Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 04: Unterschied zwischen den Versionen

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Erst jetzt, als er seinen Monolog beendet hatte und sein erster Zorn etwas verflogen war, wurde ihm vollends bewusst, was seine Tochter gerade gesagt hatte.
Erst jetzt, als er seinen Monolog beendet hatte und sein erster Zorn etwas verflogen war, wurde ihm vollends bewusst, was seine Tochter gerade gesagt hatte.


"Du hast dich also mit der Waffe in der Hand den Feinden entgegengestellt, die an unser Hab und Gut wollten? Recht getan, mein Kind - so handelt eine Alina! Aber was ist mit dem Vieh und vor allem mit den Pferden? Konnten sie wenigstens gerettet werden?" In seiner Frage schwang eine unausgesprochene Drohung mit, dies besser zu bejahen, dann andernfalls sogleich der nächste Wutausbruch folgen würde.
"Du hast dich also mit der Waffe in der Hand den Feinden entgegengestellt, die an unser Hab und Gut wollten? Recht getan, mein Kind - so handelt eine Alina! Aber was ist mit dem Vieh und vor allem mit den Pferden? Konnten sie wenigstens gerettet werden?" In seiner Frage schwang eine unausgesprochene Drohung mit, dies besser zu bejahen, da andernfalls sogleich der nächste Wutausbruch folgen würde.


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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]


Dulcinea schluckte. Ihr Mut begann bereits wieder zu sinken. Nach [[Ragath]] sollte sie reiten. Allein etwa? Und mit dem Söldnerpack eines der berüchtigsten [[Condottiere]]s Almadas verhandeln? Ja: Mit der Castellan des Grafen gar? Was sollte sie denn da sagen? Sie hatte keine Ahnung von Verhandlungen. Die würden sie doch einfach über den Tisch ziehen!
Dulcinea schluckte. Ihr Mut begann bereits wieder zu sinken. Nach [[Ragath]] sollte sie reiten. Allein etwa? Und mit dem Söldnerpack eines der berüchtigsten [[Condottiere]]s Almadas verhandeln? Ja: Mit dem Castellan des Grafen gar? Was sollte sie denn da sagen? Sie hatte keine Ahnung von Verhandlungen. Die würden sie doch einfach über den Tisch ziehen!


"Natürlich habe ich an das Vieh gedacht, Vater", sagte sie, nicht mehr ganz so selbstsicher. Sie war müde und hatte Kopfschmerzen. Jetzt, da sie in Sicherheit war, wollte sie nur noch schlafen. Nein: Vorher wollte sie Wein. War das etwa Wein dort in dem Krug zu Füßen des bärtigen Söldnerführers? Seufzend riss sich Dulcinea selbst aus den Gedanken.
"Natürlich habe ich an das Vieh gedacht, Vater", sagte sie, nicht mehr ganz so selbstsicher. Sie war müde und hatte Kopfschmerzen. Jetzt, da sie in Sicherheit war, wollte sie nur noch schlafen. Nein: Vorher wollte sie Wein. War das etwa Wein dort in dem Krug zu Füßen des bärtigen Söldnerführers? Seufzend riss sich Dulcinea selbst aus den Gedanken.
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'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


"Keine Sorge, mein Kind! Hier bei mir wird Dir nichts geschehen!" klopfte Ordonyo seiner Tochter erstmals anerkennend auf den Rücken und wies auf die entkorkte Weinflasche zu Füßen des Capitans. In einer Ecke stand auf einem kleinen Tisch auch ein angeschnittener Laib Brot und ein länglicher Ziegenkäse.
"Keine Sorge, mein Kind! Hier bei mir wird dir nichts geschehen!", klopfte Ordonyo seiner Tochter erstmals anerkennend auf den Rücken und wies auf die entkorkte Weinflasche zu Füßen des Capitans. In einer Ecke stand auf einem kleinen Tisch auch ein angeschnittener Laib Brot und ein länglicher Ziegenkäse.


"Iss und trink erst einmal und stärke Dich! Dein Vater wird diese Scharte auf unserem Schild mit dem Blut derjenigen auswaschen, die das getan haben - verlass' Dich drauf!"
"Iss und trink erst einmal und stärke dich! Dein Vater wird diese Scharte auf unserem Schild mit dem Blut derjenigen auswaschen, die das getan haben - verlass' dich drauf!"


