Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 08: Unterschied zwischen den Versionen

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===Unter Hirten===
===Der versehrte Grafensohn===


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'''Der versehrte Grafensohn'''


Der Angesprochene schien nicht sofort zu begreifen, wer oder was da vor ihm stand. Seine Augen waren offenbar geblendet durch das noch tiefstehende Praiosrund, dessen Strahlen nun durch die Türöffnung fielen. Erst als Rifada und der Baron ebenfalls die Hütte betraten und ihr Schatten sich auf das Gesicht des Verletzten legte, wurde sein Blick klar, und er schaute von der einen zum anderen. "Domna..." sprach er in Richtung Rifadas, konnte sich aber wohl nicht ihres Namens entsinnen. Sein Blick schweifte zu Richeza. Nach einigen Augenblicken spiegelte sich die Erinnerung in seinem Gesicht. "Domna Richeza", flüsterte er, als würde ihm lauteres Sprechen Kopfschmerzen bereiten. Seine Lippen umspielte etwas, das, unter anderen Umständen vermutlich ein einnehmendes Lächeln gewesen wäre. "Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr mir heute die Ehre gebt, wäre die Wahl meiner Kleidung und Toilette etwas angemessener ausgefallen." Als er nur ein Schnauben Rifadas erntete und die anderen beiden ihn noch immer fragend anstarrten, schien er sich der Frage zu entsinnen, die ihm Richeza gestellt hatte. "''Machen'' kann ich leider nicht sehr viel." Seine Miene wurde düster. "Sonst würde ich längst versuchen herauszufinden, was aus Romina geworden ist."
Der Angesprochene schien nicht sofort zu begreifen, wer oder was da vor ihm stand. Seine Augen waren offenbar geblendet durch das noch tiefstehende Praiosrund, dessen Strahlen nun durch die Türöffnung fielen. Erst als Rifada und der Baron ebenfalls die Hütte betraten und ihr Schatten sich auf das Gesicht des Verletzten legte, wurde sein Blick klar, und er schaute von der einen zum anderen. "Domna..." sprach er in Richtung Rifadas, konnte sich aber wohl nicht ihres Namens entsinnen. Sein Blick schweifte zu Richeza. Nach einigen Augenblicken spiegelte sich die Erinnerung in seinem Gesicht. "Domna Richeza", flüsterte er, als würde ihm lauteres Sprechen Kopfschmerzen bereiten. Seine Lippen umspielte etwas, das, unter anderen Umständen vermutlich ein einnehmendes Lächeln gewesen wäre. "Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr mir heute die Ehre gebt, wäre die Wahl meiner Kleidung und Toilette etwas angemessener ausgefallen." Als er nur ein Schnauben Rifadas erntete und die anderen beiden ihn noch immer fragend anstarrten, schien er sich der Frage zu entsinnen, die ihm Richeza gestellt hatte. "''Machen'' kann ich leider nicht sehr viel." Seine Miene wurde düster. "Sonst würde ich längst versuchen herauszufinden, was aus Romina geworden ist."
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Rifada kräuselte die Stirn, als Richeza das Amulett ablehnte. Dann aber zog sie sich die Kette achselzuckend wieder selbst über den Kopf, obwohl sie ohnehin überzeugt war, immun gegen jede Art von Zauberei zu sein. Möglicherweise hing das mit den vielen Praioten zusammen, die schon der Familia da Vanya entsproßt waren. Hatte sie nicht sogar das Blut von [[Praiana die Gleißende|Praiana der Gleißenden]] in den Adern - der grausamsten und gefürchtesten Sonnengebieterin der Priesterkaiserzeit?
Rifada kräuselte die Stirn, als Richeza das Amulett ablehnte. Dann aber zog sie sich die Kette achselzuckend wieder selbst über den Kopf, obwohl sie ohnehin überzeugt war, immun gegen jede Art von Zauberei zu sein. Möglicherweise hing das mit den vielen Praioten zusammen, die schon der Familia da Vanya entsproßt waren. Hatte sie nicht sogar das Blut von [[Praiana die Gleißende|Praiana der Gleißenden]] in den Adern - der grausamsten und gefürchtesten Sonnengebieterin der Priesterkaiserzeit?


