2.008
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Amando Laconda da Vanya sah sie noch immer an. Richeza lachte irritiert und zuckte mit den Schultern. Erneut griff sie nach ihrem Löffel, stieß ihn in den nicht mehr ganz so heißen Getreidebrei, hob ihn zum Mund, hielt dann aber inne und sah ihren Großonkel noch einmal an. "Nun aber, Dom Amando – Ihr seid doch nicht wirklich hier, nur um nach diesem Bengel in den Bergen suchen zu lassen, oder?" | Amando Laconda da Vanya sah sie noch immer an. Richeza lachte irritiert und zuckte mit den Schultern. Erneut griff sie nach ihrem Löffel, stieß ihn in den nicht mehr ganz so heißen Getreidebrei, hob ihn zum Mund, hielt dann aber inne und sah ihren Großonkel noch einmal an. "Nun aber, Dom Amando – Ihr seid doch nicht wirklich hier, nur um nach diesem Bengel in den Bergen suchen zu lassen, oder?" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Nein - sondern um mir vorzuwerfen, ich sei eine schlechte Lehnsfrau!" antwortete Rifada spitz an ihres Soberans statt. Ihre schon bei Richezas | |||
Eintreten finstere Miene hatte sich bei der ungehörigen Interrogatio ihrer Nichte noch vor dem Frühmal noch weiter verdüstert. | |||
Nun ließ sie geräuschvoll ihren Löffel auf den Teller fallen und deutete auf Richeza: "Bei allem Respekt - da hört Ihr es gleich nochmal, aus Richezas | |||
unschuldigem Mund! Sie ist eine Hur...eine Dämonenbuhle, die sich dem verderbten Rakolus hingegeben und ihm gar noch einen sicher genauso | |||
verdorbenen Sohn geboren hat! Wie könnte ich so jemand Gefolgschaft leisten? Sie versteht so viel vom Kriegführen wie ein Zwerg vom Reiten - | |||
würde ich ihren Befehlen Folge leisten, würden sich hier im Tal schon die Ferkinas tummeln!" | |||
Amando Laconda brachte sie mit einem mißbilligenden Blick zum Schweigen und wandte sich dann wieder Richeza zu, die er noch einen Moment | |||
aufmerksam ansah, so als müsse er sich erst vergewissern, daß sie ihm auch wirklich alles berichtet hatte, was ihr Geist an Wissen über Rakolus' | |||
Sohn barg. Dann nickte er zu ihrer geäußerten Vermutung. | |||
"Wie Dir vielleicht schon einmal zu Ohren gekommen ist, meine Tochter, ist uns, die wir die Weihen des Herrn empfangen haben, die heilige | |||
Gabe gegeben, uns untereinander in der Gemeinschaft des Lichts auf geistigem Wege auch über große Entfernungen austauschen zu können. Vor | |||
zwei Tagen erreichte mich auf geistigem Wege der Hilferuf Domna Ligurias, einer engen Vertrauten und Ordentlichen Inquisitionsrätin der Suprema. | |||
Ich selbst hatte Hochwürden Liguria nach der eben von Dir selbst geschilderten Rückkehr von Domna Praiosmin von Elenta aus den Bergen an deren | |||
Hof nach Selaque gesandt, um der Reichsvogtin als Hofgeweihte zu dienen und gleichzeitig über das Seelenheil von Domna Praiosmin zu wachen." | |||
Rifada schnaubte verächtlich. Der Großinquisitor ignorierte es und fuhr fort: "Unglücklicherweise entsandte Domna Praiosmin meine Inquisitorin im | |||
vergangenen Jahr nach Elenta, in ihren nicht weit von hier gelegenen Heimatort, und statte sie mit den Rechten einer Castellanin und Administradora | |||
aus, da die dortige vorherige Administradora schon lange tatenlos dem Treiben einer in der ganzen Gegend bekannten Hebamme zugesehen hatte, | |||