Er begann wieder überlegend auf und ab zu wandern. "Wenigstens die Rösser sind also scheinbar geblieben - sehr gut! Capitan, schickt zwei Eurer Leute aus, die Tiere und ihre Hirten in den Kuppen zu finden und sie nach Norden in Sicherheit zu bringen! Sie sollen sie erst einmal in den Valenca-Grund treiben - ich werde selbst miit der dortigen Junkerin sprechen und ihr alles erklären. Mundilla - ich habe es mir anders überlegt! Wir reiten beide zusammen in die Rote Stadt, sonst zieht Dich der alte Sforigan noch über den Tisch! Und wir werden uns auch gar nicht vom Castellan abspeisen lassen, sondern gleich einmal dem Tobrier höchstpersönlich einen Antrittsbesuch abstatten - dann werden wir sehen, ob unser Haferyaquirer als Graf etwas taugt oder ob er eine solche Willkür in seinem Lande duldet."
Er begann wieder überlegend auf und ab zu wandern. "Wenigstens die Rösser sind also scheinbar geblieben - sehr gut! Capitan, schickt zwei Eurer Leute aus, die Tiere und ihre Hirten in den Kuppen zu finden und sie nach Norden in Sicherheit zu bringen! Sie sollen sie erst einmal in den Valenca-Grund treiben - ich werde selbst mit der dortigen Junkerin sprechen und ihr alles erklären. Mundilla - ich habe es mir anders überlegt! Wir reiten beide zusammen in die Rote Stadt, sonst zieht dich der alte Sforigan noch über den Tisch! Und wir werden uns auch gar nicht vom Castellan abspeisen lassen, sondern gleich einmal dem Tobrier höchstpersönlich einen Antrittsbesuch abstatten - dann werden wir sehen, ob unser Haferyaquirer als Graf etwas taugt, oder ob er eine solche Willkür in seinem Lande duldet."


Der Capitan nickte und wollte hinaus zu seinen Untergebenen gehen, aber Ordonyo hielt ihn am Arm fest, ehe er das Haus verlassen konnte. "Nicht so schnell, Capitan! Für Euch selbst habe ich auch einen Auftrag! Da wir selbst niemals so viele Leute wie die da Vanyas unter Sold nehmen können, die siebenhundert Jahre Vorsprung hatten, jhr Vermögen zusammen zu raffen, müssen wir eben dafür sorgen, daß ihr Aufgebot mindestens bis auf die Größe des unseren zusammengeschrumpft ist, bis wir auf sie treffen."
Der Capitan nickte und wollte hinaus zu seinen Untergebenen gehen, aber Ordonyo hielt ihn am Arm fest, ehe er das Haus verlassen konnte. "Nicht so schnell, Capitan! Für Euch selbst habe ich auch einen Auftrag! Da wir selbst niemals so viele Leute wie die da Vanyas unter Sold nehmen können, die siebenhundert Jahre Vorsprung hatten, ihr Vermögen zusammenzuraffen, müssen wir eben dafür sorgen, dass ihr Aufgebot mindestens bis auf die Größe des unseren zusammengeschrumpft ist, bis wir auf sie treffen."


Der Capitan erbleichte: "Ihr wollt, daß ich mit meinen wenigen Leuten ein ganzes Terzio angreife? Das wäre ein Alveranskommando, Euer Wohlgeboren!"
Der Capitan erbleichte: "Ihr wollt, dass ich mit meinen wenigen Leuten ein ganzes Terzio angreife? Das wäre ein Alveranskommando, Euer Wohlgeboren!"


"Das weiß ich selbst!" schüttelte die Elster den Kopf und seine Augen begannen listig zu leuchten, was bei allen Menschen, die ihn gut kannten, sämtliche Alarmglocken läuten ließ. "Aber sie und wir haben gemeinsame Feinde, die wir vielleicht für unsere Zwecke einspannen können..."
"Das weiß ich selbst!", schüttelte die Elster den Kopf und seine Augen begannen listig zu leuchten, was bei allen Menschen, die ihn gut kannten, sämtliche Alarmglocken läuten ließ. "Aber sie und wir haben gemeinsame Feinde, die wir vielleicht für unsere Zwecke einspannen können ..."


"Äh... Ihr meint doch nicht etwa die Wilden?" glotzte ihn der Capitan ungläubig an, der noch nie gehört hatte, daß sich die Barbaren zu einem Pakt mit Docenyos bereit erklärt hätten.
"Äh ... Ihr meint doch nicht etwa die Wilden?", glotzte ihn der Capitan ungläubig an, der noch nie gehört hatte, dass sich die Barbaren zu einem Pakt mit Docenyos bereit erklärt hätten.