Sie folgte Richezas Blick hinauf in die Berge, obwohl sie auf so große Entfernung nicht mehr allzu viel und alles nur noch unscharf erkennen konnte. "Hm, ja es gibt noch einen weiteren Ort droben in den Bergen - das Steinbruchnest [[Grezzano]], wo ich seinerzeit Deinen Vielfraß von Onkel kennengelernt habe. Er war dort damals oberster kaiserlicher Sträflingslagerbeaufsichtiger und natürlich noch längst nicht so kahl und fettgefressen wie heute. Er kann Dir alles über Grezzano bis hin zu den langweiligsten Details berichten, die kein Mensch wissen will. Es liegt dort schrägoben am Hang, dort wo die Wolken anfangen. Siehst Du die weißen Hütten?"
Sie folgte Richezas Blick hinauf in die Berge, obwohl sie auf so große Entfernung nicht mehr allzu viel und alles nur noch unscharf erkennen konnte. "Hm, ja es gibt noch einen weiteren Ort droben in den Bergen - das Steinbruchnest [[Grezzano]], wo ich seinerzeit deinen Vielfraß von Onkel kennengelernt habe. Er war dort damals oberster kaiserlicher Sträflingslagerbeaufsichtiger und natürlich noch längst nicht so kahl und fettgefressen wie heute. Er kann dir alles über Grezzano bis hin zu den langweiligsten Details berichten, die kein Mensch wissen will. Es liegt dort schrägoben am Hang, dort wo die Wolken anfangen. Siehst Du die weißen Hütten?"


Dort wo ihre Tante hinzeigte, konnte Richeza beim besten Willen nur blanke Felswände und schwarzgrüne Moränenhänge erkennen. Aber ein ganzes Stück weiter östlich klaffte tatsächlich eine weißleuchtende Wunde in der Bergwand, wie sie für Selaque so typisch war - das konnte gut und gerne ein Marmorbruch sein.
Dort wo ihre Tante hinzeigte, konnte Richeza beim besten Willen nur blanke Felswände und schwarzgrüne Moränenhänge erkennen. Aber ein ganzes Stück weiter östlich klaffte tatsächlich eine weißleuchtende Wunde in der Bergwand, wie sie für Selaque so typisch war - das konnte gut und gerne ein Marmorbruch sein.


"Grezzano wurde ausgemordet, noch bevor die Wilden über Selaque und Elenta herfielen" trat Moritatio zu dem kleinen Familienrat hinzu. "Die kaiserlichen Gardisten konnten größtenteils lebend nach Selaque entkommen - aber die Sträflinge, die alle mit eisernen Ketten aneinander geschmiedet waren, wurden von den Wilden eingeholt und bis zum letzten Mann auf grauenhafte Art und Weise umgebracht!" gab er wortgetreu weiter, was er aus den Gesprächen seines Vaters Berengar mit seinem Großonkel Amando herausgehört hatte, bevor Richeza und seine Mutter auf dem Castillo eingetroffen waren.<br>
"Grezzano wurde ausgemordet, noch bevor die Wilden über Selaque und Elenta herfielen" trat Moritatio zu dem kleinen Familienrat hinzu. "Die kaiserlichen Gardisten konnten größtenteils lebend nach Selaque entkommen - aber die Sträflinge, die alle mit eisernen Ketten aneinander geschmiedet waren, wurden von den Wilden eingeholt und bis zum letzten Mann auf grauenhafte Art und Weise umgebracht!" gab er wortgetreu weiter, was er aus den Gesprächen seines Vaters Berengar mit seinem Großonkel Amando herausgehört hatte, bevor Richeza und seine Mutter auf dem Castillo eingetroffen waren.
"Und das sagst Du erst jetzt, Du Nichtsnutz, wo wir sozusagen schon auf halbem Weg nach Grezzano waren?" Rifada trat wütend einen weiteren Kiesel weg. Diesmal aber traf er glücklicherweise nur den umgestürzten Baumstamm, in den die Alte ihre Blumen gepflanzt hatte.<br>
 
"Also gut - mir fällt ein, ich habe wenigstens einen Esel auf dem Castillo!" Sie musste grinsen: "Nein, nein - Ich meine nicht Deinen Onkel, sondern einen leibhaftigen Esel - der, der das Göpelwerk des Brunnens antreibt. Ihn könnten wir zumindest als Lasttier ins Gebirge mitnehmen, was ich schon öfters getan habe. Er ist zwar stinkfaul, kann aber klettern wie eine Gemse, solange man ihn nur tüchtig striezt. "
"Und das sagst du erst jetzt, du Nichtsnutz, wo wir sozusagen schon auf halbem Weg nach Grezzano waren?" Rifada trat wütend einen weiteren Kiesel weg. Diesmal aber traf er glücklicherweise nur den umgestürzten Baumstamm, in den die Alte ihre Blumen gepflanzt hatte.
 
