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Ungläubig starrte Domna Richeza auf den toten Mercenario und die sich hebende Zugbrücke, zog aber auf Geheiß ihrer Tante den Säbel. Als der dicke Gardist auf dem Wehrgang weiterbrüllte, schüttelte die Edle sich, wie um sich von einem Traum zu befreien. Vergeblich. Was war das nur für ein Tag? Erst mussten sie in einer rauchenden Ruine nächtigen, dann durch Finsternis und Regen reiten, um nicht von Wilden abgeschlachtet zu werden, und als sie sich endlich am Ziel glaubten, weigerte sich diese verfluchte Hexe, ihnen weiterzuhelfen, stattdessen hatten sie jetzt einen halbtoten Yaquirtaler | Ungläubig starrte Domna Richeza auf den toten Mercenario und die sich hebende Zugbrücke, zog aber auf Geheiß ihrer Tante den Säbel. Als der dicke Gardist auf dem Wehrgang weiterbrüllte, schüttelte die Edle sich, wie um sich von einem Traum zu befreien. Vergeblich. Was war das nur für ein Tag? Erst mussten sie in einer rauchenden Ruine nächtigen, dann durch Finsternis und Regen reiten, um nicht von Wilden abgeschlachtet zu werden, und als sie sich endlich am Ziel glaubten, weigerte sich diese verfluchte Hexe, ihnen weiterzuhelfen, stattdessen hatten sie jetzt einen halbtoten Yaquirtaler Frauenhelden am Hacken, auf den sie auch noch angewiesen waren, wollten sie erfahren, wo Praiodor und der Heiler sich versteckten und nun - durfte das wahr sein? - hatte jemand in ihrer kurzen Abwesenheit das Castillo ihrer Tante überfallen, nannte sie alle Verräter und drohte mit Gefangennahme ... | ||
Richeza platzte der Kragen, zum zweiten Mal an diesem Tag. "Was seid Ihr denn für ein Vogel?", brüllte sie und schwenkte wütend ihren Säbel in Richtung des dicken Mannes. "Kommt da runter, und ich mach' Euch zu Hackfleisch! Was denkt Ihr eigentlich, mit wem Ihr es hier zu tun habt? Ihr habt gerade einen Mann getötet, Ihr fettes Arschloch! Stellt Euch zum Kampf, dann spürt Ihr selbst, wie es sich anfühlt, Eisen im Gedärm zu haben! Ihr Schweinehund! Die Reichsvogtin, sagt Ihr? Die kommt mir gerade recht! Ohne mich" - Richeza hämmerte sich mit dem Säbelknauf gegen den Harnisch - "wäre die Alte weder Reichsvogtin noch hätte sie sich wieder einen Arsch anfressen können, der diese Bezeichnung verdient! Hört Ihr das? Die alte Vettel schuldet mir Ihr Leben und ihre Freiheit! Also haltet besser Euer verdammtes Maul und steckt ''Ihr'' die Waffen weg! Wenn nur einer von uns einen Kratzer abbekommt, dann wird die Alte den Rest ihres Lebens in [[Al'Muktur]] verbringen, das schwöre ich! Und diesmal holt sie keiner da raus! Euch aber wird man kopfüber am [[Ragath]]er Stadttor aufhängen, bis Euch die Pisse ins Gesicht läuft und die Geier Eure Eier fressen!" | Richeza platzte der Kragen, zum zweiten Mal an diesem Tag. "Was seid Ihr denn für ein Vogel?", brüllte sie und schwenkte wütend ihren Säbel in Richtung des dicken Mannes. "Kommt da runter, und ich mach' Euch zu Hackfleisch! Was denkt Ihr eigentlich, mit wem Ihr es hier zu tun habt? Ihr habt gerade einen Mann getötet, Ihr fettes Arschloch! Stellt Euch zum Kampf, dann spürt Ihr selbst, wie es sich anfühlt, Eisen im Gedärm zu haben! Ihr Schweinehund! Die Reichsvogtin, sagt Ihr? Die kommt mir gerade recht! Ohne mich" - Richeza hämmerte sich mit dem Säbelknauf gegen den Harnisch - "wäre die Alte weder Reichsvogtin noch hätte sie sich wieder einen Arsch anfressen können, der diese Bezeichnung verdient! Hört Ihr das? Die alte Vettel schuldet mir Ihr Leben und ihre Freiheit! Also haltet besser Euer verdammtes Maul und steckt ''Ihr'' die Waffen weg! Wenn nur einer von uns einen Kratzer abbekommt, dann wird die Alte den Rest ihres Lebens in [[Al'Muktur]] verbringen, das schwöre ich! Und diesmal holt sie keiner da raus! Euch aber wird man kopfüber am [[Ragath]]er Stadttor aufhängen, bis Euch die Pisse ins Gesicht läuft und die Geier Eure Eier fressen!" | ||
