Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 03: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


=====27. Praios, vormittags=====
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"Mmmhh!" brummte sein Cumpan genauso niedergeschlagen als Zeichen der Zustimmung. "Wüsste zu gerne, wer das war. So einen Wumms hat doch kein normales, anständiges Weibsbild..."
"Mmmhh!" brummte sein Cumpan genauso niedergeschlagen als Zeichen der Zustimmung. "Wüsste zu gerne, wer das war. So einen Wumms hat doch kein normales, anständiges Weibsbild..."


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Auf dem Karrenweg gen Selaque'''<br>
'''27. Praios 1033 BF, Nachmittags'''
Strammen Schrittes marschierte Rifada da Vanya  den staubigen Karrenweg südwärts, der geradewegs auf den befestigten Vogtsitz und Marktflecken Selaque zuführte. Aber sie hatte nicht vor, solange auf diesem Weg zu bleiben. Sie trug das erbeutete Falcata, ein mächtiges Mercenario-Schwert zu anderthalb Hand, das sie den Wegelagerern abgenommen hatte, locker über ihre rechte Schulter gelegt und stopfte sich mit der linken Hand einige Quitten in den Mund, die sie hin und wieder im Vorbeigehen von den Sträuchern entlang des Weges abriß.
'Widerlich!' dachte sie still bei sich. 'Wer hätte gedacht, daß diese Mistdinger ungekocht und uneingelegt so ekelhaft schmecken?' Hätte sie heute schon irgendetwas anderes als Wut im Bauch gehabt, so hätte sie von nun an einen großen Bogen um sämtliche Quittensträucher Almadas gemacht. Trotzig begann sie die Tenzone von der Magnatendrescherei bei Tres Vaqas Flacas zu pfeifen - dem heimlichen Lieblingslied fast jeden Bosquirers, obwohl es offiziell verboten war, weil die Yaquirtaler Laffen und damit viele heutige kaiserliche Hofbeamte nicht sonderlich gut darin wegkamen.
Wenn man das reife Korn und die vielen Früchte ringsumher so sah, hätte ein zarter besaiteter Mensch wie sie selbst glatt der Verzweiflung anheim fallen können. Raps, Roggen und Dinkel waren reif, die Obstbäume und -sträucher standen in voller Pracht - aber ihre Früchte würden irgendwann verfaulen oder verdorren oder als Vogelfutter enden, denn es war weit und breit niemand mehr da, um die Ernte einzubringen. Die Bauern und Eigenhörigen dieses Landstrichs waren alle längst vor den Ferkinas geflohen und die Wilden selbst hatten - anders als jeder "zivilisierte" Feind - Peraines Gaben vollkommen außer Acht gelassen und 'nur' das komplette Vieh von den Weiden gestohlen. Rifada wußte aus ihrer zweimaligen Gefangenschaft bei den Wilden nur zu gut, daß sich die Ferkinas fast ausschließlich von Fleisch ernährten und über fast jede Art von Grünzeug nur die Nase rümpften. Wahrscheinlich wussten die primitiven Matschbirnen nicht einmal, daß man vieles essen konnte, worüber sie ihre kleinwüchsigen Bergponys hinweglenkten.
Die geflohene Bauernschaft würden sich indes zu Recht fragen: Was ist mit unserer Herrin? Warum beschützt sie uns nicht? Konnte sie dem Landvolk später sagen: Ich hätte es gerne getan, aber eure hundsföttische Reichsvogtin hat mich darin gehindert? Wohl kaum - aber egal, sie war keinem dieser Rustikals Rechenschaft schuldig! Jetzt galt es erst einmal mit aller Kraft gegen die Dämonenbuhle zurückzuschlagen!
In der im Hitzedunst flimmernden Ferne tauchte vor ihr bereits die Silhouette des weißleuchtenden Berges Albamonte auf und auf dessen Gipfel konnte man die schattenhaften Umrisse des Torre di Alba erahnen - eines Spähturmes, den Praiosmins nicht minder schurkischer Onkel Radmon während seiner Regentschaft hoch über dem Markt Selaque hatte errichten lassen - jener verfluchte Hundskerl, wegen dem Belisetha einst ihr Lehen verloren hatte. Neuerlicher Zorn wallte in Rifada auf - wann war sie endlich auf einer Höhe mit dem götterverlassenen Djer Kalkarif? Erst dann wollte sie den Weg verlassen und sich ins Gebirge schlagen - ein Plan, durch den sie sich wahrscheinlich einen ganzen Tag unnötiger Kletterei ersparte. Sie schaute nach links zur jäh aufragenden Gebirgswand des Raschtulswalls hinüber. Bislang hatte sie sich sehr gut an der dunklen Rauchwolke orientieren können, die über dem Djer Ragaz stand, dem vulkanisch aktiven Nachbarberg des Djer Kalkarif. Wenn sich aber der blaue Himmel zuzog, so daß die Gipfelhäupter oberhalb der Wolken lagen oder wenn die Vorberge noch höher wurden, so daß sie nicht mehr über sie hinweg blicken konnte, dann hatte sie keinen Orientierungspunkt mehr mußte sich sofort ins Gebirge schlagen.
