Chronik.Ereignis1041 In den Schuhen des Kanzlers 02
Punin, 30. Rahja 1031 BFBearbeiten
In den Palastgärten des Palacio TaladurBearbeiten
Autor: Jott
Alejandro Honorio von Taladur schritt, seine Frau Richeza am Arm führend, durch die üppig blühenden Gärten des Palacios seines Großneffen und Soberans seiner Familia. Dom Rafik hatte anlässlich seines Tsatages zu einem bescheidenen Fest unter Freunden geladen. ‚Bescheiden‘ bedeutete hier in der Capitale jedoch anscheinend etwas gänzlich anderes als in Taladur. Und ‚Freunde‘ schien er unzählige zu besitzen.
Während Richeza ihre Aufregung und ihre Freude an diesem gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen nur mühsam verbergen konnte, war Alejandro eher unwohl inmitten dieser Opulenz. Als Rittmeister der Ragather Schlachtreiter war er seit seiner Jugend das Leben in der Garnison gewohnt und konnte dieser Verschwendungssucht wenig abgewinnen. Der Blick in die Gesichter der anderen Gäste verriet ihm jedoch, dass die meisten die Freude seiner Frau zu teilen schienen. Als sie die Einladung erhalten hatten, war sie tagelang in geschäftiger Unruhe umher geeilt, um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Und um allen Freunden und wahrscheinlich auch allen Neidern vom anstehenden Besuch in der Capitale zu berichten. Der Schneider war in dieser Zeit Dauergast in ihrem Streitturm gewesen. Selbst die Kinder, die zwar mitreisen, aber bei den verschiedenen Gesellschaften nicht einmal zugegen sein durften, mussten neu eingekleidet werden. Alles für den guten Eindruck bei ihrem Soberan.
Doch er musste ihr lassen, sie sah heute besonders hinreißend aus. Sie verstand es sich vorteilhaft zu kleiden. Er genoss für einen Moment ihren Anblick. Genoss ihr glückliches Lächeln, während sie ihre Blicke über die illustren Gäste schweifen lies. So zufrieden wie jetzt erlebte er sie in Taladur selten. Allerdings war er auch nur selten zu Hause, da er dauerhaft auf Cumrat stationiert war und so nur selten zu Besuch im Streitturm seiner Familia.
Sie spürte anscheinend seinen Blick auf sich ruhen, denn in diesem Moment drehte sie sich zu ihm und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln: „Sind die Blumenarrangements nicht wunderschön, Alejo?“
Er nickte und lächelte zurück, obwohl er es vollkommen überflüssig fand, in einem so reich blühenden Garten auch noch mannshohe Vasen mit weiteren Blumen aufzustellen. Ihn wunderte, dass aus den Brunnenanlagen kein Wein sprudelte… vielleicht sollte er das seinem Großneffen für das nächste Jahr vorschlagen. Alejandro konnte sich bei diesem Gedanken ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Frau verstand dies wohl als Zustimmung. Sie strich ihm sanft über die Wange.
„Siehst du, ich habe ja gesagt, dir wird es auch gefallen!“
„Und wie immer hast du Recht, Liebste.“
„Unser Soberan versteht wahrlich Feste auszurichten wie kein Zweiter… es ist alles so perfekt!“ Während sie dies sagte, ließ sie ihren Blick erneut umherwandern, bis er auf einer kleinen Gruppe prunkvoll gekleideter Magnaten ruhen blieb, die Dom Rafik umringten und scheinbar angeregt mit ihm sprachen.
„Lass uns zu unserem Soberan gehen und ihm gratulieren… und ihn zu diesem umwerfenden Fest beglückwünschen.“ Richeza legte ihre Hand wieder in seine Armbeuge und ließ sich von ihm in Richtung der üppig mit erlesensten Speisen beladenen Tische führen, vor denen die Gruppe um Dom Rafik stand.
Während sie näher kamen, fiel Alejandro auf, dass auch einer der Diener und drei der Wachen sich am Gespräch beteiligten. Und das Gespräch wirkte nicht nur angeregt, es wirkte fast schon aufgeregt. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Beunruhigt beschleunigte er seine Schritte.