"Also gut - mir fällt ein, ich habe wenigstens einen Esel auf dem Castillo!" Sie musste grinsen: "Nein, nein - ich meine nicht deinen Onkel, sondern einen leibhaftigen Esel - der, der das Göpelwerk des Brunnens antreibt. Ihn könnten wir zumindest als Lasttier ins Gebirge mitnehmen, was ich schon öfters getan habe. Er ist zwar stinkfaul, kann aber klettern wie eine Gemse, solange man ihn nur tüchtig striezt. "


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'''Autor:''' [[Benutzer: Simanca|Simanca]]
'''Autor:''' [[Benutzer: Simanca|Simanca]]


Zaida zog die Augenbrauen nach oben. Dass man sie an den Teig ließ, damit hätte sie daheim ja nie gerechnet, aber immerhin konnte sie so ihre Wut über das Auftreten dieser Magnatin beim wilden Kneten am Hefeteig auslassen. So kräftig wie sie hineinboxte, würde er sicher schön luftig und locker werden.<br>
Zaida zog die Augenbrauen nach oben. Dass man sie an den Teig ließ, damit hätte sie daheim ja nie gerechnet, aber immerhin konnte sie so ihre Wut über das Auftreten dieser Magnatin beim wilden Kneten am Hefeteig auslassen. So kräftig wie sie hineinboxte, würde er sicher schön luftig und locker werden.
 
Und sie hatte so gehofft, dass endlich jemand aufgetaucht war, der ihr und Dom Gendahar dabei helfen konnte, Domna Romina aus den Klauen der Bergbarbaren zu befreien. Sie knirschte mit den Zähnen, sah zu Dom Gendahar hinüber und schlich sich kurzerhand hinter Udinias Rücken hinüber, als sie den Teig schon kräftig gewalkt hatte.
Und sie hatte so gehofft, dass endlich jemand aufgetaucht war, der ihr und Dom Gendahar dabei helfen konnte, Domna Romina aus den Klauen der Bergbarbaren zu befreien. Sie knirschte mit den Zähnen, sah zu Dom Gendahar hinüber und schlich sich kurzerhand hinter Udinias Rücken hinüber, als sie den Teig schon kräftig gewalkt hatte.


"Dom Gendahar?", kam es mit vorsichtigem Stimmchen von ihr. "Schlaft ihr schon wieder? Wenn diese Harpiye uns nicht helfen will,", sprach sie jetzt schon mit mehr Nachdruck, ehe sie wieder leiser wurde, "dann machen WIR uns doch auf die Suche nach Domna Romina? Wer weiß, was ihr diese räudigen Köter womöglich antun werden." Besorgt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und beäugte den blonden Recken besorgt. Für sie stand fest, dass sie sicher nicht zurückbleiben und die edle Herrin im Stich lassen würde.
"Dom Gendahar?", kam es mit vorsichtigem Stimmchen von ihr. "Schlaft Ihr schon wieder? Wenn diese Harpiye uns nicht helfen will,", sprach sie jetzt schon mit mehr Nachdruck, ehe sie wieder leiser wurde, "dann machen ''wir'' uns doch auf die Suche nach Domna Romina? Wer weiß, was ihr diese räudigen Köter womöglich antun werden." Besorgt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und beäugte den blonden Recken. Für sie stand fest, dass sie sicher nicht zurückbleiben und die edle Herrin im Stich lassen würde.