die Domna Liguria binnen weniger Tage als Hexe überführen und dem Feuertod zur Läuterung überantworten konnte." Der Großinquisitor wank der | |||
Dienerin, auch ihm etwas von dem verdünnten Wein nachzuschenken, der zum Frühmahl gerreicht wurde und fuhr dann fort: "Hochwürden Liguria | |||
verblieb - entgegen meiner ursprünglichen Weisung, aber dann doch mit meiner Billigung - in Elenta und brachte vieles in gefällige Ordnung, was vorher | |||
lange im Argen gelegen hatte. Am vorgestrigen Tage aber wandte sie sich in großer Aufregung und Bestürztheit an mich - Elenta wurde offenbar von | |||
Bergbarbaren in nie gekannter Zahl angegriffen und zahlreiche unschuldige Seelen wurden auf grausame Weise vom Leben zum Tode befördert. Ich | |||
versprach ihr sofortige Hilfe vom Castillo da Vanya aus - aber mitten in unserem Austausch verlor ich plötzlich die Verbindung zu ihr,so daß ich | |||
annehmen muss, dass sie zu ihrer letzten Reise vor das Angesicht des Herrn abberufen wurde. Das ist aber noch nicht alles Übel. Noch am selben Tage | |||
erreichte mich eine Botentaube mit einer Nachricht von Domna Praiosmin selbst, daß Selaque und Castillo Albacim von den Wilden eingeschlossen seien. | |||
Es erschien uns ratsam, von Schrotenstein aus zunächst hierher zu reisen, um unser Gefolge durch zusätzliche Waffenknechte der Familia zu verstärken. | |||
Wie ich aber gleich nach meiner Ankunft erfahren musste", er warf Dom Berengar einen vernichtenden Blick zu, worauf dieser mit eingezogenen | |||
Schultern noch tiefer in seinen Stuhl rutschte, so daß er noch gerade eben über die Tischplatte ragte, "hat man Domna Praiosmin die dringend benötigte | |||
Waffenhilfe treulos verweigert." Er kippte den Inhalt seines Weinkruges mit einem Zug hinunter. | |||
Rifadas Augen begannen zornig zu blitzen. "Mein Gemahl handelte nur nach meiner Weisung! Zufürderst gilt es das Vanyadâl zu schützen - Elenta oder Selaque | |||
sind mir gleichgültig, solange die Dämonenbuhle dort das Sagen hat! Soweit es mir vom Zusammentritt der Landstände zu Ragath bekannt ist, beabsichtigt Graf | |||
Brandil ohnehin, den Orden vom wundersamen Rossbanner der Heiligen Hadjinsunni zu Blutfels unter Führung seiner eigenen Tochter Romina-Alba gen Selaque | |||
zu entsenden um Castillo Albacim zu entsetzen. Ich stehe bei Richeza im Wort, sie bei der Suche nach einem Heiler für ihren siechen Vetter Praiodor zu | |||
unterstützen. Wir beabsichtigten ohnehin, heute nach Elenta zu reiten und wir werden uns dann dort ein Bild der Lage machen und Euch Bericht erstatten, Oheim!" | |||
Amando Laconda da Vanya hatte bei der Erwähnung des rondrianisch gesinnten Ordens kurz eine Augenbraue gehoben, aber auch die Erwähnung des Heilers oder | |||
auch die Suche nach ihm jetzt zu dieser Unzeit schienen ihm nicht sonderlich zu schmecken. Da er es jedoch nicht auf einen Streit mit seiner Nichte vor zahlreichen | |||
anderen Augen und Ohren ankommen lassen wollte, frug er ganz ruhig, wieder an Richeza gewandt: "Was ist das für ein Heiler und was fehlt dem Jungen? In diesem | |||
Landstrich, meine Tochter, treiben sich viele Scharlatane, verrückte Eremiten und auch Hexen und Druiden herum. Du wirst verstehen, daß ich euch nicht erlauben | |||
kann, mit derlei Frevlern in Kontakt zu treten." | |||
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