"Doch, genau die meine ich!" bestätigte Dom Ordonyo seine schlimmsten Befürchtungen. "Meines Wissens lagert ein großes Heer von ihnen in der Elentinischen Ebene nahe des Krötensees. Die Vanyadâlerin wird ihr Aufgeot schnurstracks die Straße entlang zum ihrem Castillo führen, um es zurückzuerobern. Eure Aufgabe wird es sein, die Ferkinas zu reizen und ebenfalls dorthin zu locken! Wenn die dumme Rifada vor den Mauern ihrer eigenen Burg steht und sie belagert, weil drinnen Yegua von Elenta hockt und ihr dann noch die Wilden in den Rücken fallen, so daß sie zwischen zwei Parteien eingekeilt ist, dann ziehen wir mit unserem angeworbenen Aufgebot als lachende Vierte heran und geben ihr endgültig den Rest. Und bei mir gibt es keinen langen Proceß, sondern nur einen schnellen Schnitt durch die Kehle!"
"Doch, genau die meine ich!", bestätigte Dom Ordonyo seine schlimmsten Befürchtungen. "Meines Wissens lagert ein großes Heer von ihnen in der Elentinischen Ebene nahe des Krötensees. Die Vanyadâlerin wird ihr Aufgeot schnurstracks die Straße entlang zu ihrem Castillo führen, um es zurückzuerobern. Eure Aufgabe wird es sein, die Ferkinas zu reizen und ebenfalls dorthin zu locken! Wenn die dumme Rifada vor den Mauern ihrer eigenen Burg steht und sie belagert, weil drinnen Yegua von Elenta hockt und ihr dann noch die Wilden in den Rücken fallen, sodass sie zwischen zwei Parteien eingekeilt ist, dann ziehen wir mit unserem angeworbenen Aufgebot als lachende Vierte heran und geben ihr endgültig den Rest. Und bei mir gibt es keinen langen Proceß, sondern nur einen schnellen Schnitt durch die Kehle!"


Mit jedem Wort kam sichtlich ein Stück seines normalerweise unverbüchlichen Selbstvertrauens zurück. Er sah zu, wie seine Tochter mit großen Schlücken die vorher noch mehr als halbvolle Weinflasche leerte und auch das Brot und den Ziegenkäse bis zum letzten Bissen vertilgte. Als sie jedoch auch noch seufzend ihre Stiefel hochlegen wollte, wank er ihr zu, gleich wieder aufzustehen.
Mit jedem Wort kam sichtlich ein Stück seines normalerweise unverbrüchlichen Selbstvertrauens zurück. Er sah zu, wie seine Tochter mit großen Schlucken die vorher noch mehr als halbvolle Weinflasche leerte und auch das Brot und den Ziegenkäse bis zum letzten Bissen vertilgte. Als sie jedoch auch noch seufzend ihre Stiefel hochlegen wollte, wank er ihr zu, gleich wieder aufzustehen.


"Nichts da, Mundilla! Ich lasse Dir ein neues Pferd geben. Wir beide reiten jetzt gleich weiter in Richtung Norden - nach Valenca. Von dort aus geht es dann morgen früh nach Ragath! Schlafen können wir, wenn unsere Feinde tot sind!"
"Nichts da, Mundilla! Ich lasse dir ein neues Pferd geben. Wir beide reiten jetzt gleich weiter in Richtung Norden - nach Valenca. Von dort aus geht es dann morgen früh nach Ragath! Schlafen können wir, wenn unsere Feinde tot sind!"


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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Gerade hatte Dulcinea es sich bequem machen wollen, als die Worte ihres Vaters in ihren bereits leicht benebelten Geist drangen. Sie glotzte ihn an. "Was ... jetzt? Vater, es ist mitten in der Nacht, ich bin zwei Tage durchgeritten auf einem lahmen Pferd, musste nachts mehrmals mein Versteck wechseln, um nicht von Ferkinas entdeckt zu werden, hab kaum gegessen und getrunken und ..."
Ihr war schon wieder zum Weinen zumute. Das war nicht das Leben, das sie sich vorstellte. Warum konnte sie nicht einfach wieder auf der Veranda sitzen, die Sonne genießen, einen [[Dubioser Ragatzo|Ragatzo]] kippen oder zwei oder drei und ihre Ruhe haben? Das musste alles ein schlechter Traum sein! Sie wollte aufwachen! Nein: Eigentlich wollte sie schlafen. Sofort.
Aber dann sah sie wieder den bärtigen Söldner an, der sie auf unbestimmte Weise an den alten Rigoroso erinnerte und daran, dass sie besser ihre Rolle spielte, wenn ihr Vater sie ihr abnehmen sollte. Sie stellte sich vor, Dom Dulcineo zu sein, schlank und groß, gewitzt, unerschrocken – gerade so, wie ihr Bruder, der Säugling, es in den Augen ihres Großvaters gewesen war.
Dom Dulcineo grinste ihren Vater an. "... und Ihr scheucht mich gleich weiter und dann noch ins Dorf der tausend hässlichsten Frauen Almadas? Glaubt ja nicht, dass ich mir dort eine aussuchen werde! Äh ..." Sie verlor kurz den Faden, weil ihr aufging, dass sie ihren Vater vielleicht auf falsche Gedanken brachte. Aber Dom Dulcineo war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. "Na, Vater, nun macht nicht so ein Gesicht! Aber in zwei Dingen muss ich Euch widersprechen: Schlafen können wir, wenn ''wir'' tot sind. Und wir reiten erst weiter, wenn wir wenigstens auf den Tod unserer Feinde angestoßen haben. Soviel Zeit muss sein, bei Boron!" Dom Dulcineo schenkte ihrem Vater ein entwaffnendes Lächeln, legte ihm jovial die Hand auf den Arm und zwinkerte dem Söldnerführer zu.
Dulcinea staunte nur, wie leicht das Leben war, wenn man ein Mann war.




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