Als sie in Hörweite kamen, sprach gerade eine Magnatin, von der man hinter vorgehaltener Hand munkelte, dass sie zurzeit die Favoritin unter den Geliebten seines Soberans sei. "...es war mit Sicherheit ein Tier! Wir hatten mal einen jungen Berglöwen in der Speisekammer… alle Würste und Schinken waren angebissen! Meine Zofe entdeckte ihn, als sie mir Wein bringen sollte. Er hat ihr mit seinen Krallen das halbe Gesicht entstellt… ich musste sie entlassen und eine neue Zofe suchen, dabei habe ich so an ihr gehangen… Es war furchtbar!“ Sie fächerte sich bei der Erinnerung aufgeregt Luft zu. „Der Jagdmeister musste gerufen werden, um das Untier zur Strecke zu bringen. Und glaubt mir, der neue Pelzkragen war nur ein kleiner Trost bei all der Zeit und den Mühen, die ich aufbringen musste, um die neue Zofe anzulernen."
Dom Rafik schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln „Oh, Domna, welch schreckliche Erfahrungen Ihr machen musstet! Doch welches Glück diese grausliche Kreatur hatte, nach dem Festmahl auch noch den schwanengleichen Hals einer so liebreizenden Dame umschmeicheln zu dürfen! Wer von uns wünschte nicht so aus dem Leben zu scheiden?“
Alejandro waren Klatsch und Gerüchte schon immer zuwider gewesen. Einer der Gründe, warum ihn außer seiner Familia nichts zurück nach Taladur zog. Aber wenn er die beiden so reden hörte und dabei ihre Blicke sah, dann schien wirklich etwas an den Gerüchten um ihre Liebschaft dran zu sein. Ob sie wohl hoffte ihre Amorette mit Dom Rafik würde ihr zu einer hübschen, kleinen Tochter verhelfen? Sie hatte sich während des Banketts am Vorabend eine ganze Weile mit seiner Frau unterhalten, über ihre vier Söhne und ihren sehnlichen Wunsch ein Mädchen ihr eigen zu nennen. Nur ob sein Großneffe wohl der Richtige dafür wäre? Trotz der unzähligen Liebeleien, die man Dom Rafik nachsagte, war bisher noch nie etwas über einen Nachkommen bekannt geworden.
„Aber verehrte Domna, was für ein Tier sollte das denn sein, dass sich an den Süßspeisen vergeht und das Fleisch unangetastet lässt?“ entgegnete ihr ein älterer, hagerer Magnat, den Alejandro nicht kannte, und deutete dabei auf die Tische, auf denen die Speisen dargeboten wurden.
Alejandro folgte der Bewegung seiner Hand. Wahrscheinlich hätte er bei der Menge der aufgetürmten Speisen nicht einmal bemerkt, dass etwas fehlte, wenn nicht auf einem der Tische ein größerer Bereich der brokatenen Tischdecke sichtbar gewesen wäre, auf dem verstreut einige Punipantörtchen lagen.
Ein dicklicher, Alejandro ebenfalls unbekannter Magnat entgegnete: „Und welches Tier hätte wohl Verwendung für die Teller?... Das waren mit Sicherheit Zahoribälger! Ihr solltet unbedingt die Ställe durchsuchen lassen, wahrscheinlich fehlen auch Pferde!“
Die Domna schien nicht überzeugt: „Und wie, werter Dom, wie sollten denn Zahoris unbemerkt hier auf den Goldacker kommen können? Bei der Menge an Wachen allerorten?“
Nun meldete sich wieder der Hagere zu Wort: „Bei einem Cousin meiner Gemahlin ist eines Tages plötzlich die Zofe verschwunden und mit ihr das Silber und jede Menge Vorräte. Da hatte auch so ein Zahoriverführer seine diebischen Finger im Spiel.“
„Wohl nicht nur seine Finger!“, antwortete der dicke Magnat und war sichtlich erheitert von seiner eigenen Anspielung, die der Hagere mit einem missbilligenden Blick strafte.
