Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 12: Unterschied zwischen den Versionen

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Romina dachte kurz nach. Scheinbar wollte ihre neue Freundin sie beim Tragen des Jungen ablösen. So wie sich ihre Knie anfühlten, war das auch dringend notwendig. Kurz warf sie einen Blick nach hinten und rümpfte die Nase. Was scherte es sie, was die beiden Weibsstücke dachten? Sie traute Golshan. Sie sah die Ferkina an und nickte mit einem müden Lächeln. Dann wechselte der schlafende Junge ohne aufzuwachen auf den Rücken der Wilden, die Comtessa nahm das Schwert wieder zur Hand und folgte Golshan weiter den Berg hinauf.
Romina dachte kurz nach. Scheinbar wollte ihre neue Freundin sie beim Tragen des Jungen ablösen. So wie sich ihre Knie anfühlten, war das auch dringend notwendig. Kurz warf sie einen Blick nach hinten und rümpfte die Nase. Was scherte es sie, was die beiden Weibsstücke dachten? Sie traute Golshan. Sie sah die Ferkina an und nickte mit einem müden Lächeln. Dann wechselte der schlafende Junge ohne aufzuwachen auf den Rücken der Wilden, die Comtessa nahm das Schwert wieder zur Hand und folgte Golshan weiter den Berg hinauf.
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'''Autor:''' [[Benutzer: SteveT|SteveT]], [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Rifada da Vanyas Gesicht hatte sich während des Berichts ihrer Nichte noch weiter verdüstert. "Darüber reden wir noch! Praiosmins Bastard, sagst du? Gerade habe ich noch gedacht, dass mein Zorn auf die vermaledeite Dämonenbuhle nicht mehr größer werden kann - aber er kann ... er kann!"
Sie zog das Falcata aus der Erde und hob lauschend den Kopf. Jetzt hörte Richeza es auch: Leise Schreie! Sie kamen von vorne, dort, wo die anderen beiden Frauen um die Wegbiegung verschwunden waren. Richeza zögerte keinen Augenblick, ließ ihre Tante einfach stehen und hastete den Pfad weiter bergan. Die Felswand zu ihrer Rechten trat zurück, der Weg beschrieb einen weiten Bogen nach links. Die anderen beiden Frauen waren bereits ein ganzes Stück voraus und passierten soeben einen Geröllhang. Zu ihrem Entsetzen bemerkte Richeza, dass es die Wilde war, die nun den Jungen auf ihrem Rücken trug.
Ihr Schrecken wurde noch größer, als sie eine Bewegung hoch oben über dem Geröllfeld wahrnahm. Sie hielt kurz inne und beschattete die Augen mit der Hand, um besser sehen zu können, aber es bestand kein Zweifel: Ferkinas! Fünf, sechs, sieben, mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr! Sie waren noch sehr weit oben, aber sie hatten die Comtessa und die Wilde bereits entdeckt. Diese hatten die Ferkinas ihrerseits bemerkt und begannen zu rennen. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Wilden herab waren.
Praiodor! Richeza stolperte vorwärts. Der kaputte Stiefel behinderte sie, aber die Erschöpfung war vergessen. Sie musste den Jungen in Sicherheit bringen! Wie hatte sie ihn nur je aus den Händen geben können?
Schreie von Vorne: Etwas hatte die Comtessa am rechten Arm getroffen. Ein Stein? Nein: Ein Pfeil! Ein zweiter Pfeil traf die junge Frau in die Hüfte. Sie taumelte, wurde langsamer. Die Ferkina rannte mit dem Jungen einfach weiter. Richeza rannte auch. Die Ferkinas begannen, den Hang hinabzuklettern. Auf dem Geröll kamen sie nicht schnell voran, aber immerhin ging es für sie bergab, während die Frauen aufwärts liefen.
Nun hatte der Schütze Richeza entdeckt. Ein Pfeil flog dicht über ihren Kopf hinweg, ein zweiter prallte von einem Stein ab. Es gab nichts, was Richeza tun konnte. Würde sie umkehren oder Deckung suchen, wäre Praiodor verloren, während sie selbst sich bald im Zelt der Ferkinas wiederfände. Sie konnte nicht einmal Haken schlagen, der Weg war nicht breit genug, und es kostete nur Kraft und Zeit. Also rannte Richeza einfach weiter, ungeachtet der Pfeile, die sie nur knapp verfehlten.