Sie blieb kurz stehen und bückte sich, um ein paar Rüben aus einem der Felder zu ziehen, wobei sie zufällig hinter sich schaute - auf das Wegstück, das sie bereits seit dem Wegkreuz von Orvitello hinter sich gebracht hatte: Dort näherte sich etwas! Ein oder möglicherweise auch zwei Wagen, die eine hohe Staubwolke aufwirbelten und denen mehrere Reiter vorausritten, deren Helme und Panzer in der Sonne blinkten.
Rifada verließ sofort den Weg und beschloß hinter einem Mastixgestrüpp etwas abseits des Pfades auf die Herankommenden zu warten. Wer mochte das sein, daß er in einer schlimmen Zeit wie dieser mit Wagen und großem Waffengefolge reiste? War etwa Amando schon zurückgekehrt?
Es dauerte fast eine Stunde, bis die Kolonne endlich heran war. Es waren tatsächlich fünf Lanzenreiter in blinkender Brünne, die dem Zug vorausritten und sie trugen grün-weiße Waffenröcke - die Farben Selaques. Der vordere der beiden "Wagen" war in Wirklichkeit gar kein solcher, sondern eine von 4 Rössern getragene Pferdesänfte, auf deren Stoffwänden das stilisierte Marmorblock-Wappen Selaques prangte. Rifada kniff die Augen zusammen und fletschte haßerfüllt die Zähne, als sie die aufgedunsene Visage ihrer Todfeindin Praiosmin aus ihrem Versteck heraus im Inneren der Pferdesänfte erkennen konnte, die darin mit einer anderen Person sprach, die ihr gegenüber saß. Deren Gesicht war für Rifada wegen der Sänftenvorhänge leider nicht zu erkennen.  Ihre Wut stieg sogar noch auf ein weiteres, von ihr selbst nicht für möglich gehaltenes Maß an, als ihr Blick auf das schwere Ochsenfuhrwerk fiel, das im langsamen Zuckeltrab hinter der Pferdesänfte her rumpelte. Darauf stapelte sich zwei Schritt hoch kostbares Inventar, Truhen, Teppiche und Kunstgegenstände, die sie nur zu gut kannte - es waren ihre eigenen!
Die goldberobte Mastsau hatte tatsächlich ihr Castillo geplündert! Sogar Amandos goldene Greifen-Monstranz -  über tausend Dukaten wert! - lag ganz oben auf dem Haufen...
Rifada stemmte sich aus der Hocke in den gebückten Stand hoch, die ohnmächtige nackte Wut trübte wie ein roter Schleier ihren Blick und der Rachedurst wurde übermächtig und begann in ihren Ohren zu rauschen. Sie griff ihren Säbel mit der Linken und das Falcata mit der Rechten. Jetzt wurde mit der ganzen Drecksbande abgerechnet, auch wenn sie alleine gegen zehn, nein gegen Zwölf, Dreizehn, Vierzehn stand, denn hinter dem Karren kamen noch einige Fußsoldaten mit schweren Schritten angetrottet.
Rifada stürmte aus ihrem Versteck und ließ das Falcata dabei mit rotierendem Handgelenk über ihrem Kopf kreisen. "PRRRAAAAAAAAIIIIIIOOOOOOSMIIIIIIIIN!" gellte ihr Schrei über den staubigen Rübenacker. "Heraus mit Dir, Du Ratte! Jetzt gilt's - Frau gegen Frau!"
Reichsvogtin Praiosmin von Elenta und ihr Gesprächspartner waren in der Pferdesänfte zusammengezuckt und streckten nun beide entgeistert die Köpfe aus dem Fenster heraus. Die Person, die ihr gegenüber gesessen hatte, war Morena Solivai von Harmamund, die jüngste Tochter der widerwärtigen Aldea von Harmamund - der Namenlose mußte wissen, was diese Schlangenbrut hier in Selaque zu suchen hatte...
"Was zum Henker...?" brachte Praiosmin entgeistert heraus, ehe einer ihrer Geleitreiter zwischen sie und die Angreiferin ritt und ihr damit die Sicht versperrte.
"Es ist die Verrückte, Euer Hochgeboren! Rifada da Vanya - keine andere! Geht in Deckung!"
Einer der Lanzenreiter ritt auf Rifada zu, wegen der kurzen Anlaufstrecke hatte er seine Lanze fortgeworfen und griff an die Seite nach seinem Säbel. Rifada sprang erst im letzten Moment vor dem heranstürmenden Roß zur Seite und schlug dabei dem Pferd die Parierstange des Falcatas auf die Nüstern, so daß es auf die Hinterbeine stieg und seinen Reiter aus vollem Lauf abwarf. Der Selaquer Reiter schlug hart auf dem Boden auf, ehe er sich aufrappeln und zu seinem Säbel kriechen konnte, spürte er schon den tiefen Biss von Rifadas Säbel in seiner ungeschützten Flanke zwischen den Harnischplatten.