Einer der Wachmänner, der während der Unterhaltung unruhig hin und her getreten war, fasste sich nun ein Herz und richtete das Wort an die hohen Herrschaften. Offensichtlich wollte er keine Zeit mehr mit Mutmaßungen und Geschichten verschwenden. „Wer oder was immer es war, edle Doms und Domnas, die Hunde, die werden ihn schon zur Strecke bringen! Sollen wir sie holen, Eure Exzellenz?“
Er schaute fragend zu Dom Rafik, doch noch bevor ihr Soberan etwas erwidern konnte, hörten sie unter dem Tisch ein ängstliches: „Nein! Bitte nicht zur Strecke bringen…“
Alejandros Frau war mit einem Mal kreidebleich. Und auch er selbst hatte die Stimme sofort erkannt.
Was er dann aber sah, als sich die Tischdecke anhob, versetzte ihn doch in ungläubiges Staunen. Denn heraus kam nicht wie erwartet seine Tochter, sondern der Kanzler höchst selbst: Farfanya war in ein seidenes Wams gekleidet, das über und über mit goldenen Weinreben bestickt war und eindeutig dem Kleiderschrank seines Großneffen entstammte. Auch das seidene Hemd mit dem auffälligen Spitzenkragen kannte Alejandro von der Gesellschaft am Abend zuvor. Zu dem Wams und dem Hemd trug sie feinste, jedoch ebenfalls viel zu große Lederschuhe mit goldenen Schnallen. Ihr langes, offenes Haar fiel in Wellen auf ihre Schultern und über die Ohren gehängt trug sie… Kirschen? Alejandro lachte kurz auf. Perfektioniert wurde die Illusion durch einen etwas verschmierten Tintenbart, den sie sich leicht schief ins Gesicht gemalt hatte. Er hätte am liebsten schallend gelacht, doch warf ihm seine Frau einen so entsetzten Blick zu, dass er sich beherrschte.
Einige der anderen Gäste hielten ihr Amüsement über diese unvorhergesehene Szene jedoch nicht zurück. Auch der dicke Magnat lachte laut, während der hagere seine finstere Miene behielt. Die Domna indes lächelte verzückt. Die Miene seines Soberans vermochte er nicht zu deuten. Dom Rafik lächelte zwar ebenfalls, doch das musste keineswegs etwas bedeuten. Er sah Dom Rafiks Augen erst über Farfanya, dann zu den einzelnen Gästen wandern und hier und da einen Moment länger verweilen, bevor er mit seinem Blick wieder zu Farfanya zurückkehrte. Diese kam derweil zaghaft unter dem Tisch hervorgekrochen, unter dem drei leere goldene Platten lagen und eine vierte, die noch zur Hälfte mit kleinen Törtchen bedeckt war. Einige davon waren bereits angebissen. Farfanya musste bereits Unmengen gegessen haben, wenn Alejandro von der halbleeren Platte auf die drei anderen schloss.
Als Farfanya vor ihm stand, sah Dom Rafik sie streng an: „Ich lade dich als Gast in mein Haus ein, Kind, und du dankst es, indem du Speisen von meinem Tisch…“ sein Blick ging zu Wams, Hemd und Schuhen „… und Kleidung aus meinen Gemächern stiehlst?“
Bei seinen Worten krallten sich Richezas Finger schmerzhaft in Alejandros Arm. So entsetzt hatte er sie noch nie gesehen. Und auch Farfanya schien verängstigt, als sie mit zittriger Stimme antwortete „…es war nicht aus Euren Gemächern, geliebter Soberan. Die Sachen dort habe ich nur angeguckt. Wirklich…“
Alejandro seufzte. Sie machte die Situation mit ihrer Offenheit nicht besser. Allerdings fragte er sich, wie es sein konnte, dass seine siebenjährige Tochter anscheinend problemlos in die Gemächer eines der wichtigsten Männer Almadas spazieren konnte, ohne von den Wachen aufgehalten zu werden. Dom Rafik schien den gleichen Gedanken zu haben, jedenfalls ging sein Blick für einen kurzen Moment zu den Wachen und Alejandro meinte hinter seinem Lächeln großen Unmut zu erkennen. „Nun wenn dem so ist…“
Alejandro löste seinen Arm aus Richezas Griff und ging zu Farfanya. „Du solltest doch den Abend mit deinen Brüdern in unseren Gemächern verbringen. Und stattdessen schleichst du umher? Wieso hat dich euer Kindermädchen nicht aufgehalten, als du die Räume verlassen hast?“ „Esfira war eingenickt…“ Alejandro schüttelte unwillig den Kopf, er würde wirklich mal ein ernstes Wort mit Esfira reden müssen. Es kam nicht zum ersten Mal vor, dass sie einschlief, während sie eigentlich auf seine Kinder aufpassen sollte. Vielleicht war sie inzwischen einfach zu alt, um so lebhaften Kindern wie den seinen gewachsen zu sein.