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'''Autor:''' [[Benutzer: Ancuiras|Ancuiras]]
'''Autor:''' [[Benutzer: Ancuiras|Ancuiras]]


Gendahar schlug die Augen auf, sobald Zaida zu ihm sprach, und nickte besorgt. "Ich will lieber gar nicht daran denken. Romina ist stark, aber ich befürchte, sie wird die Ferkinas bald dazu treiben, ihr den Hals umzudrehen." Unwillkürlich musster er schmunzeln, doch sein Blick wurde sofort wieder ernst. "Natürlich werde ich nach ihr suchen. Heute ist der erste Tag, wo das Wundfieber nicht meine Sinne benebelt. Doch ich fürchte, ich werde das Ferkinalager kaum finden, geschweige denn Romina aus den Händen der Wilden befreien können. Wir brauchen also Hilfe und die werden uns unsere neuen Gäste gewähren." Er gebot dem Mädchen zu schweigen. "Ich weiß, die Junkerin scheint wenig geneigt, uns in dieser Sache entgegen zu kommen, aber der Baron und die Edle von Scheffelstein scheinen verständiger. Und vielleicht kann man unserem Anliegen ein wenig Nachdruck verleihen..."  
Gendahar schlug die Augen auf, sobald Zaida zu ihm sprach, und nickte besorgt. "Ich will lieber gar nicht daran denken. Romina ist stark, aber ich befürchte, sie wird die Ferkinas bald dazu treiben, ihr den Hals umzudrehen." Unwillkürlich musste er schmunzeln, doch sein Blick wurde sofort wieder ernst. "Natürlich werde ich nach ihr suchen. Heute ist der erste Tag, wo das Wundfieber nicht meine Sinne benebelt. Doch ich fürchte, ich werde das Ferkinalager kaum finden, geschweige denn Romina aus den Händen der Wilden befreien können. Wir brauchen also Hilfe und die werden uns unsere neuen Gäste gewähren." Er gebot dem Mädchen zu schweigen. "Ich weiß, die Junkerin scheint wenig geneigt, uns in dieser Sache entgegen zu kommen, aber der Baron und die Edle von Scheffelstein scheinen verständiger. Und vielleicht kann man unserem Anliegen ein wenig Nachdruck verleihen ..."  


Gendahar schaute zu Udinia hinüber und sprach gerade so laut, dass diese sie hören konnte. "Gute Frau, darf ich dir, der ich ohnehin in deiner Schuld stehe, um noch einen weiteren Gefallen bitten?" Er versuchte erfolglos sich von seinem Bettlager zu erheben, stöhnte jedoch laut auf, als der Schmerz durch die Schulter schoss, und ließ sich wieder zurück fallen. Udinia kam herüber und bedeutete dem Vogt, liegen zu bleiben. Der Ärger in ihrer Miene war einem nahezu mitleidigen, aber doch strengen Ausdruck gewichen. "Ihr solltet noch einige Tage ruhen und Euch nicht über dieses unflätige Gesindel ärgern, dann heilt Eure Wunde nie!"
Gendahar schaute zu Udinia hinüber und sprach gerade so laut, dass diese sie hören konnte. "Gute Frau, darf ich dich, der ich ohnehin in deiner Schuld stehe, um noch einen weiteren Gefallen bitten?" Er versuchte erfolglos sich von seinem Bettlager zu erheben, stöhnte jedoch laut auf, als der Schmerz durch die Schulter schoss, und ließ sich wieder zurück fallen. Udinia kam herüber und bedeutete dem Vogt, liegen zu bleiben. Der Ärger in ihrer Miene war einem nahezu mitleidigen, aber doch strengen Ausdruck gewichen. "Ihr solltet noch einige Tage ruhen und Euch nicht über dieses unflätige Gesindel ärgern, dann heilt Eure Wunde nie!"