Die Edle ritt ein Stück vorwärts in den Hof hinein, um den Mann näher in Augenschein zu nehmen. "Heißt noch einmal ein Mitglied meiner Familia Verräterin, und ich sorge dafür, dass die Geier hungrig bleiben!", sagte sie drohend. "Was ist jetzt? Ist die Vogtin hier? Dann holt sie her! Ich hab' ein Hühnchen mit ihr zu rupfen!" | Die Edle ritt ein Stück vorwärts in den Hof hinein, um den Mann näher in Augenschein zu nehmen. "Heißt noch einmal ein Mitglied meiner Familia Verräterin, und ich sorge dafür, dass die Geier hungrig bleiben!", sagte sie drohend. "Was ist jetzt? Ist die Vogtin hier? Dann holt sie her! Ich hab' ein Hühnchen mit ihr zu rupfen!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Was? Wie wagt Ihr ehrlose kleine Hure, über meine Herrin zu reden?", donnerte der Capitano mit knallroten Wangen zurück, daß vor Wut sein mächtiger Schnauzbart zitterte. Er deutete mit der Spitze seines Säbels auf Richeza und nickte dem Bogenschützen auf dem Turm im Rücken der Scheffelsteinerin zu. | |||
"Cousine!", brüllte Moritatio, der im Gegensatz zu ihr sah, daß der dortige Gardist sofort schoß. Ohne viel Zeit zum Nachdenken, riß er sein Schwert hoch, in dem vergeblichen Unterfangen, den heransausenden Pfeil damit abzuwehren. | |||
"Aaaaaargh!" Moritatio schrie auf. Obwohl er ein Kettenhemd trug, war der Pfeil, der andernfalls Richeza in den Rücken oder ins Genick getroffen hätte, durch das Kettengeflecht fast einen Finger tief in seinen Unterarm eingeschlagen. Er zischte und stöhnte vor Schmerz zwischen zusammengebissenen Zähnen, sein Schwert fiel zu Boden. | |||
"Lump!" brüllte Rifada, und im nächsten Moment sauste ihr Krummschwert kreiselnd durch die Luft, das sie nicht etwa auf den Schützen - der war zu weit weg -, sondern direkt auf Giordan Schlehwein zu geschleudert hatte. Der Capitano wollte sich mit einem Hechtsprung zur Seite, zurück in den Turm, in Sicherheit bringen. Doch bevor seine Beinmuskeln überhaupt reagieren konnten, war das Schwert schon da. Mit einem schrecklichen Vernichtungsschmerz fühlte er, wie ihn die sich drehende Klinge mit der Spitze voran voll im ungepanzerten Unterleib traf, direkt zwischen den Beinen. Panisch schreiend ging er zu Boden, sein durchspießtes Teuerstes mit beiden Händen umklammernd, während all seine Gardisten - und sogar auch Dom Hernán oder Dom Gendahar - mitffühlend die Luft einsogen und lieber gar nicht weiter hinsehen wollten ... | |||
Währenddessen stand die Frau, der die Zornrede Richezas gegolten hatte, mit verbissenem Gesichtsausdruck hinter dem Vorhang an einem der Fenster des Palas - in dem von ihren Soldaten verwüsteten und zu Klump geschlagenen ehemaligen Schlafzimmer der [[Madalena da Vanya]] - und starrte, ungläubig den Kopf schüttelnd, in den Hof auf deren hitzköpfige Tochter hinab. Immer wieder kam ihr die Enkelin ihres greisen Lehnsnachbarn aus [[Königlich Kornhammer|Kornhammer]] in die Quere und mischte sich in ihre Angelegenheiten ein! Wenn man sie da so wie eine Übergeschnappte herumschreien und zetern hörte, wußte man sofort, wessen Blutes Kind sie in Wirklichkeit war! Ihr häßliches, älteres Spiegelbild, die treulose Verräterin Rifada, stand ja direkt neben ihr! Hatte das miese, kleinwüchsige Weibstück, das man offenbar nicht zu Unrecht landauf landab "die ragatische Furie" nannte, nicht auch Aureolus' Existenz