„Und da dachtest du, du nutzt das und gehst auf eigene Faust den Palacio erkunden?“
Fanya schüttelte den Kopf. „Nein, das war ganz anders! Ich musste gehen, weil… wir haben gespielt und Laurentio war El‘Fenneq, Assavo Raidri Conchobair und Almanzo war Geron, der Einhändige. Und ich wollte Dom Rafik sein. Aber Savo und Manzo haben gesagt, ich könnte gar nicht der Kanzler sein, weil ich ja gar keinen Bart habe. Und weil ich ein Kleid trage. Und dann haben sie gesagt, ich solle doch lieber Reichsbehüterin Emer sein und dann wollten sie mich an die Pyramide ketten und gegen den Drachen kämpfen.“ Sie schniefte. „Aber ich wollte unbedingt Dom Rafik sein. Und Tio hat dann gesagt, den Bart kann er mir machen.“
Sein Ältester war ihr wirklich stets ein guter Bruder. Und seine Rollenwahl verriet viel über ihn. Alejandro lächelte in sich hinein. Er würde mal ein guter Mann werden! Fanya würde jedoch noch lernen müssen, was sie wann besser nicht erzählen sollte… aber ihre Gefühle gingen noch so oft mit ihr durch. Und auch jetzt war dieser kleine Körper so voller Emotionen. Er konnte ihr deutlich ansehen, dass nicht viel fehlte, bis sie weinen würde, auch wenn sie beim Gedanken die Unterstützung durch ihren älteren Bruder für einen kurzen Moment dankbar lächelte.
„Aber der Bart sah ganz komisch aus mit dem Kleid… also hab ich geguckt, ob ich etwas finde, das so schön ist wie die Kleider von Dom Rafik. Aber so prachtvolle Kleidung trägt ja sonst keiner. Also hat Manzo gesagt, dann muss ich doch Emer sein. Mir würde sowieso nie jemand glauben, dass ich der Kanzler bin. Und Savo meinte, wenn ich schon nicht Emer sein will, dann soll ich doch wenigstens einen Helden nehmen. Und dann hab ich gesagt, der Kanzler ist ein Held. Aber Savo hat gesagt nein, ist er nicht, er hat ja auch kein Schwert. Und ich hab dann gesagt, ist er doch und Savo ist bloß zu dumm, um das zu erkennen. Und nicht alle Heldentaten werden mit dem Schwert begangen. Und dann hat er gesagt ich bin dumm, weil ich nicht weiß was ein richtiger Held ist und hat mich geschubst und ich bin hingefallen.“
Farfanya stockte, sah kurz schuldbewusst zu ihrer Mutter und senkte ihren Blick dann zu Boden. Die gespannt lauschende Domna, mit der Richeza am Vorabend gesprochen hatte, lächelte Farfanya aufmunternd an. „Und dann, kleiner Kanzler, wie ging es weiter?“
„Ich bin gegen Tio gefallen und der hatte noch die Tinte in der Hand… und dann war überall Tinte auf meinem neuen Kleid. Und ich wollte nicht, dass Esfira und meine Frau Mamá schimpfen müssen. Also bin ich schnell zur Waschküche gegangen.“
Die Domna nickte anerkennend. „Das war aber sehr umsichtig von dir!“
Alejandro merkte, dass die Freundlichkeit der Domna Farfanyas Selbstvertrauen allmählich zurückkehren ließ: „Und da waren das Wams und das Hemd. Und weil beide Flecken haben…“, sie deutete an den Kragen, an dem ein verdächtig nach Lippenrot wirkender Fleck zu sehen war. Dann blickte sie zu Dom Rafik.