Die Wilde – Golshan – war nicht mehr zu sehen, die Comtessa schleppte sich soeben um die nächste Biegung. Richeza hetzte weiter. Lange würde sie das Tempo nicht durchhalten. Ihr schien, als könne sie gar nicht schnell genug atmen, um Luft zu bekommen; ihre Lunge brannte wie Feuer. Noch zwanzig Schritt, dann hätte sie das Ende des Geröllfeldes erreicht. Achtzehn noch, dann wäre sie in Deckung.
Sie wagte einen Blick nach oben: Die meisten Ferkinas hatten die Hälfte des Hanges hinter sich gebracht. – Gebell! Irgendwo hinter der nächsten Wegbiegung bellte ein Hund. Wahrscheinlich waren da noch mehr Barbaren. Wahrscheinlich hatten sie Golshan und die Comtessa bereits überwältigt. Sie rannte ihnen geradewegs in die Arme! – Und? Was sollte sie sonst tun? Dann würde sie eben sterben bei dem Versuch, Praiodor zu verteidigen. Richeza verspürte keine Angst, nur eine tiefe, alles betäubende Traurigkeit. So also. Nach allem.
Der Schlag in ihren Rücken war so hart, dass Richeza zu Boden stürzte und mit der Stirn aufschlug. Die Knie des Ferkinas bohrten sich in ihre Wirbelsäule. Er rief etwas und erhielt von weiter oben eine unverständliche Antwort. Richeza versuchte, den Angreifer abzuschütteln, aber er war zu schwer. Sie kam nicht einmal an den Dolch in ihrem Stiefel.
"Zurück!", brüllte er in der Sprache der Barbaren, soviel verstand sie. Sie drehte den Kopf zur Seite. Aus den Augenwinkeln sah sie ihre Tante. Mit erhobenem Falcata stand sie mitten auf dem Weg, nur drei Schritt entfernt. Ein abgebrochener Pfeil steckte in ihrer Lederrüstung. Die Ferkinas auf dem Hang kamen immer näher.
"Zurück!", brüllte der Wilde erneut in Richtung der Junkerin und fuchtelte mit einem schartigen Wurfmesser. Richeza spannte die Muskeln. Wut ergriff sie. Der Ferkina fasste grob in ihr Haar und drückte ihr die rostige Klinge an die Kehle, schrie ihrer Tante unverständliche Worte entgegen. Das Messer unter ihrem Kinn erinnerte Richeza schmerzlich daran, diese Situation nicht zum ersten Mal zu durchleben. Damals war ihr gleichgültig gewesen, ob sie starb oder nicht. Diesmal war es das nicht: Tief in ihrem Innern wollte sie leben. Aber nie war eine Situation so aussichtslos erschienen.
"Yil'Hayatim", hörte sie den Mann auf ihrem Rücken sagen. Das Gesicht ihrer Tante war ein Bild namenlosen Hasses. Und doch schlug sie nicht zu. Ihretwegen ...
Richeza nutzte die Abgelenktheit des Mannes und bog ihren Kopf von der Klinge zurück. Als der Wilde sie ansah, um das Messer nachzuziehen, schlug sie ihre Zähne in seinen Daumen. Sie biss zu, so fest sie konnte. Ihre Zähne gruben sich tief in sein Fleisch, durchtrennten Muskeln und Gefäße. Blut füllte Richezas Mund – der Mann schrie –, dann wurde ihr Kopf zurückgerissen. Sie ließ nicht los. Erst als ihre Schläfe gegen einen Stein schlug, öffnete sich ihr Kiefer. Noch einmal riss der Ferkina Richeza am Haar zurück, schmetterte ihren Kopf zu Boden.
Blaue Funken tanzten vor Richezas Augen. Blut platzte aus ihrer Stirn, lief ihr ins Auge. Ein hohes Summen war alles, was sie hörte. Die Steine vor ihrem Gesicht verschwammen. Von allen Seiten her wurde es dunkel. Nur die Steine waren zu sehen, blutbespritzt, ganz nah.




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