"Ho! Hoo!" packte Rifada sein noch immer steigendes und auskeilendes Pferd am Zügel und schwang sich ungeachtet des Unwillens des Tieres in den Sattel. Der nächste Reiter stürzte auf sie los, dieser hatte seinen Säbel bereits in der Hand und das Visier seines Helmes geschlossen.
"Was macht ihr denn da?" brüllte Praiosmin hysterisch. "Doch nicht einzeln! Greift sie alle gleichzeitig an oder wollt ihr abgeschlachtet werden? Tötet sie! Tötet sie! Sie ist vogelfrei!"
Der Hauptmann ihrer Wache schüttelte den Kopf: "Es ist eine Falle, Euer Hochgeboren! Ein Hasard! Habt Ihr vergessen, daß noch andere Aufrührer aus dem Castillo entkommen sind? Kein Mensch würde alleine eine solche Übermacht angreifen! Die Scheffelstein , der Aranjuez und ihre anderen Complizen liegen sicher dort drüben in den Büschen und warten, daß wir Eure Deckung entblößen. weil sie Euch ans Leben wollen!"
"Was für Aufrührer?" frug Morena von Harmamund panisch, der die ganze Situation nicht geheuer war. "Ihr sagtet, Ihr hättet in Eurem Land alles unter Kontrolle. Wenn mir irgendetwas zustößt, wird mich meine Familia in blutiger Fehde rächen, das ist Euch hoffentlich klar?" drohte sie der Reichsvogtin.
"Gar nichts wird Euch zustoßen," beschwichtigte sie Praiosmin, "mein Wille ist Gesetz in diesem Land, denn ich spreche mit der Stimme des Kaisers. Diese Irre dort ist bloß eine Gesetzesbrecherin, eine Totgeweihte - sie ist bald Vergangenheit!"
Gellend prallten die Klingen Rifadas und des angreifenden Reiters aufeinander - der Geschwindigkeitsvorteil durch das Anrennen lag bei dem Selaquer Reiter, aber die größere Reichweite bei der Vanyadalerin, die mit dem Falcata nach ihm hieb, so daß er ruckartig abbremsen und sich wegducken musste. "Hier endet Dein Weg, Rebellin!" hörte Rifada "ihn"' hinter dem Visier knurren. Ihr Gegner war eine Frau.  "Halt's Maul, Miststück!" zischte sie zurück und schlug ihr mit dem Säbel eine tiefe Beule in den Harnisch. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß sich Praiosmins Pferdesänfte und der Karren mit ihrem Hab und Gut wieder in Bewegung setzten. Die Selaquer Fußsoldaten hatten sich mit gesenkten Hakenspießen um den Ochsenkarren formiert, während die Reiter - offenbar sehr zum Unwillen ihrer Erzfeindin - dicht an der Sänfte blieben, als müsse man sie vor weiteren Feinden abschirmen.
Rifadas Wut steigerte sich noch weiter, als ihr die Säbelspitze der Gardistin den kinken Arm aufritzte. Ihr folgender Schlag mit dem Falcata war so wuchtig, daß der Gardistin ihre eigene Waffe bei der Parade gegen den Kopf geprellt wurde, sie schwankte im Sattel, der nächste folgende Streich Rifadas mit der Linken fegte sie endgültig vom Rücken ihres Rosses.
Rifada verzichtete darauf, mit dem Pferd über sie hinwegzureiten, was sie normalerweise getan hätte. Aber langsam wich ihr Zorn Zweifeln,  denn selbst wenn sie es vielleicht schaffte, fünf oder sechs von Praiosmins Gardisten vor sich zu Boron zu schicken, kam sie an das Aas selbst doch nicht heran und ihre Famlienschätze ganz alleine in Sicherheit zu bringen, gestaltete sich in Zeiten wie diesen auch als ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn sie hier und heute starb, würden Amando, Belisetha und Lucrann am Ende noch einen schändlichen Frieden mit der Dämonenbuhle schließen. Gujadanya wußte nichts von dem, was hier vor sich ging, daß ihr Erbe in höchster Gefahr war und Moritatio war ohnehin zu schwach, um auf ihn große Hoffnungen zu setzen. So blieb nur Richeza - aber die hatte ihre eigenen Sorgen. Nein, sie durfte hier und heute nicht sterben, auch wenn sich jede Faser ihres Körpers danach sehnte, Praiosmin an der Gurgel zu packen und alles Leben aus ihr herauszuquetschen. Aber das mußte leider warten...
"Wir sehen uns wieder!" brüllte sie Praiosmins Sänfte hinterher und trat dann ihrem erbeuteten Pferd die Hacken in die Seite. Nur ein kurzes Stück und eher halbherzig verfolgt von der Selaquer Reiterin, die sie aus dem Sattel geworfen hatte, preschte sie den Berggiganten des Raschtulswalls entgegen. Es wurde Zeit für ihr Signalfeuer - morgen Nacht zur Rondrasstunde wollte sie auf dem Gipfel des Djer Kalkarif stehen.


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