Chronik.Ereignis1032 Nach dem Reichskongress (Kornhammer) 05
Königlich Kornhammer, Mitte Rahja 1032 BFBearbeiten
Auf Castillo ScheffelsteinBearbeiten
Autoren: Benutzer:Boraccio D'Altea, Benutzer:Von Scheffelstein
Der Aracener starrte mit versteinerte Miene auf einen imaginären Punkt außerhalb des Raumes. "Ich danke Euch für Eure Meinung, werter Dom. So hat sich meine Hoffnung also nicht erfüllt, dass dem erfahrenen Diplomaten noch ein Ausweg einfällt, der mir bisher verborgen blieb. Man möchte fast daran verzweifeln. Ein jeder sieht das Unheil kommen, aber niemand sieht sich im Stande oder ist Willens dazu zu handeln. Die meisten tun, was wir schon die ganze Zeit getan haben: sich über den kaiserlichen Streit beklagen, aber die Dinge einfach ergeben hinnehmen, wie sie sind. Der Kanzler hofft, dass seine Einflüsterungen das Ohr des Kaisers erreichen und ihn dazu bewegen, mit seiner kaiserlichen Schwester zu reden. Aber wer weiß schon, welche Worte auch das Herz des Kaisers erreichen?"
Er begann nun wieder auf und ab zu wandern. "Und was ist, wenn alles Flüstern nichts nützt? Was ist, wenn der Krieg kommt, egal ob gegen Gareth und Vinsalt oder gegen uns selbst? Wenn der Krieg kommt, weil ein unreifer Junge nicht von seinem Spielzeug lassen will? Was zählt dann mehr, die Treue zum König oder die Treue zum Reich?"
Dom Boraccio blieb stehen. "Ihr glaubt nicht daran, dass die Landstände sich einig werden und geschlossen gegenüber der kaiserlichen Familie die Interessen Almadas vertreten. Dann bleibt uns nur eins: jeder muss für sich selbst wählen, wo er stehen wird. Und jede Wahl wird falsch sein."
Seine Stimme wurde wieder sanfter. "Dom Hesindian, wisst Ihr bereits, wie Ihr in dieser verfahrenen Situation zu handeln gedenkt?"
Der Vogt antwortete nicht gleich, und ein Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln, während er den Junker still betrachtete. „Nun, Dom“, sagte er und schlug für einen Herzschlag die Augen nieder, ehe er den Nachbarn wieder anblickte, „auf diese Frage kann ich Euch Kraft meines Amtes nur eine Antwort geben: Ich bin der Vogt eines königlichen Eigenguts und habe als solcher dem König Treue zu leisten. Bislang schien es ganz einfach, denn bislang waren König und Kaiser dieselbe Person: Auf Reto folgte Hal, auf Hal Brin, und als der junge Kronprinz 1021 nach dem Fall Bosparans zugunsten seiner Schwester auf die Eslamskrone verzichtete, war der Weg frei für die künftige Kaiserin, auch Königin Almadas zu werden.
Gleichwohl: Was einfach schien, war damals schon eine delikate Angelegenheit. Wie Ihr wisst, wurde geltendes Recht zweimal zuungunsten Selindian Hals umgeschrieben. Erstmalig das Reichsrecht, als auf dem Hoftag zu Gareth 1014 beschlossen wurde, Frauen nicht länger von der Erbfolge auszuschließen und Selindian somit der Kaiserthron verwehrt wurde. Zum zweiten Male das Almadaner Landrecht, als Rohaja den Thron Almadas bestieg. Wenngleich hier der junge Prinz, wie ihm wohl angeraten wurde, selbst auf sein Recht verzichtete. Später, als junger Mann, forderte Seine Majestät für sich zurück, was ihm von Geburts wegen zustand: Die Königswürde und schließlich die Kaiserkrone. Aber vergessen wir nicht: Wir Almadani waren es, die ihn zu beidem drängten. Der Prinz war von jeher umgeben von engen Vertrauten, die auf ihn Einfluss nahmen und – das ist ein offenes Geheimnis – durch ihn eigene Ziele verfolgten.“
Dom Hesindian griff nach seinem Becher, trank einen Schluck und wiegte den Kopf. „Jene, die Hal Secundus auf den Thron gesetzt haben, werden gewiss nicht beim ersten Gegenwind die Segel streichen, Dom Boraccio.“ Bedächtig stellte der Vogt den Becher wieder ab, während sein eindringlicher Blick den des Junkers festhielt.
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