an den Kanzler und an ganz Almada verraten? Selbst die Schmierfinken vom Haus [[Yaquirblick]] hatten sich darüber das Maul zerissen und die Frucht der großen, unsterblichen Liebe zwischen Rakolus und ihr wie etwas Schändliches, Unheilvolles dargestellt und in die Welt hinausposaunt! Wahrlich, auch wenn sie eigentlich nur die treulose Verräterin Rifada für ihre Taten zur Rechenschaft hatte ziehen wollen, sollten nun auch die Scheffelsteinerin und der dämliche Sohn der Vanyadâlerin eine Bestrafung erhalten, die sie beide ihren Lebtag nicht vergaßen! | |||
Sie nahm das geweihte Sonnenszepter zur Hand, ihre bevorzugte Waffe, die ihr ihr einstiger Mentor, Großinquisitor [[Amando Laconda da Vanya|Amando Laconda]], vor vielen Jahren zum Geschenk gemacht hatte. Nun aber hatte es Seine Eminenz nicht einmal für nötig erachtet, auf ihre flehentlichen Hilfsgesuche zu reagieren - zum Namenlosen mit ihm und seiner ganzen Drecksippschaft! Sie hörte die markante Stimme von [[Ordonyo di Alina]] und trat daraufhin selbst mit einem triumphierenden dünnen Lächeln auf den Lippen hinaus auf den Balkon des Hauptgebäudes ins Freie. Sie hatte für diesen Tag ganz bewußt das goldglänzende Ornat angelegt, wie ihn Laienmitglieder der Suprema gewöhnlich zu hohen Feiertagen trugen. | |||
Ordonyo di Alina, der bislang nur Rifada bekannte und außerordentlich verhasste Junker der Nachbardominie Alina zwischen Schrotenstein und Selaque, war zwischen seinen das Elsterwappen tragenden Waffenknechten hinaus in den Hof getreten und schob eine am ganzen Körper zitternde und schlotternde Gestalt vor sich her, der er sein Stilett an die Kehle hielt. | |||
"Habt ihr es allesamt an den Ohren, verräterisches Pack? Die Waffen weg und die Hände in die Höhe, oder der Fettsack hier stirbt!" Demonstrativ drückte er sein Stilett fester an den Hals des Burgherrn Berengar von Schlehen, so daß ein dünner Blutstropfen über dessen Kehlkopf rann und er nur angstvoll krächzend hervorbringen konnte: "V-V-Verzeih mir, Liebling! Sie kamen in der Nacht, gaben sich für euch aus! Sie ... sie kannten die Parole ..." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza kochte vor Wut, so sehr, dass sie weder bemerkte, dass sie für einen Augenblick in Lebensgefahr schwebte, noch, wer sie daraus errettete. Hätte ihre Tante den Gardisten nicht bereits entmannt, sie wäre die Treppe zum Wehrgang hochgestürmt und hätte ihm jedes seiner Körperglieder einzeln abgeschnitten! Niemand nannte sie ungestraft eine Hure! | |||
Eine Bewegung am Hauptgebäude lenkte sie von dem röchelnden Fettsack ab. | |||
"Sieh an, Domna [[Praiosmin von Elenta|Praiosmin]]!", rief sie der alten Vogtin zu. "Habt Ihr Euch bei den Ferkinas so sehr an die Gesellschaft von Barbaren gewöhnt, dass Ihr Euch auch in der Heimat mit Halsabschneidern umgeben müsst?" | |||
Doch ehe noch die Vogtin antworten konnte, schubste einer ihrer Leute den armen Dom Berengar in den Hof und befahl ihnen, die Waffen zu strecken. Einen Moment nur zögernd, blickte die Edle zu ihrer Tante und senkte den Säbel, wandte sich dann aber sogleich an die Vogtin. | |||
"Verdammt noch mal, Domna Praiosmin, seid Ihr übergeschnappt? Oder habt Ihr Euer Augenlicht verloren?" Sie wies mit der Linken hinter sich. "Dom Hernán von Aranjuez, der Baron von Dubios, ist Euch vielleicht ein Begriff. Und dort Dom Gendahar von Streitzig, der ... Schwager Eures verdammten Grafen. Lasst meinen Oheim frei und kommt zu Sinnen! Das Schwert wird zu gut sein für Euer Haupt, wenn Ihr Euch an Mitgliedern der Nobleza vergeht!" | |||
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