoß, und sie fiel über die Schwelle des Hauses und prellte sich hart die Schulter am Boden. Der Mann schloss die Tür und verriegelte sie von außen. | |||
"Ihr feigen Schweine! Das wird euch noch leid tun!", rief Richeza. Im Liegen trat sie gegen die Tür, wieder und wieder. Hass loderte in ihrem Innern, drängte die Bitterkeit zurück. Mühselig richtete die Edle sich auf die Knie auf, doch es gelang ihr nicht, aufzustehen. Sie sah sich nach etwas um, mit dem sie ihre Fesseln durchtrennen oder an dem sie sich hochziehen könnte, doch das Haus war spärlich eingerichtet mit einem Tisch, zwei Hockern, einer Leiter und einigen Eimern. | |||
"AUFMACHEN! LASST MICH FREI!", brüllte Richeza, und das Wissen um die Sinnlosigkeit ihres Schreiens machte sie nur umso wütender. Eine leise Stimme mahnte sie zur Besonnenheit, doch der Zorn fraß sich wie Feuer durch ihr Inneres und verzehrte jede Vernunft. Hasserfüllt warf sie sich gegen die Tür, mit der Schulter, fiel um, trat erneut gegen das Holz, ja, schlug gar mit dem Kopf gegen die Tür, ohne dass die ohnmächtige Wut sich lindern ließ. | |||
Wieder war sie gefangen, eingesperrt! Das wievielte Mal in ihrem Leben? Und warum? Warum? Was hatte sie denn getan? Alles, was sie wollte, war, Praiodor aus diesem ganzen Streit herauszuhalten, ihn von hier fortzubringen, in Sicherheit! Aber Praiodor kannte sie nicht mehr, und dem Streit schien sie auch nicht entkommen zu können, ihr Name, ihr Blut beschworen ihn herauf, ob sie wollte oder nicht. Was ihre Tante nur denken würde, dass sie sich abermals hatte gefangen nehmen lassen? | |||
Richezas wegen würde die Junkerin nun möglicherweise ihr Castillo nicht zurückbekommen! Der Aranjuez und die Harmamund würden triumphieren, und Rifada würde sich entscheiden müssen zwischen ihrem Besitz und ihrer Nichte. Wie würde sie sich entscheiden? Richeza wusste nicht, was sie sich wünschen sollte. Ein trotziger, noch immer von Hass erfüllter Teil von ihr sagte ihr, es wäre für alle das Beste, wenn ihre Tante auf ihr Castillo setzte, egal, was mit Richeza geschähe. Ein anderer Teil von ihr erinnerte sich der Worte ihrer Tante in der Waffenkammer des Bergfrieds, und dieser Teil wurde von Selbstmitleid und dem schlechten Gewissen geplagt, ihrer Familia eine Last zu sein. | |||
'Reiß dich zusammen, Richeza!', flüsterte die Stimme der Vernunft, doch gegen die tiefe Enttäuschung vermochte sie sich nicht durchzusetzen. Richeza kroch von der Tür fort und rollte sich unter dem Tisch zusammen. Sie musste an Moritatio denken - für einen kurzen Moment bereute sie seine Flucht, zu der, da war sie sich sicher, ihr abendliches Gespräch nicht unmaßgeblich beigetragen hatte. Sie musste an ihre Tante denken, die Moritatios Vater zwar nicht liebte, doch wenigstens selbst von Dom Berengar geliebt wurde und deren Liebe zumindest von einer Frau erwidert wurde. Selbst ihre harte, unerschütterliche Tante hatte also jemanden, der ihr beistand, obwohl sie nie den Anschein erweckt hatte, dass sie irgendjemandes Beistand oder Liebe im Mindesten benötigte. Aber sie, Richeza, hatte niemanden. | |||
Vergeblich kämpfte die Edle gegen die Tränen an, die ihr in die Augen traten und über die Wangen rollten. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu schluchzen. So einsam wie in diesem Augenblick hatte sie sich seit sehr langer Zeit nicht mehr gefühlt. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Derweil erreichte Hernán die Söldnerin, welche er auf die Suche nach Gendahar von Streitzig geschickt hatte, einige Worte wurden gewechselt, woraufhin der Condottiere die Augenbrauen nachdenklich zusammen schob. Abermals einige Worte, dann war die Frau schon wieder unterwegs, irgendeinen Befehl auszuführen – beispielsweise den Krähenfreund aufzutreiben. | Derweil erreichte Hernán die Söldnerin, welche er auf die Suche nach Gendahar von Streitzig geschickt hatte, einige Worte wurden gewechselt, woraufhin der Condottiere die Augenbrauen nachdenklich zusammen schob. Abermals einige Worte, dann war die Frau schon wieder unterwegs, irgendeinen Befehl auszuführen – beispielsweise den Krähenfreund aufzutreiben. | ||
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Zögernd kam Praiodor näher und blieb vor dem Condottiere stehen, betrachtete ihn eingehend und nickte dann leicht auf Dom Hernáns Frage nach der Geschichte. Dann plötzlich schien ihm etwas einzufallen und er wirkte angespannt. "Wenn ... Domna Richeza mich ... gerettet hat - warum sperrt Ihr sie dann ein?" | Zögernd kam Praiodor näher und blieb vor dem Condottiere stehen, betrachtete ihn eingehend und nickte dann leicht auf Dom Hernáns Frage nach der Geschichte. Dann plötzlich schien ihm etwas einzufallen und er wirkte angespannt. "Wenn ... Domna Richeza mich ... gerettet hat - warum sperrt Ihr sie dann ein?" | ||
