Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 09: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Sonne kletterte höher und höher über die schneebedeckten Gipfel des [[Raschtulswall]]s. Die Regenwolken der Nacht hatten sich aufgelöst, allein im Norden verdeckte ein finsterer Streifen die Ausläufer der Berge.
Die Sonne kletterte höher und höher über die schneebedeckten Gipfel des [[Raschtulswall]]s. Die Regenwolken der Nacht hatten sich aufgelöst, allein im Norden verdeckte ein finsterer Streifen die Ausläufer der Berge.
Die Söldner waren guter Dinge. Gestärkt vom Brot und beschwingt vom Wein der alten Udinia erzählten sie sich von vergangenen Abenteuern. Eine der wenigen berittenen Mercenarias aus dem Gefolge des [[Hernán von Aranjuez|Aranjuezers]] hatte Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] freiwillig ihr Ross überlassen und darauf bestanden, es selbst am Zügel zu führen, damit "der arme hohe Herr" nicht herabfalle. Eine Riesin von Frau war sie, kaum  kleiner als der Yaquirtaler selbst und an Muskeln der [[Rifada da Vanya|Vanyadâlerin]] in nichts nachstehend, diese aber um einen halben Kopf überragend. Und doch warf sie dem Grafensohn immer wieder verstohlene Blicke zu und wandte - scheu wie eine junge Dienstmagd - den Kopf ab, wann immer der Streitzig zu ihr herunter sah, gerade als schämte sie sich ihres einst von einem Säbelhieb entstellten Gesichts, das wahrlich so aussah, als wäre es von einem Pfuscher wieder zusammengeflickt worden: ein Auge stand tiefer als das andere, die Nase hatte einen Knick nach innen, und eine Narbe spaltete das trübe rechte Auge, die Lippen und den linken Kieferbogen.
Die Söldner waren guter Dinge. Gestärkt vom Brot und beschwingt vom Wein der alten Udinia erzählten sie sich von vergangenen Abenteuern. [[Anzures Ballan]] hatte Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] freiwillig sein Ross überlassen und eine der [[Mercenario|Mercenarias]] hatte darauf bestanden selbst die Zügel zu führen, damit "der arme hohe Herr" nicht herabfalle. Eine Riesin von Frau war sie, kaum  kleiner als der Yaquirtaler selbst und an Muskeln der [[Rifada da Vanya|Vanyadâlerin]] in nichts nachstehend, diese aber um einen halben Kopf überragend. Und doch warf sie dem Grafensohn immer wieder verstohlene Blicke zu und wandte - scheu wie eine junge Dienstmagd - den Kopf ab, wann immer der Streitzig zu ihr herunter sah, gerade als schämte sie sich ihres einst von einem Säbelhieb entstellten Gesichts, das wahrlich so aussah, als wäre es von einem Pfuscher wieder zusammengeflickt worden: ein Auge stand tiefer als das andere, die Nase hatte einen Knick nach innen, und eine Narbe spaltete das trübe rechte Auge, die Lippen und den linken Kieferbogen.


Dom Hernán und sein Gefährte, [[Anzures Ballan]], ritten hinter einer Vanyadâler Späherin voran, sich leise unterhaltend. Die übrigen Magnaten schwiegen und hingen ihren Gedanken nach, während die kleine Schar durch den Pinienwald hinab ins Tal ritt. Auf halber Höhe hielt der Aranjuezer mit einem Mal sein Ross an und hob die Hand, um auch den anderen Einhalt zu gebieten. Eine Weile lauschten sie in die morgendliche Stille hinein, die nur unterbrochen wurde vom Gesang der Vögel und dem Glucksen eines nahen Baches. Dann aber vermeinten sie, Stimmen zu vernehmen, Rufe, die der Wind aus dem Tal zu ihnen herauftrug, ja, sogar Waffengeklirr war zu hören.
Dom [[Hernán von Aranjuez|Hernán]] und sein Waffenmeister gingen hinter einer Vanyadâler Späherin voran, sich leise unterhaltend. Die übrigen Magnaten schwiegen und hingen ihren Gedanken nach, während die kleine Schar durch den Pinienwald hinab ins Tal ritt. Auf halber Höhe hielt der Aranjuezer mit einem Mal sein Ross an und hob die Hand, um auch den anderen Einhalt zu gebieten. Eine Weile lauschten sie in die morgendliche Stille hinein, die nur unterbrochen wurde vom Gesang der Vögel und dem Glucksen eines nahen Baches. Dann aber vermeinten sie, Stimmen zu vernehmen, Rufe, die der Wind aus dem Tal zu ihnen herauftrug, ja, sogar Waffengeklirr war zu hören.