"Ich kann keinen weiteren Tag damit warten, mich auf die Suche nach meiner Nichte zu begeben. Die edlen Damen und der Herr da draußen sind leider die einzigen, die mir dabei helfen können. Doch werden sie dies wohl nur tun, wenn auch ihnen geholfen wird. Außerdem ist mir selbst daran gelegen, Domna Fenia und ihrem kleinen Sohn zu finden. Deswegen bitte ich dich: Wenn du weißt, wo man deinen Bruder finden kann, oder es in Erfahrung bringen kannst, so sage es." Er blickte Udinia unverwandt an. "Du kannst es zunächst nur mir sagen - ich bitte dich sogar darum. Ich werde es den anderen nur verraten, wenn du dich davon überzeugt hast, dass dir oder deinem Bruder keine Gefahr droht. Und", fügte er mit Nachdruck hinzu, "erst nachdem wir alle gemeinsam Domna Romina befreit haben."
"Ich kann keinen weiteren Tag damit warten, mich auf die Suche nach meiner Nichte zu begeben. Die edlen Damen und der Herr da draußen sind leider die einzigen, die mir dabei helfen können. Doch werden sie dies wohl nur tun, wenn auch ihnen geholfen wird. Außerdem ist mir selbst daran gelegen, Domna Fenia und ihrem kleinen Sohn zu finden. Deswegen bitte ich dich: Wenn du weißt, wo man deinen Bruder finden kann, oder es in Erfahrung bringen kannst, so sage es." Er blickte Udinia unverwandt an. "Du kannst es zunächst nur mir sagen - ich bitte dich sogar darum. Ich werde es den anderen nur verraten, wenn du dich davon überzeugt hast, dass dir oder deinem Bruder keine Gefahr droht. Und", fügte er mit Nachdruck hinzu, "erst nachdem wir alle gemeinsam Domna Romina befreit haben."
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Udinia erwiderte den Blick des Rekonvaleszenten einen langen Augenblick, blickte jedoch dann zu Boden und schwieg. Schließlich rang sie sich zu einer Entscheidung durch. "Gut, ich kann Euch sagen, was ich tun würde, wenn ich meinen Bruder sehen wollte. Hört mir zu ..." Sie beugte sich vor und flüsterte Dom Gendahar ins Ohr.
Udinia erwiderte den Blick des Rekonvaleszenten einen langen Augenblick, blickte jedoch dann zu Boden und schwieg. Schließlich rang sie sich zu einer Entscheidung durch. "Gut, ich kann Euch sagen, was ich tun würde, wenn ich meinen Bruder sehen wollte. Hört mir zu ..." Sie beugte sich vor und flüsterte Dom Gendahar ins Ohr.


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'''Autor:''' [[Benutzer: Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Eine halbe Stunde mochte vergehen, vielleicht ein wenig mehr, doch der Edlen von [[Landedlengut Eslamsstolz|Eslamsstolz]] erschien die Zeit gleich einer Ewigkeit. Sie nutzte sie, um sich doch noch den Schmutz notdürftig aus dem Gesicht und von den Händen zu waschen. Endlich öffnete sich die Tür der Hütte, und das Mädchen Zaida trat heraus, um den Söldnern und Kriegerinnen dampfende Hefefladen, Honig und Schinken zu bringen.
Kurz darauf saßen die Domnas Richeza und Rifada, Dom Hernán, Dom Moritatio, Dom Gendahar sowie die alte Udinia und die kleine Zaida um den Tisch in der Hütte versammelt, dicht gedrängt auf einer Bank und mehreren Schemeln.
Der Geruch des noch warmen Brotes und der salzige Geschmack der groben Wurst ließen Richeza das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch sie nahm sich kaum Zeit, die ersten Bissen hinunterzuschlucken, da fragte sie schon:
„Nun also: Was kannst du uns über den Aufenthaltsort deines Bruders verraten? Wo finden wir ihn?“
Die alte Udinia kaute bedächtig zu Ende, ohne den Blick von der Edlen zu nehmen. Dann sagte sie mit fester Stimme: „Was ich weiß, das habe ich diesem Herrn anvertraut.“ Sie nickte sacht in Richtung des Thangolforster Vogtes. „Er wird es Euch weiter berichten, so Ihr seine Bedingungen anhören mögt.“
„Bedingungen?“ Richeza starrte die Alte entgeistert an, warf einen kurzen Blick auf Dom Gendahar und dann ungläubig zurück zu der Frau. „Was, scherzt du? Seit Tagen schlagen wir uns durch die Ferkina-Horden, bangen um unser Leben und um das meines Vetters.“ Sie furchte die Stirn. „Es ist nicht an dir, Bedingungen zu stellen und an ihm schon gar nicht. Nun hörst du ''meine'' Bedingung“, zischte sie zornig, und im nächsten Augenblick hielt sie ein Stilett in der Linken, dessen Klinge sie der neben ihr sitzenden Zaida unter das Kinn drückte. „Wo ist dein Bruder – sag es, wenn deine Enkelin nicht für immer schweigen soll!“
„Sie ist nicht meine Enkelin“, erwiderte Udinia ungerührt. „Sie ist ...“ Doch Richeza ließ sie nicht ausreden.
„Es ist mir scheißegal, ob sie deine Enkelin ist, deine Nichte oder deine Dienstmagd!“, brüllte die Edle. „Wo ist der verdammte Heiler? Sprich! Oder ich vergesse mich!“
Die Alte zögerte einen Moment und sah zu Dom Gendahar.




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