Chronik.Ereignis1032 Stellungswechsel 01
Kaiserliche Pfalz Weißenstein (Markgrafschaft Windhag), Ingerimm 1032 BFBearbeiten
Während des ReichskongressesBearbeiten
Autor: Boraccio D'Altea
Nervös schritt Boraccio D'Altea vor der Tür des Konferenzzimmers auf und ab. Dem Almadaner war deutlich anzusehen, dass er in den letzten Nächten kaum in den Armen Borons gelegen hatte, was nicht an den ausgelassenen Feierlichkeiten lag, mit denen sich der Adel des Raul'schen Reiches die Abende des Reichskongresses versüßte. Endlich erschien ein Diener und bedeute ihm in das Zimmer einzutreten, in dem der Reichsgroßgeheimrat Rondrigan Paligan ihn bereits erwartete.
„Eure Erlaucht.“ Der Junker machte eine tiefe Verbeugung.
„Nehmt Platz, Euer Wohlgeboren.“ Der Markgraf von Perricum deutete auf einen Stuhl. Auf seinem Schreibtisch lagen Akten, eine davon hatte er aufgeschlagen vor sich. „Womit kann ich Euch weiterhelfen?“
Boraccio verspürte einen Kloß ein seinem Hals. Lange hatte er mit sich gerungen, sich gewappnet die schwere Entscheidung in die Tat umsetzen. Aber jetzt, wo es so weit war, wollte ihm die Stimme fast versagen. Er räusperte sich. „Nun ... es ist viel geschehen in den letzten Tagen. Ich ... denke es ist an der Zeit, die neue, alte Königin von Almada meiner Dienste zu versichern.“ Nun war es raus. Die Anspannung fiel von ihm ab.
Des Reiches Geheimrat lächelte kurz und betrachte den großgewachsenen Almadaner aufmerksam. Die Augenklappe über dem rechten Auge und die zahlreichen Narben ließen keinen Zweifel an der bewegten kriegerischen Vergangenheit des Junkers. „So ist es den Magnaten also doch möglich eine Entscheidung bezüglich der Thronfolge zu treffen?“, spottete der Perricumer in Anspielung auf die faule Ausrede, die der almadanische Kanzler erst vor kurzem benutzt hatte.
„Ich kann nicht für die Nobleza sprechen, nur für mich.“ antwortete der Almadaner. „Auch vermag ich es noch immer nicht dort Recht zu sprechen, wo selbst die Kirche unseren Herrn Praios sich offenkundig schwer tut.“ Dom Boraccio hatte sich von seinem Stuhl erhoben und starrte nun aus dem Fenster. „Aber einst leistete ich einen Eid, als kaiserlicher Offizier. Ich schwor dem Vater der beiden kaiserlichen Geschwister das Reich zu schützen und Schaden von ihm abzuwenden. Dann musste ich mit ansehen, wie Golgari ihn holte und über das Nirgendmeer hinfort trug. Und nun muss ich mit ansehen, wie seine Kinder sich um sein Erbe streiten. Bislang konnte ich mich der Hoffnung hingeben, dass die Familia ihren Hader friedlich beilegen würde. Diese Hoffnung hat sich nun zerschlagen, es gilt einen Kaiser zu wählen um weiteren Schaden vom Reich abzuwenden. Denn nur ein einiges Reich kann gegen die Wölfe bestehen, die dort draußen lauern. Egal ob sie die Zähne fletschen wie der Fürst-Komtur oder Kreide gefressen haben, wie der Comto-Protector.“ Der Almadaner drehte sich wieder um und schaute dem Reichgroßheimrat fest in die Augen. „Und so wähle ich die Kaiserin, die es geschafft hat, die Großen des Reiches um sich zu scharen. Auch wenn ich mir damit den Hader meiner Landsleute zuziehe.“
Rondrigan Paligan nickte nur verständnisvoll. „Eure Entschluss entspringt nicht einer langfristigen Planung, nehme ich an?“
„In der Tat, es gilt einige Vorbereitungen zu treffen. Euer Erlaucht werden sicher verstehen, dass dieses Gespräch keine allzu großen Kreise ziehen sollte. Auch hoffe ich darauf, noch mit einigen Mitgliedern der Nobleza sprechen zu können, zumindest so lange meine Position noch nicht öffentlich bekannt geworden ist. Wenn es gelingt, zumindest einigen Magnaten den Ernst der Lage zu verdeutlichen, dann mögen die Worte der Vernunft vielleicht bis an das Ohr seiner kaiserlichen Hoheit dringen. Oder zumindest wird seine Machtbasis geschwächt.“
„Gut, gut.“ Der Markgraf beugte sich vor. „Habt Ihr Unterstützung in dieser Sache? Vielleicht gar die von Kanzler Rafik?“
Dom Boraccios Miene verfinsterte sich. „Die Disentes neigen im Augenblick nicht dazu, allzuviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen. Und was Dom Rafik angeht, da wäre ich mir nie sicher, was nicht doch plötzlich das Ohr des Kaiser findet. Aber ich habe bereits eine Übereinkunft mit dem Baron von Höllenwall getroffen, auf dessen Gebiet ich mich zur Not zurückziehen kann. Und wir wollen doch erst mal sehen, wem es gelingt mein Terzio mit meinen Leuten auf meinem Grund und Boden, auf dem ich aufgewachsen bin, zu besiegen!“ Bei diesen Worten umschloss seine Hand den Griff seines Reitersäbels.
Markgraf Rondrigan lächelte nun wieder, erhob sich dann ebenfalls und schüttelte seinem Gast die Hand. „Euer Wohlgeboren Boraccio, seid versichert, dass Ihr die richtige Entscheidung getroffen habt! Ich werde Euch bei Zeiten in dieser Angelegenheit wieder kontaktieren. Bis dahin wird keine Wort an fremde Ohren dringen, dessen seid versichert. Die Zwölfe mit Euch.“
„Die Zwölfe mit Euch.“ antworte Boraccio und wandte sich bereits zum gehen.
„Eine Sache noch, Euer Wohlgeboren.“
Boraccio hielt inne und wandte sich um. „Ja?“
„Die Kaiserin wünscht kein weiteres Blutvergießen mehr in Hartsteen.“
Der Condottiere zuckte innerlich zusammen. Nun hatte ihn diese Angelegenheit doch noch eingeholt. „Selbstverständlich.“ Der Markgraf wusste entschieden zu viel für seinen Geschmack.
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