Domna Rifada schickte die Späherin nordwärts auf einen Seitenpfad, um sich einen Überblick zu verschaffen, und kurz darauf kehrte die Frau zurück und berichtete, unter ihnen in einer Schlucht hätte sie [[Ferkina]]s gesehen. Die Vanyadâlerin wollte sich nun selbst ein Bild machen, und so bewegte sich die Gruppe so leise wie möglich voran, bis der Pfad sich zwischen Klippen oberhalb eben jener Schlucht verlief, in der der [[Rossbanner-Orden]] sein schreckliches Ende gefunden hatte.
Domna Rifada schickte die Späherin nordwärts auf einen Seitenpfad, um sich einen Überblick zu verschaffen, und kurz darauf kehrte die Frau zurück und berichtete, unter ihnen in einer Schlucht hätte sie [[Ferkina]]s gesehen. Die Vanyadâlerin wollte sich nun selbst ein Bild machen, und so bewegte sich die Gruppe so leise wie möglich voran, bis der Pfad sich zwischen Klippen oberhalb eben jener Schlucht verlief, in der der [[Rossbanner-Orden]] sein schreckliches Ende gefunden hatte.
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"Domna Richeza vergaß noch zu erwähnen, dass ich der Großonkel des Kaisers bin." Der Thangolforster sprach mit Spott in der Stimme, ruhig und schicksalsergeben, aber doch laut genug, dass Domna Praiosmin ihn hören konnte. "Nichts würde ich lieber tun als diesem götterverlassenen Landstrich und ihren Bewohnern - verzeiht, Bewohnerinnen - den Rücken zu kehren. Unglücklicherweise habe ich noch etwas zu erledigen, befindet sich doch meine Nichte Romina, die Tochter des Grafen, in der Hand der Blutsäufer, weil sie mit den Rittern des Ordens der Hadjinsunni versucht hat, dem Ferkina das Fell zu gerben. Sicherlich werdet ihr der Suche nach der jungen Streiterin jedwede Unterstützung zukommen lassen."
"Domna Richeza vergaß noch zu erwähnen, dass ich der Großonkel des Kaisers bin." Der Thangolforster sprach mit Spott in der Stimme, ruhig und schicksalsergeben, aber doch laut genug, dass Domna Praiosmin ihn hören konnte. "Nichts würde ich lieber tun als diesem götterverlassenen Landstrich und ihren Bewohnern - verzeiht, Bewohnerinnen - den Rücken zu kehren. Unglücklicherweise habe ich noch etwas zu erledigen, befindet sich doch meine Nichte Romina, die Tochter des Grafen, in der Hand der Blutsäufer, weil sie mit den Rittern des Ordens der Hadjinsunni versucht hat, dem Ferkina das Fell zu gerben. Sicherlich werdet ihr der Suche nach der jungen Streiterin jedwede Unterstützung zukommen lassen."
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Welcher Schurke auch immer diesen Hinterhalt geplant hatte, wenn er sein Handwerk auch nur halbwegs verstand, hätten sie keinerlei Chance. Insofern war der Baron von [[Baronie Dubios|Dubios]] nach den ersten entsetzlichen Augenblicken der Überraschung ruhig im Sattel sitzen geblieben, und dachte gar nicht daran, eine Waffe zu ziehen. Sein Blick glitt zu dem zerschmetterten Leib des unter dem schweren Fallgitters begrabenen Söldners, und dann zurück zu der die Gewandung der [[Suprema]] tragenden [[Kaiserlich Selaque|Selaquerin]], und dann weiter zu Ordonyo di Alina. Zwar kannte er den Junker nicht, doch war dem heraldisch bewanderten [[Familia Aranjuez|Aranjuezer]] dessen Elsterwappen durchaus ein Begriff.
„Ihr habt Eure Antwort gehört, Domna Praiosmin.“, rief er schließlich vernehmlich mit einem kurzen Seitenblick auf Dom Gendahar, welcher soeben gesprochen hatte. Obgleich [[Junkergut Aranjuez|Aranjuez]] und selbst Ragath bei scharfem Ritt durchaus nicht unerreichbar schienen, machte der Yaquirtaler kaum den Eindruck, als sei er zu solchem in der Lage. Dazu die umherstreifenden Ferkinas, und wer wusste darüber hinaus schon, wie viel Zeit wirklich blieb, mit Entsatz zurück zu kehren, bevor hier kurzer Prozess gemacht wurde. Und so hatte er den Gedanken rasch verworfen, auf das Angebot der Reichsvogtin einzugehen.
„Weg hier!“, rief derweil Anzures Ballan nach der eher feuchten und von Flüchen begleiteten Landung im Burggraben, und einem Moment der Orientierung. Spätestens nachdem man drinnen begonnen hatte die Zugbrücke wieder hoch zu ziehen, war dem erfahrenen Waffenmeister klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Hier draußen konnte die Handvoll Verbliebender ohnehin nichts ausrichten, und sollte es sich tatsächlich um eine Falle handeln, würde man zweifellos keinerlei Skrupel haben, die im Rang eher unbedeutenden Ausgesperrten einfach zusammen zu schießen. Seine einzige Hoffnung war, dass man auf den Wehrgängen mit den Standespersonen im Inneren beschäftigt war, und ihnen vorerst keine Aufmerksamkeit schenkte.
Freilich bot das deckungslose Gelände vor dem [[:Kategorie:Castillo|Castillo]] kaum Schutz, sollte man es sich über dem Burgtor doch anders überlegen, und so kletterte der Söldnerhauptmann aus dem Graben, und rannte hakenschlagend erst einmal parallel zum Mauerwerk davon, gefolgt von den verdutzten Mercenarios, und hoffentlich auch der waldwachter Domnita. Nachdem wohl kaum mit einem Angriff zu rechnen war, und der lautstarke Trubel hinter dem Tor darauf schließen ließ, dass sich das Geschehen auf den Innenraum konzentrierte, war mit etwas Glück das übrige Mauerwerk kaum bis gar nicht besetzt, sodass sich den vermuteten Schützen über dem Tor rasch kein Winkel mehr bot. Und dann würde man weiter sehen…


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