„…und weil ihr eure Kleider ja ohnehin kein zweites Mal anzieht, dachte ich es ist nicht so schlimm, wenn ich sie ausleihe.“
„So, so, ich trage also meine Kleider kein zweites Mal? Woher hast du das?“
Fanyas Blick ging kurz ihrer Mutter, dann zu Boden. Sie überlegte einen Moment, bevor sie zögernd antwortete: „Das hab ich mal in Taladur gehört.“
„Und die Schuhe?“
„Die waren einer Kammer in der Nähe der Waschküche… da waren ganz viele… aber die hier waren am schönsten, nur ein bisschen schmutzig.“
„Und warum warst du dann in meinen Gemächern?“
„Ich wollte sehen, wie ich aussehe… und da in euren Gemächern nicht nur die Wände, sondern sogar Decke und Boden verspiegelt sind…“
Dom Rafik runzelte die Stirn. „Aber das sind sie nicht.“
„Ja, das habe ich dann auch festgestellt.“ Farfanya schaute mit unübersehbarer Enttäuschung zu Alejandro. Das musste sie aufgeschnappt haben, als er sich im Gespräch mit Richeza über die Geckenhaftigkeit seines Soberans lustig gemacht hatte.
„Und keine der Wachen hat versucht dich aufzuhalten?“, versuchte er dem Gespräch eine andere Richtung zu geben.
Farfanya schüttelte den Kopf. „Nein, Papá, die haben sich gar nicht um mich gekümmert…“
Alejandros Blick ging zu den Wachen, die bei ihnen standen und die ob der Unfähigkeit ihrer Companeros verlegen zu Boden schauten. Das musste ein Nachspiel haben, mit der Sicherheit des Kanzlers durfte nicht so sorglos umgegangen werden! Alejandro würde morgen mit seinem Großneffen darüber sprechen müssen.
„Und nachdem du in meinen Gemächern warst?“ Rafik blickte wieder zurück zu Farfanya.
„Dann wollte ich zurück zu unseren Zimmern gehen, aber ich hab den Weg nicht gefunden. Und dann war ich auf einmal in der Küche. Und da haben dann alle gelacht und sich verneigt, als ich reinkam und ein kleiner dünner Koch hat gesagt ‚welch unerwartet hoher Besuch, ich wusste gar nicht, dass Eure Excellencia wissen, wo wir niederes Volk unser Tagewerk vollbringen!‘“
Alejandro war wieder einmal beeindruckt, wie gut Farfanya Gespräche erinnern konnte. Diese Fähigkeit hatten auch ihre Hauslehrer schon des Öfteren gelobt. Wahrscheinlich hatte sie das von ihrer Mutter, die ihm einmal Gesagtes auch noch Jahre später wiedergeben konnte… meist um es ihm vorzuhalten. Farfanya würde diese Gabe dereinst bestimmt noch nützlich sein. Dem Personal aber würde sie heute wohl eher schaden.
„Und dann hat er mir mit einer tiefen Verbeugung einen Teller mit einem Törtchen hingehalten. Und das hab ich dann probiert. Aber es hat ganz furchtbar geschmeckt. Und als ich gesagt habe, dass ich das nicht essen mag, da hat er gesagt: ‚Aber dann könnt ihr unmöglich der Kanzler sein!‘. Ich hab ihn gefragt warum und er sagte, wenn ich der Kanzler wäre, müsste ich den ganzen Tag nur Punipan essen. Aus Präsentationsgründen. Und da hab ich gefragt wieviel denn und er sagte mindestens vier Teller voll. Das wollte ich nicht glauben, aber die kleine Magd mit den großen Brüsten hat gesagt: ‚Deshalb ist er so süß!‘ und dabei ganz komisch geguckt. Und dann ist sie ganz rot geworden und alle anderen haben ganz doll gekichert. Und die große Köchin mit dem faltigen Gesicht sagte ‚Doch, doch, der Kanzler hat halt einen gewissen Appetit‘ dabei hat sie dem Koch zugezwinkert und beide haben gegrinst. Dann habe ich gesagt, dass ich ja auch immer viel zu viel Appetit habe, aber dass ich eben nicht alles Süße mag. Da hat der kleine Koch gesagt: ‚der Kanzler macht da aber keine Unterschiede, der vernascht alles‘ dann hat er gelacht und die Köchin auch.
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