„Was für ein schlauer Bursche Du doch bist …“, grinste der Condottiere verschwörerisch, und lehnte sich leicht nach vorne, ganz so, als wolle er dem Jungen ein Geheimnis anvertrauen. Entsprechend versicherte er sich erst einmal durch einen knappen Seitenblick nach rechts und links, dass die Luft rein war, dann raunte er: „Das ist ein Spiel, Praiodor. Wir verstecken Domna Richeza vor den bösen Menschen. Aber pschhhhhhhhhhhht!“ Mit vielsagendem Lächeln legte er den Zeigefinger an die Lippen. | |||
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„Dom Gendahar?“, trat derweil die Söldnerin ins Blickfeld des Streitzigers. „Der Condottiere hat den Aufbruch befohlen, umgehend. Könnt Ihr laufen?“ | „Dom Gendahar?“, trat derweil die Söldnerin ins Blickfeld des Streitzigers. „Der Condottiere hat den Aufbruch befohlen, umgehend. Könnt Ihr laufen?“ | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Der Streitziger versuchte zu verstehen, was Dom Hernán mit dem Jungen sprach, aber sie waren zu weit weg und sprachen zu leise. | |||
In dem Moment trat die Söldnerin in sein Blickfeld und sprach ihn an, als sei er einer ihrer Spießgesellen. Er zog eine Augenbraue hoch und fixierte die Söldnerin von oben herab. "Ich kann mich nicht daran erinnern, Vertraulichkeiten mit dir ausgetauscht zu haben." | |||
Dann hörte er wieder Schreie, vom anderen Ende des Dorfes, aber unverkennbar Schreie. "Was geht dort vor? Ich habe einen Kampf gehört, und Richeza von Scheffelstein hat geschrieen. Gerade eben, das war doch auch ihre Stimme! Sind die Ferkinas eingefallen? Ist ihr die Harmamund an die Gurgel gegangen ... oder etwa umgekehrt?" Bei den letzten Worten hob er die Stimme, so dass auch Dom Hernán ihn hören musste. | |||
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'''Autor:''' [[Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Hernán von Aranjuez wandte kurz das Haupt, als von der Seite des Platzes des Streitzigers Stimme erklang. Kurz nickte er dem Thangolsforster zu, ihm zu verstehen zu geben, dass er sein Begehren nach Aufklärung vernommen hatte und sich baldigst darum kümmern würde. Dann sah er wieder Praiodor an, und nickte kurz abermals in Richtung Gendahars, und zwinkerte dem Jungen zu: „Siehst du, den ersten haben wir schon hereingelegt. Und Dom Gendahar ist noch nicht mal einer von den bösen Menschen.“ | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | '''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | ||
Praiodors grüne Augen blickten Dom Hernán von unten herauf zweifelnd an. Schließlich furchte er die Stirn. "Ihr lügt!", sagte er geradeheraus und machte einen Schritt rückwärts. Er wirkte alarmiert und blickte zu beiden Seiten, fast als suche er zwischen den Bewaffneten nach einem Fluchtweg. | |||
"Ihr | |||
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'''Autor''' | '''Autor:''' [[Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | ||
Die Mercenaria indes trat nervös von einem Fuß auf den anderen. So wirklich schien ihr nicht klar zu sein, dass sie Standespersonen nicht einfach mit Vornamen anzusprechen hatte, gleich ob mit oder ohne Dom. Auch wusste sie ja selbst nicht so recht, was hier eigentlich vor sich ging, sondern führte lediglich Befehle aus. „Also … äh … Euer Edelwohlhochgeboren …“, irgendwas davon würde schon stimmen! „Dom Ron … äh … Seine Nobelhochedelgeboren vom Eisenwalde rückt gleich mit seinen Leuten ab, und Dom Her … der Capitán …“, endlich mal etwas Einfaches! „Der Capitán wird bald folgen.“ | |||
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Zu seiner Rechten tauchte am Wegesrand ein umgestürzter Wegweiser auf. 'Elenta' stand auf dem einen hölzernen Pfeil, 'Vanyadâl' auf dem anderen. Und in diesem Moment hatte er seine Entscheidung getroffen. Es war seine Heimat, und er musste sie befreien! "Rasch! Lauf zu!", trieb er sein kurzzeitig langsamer gewordenes Pferd wieder zur Eile an. Es war nicht mehr weit bis zum Castillo - vielleicht noch zehn Meilen. | Zu seiner Rechten tauchte am Wegesrand ein umgestürzter Wegweiser auf. 'Elenta' stand auf dem einen hölzernen Pfeil, 'Vanyadâl' auf dem anderen. Und in diesem Moment hatte er seine Entscheidung getroffen. Es war seine Heimat, und er musste sie befreien! "Rasch! Lauf zu!", trieb er sein kurzzeitig langsamer gewordenes Pferd wieder zur Eile an. Es war nicht mehr weit bis zum Castillo - vielleicht noch zehn Meilen. | ||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 13|Teil 13]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 14|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 15|Teil 15]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 13|Teil 13]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 14|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 15|Teil 15]]}} | ||
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